Beschluss:

Der Kreisausschuss nimmt die Vorlage zum Projektantrag Batteriezellfertigung im Rheinischen Revier zustimmend zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, das Projekt im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen. Im Dreieck von Energie, Chemie und Aluminium ist der Rhein-Kreis Neuss sicher ein gut geeigneter Standort, der auch wirtschaftliche Vorteile durch die gegenseitige Nähe bietet.


Protokoll:

Dr. Jörg Fabri trug als Vertreter der Allocate International GmbH zur Entwicklung der Industrie- und Standortchance der Batteriezellproduktion im Rheinischen Revier vor. Die Präsentation ist dem Protokoll als Anlage beigefügt.

 

Kreistagsabgeordneter Dr. Gert Ammermann fragte, ob das Unternehmen auf eigene Patente und eigene technologische Wege zugreifen könne, die von den an anderen Orten entwickelten Standards abweichen. Zudem erkundigte er sich, ob es zu dem technologischen Weg bereits erprobte Anlagen gebe oder ob es sich um Neuland mit dem Risiko des Scheiterns handele.

 

Dr. Jörg Fabri antwortete, dass ein Portfolio von fünf verschiedenen Zelltypen für verschiedene Anwendungen geplant sei. Die eigenpatentierte Zelle werde derzeit in den USA in der Größe von einem Gigawatt hergestellt. Er berichtete weiterhin, dass alle namenhaften Unternehmen daran arbeiten würden dem Kobaltgehalt so gering wie möglich zu senken sowie den Nickel und Mangangehalt zu erhöhen. Ziel sei es 2020/2021 einen Mangangehalt von 80-90 % zu erreichen. Dies führe dazu, dass Unternehmen an der Lizensierung des Produktes interessiert seien. Zudem seien die Zellen bereits von Automobilherstellern getestet worden. Damit sei es kein Neuland, sondern bereits ein Schritt weiter.

 

Kreistagsabgeordneter Rainer Thiel erklärte, dass die vorgestellte Batteriezellentwicklung durchaus auf die Bedarfe der industriellen Entwicklung im Kreis eingehe. Deswegen würde er es sehr begrüßen, wenn der Kreisausschuss dazu ein Signal nach außen senden würde. Er hob hervor, dass ein solches Projekt an der Region im Rhein-Kreis Neuss, die am härtesten vom Strukturwandel getroffen werde, nicht vorbeigehen könne. Deswegen solle der Kreisausschuss dieses Projekt weiter unterstützen werde und verdeutlichen, dass im Falle einer Investition der Standort gewählt werden sollte, wo als erstes die Arbeitsplätze verloren gehen. Als erstes würden die Arbeitsplätze in Grevenbroich und Bedburg verloren, sowie in Folge in den Tagebaustandorten gehen. Mit dem Chempark gebe es interessante Kooperationspartner im Kreisgebiet. Der Kreis müsse sich gegenüber der ZRR und dem Wirtschaftsministerium deutlich dafür einsetzen, dass der Rhein-Kreis Neuss als Standort in Frage komme.

 

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke betonte, dass nachgewiesen werden müsste, dass der Rhein-Kreis Neuss aufgrund der Nähe zur Chemie- und Aluminiumindustrie einen wirtschaftlichen Vorteil als Standort mit sich bringen würde. Dadurch würde sich ein Vorteil ergeben, der nur schwer übergangen werden könne.

 

Kreistagsabgeordneter Hans-Christian Markert erläuterte, dass unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten die Elektrochemie eine große Rolle spiele. Die Region müsse versuchen sich auf die Zukunft der Energieerzeugung und Speicherung vorzubereiten. Besonders beim Speichern der Energie bestünden derzeit große Probleme. Die präsentierte Technik befinde sich dabei schon auf einem guten Weg. Die Synergieeffekte zwischen Chemie und Aluminium sollten weiter verfolgt werden. Er wies darauf hin, dass besonders bei Mangan ermittelt werden sollte, dass der Rohstoffe möglichst umweltschonend vom Meeresboden gewonnen werde.

 

Dr. Jörg Fabri antwortete, dass solche Aspekte bedacht werden müssten. Grundsätzlich sei das Manganvorkommen relativ hoch, was die niedrigeren Kosten gegenüber Kobalt begründe. Weiterhin führte er aus, dass keine anderen Unternehmen kopiert würden. Dies bedinge auch die Anwendung der Batteriezellen. Im Gegenteil zu Tesla, würden die präsentierten Batteriezellen über 3.000 Zyklen bestehen. Ohne die Lebensdauer des Fahrzeuges spürbar zu reduzieren, könne der Speicher zur Stabilisierung des Netzes und gesamten Energiesystems eingesetzt werden.

 

Kreistagsabgeordneter Dr. Dieter Welsink fragte, welche Zeitspanne für das Projekt vorgesehen sei und welches Anforderungsprofil an die Mitarbeiter gestellt werde.

 

Kreistagsabgeordneter Dirk Rosellen meinte, dass die Batteriezellfertigung eine Schlüsseltechnologie sein könne. Er fragte, ob es bereits Details über die Standortsuche gebe.

 

Dr. Jörg Fabri erläuterte, dass eine 32 Gigawatt Batterie errichtet werden solle, die aus einzelnen Modulen je 4 Gigawatt bestehe. Bis Anfang 2020 solle ein Standort ermittelt werden. Im Anschluss könne mit dem Bau des ersten Moduls begonnen werden, welches voraussichtlich 2021 fertiggestellt werden könne. Das Unternehmen arbeite mit Studenten der RWTH Aachen zusammen und würde vor allem Mitarbeiter aus den Bereichen des Maschinenbaus und der Elektrotechnik benötigen.

 

Kreistagsabgeordneter Rainer Thiel schlug vor, den Beschlussvorschlag wie folgt zu ergänzen: „Im Dreieck von Energie, Chemie und Aluminium ist der Rhein-Kreis Neuss sicher ein gut geeigneter Standort, der auch wirtschaftliche Vorteile durch die gegenseitige Nähe bietet.“

 

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gab zu Bedenken, dass der Rhein-Kreis Neuss als Standort zwar zu begrüßen sei, jedoch wichtig sei, wenn das Projekt im Revier realisiert werden könne. Es sei nicht förderlich ein Gezerre zwischen den Regionen oder Kreisen zu entfachen. Hauptsächlich sollte das Revier davon profitieren.

 

 

 


Abstimmungsergebnis:

einstimmig