Protokoll:

Herr Wappenschmidt erkundigte sich hinsichtlich der sexuellen Übergriffe auf Kinder in Lügde und Münster und der in diesem Zusammenhang erhobenen Vorwürfe gegen die Behörden, über mögliche Schwachstellen in der Verwaltung und in den mit dem Kinderschutz beauftragten Stellen und Netzwerken. Vieles sei bereits durch das Netzwerk Frühe Hilfen auf den Weg gebracht worden, jedoch stelle sich die Frage ob Verbesserungsbedarf und weiterer Handlungsbedarf, auch durch die Politik, bestehe.

 

Herr Lonnes antwortete, dass es selbst bei bester Ausstattung diesbezüglich keine 100 % Sicherheit geben kann. Das Jugendamt sei auch keine Strafverfolgungsbehörde, die Sachverhalte mit erkennungsdienstlichen Maßnahmen ermitteln könne. Dies sei Aufgabe der Polizei, welche sich in NRW angesichts der aktuellen Ereignisse bereits anders aufstelle. Gleichwohl sei das Jugendamt des Kreises dem Kindeswohl verpflichtet. Ob das Kindeswohl durch die derzeit diskutierte Strafverschärfung und Änderung der Einordnung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen von einem Vergehen in ein Verbrechen besser geschützt werden könne, müsse zunächst abgewartet werden.

Die vornehmliche Aufgabe des Jugendamtes und dessen Partner, sei der Kinderschutz. In diesem Bereich sei bereits eine Hohe Sensibilisierung vorhanden. So setze der Einsatz von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern in Kinder- und Jugendeinrichtungen, die zwingende Abgabe eines Führungszeugnisses voraus. Schwierig gestalte sich die Situation natürlich innerhalb der Familienstrukturen.

Im Schulbereich, wisse man bereits, dass die neu ausgebildeten Lehrkräfte, sich oft noch unsicher sind, wie mit einem Verdachtsfall auf sexuellen Missbrauch umzugehen sei. Hier soll mit dem Bildungsnetzwerk und in Zusammenarbeit mit den anderen Jugendämtern, eine Kooperation mit den Schulen aufgebaut werden.

Auch die Betreuung gefährdeter Familien stelle das Jugendamt immer wieder vor Herausforderungen. Hierzu verwies er auf die steigenden Fallzahlen im Bereich der Hilfen zur Erziehung. Ihm wäre wohler, wenn alle Stellen im ASD ständig besetzt wären und ausreichend Zeit verbleibe, auf jeden Einzelfall angemessen reagieren zu können. Andere Jugendämter haben externe Prüfungen ihres ASD beauftragt. Die Ergebnisse für die anderen Jugendämter werden, bezogen auf das Jugendamt des Rhein-Kreises Neuss, ausgewertet.

 

Herr Kresse stimmte den Aussagen von Herrn Lonnes zu, dass beim Thema Kinderschutz vor allem ein starker Staat gefragt sei. Eine gute und funktionierende Jugendhilfe sei vorhanden, es sei nun Aufgabe des Gesetzgebers strukturelle Mängel zu beheben.

Die bisher vorhandene Wachsamkeit müsse beibehalten werden. Dies gehe nur mit einer ausreichenden Personalausstattung. Es gebe noch viel zu tun und ein langer Atem sei dabei notwendig.