Beschluss:

Der Kulturausschuss nimmt den Bericht der Stiftung Schloss Dyck zur Kenntnis.


Protokoll:

Herr Spanjer trug vor, dass die Stiftung Schloss Dyck für Besuchende ganzjährig attraktiv sei. Die Stiftung habe im Jahr 2023 eine Besucherzahl von 283.256 erreicht, was eine stabile Entwicklung zeige. Bei den Besuchern des Parks liege die Stiftung über dem Niveau vor Corona. Auch die Besucherzahlen bei den Veranstaltungen habe sich positiv entwickelt, zu berücksichtigen sei jedoch immer das Wetterrisiko. Bis Ende März 2024 besuchten bereits 50.000 Gäste die Stiftung Schloss Dyck.

Besonders hob Herr Spanjer die Veranstaltungsreihe der Freunde und Förderer von Schloss Dyck hervor, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiere sowie das neue Format des SchlossSommers, welches Genuss und ein umfangreiches musikalisches Programm verbinde. Das bewährte Veranstaltungsprogramm werde auch Jubiläumsjahr der Stiftung fortgeführt. Anlässlich des 25-jährigen Stiftungsjubiläums zeige Schloss Dyck in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland in der aktuellen GARTENFOKUS-Ausstellung die schönsten Gärten des Rheinlands. Am 28.06.2024 werde der Europäische Gartenpreis mit einem Sonderpreis zum Jubiläum „Beste Klimaanpassung in urbanen Räumen sowie Parks und Gärten“ gemeinsam mit der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Frau Scharrenbach, verliehen.

Ferner gab Herr Spanjer Einblicke in das Klimaprojekt „Klimaneutrale Schloss- und Parkanlage Schloss Dyck“, welches über drei Jahre eine Förderung in Höhe von 3 Mio. € erhalte. Die Hitzesommer 2018, 2019, 2020 und 2022 hätten zu erheblichen Schäden am Altbaumbestand im englischen Landschaftsgarten in Dyck geführt. In 2023 sei der Schadensumfang nicht geringer geworden, da wegen der Trockenheit des Bodens die Bäume keinen stabilen Stand mehr haben und sich zugleich Schädlinge oder Pilzkrankheiten ausbreiteten, sowie Starkregenereignisse und heftige Stürme weitere Gefahrenquellen seien. Ein Beispiel sei die Tempelinsel, wo acht Buchen wegen Windbruchs entfernt werden mussten, die Insel müsse nun komplett neugestaltet werden. Erschwerend komme hinzu, dass Schloss Dyck im Grundwasserabsenkungsgebiet des Braunkohletagebaus Garzweiler II liege und ein Großteil des Baumbestands keinen Anschluss an das Grundwasser habe. 30 Prozent der rund 2.600 Bäume im Park einschließlich der Alleen seien schon gefällt oder stark geschädigt. Seit 2018 gingen durch Notfällungen rund 400 Bäume verloren, 600 Bäumen seien über Spenden finanziert nachgepflanzt worden.

Mit dem Modellprojekt solle die Parkanlage klimaangepasst hergerichtet werden. Auf Basis eines digitalen Baumkatasters würden Maßnahmen ergriffen, wie eine Intensivierung der Baumpflegearbeiten, eine Nachpflanzung mit klimaangepassten Baum- und Straucharten, der Bau einer großflächigen Bewässerungsanlage und die Fortschreibung des Parkpflegewerkes. Die Biodiversität solle verbessert und die Vitalität der Pflanzen gesteigert werden, etwa durch organisches Düngen und die Beimpfung mit Mykorrhiza-Pilzen.

Auch die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf den nicht denkmalgeschützten Nebengebäuden der Schlossanlage sei angedacht, hierfür gebe es jedoch noch keine Finanzierung.

Wesentlicher Baustein der Maßnahmen zur CO2-Reduzierung im Betrieb von Schloss und Park mit dem Ziel des klimaneutralen Betriebs sei der Bau einer Lagerhalle und Heizungsanlage mit einer kombinierten Technik zum Heizen mit Miscanthus und Holzhackschnitzeln. Miscanthus werde als jährlich wachsender Rohstoffe auf 14 Hektar im Dycker Feld angebaut. Die Holzhackschnitzel stammten aus dem Schnittgut der Parkpflege. Durch die Biomasse-Anlage mit Chinaschilf und Holzhack könne die gesamte Schlossanlage beheizt werden. Bei einem Energieertrag von über einer Million Kilowattstunden würden jährlich 90 Prozent des Kohlendoxid-Ausstoßes aus fossilen Brennstoffen eingespart.

