Protokoll:

Beiratsmitglied Arndt erklärte, das eine 2012 durch den BUND auf der Grundlage von Meldungen durchgeführte Untersuchung der Nester von Schwalben und Mauerseglern das Ergebnis einer in Dormagen erfolgten Untersuchung bestätigt habe, nämlich dass diese Tierarten stark rückläufig seien, unabhängig davon, ob sie Nistplätze finden könnten, oder nicht. Die Gründe seien ihr nicht klar. Möglicherweise liege dies am Nahrungsmangel oder an Gefahren auf dem Flug.

 

Beiratsmitglied Lechner wies darauf hin, dass sie gehört habe, dass die Toleranz gegenüber einer Kotverschmutzung bei Reitstallbesitzern abgenommen habe, da sich Kunden beschwert hätten. Weiter habe sie gehört, dass Schwalbennester abgeschlagen worden seien, was aber nicht angezeigt worden wäre. Wenn man wolle, dass Schwalben toleriert würden, müsse man hier Abhilfe schaffen.

 

Beiratsvorsitzender Lechner bestätigte aus seiner Erfahrung, dass ihm mitgeteilt worden sei, dass Schwalbennester beseitigt würden, die Menschen aber keine Anzeige erstatten wollten.

 

Kreisoberverwaltungsrat Schmitz erklärte, dass die Untere Landschaftsbehörde als zuständige Sonderordnungsbehörde ohne eine entsprechende Anzeige natürlich nichts tun könne. Im Fall einer Anzeige werde der Fall selbstverständlich verfolgt und geahndet.

Darüber hinaus versuche man bei Bauvorhaben mit Tierhaltung die Bauherren zu überzeugen, Nistplätze für Schwalben anzubringen.

Die Tierhaltung werde jedoch heute zumeist nicht mehr so betrieben, wie in der Vergangenheit, und von wenigen Ausnahmen abgesehen könne man die Schaffung von Nistplätzen bei Bauvorhaben nicht erzwingen.

 

Beiratsmitglied Lechner regte eine Initiative "Schwalbenfreundlicher Hof" an.

 

Stv. Beiratsmitglied Wittmer sah ein Erfordernis zur Erhöhung der Akzeptanz in der Bevölkerung. Der Biologieunterricht in der Schule lasse dies heute kaum noch zu. Die Themen lägen zumeist außerhalb der heimischen Pflanzen- und Tierwelt.

 

Beiratsmitglied Lechner erklärte, dass sie bei ihrem Unterricht im Kinderbauernhof festgestellt habe, dass die meisten Kinder der ersten Klasse eine Schwalbe nicht mehr als Vogel identifizieren könnten.

 

Beiratsmitglied Grimbach wies darauf hin, dass heute auch vielfach Lehmkuhlen fehlten, die den Schwalben erst den Nestbau ermöglichten.

 

Nach Meinung von Beiratsmitglied Arndt fehlten heute die Insekten als Nahrungsgrundlage. Dies gehe auf Maßnahmen der Tierhalter zurück. Hieran könne man als Beirat nichts ändern. Denkbar sei für sie aber eine Image-Kampagne zum Beispiel bei Wohnungsbaugesellschaften. Das Wissen um die Schwalbe sei heute zu gering. Die Schwalbe sei früher als ein Glück verheißendes Tier angesehen worden.

 

Vorsitzender Lechner erinnerte daran, dass er noch im Alt-Griechisch-Unterricht das Kinder-Heischelied gelernt habe "ἦλθ', ἦλθε χελιδών καλὰς ὥρας ἄγουσα" (Anm.: Es kam, es kam die Schwalbe, schöne Zeiten bringend; Athenaios[1]).

Zudem betreffe dies nicht nur Schwalben und Mauersegler, sondern auch Feld- und Haussperlinge, die man kaum noch antreffe, und Hausrotschwänze. Die Bereitschaft, hierfür Nistplätze zu schaffen, sei aber wohl gering.

