Beschluss:

Der Beirat bei der Unteren Landschaftsbehörde erhebt Widerspruch gegen die beabsichtigte Gewährung von Befreiung gem. § 67 Abs. 1 BNatSchG für die Errichtung eines Steges zur Insel im Jröne Meerke.

Der Beirat schlägt der Stadt Neuss vor, die Genehmigung der Oberen Jagdbehörde zum Austausch der Eier der Gänse einzuholen und bis auf jeweils 1 oder 2 der Eier diese auszutauschen. Das Fütterungsverbot am See sollte konsequent durchgesetzt werden. Die offenen Bereiche der Insel sollten mit Schnittgut belegt werden.


Protokoll:

Vorsitzender Lechner bezeichnete die Schneeganspopulation am Jröne Meerke als Erfolgsgeschichte, zugleich aber auch Trauergeschichte. Es handele sich um die einzige Population dieser arktischen Gänse in Europa mit Ausnahme von Grönland. Bis Mitte des 19. Jahrhundert habe es regelmäßig Wintergäste aus der mittelsibirischen Population gegeben. Diese sei aber heute ausgestorben.

Die in Neuss festgestellten Schneegänse füllten heute diese Lücke. Die Tiere schweiften nach der Brut weiträumig in Europa herum. Es gebe bereits 5 oder 6 Brutansätze in Skandinavien. Die Tiere hätten jahrelang friedlich mit den Menschen in Neuss gelebt. Leider habe sich herausgebildet, dass Anwohner die Tiere intensiv fütterten. Hierin liege eine große Gefahr. Die Stadt habe ein Fütterungsverbot erlassen, kontrolliere dies jedoch nicht ausreichend. Es werde nicht konsequent durchgesetzt. Das Gewässer sei mittlerweise durch die Fütterungen heillos überdüngt. Das Gewässer könne nicht mehr als 130 Individuen aufnehmen. Alle weiteren würden abwandern, seien aber zunächst einmal vor Ort, womit das Gewässer überbesetzt sei.

Nunmehr sei die Idee aufgekommen, die Insel mit einer Brücke zu versehen, um eine Störung des Brutgeschäftes zu bewirken. Dies werde aber voraussichtlich zu einer kompletten Abwanderung der Gänse in eine andere Region führen, die Frage sei, wohin.

Nach der Mauser flögen die Gänse ohnehin fort. 7 - 8 Monate im Jahr seien also keine Gänse am Ort.

Auf der Insel brüteten in den Bäumen Graureiher, der Eisvogel sitze an und die Nachtigall sei gehört worden.

Insgesamt sei es eine sehr komplexe Situation. Ein Steg könne nur so lange Sinn machen, wie Gänse dort seien. In der Brutzeit dürfe man die Tiere aber nicht erheblich stören. Nach der Brutzeit wiederum seien sie fort. Ein Steg mache also keinen Sinn. Zudem seien noch weitere Gänsearten dort. Bei Abwanderung der Schneegänse würden die Freiräume sofort von anderen Gänsearten eingenommen.

Er könne nur vorschlagen, ein konsequentes Eiermonitoring durchzuführen und die Eier bis auf eines wegzunehmen. Dies könne auf lange Sicht erfolgreich sein.

Er sehe in dem Steg keine sichere Lösung und halte ein Eiermonitoring für besser. Dies erfordere jedoch eine längere Zeit. Hierfür sei eine Genehmigung der Oberen Jagdbehörde erforderlich, da die Gänse zum jagdbaren Wild mit ganzjähriger Schonzeit zählten. Sie würden als Neozoen geführt, jedoch als europäische Art, da sie in Grönland regelmäßig brüteten.

 

Auf die Nachfrage von Beiratsmitglied Schütz nach Raubwild erläuterte Herr Schmitz, dass eben dies das Problem sei, welches durch den Steg gelöst werden solle. Durch den Steg solle dem Raubwild der Zugang zur Insel gewährt werden. Dies sei in einem umfangreichen Ortstermin als durchaus taugliche Lösung angesehen worden.

 

Beiratsmitglied Arndt wies darauf hin, dass die Obere Jagdbehörde die erforderliche Genehmigung bereits im Vorjahr genehmigt habe, leider zu spät. Der jetzt geplante Steg sei ursprünglich nur als Verbindung für Raubtiere vorgesehen gewesen. Die jetzige breite Fassung biete Menschen die Möglichkeit, die Insel zu betreten. Dies sei eine Katastrophe. Was hieraus entstehen könne, sei von anderen Abgrabungsgewässern bekannt. Die Stadt Neuss müsse mit geringem Entgelt das Fütterungsverbot durchsetzen. Dies erfolge derzeit nicht. Dies sei aber eine Möglichkeit, mit geringem Aufwand etwas zu bewirken. Den Steg wie beantragt halte sie für eine schlechte Lösung. Die übermäßige Fütterung sei eines der Hauptprobleme. Sie müsse durchgesetzt werden. Die Hinweisschilder seien zerstört worden.

 

Beiratsmitglied Grimbach hielt den Steg nicht für eine gute Lösung. In diesem Fall gebe es für die Population 3 limitierende Faktoren, nämlich Krankheiten, Nahrungsangebot und Raubtiere. Er halte einen Eieraustausch ebenfalls für die beste Lösung zur Reduzierung der Population. Damit werde auch das große Problem der Eutrophierung des Gewässers gelöst. Außerdem sei der Gänsekot mit Parasiten geradezu verseucht, wie seine eigenen Untersuchungen ergeben hätten. Dies sei dort nicht tolerierbar.

