Protokoll:

Herr Clever meldete sich wegen eines dienstlichen Anschlusstermins ab. Herr Große erklärte sich daher bereit, den Runden Tisch bzw. die Gesprächsführung zu leiten.

 

Herr Timmer als Geschäftsführer der Kreisstellen Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Kreis Neuss und Rhein-Sieg-Kreis der LWK NRW und Frau Dr. Wahode als Kreislandwirtin stellten ihre angekündigte Präsentation zur Biodiversität und den Möglichkeiten im Ackerbau vor. Die Präsentation ist dieser Niederschrift als Anlage beigefügt. Hinsichtlich der vorgestellten Daten, konkreten Maßnahmen, Fördermöglichkeiten und weiteren Beratungsangebote wird auf die Präsentation verwiesen.

 

Herr Timmer ergänzte, dass die Blühschneisen nicht unter der Tabelle „Teilnahme an Naturschutz-, Ausgleichs- oder Bioprogrammen (2018)“ aufgelistet seien, da hierzu keine konkreten Abmessungen oder Rückmeldungen vorliegen würden. Er schätzte hierfür eine Fläche von ca. 100-120 ha ein.

 

Herr Timmer erläuterte zu den Agrarumweltmaßnahmen, dass dies ein zusätzlicher Aufwand für den Betrieb sei, der auch in die Produktionstechnik des Betriebes hineinpassen müsse. Es solle schließlich auch die Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit der Betriebe erhalten bleiben. Daher würden entsprechende Anreize gesetzt, um das Engagement im Naturschutz finanziell zu fördern.

 

Frau Dr. Wahode nahm sich einige Aspekte der Biodiversität hinaus. Es gehe um die Vielfalt der Arten einerseits, andererseits aber auch der Ökosysteme und Genetik. Sie stellte kurz dar, was sie anbaue und betonte neben der Anlage von Blühstreifen und deren hohen Nutzen für Insekten auch, dass beispielsweise Zuckerrüben in der CO2-Problematik sehr wichtig seien wegen der vielen grünen Blätter. Sie lege hohen Wert auf Fruchtfolge für die langfristige Erhaltung des Betriebes und die Erhaltung hochwertiger Böden. Die Fruchtfolge vereine im Grunde die Wirtschaftlichkeit und den Naturschutz bzw. die Biodiversität.

 

Bei den meisten Pflanzenarten gebe es sehr viele verschiedene Sorten. Bei den Züchtern werde weiter darauf gedrängt, dass die Nutzpflanzenarten weniger krankheitsanfällig sind, um möglichst wenig Chemie verwenden zu müssen, und zudem möglichst trockenresistent sind. Sie betonte, Züchtung bedeute jahrzehntelange Arbeit. Sie erinnerte daran, dass in Deutschland ein absolutes Verbot des Anbaus genveränderter Pflanzen bestehe.

 

Sie machte darauf aufmerksam, dass im Rahmen des sogenannten Greenings Betriebe dazu verpflichtet seien, 5% ihrer Ackerfläche als ökologische Vorrangfläche vorzuhalten und zu bewirtschaften. Je nach Nutzungsform der vorgehaltenen Fläche, werde ein Bewertungsfaktor zugrunde gelegt. Dieser liege für Zwischenfruchtanbau beispielsweise bei 0,3. Frau Dr. Wahode berichtete, dass sie in ihrem Betrieb stets viele Zwischenfrüchte angebaut habe. Im Sommer würde dann direkt nach der Ernte wieder eine Begrünung angelegt werden. Wenn eine solche Fläche als ökologische Vorrangfläche angegeben werden soll, müssten bestimmte Mischungen ausgesät werden und Zeitpunkte eingehalten werden. Auf einer ökologischen Vorrangfläche dürften zudem keine Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden.

 

Frau Dr. Wahode trug vor, dass sie sich für ihren Betrieb für die Anlage einer Blühschneise statt eines Blühstreifens entschieden habe. Diese Fläche werde aus der Produktion herausgenommen und stelle keine förderfähige Maßnahme dar, so dass hier kein Erlös erzielt werden könne. Blühstreifen würden nach ihrer Ansicht häufig von Hundehaltern missbraucht werden. Viele Landwirte hätten für sich entdeckt, Blühstreifen entlang der Wohnbebauung als Pufferstreifen zur Bewirtschaftung anzulegen. Oftmals lande hier aber auch der Rasenschnitt von den Gärten oder es gebe Beschwerden seitens der Garteneigentümer, dass die Samen der Blühstreifen in ihren Gärten landen. Frau Dr. Wahode hielt daher eine Beschilderung der Blühstreifen zur Information für sinnvoll. Weit mehr als 50% der landwirtschaftlichen Flächen im Rhein-Kreis Neuss würden als Pachtflächen genutzt, wodurch auch mit dem Verpächter Probleme auftreten könnten.