Herausforderungen bestünden darin, die Anlage möglichst nah an den Gebäuden und gleichzeitig denkmalverträglich zu bauen sowie das Nahwärmenetz mit Querung der Brückenbauwerke und Bodendenkmäler zu verlegen. Der Bau der Heizzentrale mit Lagerhalle sei an der alten Schreinerei vorgesehen. Ein entsprechender Bauantrag sei gestellt. Bei der Verlegung habe man sich für die offene Bauweise im Bodendenkmal unter Nutzung alter Versorgungstrassen bzw. bereits gestörtem Baugrund entschieden. Die Kreuzung des Schlossgrabens und der zwei Alleen sollte mittels Horizontalbohrungstechnik erfolgen. Bei den zuletzt sanierten Gebäudeteilen seien bereits entsprechende Anschlüsse vorgesehen. Aufgrund der hohen Kosten sei die erste Ausschreibung für das Nahwärmenetz aufgehoben worden, im Herbst erfolge nun eine zweite Ausschreibung. Herr Spanjer zeigte sich zuversichtlich, den Heizungsbau und die Verlegung eines Rohrleitungssystems für das Nahwärmenetz in 2025 abschließen zu können.

Auch im laufenden Betrieb werde auf Nachhaltigkeit geachtet, so werde der neu angelegte Küchengarten zur eigenen Versorgung der Gastronomie genutzt und im Landschaftspark eine extensive Wiesennutzung mit Mahd und temporären Beweidungen etabliert.

Des Weiteren erläuterte Herr Spanjer, dass im Modellvorhaben Parkschadenbericht Forscher der TU Berlin erstmals von einem Großteil der historischen Parks und Gärten in Deutschland Schäden an Gehölzen infolge des Klimawandels erfasst hätten. Der Parkschadensbericht liefere eine Grundlage, um zielführend an einer Strategie zur Erhaltung dieses wichtigen Kulturgutes arbeiten zu können. Die Studie „Modellvorhaben Parkschadensbericht. Zustandserfassung der Schäden an Gehölzen in historischen Parks in Deutschland infolge des Klimawandels“ wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert. Als Ergebnis bleibe festzuhalten, dass alle Parkanlagen in Deutschland unter Stress stehen. Die Hitze und Trockenjahre 2018 bis 2020 hätten sich unterschiedlich ausgewirkt, je nachdem welche Bäume betroffen waren und welcher Wetterverlauf registriert wurde. Die Stiftung Schloss Dyck verzeichnete von 2018 bis 2020 mit den höchsten Rückgang an Niederschlag. (Präsentation – Anlage 1)

Herr Rehse dankte Herrn Spanjer für die angebotene Führung im Vorfeld der Sitzung, welche die Bedeutung des Parks gezeigt habe, sowie für das Engagement von Herrn Spanjer und seinen Mitarbeitern, welches heute einmal mehr deutlich geworden sei.

Auf Nachfrage von Herrn Jung, ob eine Nutzung der Abwärme des Heizkraftwerkes angedacht worden sei, gab Herr Spanjer an, dass Ursprungsgedanke für das gesamte Vorhaben die offene Verlegung gewesen sei und in dem Zuge auch die Asphaltwege erneuert werden sollten. Da jedoch eine Nutzung der Brückenbauwerke für die Verlegung nicht möglich sei und auch unter den Gebäuden das Spülbohrverfahren genutzt werde, sei der Effekt zu vernachlässigen.

Frau Runge fragte nach, wo das Wasser für die angedachten Bewässerungsmaßnahmen entnommen werde. Herr Spanjer gab an, dass es Brunnen gebe und die dortige genehmigte Wasserentnahme für Trockenjahre ausreiche.

Frau Dr. Flick stellte fest, dass in den Planunterlagen für die Sanierung des Wirtschaftshofes die zukünftige Büronutzung großzügig dimensioniert sei und erkundigte sich, ob diese für die nächsten Jahre ausreiche.

Herr Spanjer bestätigte dies. In den Planungen seien Doppelbüros vorgesehen, wovon nach dem derzeitigen Stand noch ein paar Plätze nicht vergeben seien, die aber durch zusätzliche Projekte im Rahmen von Förderprogrammen zeitlich befristet besetzt werden könnten. Auch die Möglichkeiten des mobilen Arbeitens würden bei der Stiftung schon genutzt und seien bei der Planung berücksichtigt. Durch die Zusammenlegung der Verwaltung an einen Standort gebe es zudem Synergieeffekte.

Frau Wienands machte darauf aufmerksam, dass der ehemalige Landrat Dieter Patt die Bepflanzung des Miscanthusfeldes damals vorgeschlagen habe und sich jetzt zeige, was für eine weitblickende Entscheidung dies gewesen sei.

Vorsitzender Beyen dankte Herrn Spanjer für den ausführlichen Vortrag.