Beschlussvorschlag:

Der Kreisjugendhilfeausschuss nimmt die Ausführungen zur Arbeit der Pädagogischen Ambulanz zur Kenntnis.

 


Protokoll:

Herr Detlef Wiecha, der Geschäftsführer der ev. Jugend- und Familienhilfe Kaarst, begrüßte den Kreisjugendhilfeausschuss in den Räumlichkeiten der pädagogischen Ambulanz und stellte, zusammen mit seiner Mitarbeiterin Frau Gabriele Katthagen, anhand einer Power Point Präsentation die Historie, die Entwicklung und die Arbeit der evangelischen Jugend- und Familienhilfe vor.

 

Frau Klein bedankte sich anschließend für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Obwohl die Fälle oftmals schlimm und traurig seien, schaffe es die ev. Jugend- und Familienhilfe in der Regel trotzdem bei den betroffenen Kindern und Familien ein gutes Gefühl zu vermitteln. Sie sei froh so einen verlässlichen Koalitionspartner an der Seite des Jugendamtes zu wissen.

 

Auch Herr Kaiser sprach seinen Dank aus erkundigte sich über die Belegung. Herr Wiecha antwortete, dass gemäß der Betriebserlaubnis 85 Plätze zur Verfügung stehen. Eine Überbelegung sei bis zu 2 Plätzen pro Gruppe möglich. Es sei jedoch nicht möglich die Belegungszahlen zu kalkulieren, da dies stark von den jeweiligen Einzelfällen abhänge. Anhand eines Fallbeispiels über die plötzliche Inobhutnahme von 12 Geschwisterkindern verdeutlichte er dies.

 

Auf Nachfrage von Frau Kalthoff teilte Frau Katthagen mit, dass die Krisenintervention in Kooperation mit dem Jugendamt erfolge. Während des Aufenthalts in der pädagogischen Ambulanz werde der Bedarf des Kindes bzw. der Familie festgestellt und eine entsprechende Form der Unterstützung ausgearbeitet.

Herr Wiecha ergänzte, dass es nicht immer gelinge den betroffenen Personen zu helfen und Kinder und Jugendliche manchmal auch öfters untergebracht werden müssen. Meistens bekomme man aber nach der Entlassung über den weiteren Fallverlauf nichts mit, da dies dann in der Zuständigkeit des Jugendamtes liege. Zwar erfolgen Rückmeldungen von Betroffenen bzw. ehemals Betroffenen eher selten, jedoch kämen diese im Einzelfall auch noch nach mehreren Jahren vor und teilweise halte sich der Kontakt sogar regelmäßig.

 

Frau Klein begrüßte das Interesse der Mitglieder des Kreisjugendhilfeausschusses. Die Arbeit der evangelischen Jugend- und Familienhilfe zeige anschaulich, was Jugendhilfe leistet und wie die Kosten dafür zustande kämen. Es sei wichtig dies auch in der Öffentlichkeit dazustellen um Verständnis für die Jugendhilfe zu entwickeln.

 

Auf Nachfrage von Herrn Becker antwortete Herr Wiecha, dass es immer früher zu Fehlentwicklungen bei den Kindern komme und der Respekt schwinde. Die Kinder zeigten teilweise massive Auffälligkeiten. In den letzten Jahren sei es zudem vermehrt zur Aufnahme von sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen gekommen, was natürlich eine Konfliktsituation hinsichtlich des Schutzbedürfnis der anderen Kinder und Jugendlichen ausgelöst habe. Hauptverantwortlich für diese Entwicklungen sei unter anderem das Versagen der Politik. Es brauche eine bessere finanzielle und damit verbunden auch personelle Ausstattung der Einrichtungen und Institutionen um diesen Entwicklungen gegenwirken zu können.

Frau Katthagen ergänzte, dass mehr für Bildung und Prävention getan werden müsse.

 

Herr Wappenschmidt erkundigte sich nach den Ursachen der Fallzunahme. Herr Wiecha teilte unter anderem die Kindschaftsrechtsreform als ursächlich mit. Das Jugendamt habe seit dem Inkrafttreten von § 8a SGB VIII (Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung) einen anderen Blick auf die Familien. Auch die gesellschaftliche Entwicklung, insbesondere das Auseinandergehen der Schere zwischen Arm und Reich, begünstige dies.  Zudem habe man weitere Jugendämter als Vertragspartner, wodurch eine Fallzunahme zu verzeichnen ist. Aktuell werden pro Jahr ca. 1100 Kinder in Obhut genommen.

 

Herr Schmitz fragte nach der Zusammenstellung des Personals. Frau Katthagen antwortete, dass es sich um ein multiprofessionelles Team aus Sozialpädagogen, Erziehern, Sozialarbeitern, und Psychologen handele.