 

Das Impulsreferat diene dazu, neue Projekte ins Leben zu rufen. Ihr seien dabei zwei Aspekte sehr wichtig: Im Zusammenhang mit den Blühstreifen könnten in Kooperation mit dem Rhein-Kreis Neuss gezielt an einem bestimmten Ort ganze Blühflächen für 2-3 Jahre angesät werden, um zu überprüfen, wie sich diese entwickelt. Ein Problem hierbei könnte die Finanzierung sein. Daher solle das Projekt gemeinsam betrieben werden. Als zweiten Projektvorschlag regte sie an, dass überlegt werden könne, einen Grasweg im Rhein-Kreis Neuss auszuwählen und diesen mit passenden Gräsern am Rand einzusäen, die für bestimmte Insekten, attraktiv sind.

 

Herr Meyer-Ricks erinnerte im Hinblick an die Finanzierung an die Blühstreifenpatenschaften in Meerbusch. Hierbei ließen sich viele Menschen mobilisieren und für die Thematik gewinnen. Frau Dr. Wahode ergänzte, dass es eine ganze Reihe Blühpatenschaften gebe und von Seiten der Landwirtschaft derzeit eine Art Kataster erstellt werde. Auf der Seite des Rheinischen Landwirtschaftsverbands sei bereits eine Karte mit Angaben, wo es Blühpatenschaften gibt, zu sehen. Da sei der Rhein-Kreis Neuss allerdings derzeit noch nicht aufgenommen worden. Die Idee der Blühpatenschaften weiter voranzutreiben, befürwortete sie. Diese seien finanziell zu stemmen und führten insbesondere zu einer Mitverantwortung in der Bevölkerung. Herr Klauth führte an, dass mit den Jahren immer mehr probiert werde und der Insektenschutz sich langsam verbessere. In Bezug auf die Blühstreifen sehe er ein Problem, das von Hunden ausgeht, die diese Flächen zweckentfremden.

 

Herr Große begrüßte ebenfalls die positive Entwicklung der zunehmenden Anlage von Blühstreifen und Blühschneisen. Diese werde einerseits durch Paten unterstützt, andererseits aber auch sehr viel auf freiwilliger Basis durch Landwirte. Die Blühschneisen würden derzeit als einjährige Schneisen angelegt werden. Im Rahmen des Aktionsbündnisses sei auch auf Wunsch der Landwirte in Meerbusch überlegt worden, wie das weiter verbessert werden könne. Hierzu werde das Büro Kessler Überlegungen anstellen und gemeinsam mit den Landwirten in Meerbusch diskutieren, welche Optimierungen möglich sind. Herr Große sagte, Blühstreifen würden nur einen Aspekt des Umgebungsraums der Insekten abdecken. Viel besser sei noch das gesamte Spektrum von der Larve bis zum Vollinsekt abzudecken. Hierfür würden aber mehrjährige Streifen benötigt werden. Eine weitere Frage sei, inwieweit im Hinblick auf die Blühmischung eine Optimierung vorgenommen werden kann. Bei Blühschneisen verzichte der Landwirt ohnehin auf seinen Ertrag. Dann bliebe noch die Frage, wieviel für eine Blühmischung investiert werden kann. Gegebenenfalls könne an dieser Stelle beispielsweise unterstützt werden. Er berichtete, dass die Beschilderung der Blühflächen einheitlich vorgenommen werde.

 

Frau Lechner nahm Bezug auf die Beschilderung. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei immer ein Problem. Viele hätten mittlerweile aber Interesse an insektenfreundlichen Gärten etc. Dies müsse weiter umworben werden. Hierzu sei eine entsprechende regelmäßige, wiederholte Öffentlichkeitsarbeit erforderlich, um die Akzeptanz zu steigern. Die ganze Aktion müsse langfristig gestaltet werden.

 

Herr Wittmer fügte hinzu, dass er auch immer wieder versuche, solche Vorschläge auch an die Schulen zu richten. Frau Dr. Wahode berichtete, dass an weiterführenden Schulen nach ihren Erfahrungen sehr wenig über das Thema Biodiversität bekannt sei. Frau Lechner informierte über ein Jahresprojekt, das sie an einer Schule zu Wildbienen vorhabe. Sie schlug vor, bereits vor der Pubertät an die Kinder heranzutreten, um diesen Wissen hierüber zu vermitteln.

 

Herr Große begrüßte ausdrücklich die Initiative der Landwirtschaft, sich in den Prozess einzubringen. Ziel des Runden Tisches sei es, aufgrund von Initiativen hin zu Umsetzungen zu kommen und Aktivitäten zu entwickeln wie etwa ein gemeinsames Projekt. Den Vorschlag von Frau Dr. Wahode zu einem gemeinsamen Blühstreifenprojekt griff er gerne auf und schlug vor, einen gemeinsamen Termin zu vereinbaren, in dem die weitere Vorgehensweise besprochen und diskutiert werden könne. Es müsste ein Fläche gefunden werden und überlegt werden, wie dies finanziert werden könne.

 

Nachdem kein weiterer Diskussionsbedarf bestand, beendete Herr Große den Runden Tisch um 20:07 Uhr.