Protokoll:

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gab bekannt, dass die Finanzdirektion die Eingliederung der Seniorenhäuser genehmigt habe. Bis zur Eingliederung solle der Betriebsausschuss Seniorenhäuser nochmals einberufen werden.

 

Betriebsleiter Sigurd Rüsken führte aus, dass im Wesentlichen vier Aufgabenfelder zu bewältigen seien: die Essensqualität, die Umsetzung des Kreistagsbeschlusses, die Baumaßnahmen und die wirtschaftliche Situation. Nachdem dies analysiert wurde, seien neue Verantwortliche benannt worden.

Für die Sicherstellung der Essensqualität sei Herr Martens, der ebenfalls der Küchenchef im Lukaskrankenhaus ist, seit April 2018 Küchenchef in der Rhein-Kreis Neuss Kliniken GmbH. Er sei gebeten worden die Mängel in den Seniorenhäusern zu beseitigen. Nach Aussage der Verantwortlichen sei die Essensqualität wiederhergestellt.

Der Kreistagsbeschluss vom 28.06.2017 könne nach Freigabe der Finanzdirektion umgesetzt werden, so Betriebsleiter Sigurd Rüsken weiter.

Eine weitere Aufgabe bestünde in der Umsetzung der Baumaßnahmen. Dafür sei ebenfalls ein neuer Leiter und ein neues Bauteam eingesetzt worden.

Der schwierigste Aspekt sei die wirtschaftliche Situation der Seniorenhäuser. Die gesetzlich vorgeschriebene Quote von 50% examinierten Pflegepersonal könne von keinem Seniorenhaus erreicht werden. Daher müsse die Quote durch teure Zeitarbeitskräfte erzielt werden. Er sei jedoch zuversichtlich, dass Frau Baldus diese Problematik in den Griff bekomme. Dafür sei unter anderem die Ausbildungskapazität von 17 auf 27 Schüler erhöht worden. Es müssten Maßnahmen ergriffen werden um am Arbeitsplatz für Fachkräfte attraktiv zu sein. Er gehe davon aus, dass im Wirtschaftsjahr 2020 schwarze Zahlen geschrieben würden.

 

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke ergänzte, dass ebenso die Krankenquote reduziert werden müsse. Er habe den Eindruck, dass der zuständige Berater die Motivation bei allen Mitarbeitern zum positiven beeinflussen könne. Durch rechtliche, bauliche und personelle Veränderungen sei bei vielen Mitarbeiter Unruhe aufgekommen.

 

Kreistagsabgeordneter Dr. Gert Ammermann meinte, es sei beunruhigend erst für 2020 schwarze Zahlen zu erwarten. Die veränderte Finanzierungssystematik, die Mehrkosten, die durch den Brand im Seniorenhaus Lindenhof entstanden seien und die Deckung der Kosten für Zeitarbeitspersonal würden das Eigenkapital der Rhein-Kreis Neuss Kliniken belasten. Dies sei nicht zufriedenstellend. Es müsse sich ein Beispiel an gemeinnützigen Trägern genommen werden.

 

Kreistagsabgeordneter Rolf Kluthausen betonte, dass er davon ausgehe, dass die bestehenden Mängel in Korschenbroich schnellstmöglich behoben würden. Es gehe in erster Linie um die Menschen.

 

Kreistagsabgeordneter Rainer Thiel sagte, dass Herr Rüsken eine Baustelle geerbt habe. Die wirtschaftliche Situation habe sich über Jahre hinweg aus der Leihkräfteproblematik ergeben. Er äußerte Zweifel hinsichtlich der einheitlichen Leitung der Seniorenhäuser. Vorher habe es eine Leitung für jedes Haus gegeben. Er fragte, ob hinsichtlich des Essens bereits eine Nachschulung der Beteiligten stattgefunden habe oder ob lediglich das Problem erkannt worden sei an dem gearbeitet werden müsse.

