Protokoll:

Vorsitzender Lechner verwies auf die interessanten und imponierenden Ergebnisse der Kartierung durch Beiratsmitglied Grimbach. Dies sei um so beeindruckender, als der Frühlings- und Spätherbstaspekt nicht habe berücksichtigt werden können. Er dankte Beiratsmitglied Grimbach ausdrücklich für seine Arbeit.

 

Beiratsmitglied Grimbach erläuterte anhand der Artenlisten aus der Verwaltungsvorlage die Ergebnisse seiner floristischen Kartierung an Wegerainen entlang von Kreisstraßen in der Gemeinde Rommerskirchen.

Er sei von der Unteren Naturschutzbehörde um diese Kartierung gebeten worden und habe sich der Sache angenommen.

Das Artenspektrum sei in den ersten Abschnitten wie z. B. in der Fläche F1 unspektakulär gewesen.

Im Bereich des Abschnittes F2 sei deutlich zu erkennen, dass sich der Bestand zwischen Straße und Radweg deutlich von dem an den Äckern unterscheide. Für ihn werde daraus deutlich, dass dies weniger an dem Einfluss durch das Mähen, sondern vielmehr an dem Einfluss durch z. B. Dünger und Pflanzenschutz liege. Er stelle dies ohne Vorwurf fest. In dem Zusammenhang verweise er auf eine Broschüre des damaligen MELF NRW, die schon vor 35 Jahren den Wert der Wegeraine herausgestellt habe.

Die Fläche F3 an einem Rübenacker vor Evinghoven sei von den Arten her nicht sehr üppig gewesen. Möglicherweise hätte das Ergebnis anders ausfallen können, wenn der Frühlingsaspekt hätte berücksichtigt werden können.

Die interessanteste Fläche sei eine bei Alt-Ikoven gewesen. Die Hofanlage sei bereits auf Karten von Anfang des 17. Jahrhunderts verzeichnet. Hier habe man eine ungeheure Artenvielfalt feststellen können. So kämen hier auch Arten vor, die er als Neophyten einstufen würde, so z. B. das patagonische Eisenkraut. Er habe diese Pflanze auch im Umkreis von Zons kartiert. In Italien wachse diese Pflanze in den trockenen Bachläufen. Man könne vermuten, dass sie sich auf dem Vormarsch befinde. Sie könne Trockenheit und Hitze vertragen.

An dieser Stelle habe man auch wirklich beachtenswerte Arten kartiert, die auf mittelalterliche und neuzeitliche Bewirtschaftungsmethoden hindeuteten, so beispielsweise Chenopodium giganteum (Baumspinat), die früher als Spinatersatz gedient habe. Sie komme auch im Bereich des Klosters Knechtsteden vor, vermutlich aus der Eigenversorgung der dortigen Mönche im Mittelalter. Neben dieser Pflanze hab man auch den Zweiknotigen Krähenfuß und, außergewöhnlich und selten, den Dorfgänsefuß. Diese Pflanzen seien schützenswert. Kurioserweise finde man sie nur im Bereich der alten Hofstelle, nicht etwa davor oder dahinter. Er gehe davon aus, dass diese Pflanzen früher dort angebaut worden seien. Die Fülle der 60 dort gefundenen Arten von 105 in der Gesamtliste sei beeindruckend. Solche Abschnitte seien schutzwürdig, nicht zuletzt wegen der dort auch gefundenen Tierarten auf den Blüten. Die alte bäuerliche Wirtschaft habe ein Kapital an Pflanzen erhalten, welches heute zwar wirtschaftlich keine Rolle mehr spiele, für die Zukunft aber wieder interessant sein könne.

 

Beiratsmitglied Klauth wies darauf hin, dass die Landwirtschaft sich sicherlich verändert habe, sichtbar u. A. an den heute erforderlichen Bauten, die einfach erforderlich seien. Im Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung sei man s. E. ein gutes Stück weiter gekommen. Er rufe immer wieder zum gegenseitigen Verständnis auf. Schon kleine positive Erlebnisse seien hier wünschenswert. Landwirte seien kooperativ, wenn man sie vernünftig anspreche.

 

Vorsitzender Lechner dankte Beiratsmitglied Grimbach für seinen hochinteressanten Vortrag. Dieser führe sicher dazu, dass nun genauer hingesehen werde.

Beim Einsatz von Herbiziden werde viel vernichtet, Pflanzen und Tiere, die auf diese Pflanzen angewiesen seien. Dies könne ein Erklärung sein, warum die Artenvielfalt so abgenommen habe.

