Beschlussempfehlung:
Der Schulausschuss empfiehlt dem
Kreistag des Rhein-Kreises Neuss, aus dem Digitalpakt 700.000,-€ für die
Projekte
a.
Elektromobilität
am BBZ Grevenbroich
b.
Additive
Manufactoring am BBZ Neuss Hammfeld und
c.
Labor
zur Herstellung von Wasserstoff im Elektrolyseverfahren am BBZ Dormagen
bereit zu stellen.
Sachverhalt:
A. Allgemeines
Die
Auswirkungen des Klimas auf die Lebensbedingungen unserer Gesellschaft werden
gerade von jungen Menschen als ein bestimmendes Element ihres Lebens
wahrgenommen. Dies zeigt insbesondere der hohe Rückhalt für die Bewegung „Fridays
for Future“, den sie vor der Corona Krise bei Schülerinnen und Schülern aller
Schulformen hatte. Sie fordern eine starke Veränderung der Einstellung zum
Leben, zu den entwickelten Lebensgewohnheiten und zum Umgang mit natürlichen
Ressourcen.
Das
Klima zu schützen, steht aber nicht ausschließlich im Focus der jungen
Generation. Bereits die Vereinten Nationen (UN) haben auf verschiedenen
Klimagipfeln Übereinkommen abgeschlossen, in denen Länder wie die
Bundesrepublik Deutschland sich verpflichtet haben, Schadstoffimmissionen
wesentlich zu reduzieren. Die hierzu durchgeführten Klimagipfel sind auch von
Vertretern des Rhein-Kreises Neuss besucht worden. Insbesondere das 2015
abgeschlossene Übereinkommen in Paris, mit dem die Erderwärmung auf unter 2 % des
vorindustriellen Wertes begrenzt werden soll, beeinflusst die
Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland und ist für den im
Rhein-Kreis Neuss zu vollziehenden Strukturwandel mit dem staatlichen Verbot
der Kohleverstromung ab dem Jahr 2038 ursächlich geworden.
Unter
ihrer Präsidentin Ursula von der Leyen hat die Europäische Kommission dem
Europäischen Parlament, dem Europäischen Rat, dem europäischen Wirtschafts- und
Sozialausschuss und dem Ausschuss der Regionen den Abschluss eines „Europäischen
Grünen Deal“ vorgeschlagen, mit dem die EU zu einer fairen und wohlhabenden
Gesellschaft mit einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen
Wirtschaft ausgebaut werden soll, die im Jahr 2050 keine
Netto-Treibhausgasemission mehr freisetzt und in der das Wirtschaftswachstum
von der Ressourcennutzung abgekoppelt ist. Insoweit sollen nach der Vorstellung
der Kommissionspräsidentin die Treibhausgase der EU bis 2030 um mindestens 55 %
unter dem Wert von 1990 fallen.
Auf
Grundlage der Pariser Vereinbarung hat Bundeskanzlerin Angela Merkel 2019 eine
Kohlekommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung ins Leben
berufen, um den Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung in der
Bundesrepublik Deutschland verbindlich festzulegen. Auf der Grundlage der
Empfehlungen der Kohlekommission haben Bundestag und Bundesrat ein Gesetz über
den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung beschlossen. Der Verzicht
auf die Nutzung von Braun- und Steinkohle zur Stromerzeugung spätestens ab dem
Jahr 2038 wird den Strukturwandel im Rheinischen Braunkohlerevier gegenüber den
bisherigen Vorgaben aus der Politik enorm beschleunigen.
Die
Landesregierung von Nordrhein-Westfalen plant unter Leitung des
Ministerpräsidenten Armin Laschet und Umweltministerin Ursula Heinen-Esser ein
Klimaanpassungsgesetz in den Landtag einzubringen, mit dem es insbesondere
Städten erleichtert werden soll, ihre Infrastruktur an die Gegebenheiten des
Klimawandels anzupassen. Im Zentrum eines solchen Gesetzes stehen die Entwicklung
und der Schutz von Frischluftschneisen in den Innenstädten, die Begrünung
versiegelter Flächen als auch die Schaffung von Vorkehrungen gegen Starkregen.
Auch
der Rhein-Kreis Neuss hat mit dem Kreistag auf die Bedeutung des Klimaschutzes
hingewiesen. Die Fraktionen CDU, SPD, FDP, UWG und Aktive Bürger
Gemeinschaft-Die Aktive haben in der Sitzung des Kreistags am 18. Dezember 2019
eine Strategie zum Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaktivitäten vereinbart, mit
der die Empfehlungen der Kohlekommission im Rhein-Kreis Neuss 1:1 umgesetzt
werden sollen. Mit dieser Strategie sollen
1.
der
Strukturwandel bewältigt,
2.
der
Klimaschutz nicht nur auf die Energieversorgung, sondern auf alle Bereiche wie
etwa die Gebäudeinfrastruktur und den Verkehr in einer nachhaltigen Leitstrategie
ausgedehnt
3.
Klimawandelvorsorge
betrieben und
4.
der
Erhalt und die Schaffung neuer zukunftssicherer Arbeitsplätze und die Schaffung
des dazu erforderlichen Wohnraums , neuer Wertschöpfungsketten und
Wertstoffkreisläufe unter Abwägung ökologischer, ökonomischer und sozialer
Anforderung geleistet
werden.
Hierzu äußerte sich Landrat Hans-Jürgen
Petrauschke am 2. Januar 2020 gegenüber der Neuss-Grevenbroicher Zeitung: „Klimaschutz war, ist und bleibt wichtig. Ich
nenne nur mal eine Zahl, die ich beachtlich finde: Seit 1988 haben wir im
Rhein-Kreis 223 Hektar Wald gepflanzt. Das ist ein Areal in der Größe von 300
Fußballfeldern. Dabei haben wir weitgehend nicht von der Landwirtschaft
genutzte Flächen bepflanzt, sondern bestehende Waldgebiete im Grevenbroicher
Elsbachtal, in Neukirchen und in Rommerskirchen den Stommelnder Busch ergänzt.
