Protokoll:

Vorsitzender Lechner schlug vor, diesen Tagesordnungspunkt bis zum Eintreffen des Landrates, der sein Kommen zugesagt habe, zurückzustellen.

 

Seitens der Mitglieder des Beirates erhob sich kein Widerspruch.

 

Landrat Petrauschke würdigte die 40-jährige Arbeit des Beirates und den 30-jährigen Vorsitz von Herrn Rainer Lechner in seiner Ansprache.

 

Landrat Petrauschke sprach den Mitgliedern des Beirates und dem langjährigen Vorsitzenden Rainer Lechner seinen Glückwunsch zu den diesjährigen Jubiläen aus, ebenso Frau Arndt zum heutigen Erhalt des Bundesverdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Diese Auszeichnung habe sie auch für ihre Arbeit im Beirat erhalten.

 

2015, so führte Landrat Petrauschke aus, sei ein durchaus ungewöhnliches Jahr. Der Rhein-Kreis Neuss und der Landschaftsbeirat feierten den 40. Geburtstag. Wenn man überlege, was vor 40 Jahren wichtig erschienen sei, falle einem Helmut Schmidt als Bundeskanzler, Walter Scheel als Bundespräsident ein, die Ostverträge seien gerade abgeschlossen gewesen. Gleichwohl habe man den Eindruck, dass es noch gar nicht so lange her sei. Man erinnere sich noch an viele Dinge und seitdem sei auch viel passiert.

Momentan habe man den Eindruck, dass es nur noch ein Thema gebe, nämlich die Flüchtlinge. Noch vor einem Jahr habe der demographische Wandel im Zentrum gestanden. Dies sei jetzt kein Thema mehr.

Es sei anmaßend, zu behaupten, man wisse, wie sich die Zukunft entwickeln werde. Man wisse auch heute nicht, wie sich die Lage z. B., in Syrien entwickeln werde und wie es mit den Flüchtlingen weiter gehe. Man gewinne allerdings den Eindruck, dass sich das Rädchen immer schneller drehe.

Es sei ja nicht das erste Mal, dass Flüchtlinge nach Deutschland kämen. Dies sei auch vor rund 70 Jahren der Fall gewesen, und damals habe die einheimische Bevölkerung nicht geglaubt, dass man dies schultern könne. Nun, es habe sich anders entwickelt.

Als die Grenze geöffnet worden sei, habe man überlegt, wie viele Turnhallen man den bereitstellen müsse.

Auch aus dem ehemaligen Jugoslawien seien viele Asylbewerber gekommen, als dort vor 25 Jahren der Krieg tobte.

Es seien spannende Fragen, die vor einem lägen. Ganz sicher werde man hier eine Lösung finden. Wenn man sich die Bilder aus Syrien ansehe, habe man eigentlich kein Verständnis für die Menschen, die noch dort blieben und abends nicht wüssten, ob sie am nächsten Morgen noch lebten oder im Bombenhagel umgekommen sein würden.

 

In diese Zeit falle das 40-jährige Jubiläum des Landschaftsbeirates. Die Arbeit des Beirates habe sich in dieser Zeit geändert; sie sei nicht immer so friedlich gewesen, wie sie heute erscheine, auch wenn Herr Lechner bereits seit 30 Jahren ununterbrochen den Vorsitz führe.

 

Vieles in der Natur, aber auch in der Gesellschaft, habe sich in dieser Zeit geändert und ändere sich auch weiterhin fortlaufend. Der ganz natürliche Umgang mit der Natur sei für viele Menschen nicht mehr normal. Er sehe hier die Vertreter der Jägerschaft und der Landwirtschaft sitzen, die heute darum ringen müssten, überhaupt anerkannt zu werden.