 

Beiratsmitglied Bolz erläuterte, dass er das Gewässer seit den frühen 60er Jahren kenne. Es habe damals einen Schilf- und Röhrichtgürtel gegeben. Dieser sei heute verschwunden. Die Insel sei immer ein Refugium gewesen. Er halte einen Steg für eine untragbare Lösung aus der Sicht des Artenschutzes. Das Vorkommen des Eisvogels halte er für sehr wahrscheinlich. Dessen Störung könne nicht hingenommen werden. Er werde gegen den Steg stimmen.

 

Beiratsmitglied Kallen zweifelte am Erfolg eines Steges. Brütende Gänse ließen sich erfahrungsgemäß nicht leicht vertreiben. Das Raubwild habe seiner Meinung nach bereits heute Zugang zur Insel. Die Gänse ließen sich aber nicht durch kleine Räuber, wahrscheinlich auch nicht durch den Fuchs vertreiben. Er halte den Austausch der Eier für die beste Lösung zur Verminderung der Population.

 

Dem stimmte Beiratsmitglied Otten zu. Zudem sei das Fütterungsverbot deutlich zu machen und zu kontrollieren. Alle anderen Lösungen seien auch in der Bevölkerung nicht zu vertreten.

 

Herr Mankowsky betonte, dass die heutige Diskussion und die jahrelange Diskussion in Neuss zeigten, dass es sich um ein komplexes Problem handele. Man müsse akzeptieren, dass es sich hier um ein hoch frequentiertes Naherholungsgebiet handele. Es seien bereits viele Lösungen diskutiert worden, auch die konsequente Durchsetzung des Fütterungsverbotes. Dies sei jedoch mit hohen Personalkosten verbunden, die den Aufwand für den Steg schnell überschreiten würden. Er sei der Meinung, dass der geplante Steg eine Versuch sei, den man wagen könne und dessen Ergebnisse man betrachten müsse.

 

Der Vorsitzende wies darauf hin, dass hier eine Brücke geplant sei. Diese gewähre nicht nur dem Raubwild den Zugang, was aus Sicht des Artenschutzes nicht vertretbar sei.

 

Beiratsmitglied Müller schlug vor, den Steg sehr schmal zu halten und nur in der Zeit einzubauen, in der er wirklich benötigt werde.

 

Auf die Frage von Beiratsmitglied Schütz, ob der Steg für Menschen gesperrt werden könne, antwortete Herr Schmitz, dass eine unüberwindbare Sperrung nicht möglich sei. Sicher gebe es Möglichkeiten, den Steg durch Reduzierung der Größe und mit Sperren am Zugang für Menschen praktisch nicht nutzbar zu machen. Denkbar sei auch ein herausnehmbarer Mittelteil, um eine Komplettdemontage mit Auflagern vermeiden zu können.

 

Beiratsmitglied Arndt sah bei einer intensiven Kontrolle des Fütterungsverbotes in den erforderlichen Zeiten deutlich geringere Kosten, als beim Bau des Steges. Diese Aufgabe müsse auch nicht durch den Ordnungsdienst der Stadt wahrgenommen werden, sondern könne auch durch 400 €-Kräfte stundeweise erfüllt werden.

 

Beiratsmitglied Göbert sah Einigkeit dahin gehend, dass niemand eine tatsächlich Erfolg versprechende Lösung habe. Er schlage vor, dass man mit der Lösung mit dem geringsten Aufwand beginne, also mit der Eientnahme. Habe dies keinen Erfolg, könne man zu anderen Lösungen greifen.

 

Herr Große wies darauf hin, dass die Stadt bereits seit Jahren an dem Problem arbeite. Es gebe nach den vielen Gesprächen offenbar keine Lösung, die als erfolgreich anzusehen sei. Er bitte den Beirat, im Fall einer Ablehnung des Steges der Stadt einen Weg vorzuschlagen, wie deren Problem gelöst werden könne.

 

Die Beiratsmitglieder Kallen, Otten und Grimbach sprachen sich nochmals für das Absammeln der Eier aus.

 

Stellvertretendes Beiratsmitglied Lechner wies darauf hin, dass es sich bei den Gänsen um Boden- und Koloniebrüter handele, die untereinander Sichtkontakt haben wollten. Sie schlug vor, auf der Insel Reisig aufzubringen, um eine Bodenblockade und eine Sichtbehinderung zu bewirken. Diese Reisighaufen böten auch anderen, die Gänse störenden Tieren Unterschlupf.

 

Dieser Vorschlag fand allgemein Zustimmung unter den Beiratsmitgliedern. Der Vorsitzende schlug vor, dies mit einer konsequenten Überwachung des Fütterungsverbotes und einem Eieraustausch zu kombinieren.

 

Beiratsmitglied Müller begrüßte diesen Vorschlag, da dieser den mit den notwendigen Maßnahmen verbundenen Eingriff in Natur und Landschaft so gering wie möglich halte.

 

Beiratsvorsitzender Lechner formulierte unter Berücksichtigung des Diskussionsergebnisses den Beschlussvorschlag als Gegenvorschlag zum Verwaltungsvorschlag und stellte diesen zur Abstimmung.


Abstimmungsergebnis:

Einstimmig ohne Stimmenthaltungen.