Sitzung: 19.05.2015 Kreisausschuss
Vorlage: 61/0623/XVI/2015
Beschluss:
Der Kreisausschuss nimmt den Bericht zur Braunkohleplanung und Energiewirtschaft Berichtszeitraum April/Mai 2015 zur Kenntnis.
Protokoll:
Zur Anfrage der
Fraktion Bündnis ’90/Die Grünen betreffend den Quecksilberausstoß von
Braunkohlekraftwerken führte Landrat Petrauschke aus, dass dem Protokoll der
21-seitige Zwischenbericht des Instituts für Energie- und Umwelttechnik e. V.
in Duisburg beigefügt werde (s. Anlage). Er merkte an, dass zwingende
Voraussetzung für den Fortbestand der heimischen Unternehmen die Sicherstellung
der Grundlast zu günstigen Preisen ist. Die regenerativen Energien würden zwar
einen wertvollen Beitrag zur Energieversorgung leisten, könnten die Grundlast
jedoch nicht gewährleisten. Derzeit seien hierzu noch entweder fossile
Brennstoffe oder die Kernenergie erforderlich. Wenn keine Kernenergie mehr
eingesetzt werde, sei der Einsatz fossiler Brennstoffe zur Sicherung der
Grundlast unabdingbar. Im Übrigen sei stetig in den letzten Jahren der
Strukturwandel vorbereitet worden.
Kreistagsabgeordneter
Demmer wies auf die hohe Gesamtbelastung mit Quecksilber in Deutschland von
4.950 kg hin. Die Braunkohle habe hieran einen wesentlichen Anteil. In den
USA seien die Grenzwerte deutlich niedriger. Zu der Pressemitteilung des
Kreises vom 13.05.2015 merkte er an, hierbei handele es sich nicht um eine neutrale
Information, sondern diese diene nur Wahlkampfzwecken. Das Argument, nationale
Alleingänge brächten keinen Erfolg, sei ein reines Abwehrargument. Die ältesten
Braunkohlekraftwerke müssten einen Beitrag dazu leisten, den Klimawandel zu
stoppen.
Nach Ansicht von Herrn
Kreistagsabgeordneten Dr. Ammermann vermittelt die Berichterstattung im
Erftkurier zu diesem Thema den Eindruck, RWE habe sich falsch verhalten. Dies
sei aber unzutreffend. Die Emissionen der örtlichen Braunkohlekraftwerke lägen
deutlich unter den in Deutschland geltenden Grenzwerten und würden auch die in
den USA geltenden Grenzwerte einhalten. Die Belastung durch Quecksilber auf der
ganzen Welt belaufe sich auf 7.500 t/Jahr. Hiervon stammten über 5.000 t aus
natürlichen Quellen. Nur etwa 2.000 t seien durch Menschen verursacht. Davon
entfielen rund 800 t auf die Emissionen aus Kraftwerken. Die Kraftwerke in Deutschland
hätten hieran einen Anteil von lediglich 6 t. Im Übrigen sei es Aufgabe des
Landrats, die örtlichen Interessen des Rhein-Kreises Neuss zu vertreten und
sich hierzu auch zu äußern.
Kreistagsabgeordneter
Wappenschmidt machte deutlich, dass die Kraftwerke für die wirtschaftliche
Situation und die Entwicklung im Rhein-Kreis Neuss und für den Wohlstand seiner
BürgerInnen von besonderer Bedeutung sind. Die Umsetzung der Vorschläge von
Vizekanzler Gabriel würde im Rhein-Kreis Neuss zu schweren Brüchen hinsichtlich
der wirtschaftlichen Struktur führen. Die Braunkohle werde noch für eine
Übergangszeit als Energieträger benötigt und sei darüber hinaus auch ein
wertvoller heimischer Rohstoff, insbesondere für die chemische Industrie.
Landrat Petrauschke
merkte an, dass die Umsetzung des sogenannten Gabriel-Papiers zur Folge hätte,
dass bis auf 3 alle Braunkohlekraftwerke abgeschaltet werden müssten. Dann wäre
die preisgünstige Grundlast nicht mehr abgedeckt und die heimischen Betriebe in
ihrem Bestand gefährdet. Derzeit sei die Braunkohle daher unabdingbar. Überdies
sei deren Effizienz in den vergangenen Jahren um 30% gesteigert worden.
Kreistagsabgeordneter
Demmer lobte den Einsatz des Landrates für die Arbeitsplätze, wiederholte aber
noch einmal, dass die Form der Pressemitteilung aus seiner Sicht nicht korrekt
gewesen sei. Ursache des Problems sei unter anderem, dass es in Deutschland
keinen funktionierenden Emissionshandel gebe. Dies habe unter anderem zur
Folge, dass Gaskraftwerke mit weit weniger Emissionen still gelegt würden. Auch
die CDU im Rhein-Kreis Neuss habe sich dem Klimaschutzziel verschrieben.
Kreistagsabgeordneter
Welsink stellte die Bedeutung der Kraftwerke für die regionale Entwicklung
heraus. In diesem Zusammenhang seien unsachliche Äußerungen nicht hilfreich,
sondern nur eine sachliche Diskussion der anstehenden Probleme. Der
Strukturwandel im Ruhrgebiet gebe kein positives Beispiel für die Region.
Strukturbrüche wie im Ruhrgebiet müssten vermieden werden.
Kreistagsabgeordnete
Eickler führte aus, soweit sie wisse gebe es bereits Speichertechnologien, die
es ermöglichten, den Bedarf für 24 Stunden sicherzustellen, zum Beispiel über
Pumpspeicherwerke.
Nach Ansicht des
Kreistagsabgeordneten Carsten Thiel ist ein geordneter und systematischer Strukturwandel
unverzichtbar aber die Arbeitsplätze müssten erhalten bleiben.
Kreistagsabgeordneter
Demmer wies noch einmal darauf hin, dass das Problem nicht steigende
Strompreise, sondern sinkende Strompreise sind. Die Probleme lägen unter
anderem darin, dass einige Unternehmen in der Vergangenheit falsche
Entscheidungen getroffen haben.
Kreistagsabgeordneter
Djir-Sarai stellte klar, dass Gegenstand der heutigen Diskussion das Problem
Quecksilber sei und nicht die Braunkohle. Über die Braunkohle sei bereits in
der Vergangenheit, so in der März-Sitzung des Kreistages diskutiert worden. Wer
es damals versäumt habe, hierzu einen Beitrag zu leisten, könne dies nicht in
der heutigen Sitzung nachholen. Im Übrigen gehöre es zu den Aufgaben des
Landrats, Partei zu ergreifen für die Interessen des Rhein-Kreis Neuss.
Kreistagsabgeordneter
Fischer stimmte Herrn Djir-Sarai zu, dass die SPD im Landtag eine andere
Position zum Thema Braunkohle vertritt als die SPD-Fraktion im Kreistag. Die
SPD im Rhein-Kreis Neuss stehe zu den Klimazielen. Diese dürften aber nicht zu
Lasten der Braunkohle umgesetzt werden.
Landrat Petrauschke
erinnerte daran, welche Probleme RWE bei der Umsetzung von Vorhaben zur
Energiespeicherung z.B. in der Eifel und im Schwarzwald hatte. Die weit über dem
Marktpreis liegenden Preisgarantien für regenerative Energien seien
kontraproduktiv. Das Problem der Grundlast könne derzeit über regenerative
Energiequellen nicht gelöst werden.