Sitzung: 20.02.2025 Planungs-, Klimaschutz- und Umweltausschuss
Vorlage: 68/5813/XVII/2025
Beschluss:
Der Planungs-,
Klimaschutz- und Umweltausschuss nimmt den Bericht zum aktuellen Stand der
Entwurfs- und Genehmigungsplanung zur Kenntnis.
Protokoll:
Vorsitzender Herr Markert begrüßt die Vertreter des vom Kreis
beauftragten Gutachterbüros pbo Ingenieurgesellschaft (Herrn Wegkamp, Frau
Brück und Herrn Amende), die zum aktuellen Sachstand der Entwurfs-
und Genehmigungsplanung im Bereich der Wertstoffsortier- und
Abfallbehandlungsanlage (WSAA) informieren.
Herr Wegkamp erinnert eingangs über die bekannte
Ausgangssituation in der WSAA und über den Handlungsbedarf. So müsse aus
Sicherheitsgründen die Statik der Hallen inzwischen alljährlich überprüft
werden. Er informiert über die Entwurfsplanung, über die Detaillierung bei der
Bautechnik und die aktuelle Planung bei den Baumaßnahmen. Herr Wegkamp
stellt das Rückbaukonzept vor. So seien inzwischen die Hallen und die Einbauten
auf Schadstoffverdachtsfälle voruntersucht worden. In der Bodenplatte, im
Dachbereich, in der Dämmung, in Farben und Fugen sowie in der Haustechnik seien
mehr Schadstoffe gefunden worden als zunächst angenommen. Herr Wegkamp
betont, dass Spezialisten aus dem Analytikbereich noch detaillierter
untersuchen müssen, ob und wenn ja wo, wieviel Asbest, PAK, PCB und
Schwermetalle vorhanden seien. Danach können belastbare Angaben zum geordneten
Rückbau und zu den Entsorgungskosten gemacht werden. Er informiert über das
Umbaukonzept. Hauptproblem dabei: Der Umbau müsse bei laufendem Betrieb
erfolgen. Dafür sei ein aufwendiges, kleinschrittiges Vorgehen notwendig. Zum
Beispiel muss der Umschlag des Restabfalls abschnittsweise zwischen der
entkernten Maschinenhalle und der alten Anlieferhalle wechseln. Höchste
Priorität habe dabei natürlich die Entsorgungssicherheit.
Herr Wegkamp fasst
die Kostensituation
zusammen. Nach Auswertung der Detailuntersuchungen liege die Kostensteigerung
aktuell bei 11,5 %. Die Investitionskosten belaufen sich demnach auf zurzeit
26.800.000 Euro. Hauptgründe für die Kostensteigerung: Angepasste Planungen bei
der Gebäudenutzung, bei der Umnutzung, in den Bereichen Rückbau und Sanierung
sowie bei der Anlagentechnik. Nicht enthalten seien die Kosten für weiterführende
Brandschutzmaßnahmen, die noch nicht abschließend mit Feuerwehr und
Versicherung geklärt werden konnten. Unklar bis dato sei aber auch eine
mögliche Bodensanierung aufgrund von PFAS-Belastungen aus vergangenen
Brandereignissen. Herr Wegkamp ergänzt, dass z. B.
Entwässerungsmaßnahmen und Asphaltierungen im Bereich der benachbarten
Sekundärbrennstoffsortieranlage (SBS) ebenfalls nicht eingeflossen seien, da
diese nicht direkt dem Projekt zuzuordnen seien. Er betont noch einmal, dass es
sich bei den 26.800.000 € um einen aktuellen Kostenstand handle und nicht um
eine Kostenprognose. Wohin sich in den nächsten Jahren die Kosten entwickeln
werden kann belastbar zurzeit nicht kalkuliert werden.
Herr Wegkamp
betont, dass in der
Entwurfsplanung auch potentielle Kostensenkungspotentiale untersucht worden
seien. Insbesondere könnten Synergieeffekte mit der SBS genutzt werden, eine
gemeinsame Sprinkleranlage, Sozialräume, Wasserversorgung und die
Abwasserbehandlung. Auch könnte die vorhandene Biofilterhalle zukünftig als
Lager für Papier, Pappe und Kartonagen (PPK) genutzt werden. Diese Überlegungen
zum Kosteneinsparpotential seien aber noch nicht abgeschlossen.
Herr Wegkamp
informiert, dass es im Projekt voraussichtlich zu einer anderthalbjährigen
Verzögerung kommen werde, geschuldet hauptsächlich dem komplexen und
schwierigen Umbau der WSAA bei laufendem Betrieb. Aber auch die schwierige
Suche nach diversen Gutachtern, die Abstimmung zum Brandschutz und Frage nach
der Wahl des richtigen Genehmigungsverfahrens haben mehr Zeit in Anspruch
genommen als erwartet. Die eigentlichen Baumaßnahmen können aller Voraussicht
nach in 2026 beginnen und enden dann in 2028.
Herr Wappenschmidt kritisiert die lange Bauphase. Eine Verkürzung sei
hier dringend nötig. Auch bereiten ihm die Kostensteigerungen Sorgen, vor allem
hinsichtlich der zurzeit noch nicht kalkulierbaren Bereiche. Herr
Wappenschmidt erkundigt sich zur geplanten Technik. Er gehe nach wie vor
davon aus, dass die angekündigte Modulbauweise insbesondere bei neuen gesetzlichen
Vorgaben eine schnelle Anpassung ermöglichen werde. Frau Leiermann
spricht die PFAS-Problematik in den Böden im Bereich der WSAA an. Eine
notwendige Sanierung dieses Schadens, insbesondere um das Grundwasser zu
schützen, habe natürlich nichts mit dem geplanten Umbau der WSAA zu tun, wäre
aber ggfs. ein Kostentreiber und könne auch zu weiteren Zeitverzögerungen
führen.
Herr Wegkamp
antwortet, dass er hinsichtlich des Zeitplans für die Bauphase keine
Verkürzungsmöglichkeiten sehe. Selbst wenn man alles in einem Rutsch abreißen
und eine freie Baufläche herstellen würde, dauere der Bau einer WSAA ca. 1
Jahr. Zu den Kosten sagt Herr Wegkamp, dass in der vorgestellten
Kostenrechnung für Unwägbarkeiten immer noch ein Puffer in Höhe von 15 % der
Gesamtkosten stecke. Daran möchte er aber nicht rütteln. Er ergänzt, dass die
eingesetzte Technik ausgereizt sei und daher bahnbrechende Änderungen in der
Zukunft nicht zu erwarten seien. Änderungen in der Steuerungstechnik, z. B.
durch Einsatz von KI, seien unabhängig der Maschinentechnik später auch ohne
große Umbaumaßnahmen möglich.
Frau Willner
informiert zum PFAS-Schaden im Bereich der WSAA. Eine orientierende
Untersuchung sei bereits durchgeführt, daran wird sich eine
Gefährdungsabschätzung anschließen. Je nach Belastungshöhe werden geeignete
Maßnahmen ergriffen. Herr Werhahn unterstützt dieses nachhaltige
Modernisierungsprojekt in der Abfallwirtschaft des Rhein-Kreises Neuss nach wie
vor uneingeschränkt.
Vorsitzender Herr
Markert betont,
dass die Kostenentwicklung selbstverständlich weiterhin intensiv begleitet
werde.