 

Kreistagsabgeordneter Carsten Thiel fragte, wie viele Pflegekräfte derzeit fehlen und wie hoch die Krankenquote sei. Es müsse geklärt werden, ob langfristig der Fachkräftemangel durch eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten bis 2020 gebannt werden solle. Gegenüber anderen Trägern müsse die Bezahlung der Kräfte auch eine Rolle spielen.

 

Betriebsleiter Sigurd Rüsken teilte mit, dass der belastende Betrag für das Eigenkapital im niedrigen dreistelligen Bereich liege. Mittelfristig seien von den Seniorenhäusern 200.000 € -400.000 € Erträge zu erwarten. Bei den Dimensionen der Krankenhaus GmbH sei die Belastung durch die Seniorenhäuser nicht wirtschaftlich erheblich. Weiterhin müsse besprochen werden, auf welcher Ebene die einheitliche Leitung anfange, da das Ausmaß der Arbeit so nicht eingeschätzt worden sei. Zurzeit habe jedes Seniorenhaus eine eigene Pflegedienstleitung. Eine einheitliche Leitung befinde sich bei Frau Baldus als Einrichtungsleitung. Die überdurchschnittliche Krankenquote sei ein Hinweis dafür, dass das Arbeitsklima nicht stimme. Bei der Ausbildung müsse eine Arbeitgeberattraktivität geschaffen werden, die nicht über den Lohn zustande komme. Nach der Ausbildung sollten die Fachkräfte gebunden werden können. Zudem seien Zeitarbeitshelfer langfristig gesehen keine Lösung, da auch die Bewohner schlecht mit häufig wechselndem Personal klar kommen.

 

Anmerkung der Verwaltung:

Es sind 12, 38 Vollkräfte (bei ca. 18 notwendigen VK, je nach vorhandenen Pflegegraden) in Korschenbroich von Januar bis April.

Die Krankheitsquote beträgt 10,66 %.

 

 

Kreistagsabgeordneter Dieter Welsink erklärte, dass ein permanenter Kostendruck bestehe. Es sei wichtig den Fachkräftemangel zu erkennen und dagegen Maßnahmen zu ergreifen. Weiterhin seien Themen wie Kurzzeitpflege noch nicht ausreichend geregelt. Bisher sei die Qualität in den Seniorenhäusern sehr gut gewesen. Er fragte, ob die Einbringung von zwei defizitären Betrieben Auswirkungen auf die Fusion haben könnte.

 

Betriebsleiter Sigurd Rüsken hob hervor, dass die Seniorenhäuser den Unternehmenswert erhöhen würden und es sich um keine großen Defizite handle.

 

1.stellvertretender Landrat Dr. Hans Ulrich Klose berichtete, dass in der Sitzung des Hauptausschusses sowie des Sozial- und Kulturausschusses der Stadt Korschenbroich durch Angehörige der Bewohner des Seniorenheims einige Kritikpunkte geäußert worden seien. Darunter sei neben dem mangelhaften Essen auch mangelhafte Hygiene und mangelndes Personal thematisiert worden. Er forderte Aufklärung darüber, ob es sich bei den Zeitarbeitshelfern um ausgebildetes Personal handele. Ebenfalls seien in der Presse kritische Äußerungen kommuniziert worden. Von mehreren Personen sei ihm zugetragen worden, dass der Umgangston mit den Bewohnern nicht tragbar sei. Von manchen Bürgern sei die Kritik überzogen, jedoch insgesamt sei immer wieder dieselben Mängel beklagt worden. Es müsse überdacht werden, dass zwei Häuser von einer Person geleitet werden. Eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung ist fachkundiges Personal auf der nächsten Führungsebene einzusetzen, dass sich mit stationärer Pflege auskennt. Die Priorität liege darauf festzustellen, ob die kritisierten Mängel überhaupt bestehen und diese anschließend zu beseitigen. Es müsse analysiert werden, worauf die entstandenen Versäumnisse beruhen. Deswegen begrüße er, dass der Betriebsausschuss sich dazu nochmal zusammensetze.

