Protokoll:

Herr Dr. Dörr informiert aus Sicht des Gesundheitsschutzes in einer Powerpoint-Präsentation über die Feinstaub- und Stickstoffdioxid- (NO2)  Problematik. Er referiert über biophysikalische Grundsätze und stellt eine Vielzahl von möglichen Erkrankungen vor, die durch Feinstäube verursacht werden können. So stellt Herr Dr. Dörr fest, dass durch Feinstäube nicht nur die Lunge sondern auch die Haut, das Herz, der Kreislauf und sogar das Gehirn und die Leber geschädigt werden können. Herr Dr. Dörr betont jedoch, dass wissenschaftlich fundierte und statistisch abgesicherte Aussagen zu den einzelnen Krankheitsursachen nur über langwierige Studien mit mehreren 100.000 Menschen zu erhalten seien. Ein Hauptgrund dafür sei, dass die aufgezählten Erkrankungen viele verschiedene Ursachen haben könnten, wie z. B. Ernährung, Vererbung, Arbeitsbedingungen oder auch das persönliche Verhalten. Herr Dr. Dörr führt aus, dass eine statistische Berechnung vorliege, wonach in Deutschland die durchschnittliche durch den Feinstaub verursachte Lebenszeitverkürzung 10 Monate betrage. Im Umkehrschluss sei auch nachgewiesen worden, dass durch Reduzierung von Feinstäuben die Lebenserwartung entsprechend steige. (Der Vortrag von Herrn Dr. Dörr ist dieser Niederschrift als Anlage 2 beigefügt.)

 

Im Anschluss referiert Herr Hauswirth über die beiden Luftreinhaltepläne in Grevenbroich und Neuss. Er stellt die rechtlichen Grundlagen und die wichtigsten Luftschadstoffe vor. In Grevenbroich seien es die Feinstäube, die einen Luftreinhalteplan nötig machen, in Neuss die Stickoxide (NO2). Herr Hauswirth informiert über die wichtigsten Ursachen für die Feinstaubbildung. Die wesentlichen Verursacher seien Industrie, Kraftwerke, Verkehr, Haushalte, Landwirtschaft und Tagebau. Für die Stickoxidbildung sei dagegen vorrangig der Kfz-Verkehr in Verbindung mit mangelndem Luftaustausch verantwortlich. Herr Hauswirth zeigt eine Übersichtstabelle mit Angaben zu Grenzwertüberschreitungen in Grevenbroich. Die Anzahl der Tage mit Überschreitungen seien demnach eindeutig rückläufig. Nach Aussage des Landesumweltamtes sei der Rückgang darauf zurückzuführen, dass die den Tagebau betreffenden Maßnahmen aus dem Luftreinhalteplan Wirkung zeigen. Herr Hauswirth verweist darauf, dass sich die Situation in Neuss allerdings nicht so positiv darstelle. Trotz Umsetzung diverser Maßnahmen sei der Jahresmittelwert an Stickoxiden bis dato nicht zurückgegangen. Daher seien ab dem 1.1.2011 strengere  Maßnahmen ergriffen worden, wie z. B Fahrverbote für Kraftfahrzeuge mit roten Plaketten. (Der Vortrag von Herrn Hauswirth ist dieser Niederschrift als Anlage 3 beigefügt.)

 

Es folgt eine intensive Diskussion zum Thema. Herr Kauertz berichtet von vermehrten Schilddrüsenerkrankungen in Grevenbroich und fragt, ob solche Erkrankungen auch durch Feinstäube verursacht werden können. Er setzt sich dafür ein, im Raum Grevenbroich eine weitere Messstation aufzustellen. Herr Dr. Dörr antwortet, dass Schilddrüsenerkrankungen im Regelfalle hormonell gesteuert seien und ein Zusammenhang mit der Feinstaubbelastung vermutlich nicht bestehe. Herr Markert erkundigt sich zu Lungenkrebsfällen in Grevenbroich. Herr Dr. Dörr führt aus, dass im Rhein-Kreis Neuss im Jahre 2008 insgesamt 119 Männer und 66 Frauen an Lungenkrebs erkrankt seien. Dies sei rein statistisch betrachtet, ein im Vergleich zu anderen Kommunen relativ günstiger Wert. Angaben zu einzelnen kreisangehörigen Kommunen gebe es allerdings nicht. Frau Hugo-Wissemann fragt, ob man nicht durch Umfragen bei Hausärzten regionale Verteilungen besser ermitteln könne. Herr Dr. Dörr verweist u. a. auf den großen bürokratischen Aufwand, den die Arztpraxen bereits heute schon leisten müssen. Frau Hugo-Wissemann bittet die Verwaltung, die Ergebnisse der Feinstaub- und Stickoxidmessungen aus dem Jahr 2010 in der nächsten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses vorzustellen. Herr Mankowsky sagt dies zu. Herr Hauswirth verweist darauf, dass die Messergebnisse noch validiert und ausgewertet werden müssen. Hierzu gehöre auch der Vergleich mit anderen Messstationen in NRW. Nähmen z. B. an einer Messstation die Überschreitungstage und die Konzentration bestimmter Inhaltsstoffe, z. B. der Kohlenstoffgehalt im Feinstaub ab, während bei benachbarten Messstationen gar keine Veränderungen festgestellt werden können, schieden meteorologische Ursachen wie vermehrte Niederschläge als Ursache des Rückgangs relativ sicher aus. Herr Markert informiert über verschiedene Anstrengungen, insbesondere auf Landesebene, Feinstaubbelastungen zu reduzieren. Er bittet die Verwaltung, die  Feinstaubproblematik auch auf einer Kreisgesundheitskonferenz zum Thema zu machen und hierfür ausgewiesene Fachleute einzuladen. Herr Dorok betont, dass trotz diverser Maßnahmen weiterhin große Mengen an Feinstaub durch den Tagebau verursacht würden. Er fragt nach einem Emittentenkataster. Herr Mankowsky betont, dass es ein solches Kataster beim Rhein-Kreis Neuss nicht gebe. Bei mehreren 10.000 Betrieben alleine im Rhein-Kreis Neuss müsse aber auch das Verhältnis Aufwand/Nutzen gesehen werden. Vorsitzender Herr Boestfleisch erinnert an andere Emittenten für den Feinstaub, z. B. an den Hausbrand, wie Pelletheizungen und offene Kamine. Her Köhler verweist auf den Umweltbericht des Rhein-Kreises Neuss mit seinen Informationen zum Thema. Herr Markert regt an, dass der Rhein-Kreis Neuss zukünftig vermehrt über Sinn und Zweck von Luftreinhalteplänen aufklären und dafür werben solle.