Protokoll:

Grundsätzliche Zielsetzung der Arbeit des Beirates in der laufenden Wahlperiode, so Vorsitzender Lechner, müsse sein, dass man insgesamt eine ökologische Verbesserung der Situation im Rhein-Kreis Neuss erreiche, insbesondere aber im Bereich Artenschutz. Leider seien viele früher häufige Arten verschwunden. Ihnen fehle die Nahrungsgrundlage, die Deckung und die Möglichkeit, ihre Jungen aufzuziehen, verbunden mit Fang und Abschuss auf den Vogelzügen nach Süden. Hier sei viel zu verbessern. Dies bedürfe aber eines längeren Zeitraums.

Es sei gut, ein Waldvermehrungsprogramm im Kreisgebiet zu haben; was aber fehle, sei ein Offenlandprogramm, da viele Vögel und Schmetterlinge an Offenlandbiotope gebunden seien. Auch hier seien Verbesserungen erforderlich. Hierbei sei die Frage des Mahdzeitpunktes von großer Bedeutung. Es müsse überlegt werden, ob früh oder spät gemäht werden solle, einmalig oder zweimalig.

Weiterhin seien die Natur- und Landschaftsschutzgebiete zu verteidigen, da die Begehrlichkeiten, diese zu nutzen, sehr groß seien. Der Kreistag habe bislang die Beschlüsse des Beirates immer akzeptiert. Man müsse sehen, ob dies so bleibe, sonst sei eine härtere Gangart anzuschlagen.

 

Beiratsmitglied Grimbach wies auf die Einflüsse durch die starke Besiedlung hin. Es gebe Tendenzen, über die er sich Sorgen mache. Einerseits sei es notwendig, mit der Landwirtschaft Kooperationsverträge mit Entschädigungsleistungen abzuschließen. Die Landwirte stünden unter dem Druck, immer mehr auf kleinen Flächen zu produzieren. Er sehe eine große Gefahr durch den immer weiter um sich greifenden Einsatz von Folien in der Landwirtschaft. Weiter würden große Anzahlen von Fremdarbeitern eingesetzt, die auch in die umliegenden Schutzgebiete drängten und z. B. ihre Notdurft in Naturschutzgebieten verrichteten. Man müsse sich fragen, wie weit eine solche Intensivierung noch hingenommen werden könne und dies mit der Landwirtschaft besprechen. Schon heute grenzten Schutzgebiete und intensiv genutzte Räume unmittelbar aneinander. Hier sehe er Gefahren. Hinzu komme der Druck durch die Erholungssuchenden und die Spaziergänger mit ihren Hunden.

Er sehe es als Aufgabe des Beirates an, in die Öffentlichkeit zu gehen und diese Punkte, die sonst ignoriert würden, offen anzusprechen.

 

Vorsitzender Lechner stimmte dem zu. Frei laufende Hunde in der Natur, die wilderten, Jungtiere töteten und die Tiere insgesamt störten, seien eine große Gefahr. Hierauf angesprochene Hundebesitzer stritten dies erfahrungsgemäß ab.

 

Beiratsmitglied Arndt betonte, dass aus Ihrer Sicht für diese Aufgaben zu wenig Personal bei der Kreisverwaltung zur Verfügung stehe. Dies könne durch die Landschaftswacht nicht geleistet werden. Es fehle die ständige Präsenz und Kontrolle durch die Untere Landschaftsbehörde. Diese sei ihrer Meinung nach mittlerweile personell ausgeblutet. Immer wieder würden Bitten mangels Personal abgelehnt.

 

Beiratsvorsitzender Lechner erinnerte daran, dass Natur- und Landschaftsschutz, Artenschutz und Landschaftsplanung ureigene Aufgaben des Rhein-Kreises Neuss über alle kommunalen Interessen hinweg seien. Dabei sei eine Unterbesetzung festzustellen. Er erwarte, dass hier eine angemessene Aufstockung erfolge, nicht im Bereich der Wirtschafts- und Kulturförderung, die auch seitens der Kommunen wahrgenommen würden.

 

Herr Mankowsky betonte, dass es eine Vielzahl weiterer Aufgaben des Rhein-Kreises Neuss gebe, so zum Beispiel in den Bereichen Schule, Umweltschutz, Veterinärwesen, Soziales, Ausländerwesen, Integration und Gesundheit. Man müsse der Kreispolitik und den Kommunen im Rahmen der Erhebung der Kreisumlage hierzu Rede und Antwort stehen. Wenn es konkrete Mängel gebe, könne man versuchen, diese vielleicht durch eine geänderte Schwerpunktsetzung zu beheben. So allgemein, wie dieser vorgebracht werde, könne er den Vorwurf nicht im Raum stehen lassen.

 

Beiratsmitglied Kühl wies darauf hin, dass es neue Anläufe für eine geänderte Bewusstseinsbildung geben müsse. Die Gründe, zum Beispiel Hunde nicht frei laufen zu lassen, seien vielfach nicht mehr bekannt. Hier seien auch die Schulen gefragt.

 

Beiratsmitglied Meyer-Ricks warf die Frage auf, inwieweit der Beirat die Möglichkeit habe, seine Vorschläge den Fraktionen für die Haushaltsberatungen zur Verfügung zu stellen. Er halte dies für eine gute Idee, da man ein Gremium mit einem nicht unbedeutenden Zuständigkeitsbereich sei.

 

Auf die Frage von Beiratsmitglied Bachmann, ob Lärmschutz auch zu den Kompetenzen des Beirates zähle, antwortete der Vorsitzende, dass dies eigentlich nicht der Fall sei; gleichwohl könne man auf die schädlichen Folgen von Lärm für Menschen und Umwelt natürlich hinweisen.