 

In den 9 Wahlperioden habe sich der Beirat immer wieder in seiner Zusammensetzung und hinsichtlich der an ihn gestellten Anforderungen geändert. Eines habe sich jedoch nicht verändert: Herr Lechner sei von Anfang an Mitglied des Beirates gewesen und ¾ der Zeit dessen Vorsitzender. Er sei vorher bereits unter Herrn Dr. Knörzer stellvertretender Vorsitzender gewesen und 1985 zum Vorsitzenden gewählt worden, etwas, das sich dann noch sechsmal wiederholt habe. Dies erfülle einen schon mit einer gewissen Ehrfurcht. Allerdings sei es im Rhein-Kreis Neuss auch nicht unüblich, über Jahrzehnte in einem Gremium den Vorsitz zu führen; so sei Herr Dr. Klose seit über 50 Jahren Vorsitzender des Sozialausschusses. Er glaube jedoch, dass dies in Nordrhein-Westfalen einmalig sei. Daneben sei Herr Lechner 30 Jahre lang Mitglied im Beirat bei der Höheren Landschaftsbehörde gewesen und zuletzt 14 Jahre auch dessen Vorsitzender und auch Mitglied im Beirat bei der Obersten Landschaftsbehörde.

 

Rainer Lechner habe viel für Naturschutz und Landschaftspflege im Kreis und darüber hinaus in Nordrhein-Westfalen geleistet und diesen maßgeblich beeinflusst und mitgestaltet. 148 Sitzungen habe es mit ihm gegeben und allein in der letzten Wahlperiode 331 Besprechungen und Entscheidungen mit der Unteren Landschaftsbehörde zu Planungen und Vorhaben. Herr Lechner habe es sich und anderen nie leicht gemacht und immer ein kritischer Betrachter gewesen sei, aber seine Entscheidungen immer mit Augenmaß getroffen habe.

Woher Herr Lechner bei alledem noch Zeit für seine Familie, Kunst, Geschichte, Ahnenforschung, Mitarbeit an Fachbüchern und in vielen anderen Vereinigungen, bleibe ein Rätsel. Es liege die Vermutung nahe, dass er ein Double haben müsse.

 

Die Zusammenarbeit mit Rainer Lechner mache Freude. Er habe ein markantes Profil, und dies sei geradlinig. Hinzu komme sein hohes Fachwissen, man könne ihn auf nahezu jede Tier- und Pflanzenart ansprechen. Rainer Lechner sei Biologielehrer gewesen und habe Pflanzen und Tiere auf bemerkenswert schöne Art nachgezeichnet und gemalt, oft schöner, als sie in Wirklichkeit seien.

 

Rainer Lechner liebe die Natur und lebe gerne in ihr. Er wünsche ihm, dass dies noch lange der Fall sein werde.

 

Er danke Herrn Lechner und den Mitgliedern des Landschaftsbeirates ganz herzlich für die geleistete Arbeit. Er wünsche ihnen, dass sie Ihre Arbeit noch lange und erfolgreich ausüben könnten, wenn auch vielleicht die Anforderungen in Zukunft noch schwieriger und größer würden.

Hier komme er nochmals auf die Frage der Flüchtlinge und Wohnungsbau zurück. Wenn man sehe, dass sich die Fläche nicht vermehren lasse, und man auf der anderen Seite wohl einhellig der Meinung sei, dass Hochhäuser keine Lösung seien, dann stelle sich die Frage, wie dies auf einer dicht besiedelten Fläche zu lösen sei an die auch für regenerative Energien, Photovoltaik, Windenergieanlagen, Ausgleichsflächen, nicht bebaubare Gewässerumfelder und natürlich Landwirtschaft Anforderungen gestellt würden. Dies sei ein spannendes Feld. Hier seien Lösungen zu finden.

Diese Spannungsfelder gebe es nicht nur in der Natur, sondern auch bei der Frage der Zeit. Jeder habe seit jeher nur 24 Stunden zur Verfügung. Diese Zeit sei im Gegensatz zu früher völlig verplant und man frage sich hinterher, wo sie geblieben sei. Dass es am vergangenen Sonntag 25 Stunden gewesen seien, habe vermutlich kaum jemand gemerkt oder eine Stunde übrig gehabt. Die Zeit verrinne und man müsse sie sinnvoll nutzen.

 

Landrat Petrauschke überreichte Herrn Lechner, auch stellvertretend für den Landschaftsbeirat, mit nochmaligem herzlichem Dank ein Arrangement aus Sukkulenten.

 

Vorsitzender Lechner dankte dem Landrat für seine Ansprache und das Geschenk. Eines könne er sagen: Es sei heute noch nicht alle Tage.