 

Kreistagsabgeordneter Wolfgang Wappenschmidt betonte, dass die Seniorenhäuser ein attraktiver Arbeitgeber werden müssten. Ein weiteres Ziel sei eine vernünftige Belegungsquote und attraktiv für Bewohner zu sein. Um das zu erzielen, seien die bisher geschilderten Maßnahmen nicht ausreichend. Der guteRuf des Hauses müsse wiederhergestellt werden. Er schlage vor, bei den Maßnahmen auch den Bürgermeister miteinzubinden. Die Leitung eines Krankenhausbetriebes sei nicht identisch mit der eines Seniorenheimes.

 

Kreistagsabgeordneter Udo Bartsch bedauerte, dass der Ruf des Seniorenheimes in Korschenbroich gelitten habe. Das Hauptproblem liege nicht in der wirtschaftlichen Situation, sondern im Umgang mit den Menschen vor Ort. Diese Mängel müssten schnellstens beseitigt werden. Er fragte, ob Probleme die aus dem Kontakt mit Angehörigen angesprochen würden, auf dem kleinen Dienstweg geklärt werden könnten.

 

Kreistagsabgeordnete Angela Stein-Ulrich erkundigte sich, wann es einen Termin für den Betriebsausschuss Seniorenhäuser gebe. Zudem fragte sie, was die Heimaufsicht von den angesprochenen Mängeln halte. In den vergangenen Sitzungen des Betriebsausschusses seien besonders von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Vorschläge zur betrieblichen Gesundheitsförderung gemacht worden. Sie fragte, ob davon bereits Maßnahmen umgesetzt worden seien, da der Krankenstand dagegen unverändert hoch sei.

 

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke erklärte, dass ein zeitnaher Termin für den Betriebsausschuss gefunden werde. Die Heimaufsicht habe hinsichtlich des Seniorenhauses keinerlei Anlass zum Einschreiten gesehen. Alle überprüften Kriterien würden den Vorgaben entsprechen.

 

Betriebsleiter Sigurd Rüsken erklärte, dass die Personalabteilung die Gründe für den hohen Krankenstand analysieren werde. Er betonte, dass sachliche Kritik wichtig für die Reflektion des Hadelns der Geschäftsführung sei. Grundsätzlich müsse das Kommunikationsverhalten auf den Prüfstand gestellt werden. In Zukunft würde sich um weitere Gespräche mit Politikern du Angehörigen bemüht. Wie bisher könnten Probleme auch gerne auf dem kleinen Dienstweg an ihn herangetragen werden.

 

Kreistagsabgeordneter Dieter Welsink hob hervor, dass die Kernaufgaben der Geschäftsführung bei den Krankenhäusern und bei der Fusion liegen. Die Seniorenheime seien bisher vorbildlich geführt worden. Wenn an dieser Stelle nun eine Baustelle bestehe, werde ein Management dafür benötigt, welches nicht unbedingt die Geschäftsleitung der Krankenhäuser umfasse. Es müsse für die Seniorenhäuser eine Struktur geschaffen werden, die mittelfristig eine kompetente Leitung sicherstellt. Die Leitung der Krankenhäuser könne sich nicht in dem Maße für die Seniorenhäuser einsetzen und dadurch die Krankenhäuser und eine Fusion gefährden.

 

Kreistagsabgeordneter Rainer Thiel forderte, dass die Heimaufsicht nicht nur im Hinblick auf Personalquoten kontrolliere, sondern auch die Abläufe überprüfe. Er fragte, ob ein Qualitätsmanagement vorhanden sei.

 

Betriebsleiter Sigurd Rüsken sagte, dass es auch eine Überprüfung des medizinischen Dienstes der Krankenkassen gebe. Er zeigte sich zuversichtlich, dass in ein paar Jahren Erträge geliefert würden.

 

Kreistagsabgeordneter Dr. Gert Ammermann teilte mit, dass einige Altenheime für die Angehörigen eine externe Ombutsperson beauftragt hätten. Er schlage vor dies zu prüfen, um Angehörigen einen Ansprechpartner zu bieten und Klagen vorzubeugen.