Sitzung: 13.09.2018 Ausschuss für Soziales und Wohnen
Vorlage: 50/2828/XVI/2018
Beschluss:
Der Sozial- und Gesundheitsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zum Sachstand der Umsetzung der Handlungsempfehlungen zur „Örtlichen Planung“ nach § 7 APG NRW zur Kenntnis.
Protokoll:
Kreisdirektor Brügge fasste die Ergebnisse der in der Vorlage erwähnten
Abfragen der Verwaltung bei den Pflegeeinrichtungen im Kreis zusammen:
Zur Abfrage „Auszubildende in Pflege“ habe die Verwaltung von 118 von 129
Anbietern eine Rückmeldung erhalten. Danach würden alle 46 vollstationären
Pflegeeinrichtungen ausbilden. Teilstationäre und ambulante Anbieter würden
aufgrund der geringen Größe und struktureller Gegebenheiten (Praxisanleitung im
ambulanten Bereich schwierig) weniger ausbilden. Die Quote der
Ausbildungsabbrüche liege bei etwa 40 Prozent und sei damit ausgesprochen hoch.
Hierzu sei ein Kontakt zu den Ausbildungsunternehmen und Ausbildungsinstituten
geplant, um Ursachenforschung zu betreiben und Maßnahmen zu ergreifen. In dem
Zusammenhang sei eine gesonderte Veranstaltung Anfang 2019 mit
Ausbildungsträgern, Ausbildungsinstituten, usw. vorgesehen.
Nach Einschätzung von Kreisdirektor Brügge können die Ausbildung und der
Einsatz von SGB II-Empfängern im Pflegebereich den Personalmangel nicht allein
beheben, da auch jeweils die persönliche Eignung gegeben sein müsse. Über das
Jobcenter könne jedoch ein niedrigschwelliger Einstieg in den Pflegeberuf
initiiert werden.
Zur Abfrage bei allen vollstationären Pflegeeinrichtungen, ob in direkter Anbindung an
die Einrichtungen solitäre Kurzzeitpflegeplätze geschaffen werden können und
dort eine Art Verbundsystem entstehen könne, habe die Verwaltung von drei
Einrichtungen (Heinrich-Grüber-Haus Neuss-Weckhoven, Albert-Schweitzer-Haus GV,
Augustinus-Haus Dormagen) eine positive Rückmeldungen bekommen. Einige Einrichtungen bieten solitäre Pflegeplätze
im sogenannten „Fix-Flex“-System im Rahmen eines Modellprojektes an.
Kreisdirektor Brügge sprach in diesem Zusammenhang eine Meldung aus Neuss
an.
Bekanntlich waren bis 2014 die Pflegeeinrichtungen im Kreis heterogen verteilt.
Die WTG-Behörden hatten bis dato keine Möglichkeit der Steuerung. Seit 2014
werde die Pflegebedarfsplanung im Kreistag beschlossen. Hier werde aktuell kein
Bedarf an Pflegeplätzen gesehen, es bestehe vielmehr ein Überhang von 200
Plätzen. Dass diese freien Plätze nicht vollständig in der Pflege-App angezeigt
würden, läge unter anderem daran, dass diese Betten zwar vorhanden seien,
teilweise fehle aber das entsprechende Personal, so dass eine Belegung nicht
möglich sei.
Die in der Pressemeldung behauptete Aussage, der Kreis würde die Menschen
aus Neuss in die Peripherie verbannen, stimme schlichtweg nicht. In Neuss
stehen 25 Betten leer. Zudem sei ein zusätzlicher kommender Bedarf von 40 Betten
bereits 2015 durch den Kreis anerkannt worden, die entsprechende Umsetzung sei
aber innerhalb der Stadt Neuss noch nicht erfolgt.
Ausschussvorsitzender Dr. Klose sah die Arbeit in der Pflege als
körperlich und seelisch sehr belastend an. Er bedauerte, dass diese Situation
zunehmend durch die Medien verschärft werde, da hier zum Teil nur über die
Missstände und Defizite in der Pflege berichtet werde. Er selbst sei
beeindruckt von dem, was die Menschen in der Pflege, insbesondere auch in der
ambulanten Pflege, leisten würden.
Ein weiteres Problem sei der Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen. Hier sehe er
enormen Bedarf.
Kreistagsabgeordneter Carsten Thiel bedankte sich bei der Verwaltung,
dass diese das Thema Kurzzeitpflege vehement verfolge. Er sprach sich gegen die
Idee aus Neuss aus, eine zentrale
Einrichtung für die Kurzzeitpflege zu errichten.
Ausschussmitglied Kresse stimmte den Ausführungen von Dr. Klose zu und sah
einen Aufgabenschwerpunkt darin, Menschen, die bereits in der Pflege tätig
sind, auch dort zu halten.
Kreisdirektor Brügge bestätigte die Aussage von Kreistagsabgeordneten Carsten
Thiel, dass eine zentrale Einrichtung für die Kurzzeitpflege nicht mit den
Ansätzen übereinstimme, die der Sozial- und Gesundheitsausschuss in der letzten
Sitzung beschlossen habe. Vielmehr seien hier quartiersbezogene Lösungen
favorisiert worden.
Ausschlussvorsitzender Dr. Klose verdeutlichte abschließend, dass die
vielfältigen Probleme in der Pflege sich oftmals erst richtig erschließen, wenn
man persönlich betroffen sei. Oftmals käme der erste Kontakt mit dem Thema
Pflege erst dann, wenn sich nach einem stationären Krankenhausaufenthalt nicht
direkt die Rehabilitationsmaßnahme anschließe, sondern die Wartezeit mit einer
Kurzzeitpflege überbrückt werden müsse.
Zudem helfe es nicht, grundsätzlich Arbeitsstellen in der Pflege zu
schaffen (er verwies hier auf die 13.000 neu geplanten Stellen durch die
Bundesregierung), sondern für die Besetzung dieser Stellen müssten auch die
entsprechenden Personen vorhanden sein.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig