Beschluss:

Der Sozial- und Gesundheitsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zum Sachstand der Umsetzung der Handlungsempfehlungen zur „Örtlichen Planung“ nach § 7 APG NRW zur Kenntnis.


Protokoll:

Kreisdirektor Brügge fasste die Ergebnisse der in der Vorlage erwähnten Abfragen der Verwaltung bei den Pflegeeinrichtungen im Kreis zusammen:

 

Zur Abfrage „Auszubildende in Pflege“ habe die Verwaltung von 118 von 129 Anbietern eine Rückmeldung erhalten. Danach würden alle 46 vollstationären Pflegeeinrichtungen ausbilden. Teilstationäre und ambulante Anbieter würden aufgrund der geringen Größe und struktureller Gegebenheiten (Praxisanleitung im ambulanten Bereich schwierig) weniger ausbilden. Die Quote der Ausbildungsabbrüche liege bei etwa 40 Prozent und sei damit ausgesprochen hoch. Hierzu sei ein Kontakt zu den Ausbildungsunternehmen und Ausbildungsinstituten geplant, um Ursachenforschung zu betreiben und Maßnahmen zu ergreifen. In dem Zusammenhang sei eine gesonderte Veranstaltung Anfang 2019 mit Ausbildungsträgern, Ausbildungsinstituten, usw. vorgesehen.

 

Nach Einschätzung von Kreisdirektor Brügge können die Ausbildung und der Einsatz von SGB II-Empfängern im Pflegebereich den Personalmangel nicht allein beheben, da auch jeweils die persönliche Eignung gegeben sein müsse. Über das Jobcenter könne jedoch ein niedrigschwelliger Einstieg in den Pflegeberuf initiiert werden.

 

Zur Abfrage bei allen vollstationären Pflegeeinrichtungen, ob in direkter Anbindung an die Einrichtungen solitäre Kurzzeitpflegeplätze geschaffen werden können und dort eine Art Verbundsystem entstehen könne, habe die Verwaltung von drei Einrichtungen (Heinrich-Grüber-Haus Neuss-Weckhoven, Albert-Schweitzer-Haus GV, Augustinus-Haus Dormagen) eine positive Rückmeldungen bekommen. Einige Einrichtungen bieten solitäre Pflegeplätze im sogenannten „Fix-Flex“-System im Rahmen eines Modellprojektes an.

 

Kreisdirektor Brügge sprach in diesem Zusammenhang eine Meldung aus Neuss an.
Bekanntlich waren bis 2014 die Pflegeeinrichtungen im Kreis heterogen verteilt. Die WTG-Behörden hatten bis dato keine Möglichkeit der Steuerung. Seit 2014 werde die Pflegebedarfsplanung im Kreistag beschlossen. Hier werde aktuell kein Bedarf an Pflegeplätzen gesehen, es bestehe vielmehr ein Überhang von 200 Plätzen. Dass diese freien Plätze nicht vollständig in der Pflege-App angezeigt würden, läge unter anderem daran, dass diese Betten zwar vorhanden seien, teilweise fehle aber das entsprechende Personal, so dass eine Belegung nicht möglich sei.

 

Die in der Pressemeldung behauptete Aussage, der Kreis würde die Menschen aus Neuss in die Peripherie verbannen, stimme schlichtweg nicht. In Neuss stehen 25 Betten leer. Zudem sei ein zusätzlicher kommender Bedarf von 40 Betten bereits 2015 durch den Kreis anerkannt worden, die entsprechende Umsetzung sei aber innerhalb der Stadt Neuss noch nicht erfolgt.

 

Ausschussvorsitzender Dr. Klose sah die Arbeit in der Pflege als körperlich und seelisch sehr belastend an. Er bedauerte, dass diese Situation zunehmend durch die Medien verschärft werde, da hier zum Teil nur über die Missstände und Defizite in der Pflege berichtet werde. Er selbst sei beeindruckt von dem, was die Menschen in der Pflege, insbesondere auch in der ambulanten Pflege, leisten würden.


Ein weiteres Problem sei der Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen. Hier sehe er enormen Bedarf.

 

Kreistagsabgeordneter Carsten Thiel bedankte sich bei der Verwaltung, dass diese das Thema Kurzzeitpflege vehement verfolge. Er sprach sich gegen die Idee aus Neuss aus,  eine zentrale Einrichtung für die Kurzzeitpflege zu errichten.

 

Ausschussmitglied Kresse stimmte den Ausführungen von Dr. Klose zu und sah einen Aufgabenschwerpunkt darin, Menschen, die bereits in der Pflege tätig sind, auch dort zu halten.

 

Kreisdirektor Brügge bestätigte die Aussage von Kreistagsabgeordneten Carsten Thiel, dass eine zentrale Einrichtung für die Kurzzeitpflege nicht mit den Ansätzen übereinstimme, die der Sozial- und Gesundheitsausschuss in der letzten Sitzung beschlossen habe. Vielmehr seien hier quartiersbezogene Lösungen favorisiert worden.

 

Ausschlussvorsitzender Dr. Klose verdeutlichte abschließend, dass die vielfältigen Probleme in der Pflege sich oftmals erst richtig erschließen, wenn man persönlich betroffen sei. Oftmals käme der erste Kontakt mit dem Thema Pflege erst dann, wenn sich nach einem stationären Krankenhausaufenthalt nicht direkt die Rehabilitationsmaßnahme anschließe, sondern die Wartezeit mit einer Kurzzeitpflege überbrückt werden müsse. 

 

Zudem helfe es nicht, grundsätzlich Arbeitsstellen in der Pflege zu schaffen (er verwies hier auf die 13.000 neu geplanten Stellen durch die Bundesregierung), sondern für die Besetzung dieser Stellen müssten auch die entsprechenden Personen vorhanden sein.


Abstimmungsergebnis:

einstimmig