 

Beiratsmitglied Grimbach ergänzte, dass Straßen- und Wegränder zu den wenigen Flächen zählten, die nicht bewirtschaftet würden; gleichwohl unterlägen sie aber vielen äußeren Einflüssen wie Düngemitteln, Stäuben, Reifenabrieb usw. Damit würden nitrophile Arten gefördert, die anderen verdrängt. Mit Blick auf den Artenschwund komme noch hinzu, dass große landwirtschaftliche Flächen mit Folien überspannt oder abgedeckt würden und damit der Natur nicht mehr zur Verfügung stünden. Die Landwirtschaft strebe eine Optimierung ihrer Bewirtschaftung an. In der Fläche bedeute dies einen Verlust für die Tierwelt.

 

Beiratsmitglied Klauth wies darauf hin, dass es sich hier nur um 3 bis 5 Prozent der Flächen handele, die allerdings sehr ins Auge fielen.

 

Beiratsmitglied Dr. Wahode ergänzte, dass diese Flächen oft an bestimmten Stellen und damit konzentriert vorlägen. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Verbraucher regionale Produkte verlangten und die Landwirte sehen müssten, dass diese früh auf dem Markt seien. Die Konkurrenz sei hart und hier stehe man vor einem gemeinsamen Dilemma.

 

Beiratsmitglied Grimbach verwies in dem Zusammenhang auch auf die Flächenverluste für die Landwirtschaft durch neue Baugebiete. Man benötige einfach die eine oder andere nicht beeinflusste Fläche, um den darauf angewiesenen Arten ein Chance zum Überleben zu geben. Man dürfe nicht alles wirtschaftlichen Überlegungen unterwerfen.

 

Herr Schmitz erinnerte an den in einer zurück liegenden Sitzung gehörten Vortrag über aktuelle Methoden der Landbewirtschaftung und die dabei erwähnten Obstkulturen am Rhein, die mit Netzen überspannt werden müssten, um überhaupt sinnvoll ernten zu können. Damit sei die hiesige Situation nicht vergleichbar. Sein Eindruck sei, dass man zwar Flächen unter Folie habe, die sich auch in bestimmten Bereichen konzentrierten, aber weit überwiegend Räume ohne Folienüberspannung.

Im Hinblick auf die Verwendung von Streusalz habe man in den letzten Jahren Glück gehabt. Aus diesem Grund sei die Kartierung auch gerade jetzt interessant und er danke den Kolleginnen und Kollegen des Tiefbauamtes für ihre gute Zusammenarbeit bei der Änderung der Mahdzeitpunkte an den hier angesprochenen Stellen. Er danke ausdrücklich auch Beiratsmitglied Grimbach für seine Bereitschaft zur Durchführung der Kartierungsarbeiten, zumal diese fortgesetzt werden müssten.

 

Beiratsmitglied Arndt fragte sich, wie sie denn das Ergebnis dieser Kartierung nun interpretieren solle, auch im Hinblick auf die Empfehlungen der damals gebildeten Kommission.

 

Herr Schmitz erläuterte, dass sich Ergebnisse wohl erst aus mehreren Kartierungen ergeben würden, da diese erste Aufnahme noch nicht aussagekräftig sei. Hier sei zumindest ein Vergleich mit Bereichen erforderlich, die weiter wie in der Vergangenheit gemäht würden.

 

Beiratsmitglied Bolz betonte, dass aus seiner Sicht durchaus interessante Ergebnisse zu verzeichnen seien, allein die interessanten Feststellungen an der alten Hofanlage. Gebe es hier Parallelen zu anderen alten Hofschaften? Vielleicht sei es auch empfehlenswert, man auch Faktoren wie Sonnenexposition und Bodenbeschaffenheit zu berücksichtigen und Untersuchungsflächen gezielt auszuwählen.

 

Herr Schmitz wies darauf hin, dass man bewusst keine Sonderstandorte ausgewählt habe. wenn der Straßenrand an einer Stelle sandig sei, stamme dies vermutlich aus dem Unterbau der Straße oder von einer Leitungsverlegung. Man habe gezielt als normal zu bezeichnende Abschnitte an Ackerflächen und an Grünlandflächen gewählt, da man ja nach Aussagen für eben die normale Pflege von Bankettbereichen suche. Die eine Lage an der Hofstelle sei Zufall gewesen.

 

Nach einer folgenden Diskussion über Schädlinge aus Wegerainen wies Beiratsmitglied Dr. Wahode auf die zu beobachtende Entwicklung der Blühstreifen in diesem Jahr hin. Diese seien Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten und förderten dem entsprechend die Vogelwelt. Es sei abzuwarten, wie sich dies in Zukunft z. B. im Hinblick auf die Mischungen entwickeln werde.

Auf Nachfrage von Beiratsmitglied Arndt erklärte sie, dass die Flächen wechseln würden, da sonst der von Beiratsvorsitzendem Lechner beschriebene Effekt der Artenverarmung auftrete und die Streifen von Gräsern überwuchert würden.