Protokoll:

Herr Schmidt dankte für die Einladung zum Vortrag, die er gerne angenommen habe.

 

Die von Herrn Schmidt im Rahmen seines Vortrags gezeigten Folien sind dieser Niederschrift als Anlage beigefügt.

 

Die Schwarzpappel sei der mächtigste bodenständige Baum im Rhein-Kreis Neuss. Sie sei für ihn ein Leuchtturm und eine Erinnerung an die lange zurück liegenden Zeiten, als man noch Wald am Ufer gehabt habe. Die Schwarzpappel sei auf Katastrophenstandorte spezialisiert, die man insbesondere in den Gleituferbereichen des Rheins finde. Nur auf diesen Rohböden als Kies- Schotter- und Sandbänken sei der Baum in der Lage, sich fortzupflanzen. Auf Wiesen oder auf Acker sei eine natürliche Verjüngung nicht möglich. Hier müsse der Mensch helfen.

Er sei ab 2001 über seine Arbeit mit Weiden zur Schwarzpappel gekommen und habe methodisch nach diesen Bäumen in deren natürlichem Verbreitungsgebiet entlang des Rheins gesucht. Diese Aufgabe fasziniere ihn heute noch.

Die Schwarzpappel sei eine Art der Roten Liste, in NRW mit dem Gefährdungsstatus 2, stark gefährdet. Wichtig sei die Beachtung der Bestandesentwicklung, da man nicht von einzelnen hervorragenden Bäumen, sondern von Beständen eines Spezialisten am Wasser spreche.

Herr Schmidt verdeutlichte anschließend anhand von Aufnahmen aus dem Naturschutzgebiet Zonser Grind die Wuchsform der Schwarzpappel als Einzelbaum und im Bestand sowie im Vergleich dazu Hybriden als älteste Kreuzung aus der europäischen Schwarzpappel und einer der beiden amerikanischen Schwarzpappeln. Diese Kreuzung sei bereits Anfang des 18. Jahrhunderts begonnen worden, um die Stammform für die wirtschaftliche Nutzung zu optimieren. Die Schwarzpappel sei nur begehrt gewesen, weil sie als Art sehr resistent gegen Krankheiten sei.

Gut erkennbare Merkmale der Schwarzpappel seien die später typischen Knoten und Wasserreiser, um bei ihrer hohen Vitalität mit großer Blattmasse möglichst viel Stoffumsatz zu bewirken. Die Schwarzpappel besitze im Alter eine sehr raue Borke, die die Art als Schutz gegen das früher oft vorkommende Eis auf dem Fluss entwickelt habe.

Herr Schmidt erläuterte anschließend die charakteristischen Merkmale der Schwarzpappel an Blättern und Blüten.

Im Anschluss ging Herr Schmidt auf die Vermehrung der Schwarzpappel ein. Die Schwarzpappel vermehre sich nicht nur vegetativ durch z. B. den Abwurf von Ästen. Ihre Samenkapseln seien in der Lage, innerhalb des Fruchtstandes mit den Samenkapseln über Wochen hinweg keimfähig zu bleiben. Die Samen würden durch das Wasser transportiert und an bestimmten Stellen abgelagert. Wichtig sei ein bestimmtes Maß an Feuchtigkeit. Die Jungpflanzen seien in der Lage, sich durch gedrehte und lange Wurzeln im Boden festzusetzen.

Bei der Entwicklung der Jungpflanzen müsse alles zusammenpassen: Fruchtreife, Wassergeschehen, Temperatur und Hochwasserbedingungen. Dies habe er in den zurück liegenden 14 Jahren dreimal erlebt. In den folgenden Jahren müssten die Jungpflanzen gegen Hochwasser, mitgeschwemmte Stoffe und Eis ankämpfen. Sie seien in der Lage, sich auf ändernde Wasserstände einzustellen, wenn man sie lasse. Leider seien solche Pflanzenaufkommen an den Bundeswasserstraßen nach den gesetzlichen Vorgaben zu beseitigen, um Schäden zu vermeiden. Eigentlich führe aber die Erhöhung der Fließgeschwindigkeit mit der gleichzeitigen Erhöhung der transportierten Energie in den Niederlanden zu Problemen, was hydraulisch überdacht werden müsse.

Im Bereich Zonser Grind sei der Mäander des Rheinstroms besonders und ideal ausgeprägt, so dass sich hier ein interessantes Gleitufer entwickeln könne, welches ideale Voraussetzungen für die Vermehrung der Schwarzpappel biete.

Es sei notwendig, in der Fläche zu arbeiten. Zunächst sei eine Kartierung der vorhandenen echten Schwarzpappelbestände erforderlich. Hierbei habe er Unterstützung durch den Landesbetrieb Wald und Holz erhalten, auch bei der Werbung von Knospen- und Blattproben. Ergebnis der darauf folgenden genetischen Untersuchungen sei gewesen, dass man es mit hoher Sicherheit mit einem Bestand der echten Schwarzpappel zu tun habe. Die Ergebnisse bestätigten den generativen Ursprung der Verjüngung, was für die Erhaltung des genetischen Potentials der Art eine sehr große Bedeutung habe. Hier handele es sich auch nach Aussagen von weiteren Fachleuten um einen forstbotanischen Schatz. Dieser müsse gesichert werden.

 

Auf die Nachfrage von Beiratsmitglied Meyer-Ricks erläuterte Herr Schmidt, dass die Hybridformen der Schwarzpappel unfruchtbar seien. Hiervon gebe es mehrere Formen, Serotina und die Subspecies Italica, die mangels entsprechender Kenntnisse vor Jahrzehnten als Schwarzpappeln vermarktet und gepflanzt worden seien. Weitere Hybridformen seien Regenerata und Robusta als häufigste Formen, die aber ein früheres Blühverhalten hätten. Einzig die Spätpappel habe das gleiche Blühverhalten.

 

Beiratsmitglied Göbert fragte nach der Berücksichtigung der Schwarzpappeln bei den Einschlagarbeiten im Grind.

 

Herr Schmidt bestätigte dies. Er sei von den Forstbeamten mehrfach angesprochen worden. Außer im Fall eines Privateigentümers im Bereich eines Campingplatzes bereits vor Ela seien keine Schwarzpappeln gefallen.

 

Auf Nachfrage des Beiratsvorsitzenden erklärte Herr Schmidt, dass die Pyramidenpappel eine hier gebietsfremde Subspecies der Schwarzpappel sei. Diese sei in napoleonischer Zeit als Straßenbaum eingeführt worden, glücklicherweise als männliche und nicht sehr fruchtbare Klone. Bei einem weiblichen Exemplar und deren Verbindung mit echten Schwarzpappeln entstünden sehr schwer identifizierbare Kreuzungen, die man nur annäherungsweise nach ihrem Wuchsbild ansprechen könne. Die genetische Identifikation sei sehr aufwändig.

 

Herr Schmidt schloss seinen Vortrag mit dem nochmaligen Hinweis ab, dass man in den verbliebenen Schwarzpappelbeständen einen forstbotanischen Schatz besitze, der sich selbst vermehren könne, wenn man nur vernünftig mit ihm umgehe.

 

Vorsitzender Lechner dankte Herrn Schmidt, Herrn Stevens und Herrn Große für die sehr informativen Vorträge.