Ich finde, das ist eine gute Bilanz.“
B. Bisherige
Investitionen in die Schulgebäude
Bereits
seit über 20 Jahren investiert der Rhein-Kreis Neuss in die Energieeffizienz
seiner Schulgebäude. Hierzu ist mit den Schulen ein Monitoring aufgebaut
worden, mit dem Energieeinsparungen gemessen und Verbrauchseinsparungen genutzt
wurden, um weitere Investitionen zu tätigen und verhaltensbedingte Änderungen
zu belohnen. Insbesondere das Berufsbildungszentrum Neuss Weingartstraße hat
sich in diesem Programm hervor getan und wurde seit 2000 mit dem
Eco-Management-Audit-Scheme- Siegel (EMAS) der Europäischen Union
ausgezeichnet.
C. Neue
Herausforderungen
Aufgrund
der beschriebenen Situation ist es nicht mehr ausreichend, lediglich die
energetischen Voraussetzungen der Schulgebäude zu optimieren. Vielmehr ist es
erforderlich, die berufliche Bildung an die Herausforderungen des
Strukturwandels anzupassen. Insbesondere gilt es, Schülerinnen und Schüler
neben den herkömmlichen Verfahrensweisen auch mit den modernen klimaschonenden
Techniken vertraut zu machen und die Digitalisierung voran zu treiben. Hierdurch
wird nicht zuletzt ein Innovationspotential der beruflicher Bildung in
Wirtschaft und Handwerk transferiert. Auch hiermit kann ein Beitrag geleistet
werden, damit zukünftig nach dem Ende der Kohleverstromung im Rhein-Kreis Neuss
eine industrielle und handwerkliche Wertschöpfung mindestens auf heutigem
Niveau stattfindet. Insbesondere ist folgendes vorgesehen:
a.
Elektromobilität
im BBZ Grevenbroich
Die Vorschriften für die
Ausbildung von Kraftfahrzeugmechatronikern sehen vor, dass den Auszubildenden
die Kompetenzen zur Arbeit an HV-Fahrzeugen (Hochvolt-, Hybrid- und
Elektrofahrzeugen) vermittelt wird. Das BBZ Grevenbroich legt dabei besonderen
Wert auf eine praxisorientierte Vermittlung der Kompetenzen am realen Objekt.
Dieses Vorgehen stößt im Bereich Hochvolttechnik da an Grenzen, wo die
Sicherheit der Schülerinnen und Schüler nicht gewährleistet werden kann;
deshalb scheiden hier bei bestimmten Arbeiten reale Fahrzeuge als Lernträger
aus. Geeignet sind dagegen Schulungsstände, an denen sehr realitätsnah gearbeitet
werden kann, die aber zugleich so gebaut sind, dass Elektrounfälle selbst bei
nicht beaufsichtigter Tätigkeit oder bei Fehlern in der Vorgehensweise
vollkommen ausgeschlossen sind.
Darüber hinaus soll der
Einsatz von E-Fahrrädern innerhalb der Schulgemeinde das Bewusstsein für andere
Formen der Fortbewegung stärken und so den Gedanken von Nachhaltigkeit und
Umweltschutz unterstützen.
Daraus ergeben sich
folgende Ausstattungswünsche:
3 Schulungsstände für die
Kfz-Werkstatt, an denen gefährdungsfrei mit Hochvolttechnik gearbeitet werden
kann (rund 80.000 €),
2 E-Lastenfahrräder (rund
10.000,- €).
siehe
Anlage 1
b.
Additive
Manufactoring im BBZ Neuss Hammfeld
Mit „Additive
Manufacturing“ wird der 3D-Druck als Fertigungsverfahren bezeichnet, bei dem aus
unterschiedlichen Materialien dreidimensionale Gegenstände hergestellt werden
können. Aktuell wendet die Schule den 3D-Druck mit Kunststoff schon an. In der
nächsten Ausbaustufe ist die Anschaffung eines 3D-Scanners und der 3D-Druck mit
geeigneten Metallen vorgesehen.
Daraus ergeben sich
folgende Ausstattungswünsche:
Beschaffung weiterer 3 D-Drucker
und 3D-Scanner (rund 190.000,- €).
siehe
Anlage 2
c.
Aufbau
eines Kompetenzzentrums „Elektrolyse, Brennstoffzelle und Regenerative
Energien“ im BBZ Dormagen
Es ist vorgesehen, den
Fachbereich Chemietechnik am BBZ Dormagen zu einem Kompetenzzentrum
„Elektrolyse, Brennstoffzelle und Regenerative Energien“ auszubauen.
Umweltschutztechnik wird fester Bestandteil sowohl der Erstausbildung als auch
der Weiterbildung in der Fachschule für Technik. Geplant sind u. a. die Errichtung
eines Labors zur Herstellung von Wasserstoff im Elektrolyseverfahren sowie die
Beschaffung von Apparaturen für Schülerversuchen und einer elektrochemischen
Workstation.
Daraus ergeben sich
folgende Ausstattungswünsche:
Technische Ausstattung für
Messungen und Versuche (rund 275.500,- €).
siehe
Anlage 3
D. Finanzierung
Die Förderung erfolgt aus
dem DigitalPakt wie folgt:
Förderung der Elektromobilität
am BBZ Grevenbroich: 300.000,-
€
Additive Manufacturing (BBZ
Neuss-Hammfeld): 100.000,-
€
Umweltschutztechnik (BBZ Dormagen): 300.000,-
€
700.000,-
€