Sitzung: 08.02.2023 Gesundheitsausschuss
Vorlage: 53/2312/XVII/2023
Protokoll:
Frau Brünger, leitende Hebamme am Lukaskrankenhaus, und Frau Jäger-Goertz, die Pflegedirektorin des Rheinlandklinikums, berichteten anhand einer Power-Point Präsentation über das Thema des Hebammen geführten Kreißsaals (zusätzlich zu ihrem Vortrag zum Sachstand Hebammenzentrale). Die Präsentation ist dem Protokoll beigefügt.
Nach dem Vortrag haben sich folgende Fragen ergeben:
Frau Dr. Markert-Kütemeyer: Wie ist der
Altersdurchschnitt der Gebärenden? Und haben Sie zurzeit eine 1 zu 1 oder eher
1 zu 2/3 Versorgung?
Antwort: Der Altersdurchschnitt aller
Gebärenden liegt in NRW derzeit bei 36 Jahren.
Im Lukaskrankenhaus gibt es in der Regel drei
Hebammen pro Schicht und eine für geplante Kaiserschnittgeburten. Genau lässt
sich das pro Geburt nicht sagen, aber im Durchschnitt ist 1 zu 1 Realität,
sowohl im Lukaskrankenhaus als auch im Rheinlandklinikum. Aber für einen weiteren
Hebammen geführten Kreißsaal hätte man nicht die nötigen Hebammen um das zu
bedienen.
Herr Junggeburth: Wie würde eine 3-5 Jahres-Prognose
aus Ihrer Sicht ausfallen?
Antwort: Das mittlerweile für Hebammen bereitgestellte
Budget hat geholfen, aber dies hätte vorher schon geschehen müssen. In der
Zwischenzeit hat man bereits Hebammen verloren. Man hätte mit dieser
zusätzlichen Förderung schon vor 10 Jahren anfangen müssen, dann hätte man
vielleicht auch bereits einen Hebammen geführten Kreißsaal im Kreis. In der
jetzigen Situation ist man so knapp bemessen, dass man noch nicht mal genug
Personal hat, um jemanden für eine Woche zusätzlich als Ausbilder abstellen zu
können. Zudem gibt es weniger Studenten als erhofft, und ausländische Hebammen
brauchen Zeit, um sich einzuarbeiten und um deren Ausbildung anerkannt zu bekommen
(was wieder Zeit kostet). D.h. es ist noch eindeutiges Verbesserungspotential
vorhanden, eine 3-5 Jahres-Prognose würde also erstmal düster aussehen. Die
Ausbildung bzw. der Beruf müssen weiterhin gefördert und attraktiver gestaltet
werden.
Frau Stüsgen: Was müsste man machen, damit
der Beruf wieder attraktiv wird? Bzw. was macht es so unattraktiv?
Antwort: Wahrscheinlich hat dazu beigetragen,
dass in der Presse berichtet wurde, wie schwer es ist als Hebamme (mit
Versicherungen etc.). Dazu kommt dann noch eine hohe Verantwortung,
Schichtarbeit (unter anderem) und eine damit verbundene hohe Belastung.
Eventuell würden auch flexible Arbeitszeiten, höheres Gehalt, sowie mehr gratis/günstige
Fortbildungen oder Wohnmöglichkeiten für ausländische Kollegen helfen.
Herr Prof. Dr. Welsink: Zentrumbildung und Schwerpunktbildung
sind ja mittlerweile ein generelles Thema bzw. Phänomen in der Medizin; ziehen
größere Zentren z.B. in Düsseldorf Personal ab? Und sind Verlegungen nach
Geburten oft nötig?
Antwort: Verlegungen sind nur selten
nötig. Und nein, in die meisten anderen
Kreise wandern Kollegen nicht ab, da dort teilweise noch mehr
Bürokratie/Schreibarbeit vorausgesetzt wird.
Dezernent Herr Küppers Fazit: So gut das Konzept bzw. der Willen ist, so kann ein Hebammen geführter Kreißsaal zurzeit aus Personalgründen nicht umgesetzt werden. Sollten sich die Rahmenbedingungen hierzu ändern und mehr Personal-Ressourcen zur Verfügung stehen, können wir das Thema des Hebammen geführten Kreißsaals entsprechend nochmal aufrufen.