Protokoll:

Herr Dr. Bucher informiert über die Gewässer, die vom Erftverband im Rhein-Kreis Neuss betreut werden: der Gillbach, der Jüchener Bach, Norfbach und die Erft. Herr Dr. Bucher verweist zunächst auf die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU mit den beiden Hauptzielen „Verschlechterungsverbot“ und „Sanierungsgebot“. Herr Dr. Bucher betont, dass durch die Erfolge bei der Abwasserreinigung in den letzten Jahrzehnten die Qualität des Wassers erheblich verbessert worden sei. So stelle die allgemein schlechte Gewässerstruktur bei der Umsetzung der WRRL das Hauptproblem dar. Insbesondere durch die Begradigungen der Wasserläufe sei der Bedarf an Renaturierungsmaßnahmen sehr hoch. Begradigte, tiefe und schmale Gewässer sowie landwirtschaftliche Nutzung bis nahe zum Uferbereich seien die Hauptgründe dafür, dass weiterhin viele Fisch- und Pflanzenarten in diesen Gewässern nicht überleben können. 

Herr Dr. Bucher zeigt einige Beispiele gelungener Renaturierungen an Gillbach und Jüchener Bach. Er informiert über den Norfbach, bei dem es sich allerdings mit Ausnahme des Unterlaufs um kein natürliches Gewässer handle, sondern um ein künstlich angelegtes Entwässerungssystem. Durch die Sümpfungsmaßnahmen seit den 70er Jahren seien die anstehenden Niedermoore und Grundwasserböden jedoch trocken gefallen und folglich auch die Entwässerungsgräben. Allerdings werde nach Beendigung der Sümpfungsmaßnahmen das Grundwasser wieder ansteigen, sodass diese alten Entwässerungsgräben wieder benötigt werden. Bei solchen Voraussetzungen seien Renaturierungsmaßnahmen am Norfbach kontraproduktiv. Herr Dr. Bucher zeigt die Stellen, wo Sümpfungswasser in den Norfbach eingeleitet werde. Schließlich berichtet Herr Dr. Bucher über die Erft. Bis 2030 werde die Erft aufgrund der Einleitungen aus dem Bergbau doppelt so viel Wasser führen wie unter natürlichen Bedingungen. Ab 2045 gebe es in der Erft wieder eine natürliche Wasserführung mit einem viel zu großen Flussbett. Es sei ein Perspektivkonzept erstellt worden, wonach das Erftbett abschnittweise angepasst werde. Das nächste größere Projekt an der Erft soll in Gnadental realisiert werden. Herr Dr. Bucher verweist auf die Synergien der Gewässerrenaturierung, z. B. mit Natur- und Artenschutz, Hochwasserschutz aber auch Freizeit und Erholung.

 

(Anmerkung der Schriftführung: Die Powerpoint-Präsentation (Anlage 2) ist wegen der besseren Lesbarkeit auch auf der Internetseite des Rhein-Kreises Neuss abgelegt.)

 

Herr Fischer erkundigt sich zum Norfbach. Herr Dr. Bucher berichtet, dass die genehmigten Wassereinleitmengen zurzeit voll ausgeschöpft werden. Er gibt zudem zu bedenken, dass es durch größere Einleitungsmengen im Oberlauf zu Überschwemmungen kommen könne. Herr Geroneit fragt nach einem Ansprechpartner beim Erftverband, den man informieren könne, wenn z. B. Aufstauungen durch Äste und Laub entdeckt würden. Er bietet an, dass der Heimatverein Norf unentgeltlich bei Reinigungsarbeiten in und am Norfbach mithelfen könne, natürlich unter Anleitung des Erftverbandes. Herr Dr. Bucher informiert, dass der Erftverband wöchentlich am Norfbach Kontrollen durchführe und dabei auch die Wasserstände an verschiedenen Stellen messe. Den Vorschlag zur Mithilfe bei Reinigungsarbeiten an der Norf nehme er gerne auf. Er ergänzt, dass der Erftverband über einen Bereitschaftsdienst verfüge, der rund um die Uhr erreichbar sei.

Frau Hugo-Wissemann erkundigt sich zum Monitoring. Herr Dr. Bucher antwortet, dass der Erftverband bereits seit ca. 15 Jahre Monitoring betreibe. Herr Dickers fragt, wie das Vorhaben in Gnadental mit den wechselnden Wassermassen fertig werde. Herr Dr. Bucher erklärt, dass die verschiedenen Wassermengen zunächst immer am Computer modellhaft simuliert werden. Man habe nur die Möglichkeit, abschnittsweise vorzugehen und nicht im Jahre 2045 den kompletten Erftlauf auf einmal zu renaturieren. Herr Dr. Kalthoff zeigt sich besorgt, dass es durch die Renaturierungen zu möglichen Vernässungen in Siedlungsgebieten kommen könne und erkundigt sich zu den Nebengewässern. Herr Dr. Bucher betont, dass nach Beendigung der Sümpfungsmaßnahmen und dem damit einhergehenden Grundwasseranstieg jeweils neue Gleichgewichte zwischen natürlichen Gewässerabschnitten und schnellem Abfluss geschaffen werden müssen. Dazu gehöre natürlich auch, alte Gräben zu reaktivieren. Herr Graaff erkundigt sich zur Verlängerung der Fließgewässer, zum Abschluss der Renaturierungsmaßnehmen und zu den Kosten. Herr Dr. Bucher führt aus, dass sich die Erft von Bergheim bis zur Mündung ungefähr um 10 km, also von derzeit 30 km auf 40 km verlängern werde. Bedingt durch die Einleitungen von Sümpfungswasser bis 2045 solle in der Erft der gute Zustand erst zu diesem Zeitpunkt erreicht werden, bei allen anderen Gewässern 2027. Der Förderanteil des Landes liege bei 80 %, zudem entstünden vermarktbare Ökopunkte. Bei der Erft beteilige sich zusätzlich RWE, sodass dort der Anteil des Erftverbandes noch unterhalb von 20 % liege. Herr Dr. Bucher stellt abschließend heraus, dass renaturierte Gewässer im Regelfalle einen deutlich geringeren Unterhaltungsaufwand verursachen, z. B. ohne kostenintensive Böschungs- und Mäharbeiten auskommen.

 

Herr Mankowsky erkundigt sich zu den Auswirkungen auf Wassersportvereine. Herr Dr. Bucher betont, dass bereits heute die Erft nur noch über ca. 50 % der Wassermenge verfüge, wie noch in den 1970er und 1980er Jahren, in den Hochzeiten des Kanusports an der Erft. Bis 2030 werde die Wassermenge weiter und deutlich abnehmen, sodass dann z. B. für Wildwassersportarten kein Potential mehr vorhanden sei, unabhängig von den Renaturierungsmaßnahmen.

Vorsitzender Herr Markert erkundigt sich zur Nährstoffbelastung in den hiesigen Gewässern. Herr Dr. Bucher führt aus, dass der Eintrag von Nährstoffen, also die Gewässereutrophierung weiterhin ein Thema bleibe. Der Eintrag von Nährstoffen aus den Kläranlagen verringere sich durch bessere Techniken zunehmend, während der diffuse Eintrag z. B. aus Düngemitteln aus der Landwirtschaft konstant groß bleibe.