 

Beiratsmitglied Kallen griff das Thema der frei laufenden Hunde auf. Dies sei auch von großem Interesse für Jägerschaft und Kreisbauernschaft. Diese hätten bereits gemeinsame Aktivitäten unternommen. Es sei sicher sinnvoll, dass sich auch der Beirat diesem Thema widme. Auch gebe es in einigen Kommunen des Kreisgebietes bereits Initiativen zur Ausweitung der Anleinpflicht für Bereiche außerhalb der Ortslagen. Hier sei auch die schiere Störwirkung der Hunde auf Wildtiere zu berücksichtigen.

Bei Kompensationsmaßnahmen müsse im Rhein-Kreis Neuss als typischem Offenlandraum darauf geachtet werden, dass diese nicht nur in Aufforstungen bestünden. Die Offenlandflächen müssten gefördert werden. Krefeld sei hierfür ein gutes Beispiel. Dies könne auch dazu dienen, einen finanziellen Anreiz für Flächeneigentümer und -bewirtschafter zu schaffen.

 

Herr Große erläuterte, dass der hier gesehene Konflikt zwischen Waldvermehrung und Offenlandbiotopen so nicht bestehe. Bei der Auswahl der Waldvermehrungsflächen gehe man konzeptionell vor und arrondiere vorzugsweise bestehende größere Waldgebiete. Verschiedene Räume, die einen hohen Wert als Offenlandbiotope hätten, schieden ohnehin für eine Waldvermehrung aus. Das Waldvermehrungsprogramm könne schon durch seinen Flächenumfang den aufgezeigten Konflikt nicht bewirken. Die Offenlandbiotope würden im Übrigen durch andere Maßnahmen gefördert, so durch das Kreiskulturlandschaftsprogramm und die in den Landschaftsplänen festgesetzten Pflegemaßnahmen. Zudem werde im Rahmen der Kompensation für Eingriffe beispielsweise durch Bauleitplanung die Anlage von Offenlandbiotopen vorgeschlagen.

 

Herr Kallen wies darauf hin, dass es im Raum Krefeld größere Offenlandbiotope gebe, weil die Stadt dies gezielt fördere und fordere.

 

Zur Problematik frei laufender Hunde in der freien Landschaft betonte Beiratsmitglied Klauth, dass die Landwirte Nahrungsmittel produzierten. Wenn diese durch Hunde verschmutzt würden seien es keine sauberen Nahrungsmittel mehr. Die Hundebesitzer seien regelmäßig gut ansprechbar und vielfach einsichtig. Manchmal sei es auch eine Frage, wie man diese anspreche.

Die Landwirte hätten durchaus Verständnis für Naturschutz und Erholung in der Landschaft. Sie seien nicht gegen Naturschutz eingestellt. Man habe, auch mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, schon einiges bewirkt. Im kommenden Jahr werde es im Rahmen des so genannten Greenings Zuschüsse für die Anlage von zum Beispiel Grün- und Blühstreifen geben.

 

Der Vorsitzende sprach sich dafür aus, im Bereich der Kompensationsmaßnahmen mehr Flächen als Offenlandflächen herzustellen.

 

Beiratsmitglied Otten erklärte, dass das eine das andere nicht ausschließen dürfe. Bei der Waldarmut im Rhein-Kreis Neuss sei die Waldvermehrung wichtig und müsse kontinuierlich weiterzuführen. Dies müsse die Offenlandschaft nicht beeinträchtigen. Die Bäume, die man zukünftig benötige, müssten heute gepflanzt werden. Man werde sicher keine neuen, großen Waldgebiete bekommen. Hecken, Feldgehölze Gebüsche seien als Rückzugsräume aber unverzichtbar.

 

Beiratsmitglied Grimbach bezeichnete die Weiterführung des Waldvermehrungsprogramms als sehr wichtig. Man müsse aber auch mit den anderen Ressourcen schonend umgehen. Es bedürfe einer Aufklärung der Bevölkerung, einer höheren Sensibilität der Jäger und Landwirte und mehr Rücksicht bei Erholungssuchenden. Es müsse ein Umdenken stattfinden.

 

Der Vorsitzende stimmte dem zu. Hier sei eine permanente Öffentlichkeitsarbeit erforderlich.

 

Beiratsmitglied Arndt betonte, dass es nach ihrer Meinung zu viele Menschen gebe, die sich nicht mehr an die Regeln in der Natur hielten. Es sei den Kommunen mittlerweile unmöglich, diese Menschen zu disziplinieren. Hier seien verstärkte Kontrollaktionen notwendig, speziell auch in den Naturschutzgebieten. Leider seien die kommunalen Ordnungsdienste auch personell hoffnungslos unterbesetzt. Die Hundebesitzer wiederum beklagten zu wenige Auslaufflächen für ihre Tiere. Auch hier müsse angesetzt werden.

Im Rahmen der Offenlandpflege seien Blühstreifen als Verbindung zwischen den Lebensräumen sinnvoll, um Wanderungswege zu schaffen.

 

Der Vorsitzende ergänzte, dass die beliebtesten Verbindungselemente Heckenstrukturen mit eingestreuten Bäumen seien.

 

Beiratmitglied Otten wies darauf hin, dass er von der Kreisbauernschaft zu einer Sitzung des Vorstandes eingeladen worden sei. Diese Einladung werde er gerne annehmen. Hierbei könne er auch seinen neuen Stellvertreter vorstellen. Die hier angesprochenen Themen werde er bei dieser Gelegenheit ansprechen. Die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft funktioniere bislang reibungslos.