 

Auf die Frage von Beiratsmitglied Göbert nach Kontakten zwischen Bauherren und dem Rhein-Kreis Neuss erläuterte Umweltdezernent Mankowsky, dass die Untern Bauaufsichtsbehörden bei den Städten im Kreisgebiet angesiedelt seien. Der Rhein-Kreis Neuss sei Untere Bauaufsichtsbehörde für die Gemeinden Jüchen und Rommerskirchen. Die Bauaufsicht prüfe zunächst die Übereinstimmung mit den gesetzlichen Vorgaben. Gleichwohl sei der Vorschlag aber gut, Informationen in diese Richtung zu geben, wenn das Vorhaben entsprechend angelegt sei. Man werde dies aufgreifen.

 

Beiratsmitglied Bolz schlug vor, Ausgleichsmaßnahmen bei Hofstellen in diese Richtung zu lenken und zum Beispiel ungenutzte Räume vorzuhalten.

 

Kreisoberverwaltungsrat Schmitz erklärte, dass man bei Vorkommen zum Beispiel bei angebrochenen Hofstellen im Rahmen der Artenschutzprüfung diesen Weg gehe und Ersatz für wegfallende Nistplätze fordere. Seien solche Vorkommen nicht vorhanden, sei es problematisch, eine solche Forderung in die Kompensationsplanung einzubringen. Sicher könne man dies anstoßen, was auch in den entsprechenden Fällen erfolge.

 

Beiratsmitglied Wittmer regte an, von Seiten der Kindergärten und Schulen das Bild der bäuerlichen Landwirtschaft durch Kontakte wieder zu beleben. Ein Ausflug hierhin könnte dazu führen, dass sich ganze Familien mit dem Thema beschäftigten.

 

Beiratsmitglied Trappen unterstützte dies. Insbesondere die Kindergärten seien bei der Gestaltung freier als die Schulen.

 

Umweltdezernent Mankowsky wies darauf hin, dass die Lehrerinnen und Lehrer an Schulen regelmäßig hoch belastet seien, sich aber trotzdem auch für diese Themen interessierten. Man habe einen Arbeitskreis im Gemeinschaftswerk Natur und Umwelt unter Leitung der Umweltpädagogin Marion Rudolph, in dem auch allgemeine umweltpädagogische Themen besprochen würden. Die Ergebnisse dieses Arbeitskreises stelle man den Schulen und Kindergärten zur Verfügung. Man könne die Welt nicht ändern, aber so im Kleinen etwas tun.

 

Beiratsmitglied Otten begrüßte dies als richtigen Ansatz. Wenn man sehr viel mehr tun wolle, müssten zunächst die benötigten Mittel zur Verfügung stehen.

 

Beiratsmitglied Arndt erläuterte, dass man in Neuss und im Umfeld seitens des BUND ausgebildete Frauen habe, die solchen Unterricht in Grundschulen nachmittags anbieten würden. Oft scheitere es aber daran, dass diese Frauen noch nicht einmal 15 Euro für eine Stunde erhielten. Könne das Gemeinschaftswerk dies unterstützen?

 

Umweltdezernent Mankowsky erklärte als Vorstandsvorsitzender des Gemeinschaftswerkes, dass eine solche Unterstützungsmöglichkeit grundsätzlich bestehe. Die Stadt Neuss sei als einzige Kommune im Rhein-Kreis Neuss noch nicht Mitglied im Gemeinschaftswerk. Dessen ungeachtet habe man aber auch im Stadtgebiet Neuss bereits Projekte gefördert.

 

Beiratsmitglied Lechner verwies auf die zur Verfügung stehenden Finanzierungsmittel für Schulausflüge. Auch in diesem Bereich könnten Mittel mobilisiert werden, wenn man sich darum bemühe.

 

Vorsitzender Lechner fasste zusammen, dass man überall dort, wo sich Ansatzmöglichkeiten zeigten, einhaken solle. Dies gelte für den Rhein-Kreis Neuss, die Kommunen und die Naturschutzverbände. Klar sei, dass der Rückgang der Arten und der Rückgang der Artenkenntnis parallel verlaufen würden. Fehlende Kenntnis bewirke fehlendes Interesse. Dies sei fatal.



[1] Ernst Diehl: Anthologia lyrica Graeca