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Beschluss:

Der Kulturausschuss nahm den Bericht des Herrn Boehm zur Kenntnis.


Protokoll:

Herr Boehm bedankte sich für die Gelegenheit, im Kulturausschuss vortragen zu dürfen, vor zwei Jahren habe er das erste Mal Gelegenheit dazu gehabt. Mit dem Museum Insel Hombroich werde die Kunst bewahrt, die Herr Karl Heinrich Müller im Laufe seines Lebens gesammelt und 1996 in die Stiftung eingebracht habe. Eine Erweiterung der Sammlung sei nicht vorgesehen. Das Museum unterscheide sich in der Präsentation wesentlich von anderen Museen, so seien keine Beschilderungen der Örtlichkeit und Exponate vorgesehen. Der Besucher öffne die Türen selbst und entdecke die Kunst auf eigene Faust. Damit sei die Schwelle für den Besucher deutlich niedriger als in anderen Museen. Das Museum habe keine Klimaanlagen und entspreche nicht den gängigen ICOM-Standards für Museen, dennoch bemühen sich Vorstand und Geschäftsführung, die Kunstwerke zu schützen.

 

In den letzten Jahren seien deshalb bereits einzelne Gebäude saniert worden, so wurden neue Heizsysteme installiert und neue Fenster eingesetzt. Die Gebäude seien dabei in der Struktur nicht verändert worden, da sie selbst Kunstwerke seien und technische Änderungen nicht sichtbar verbaut werden dürfen.

 

Auch das Kassenhaus sei saniert worden. Alle Büros befänden sich mittlerweile auf der Raketenstation, so dass im Kassenhaus ein Raum für die Sammlungspflege eingerichtet werden konnte.

 

Für die Sanierung des 12-Räume-Hauses und des Labyrinths habe die Stiftung auf Bundesebene bereits zweimal Förderanträge gestellt, die jedoch abgelehnt wurden. Zwischenzeitlich sei man jedoch zuversichtlich, mit Unterstützung des Rhein-Kreises Neuss und der Stadt Neuss eine Förderung für das Labyrinth zu erhalten.

 

Im Kuratorium der Stiftung habe es eine Veränderung gegeben, Frau Pfeiffer-Poensgen habe als neue Ministerin für Kultur und Wissenschaft im Land Nordrhein-Westfalen den Vorsitz im Kuratorium übernommen.

 

Die Raketenstation werde seitens der Stiftung künstlerisch weiterentwickelt, so fänden dort regelmäßig Ausstellungen im Bereich Kunst und Architektur sowie Konzerte in der Veranstaltungshalle statt. Auch das Haus für Musiker, welches zwischenzeitlich fertig gestellt worden sei, werde in die Programmentwicklung miteinbezogen. Dort seien Gastkünstler vorgesehen.

 

Die zweiteilige Ausstellung der fotografischen Sammlung des im Frühjahr 2017 verstorbenen Sammlers Volker Kahmen habe internationale Beachtung erfahren. Herr Boehm lädt die Mitglieder des Kulturausschusses ein, die Ausstellung gemeinsam zu besuchen. Volker Kahmen habe den Verbleib der Sammlung in Hombroich verfügt, es sei geplant, die Sammlung aufzuarbeiten und dem Publikum weiter zu öffnen.

 

Auch im benachbarten Kirkeby-Feld mit seinen fünf Gebäuden fänden in drei Gebäuden regelmäßig Ausstellungen statt. Die Gebäude würden dazu an bestimmten Tagen für die Besucher geöffnet.

 

Das beliebte Inselfestival finde alle zwei Jahre statt, ferner habe man eine neue Veranstaltungsreihe zu Philosophie und Literatur etabliert, die im Wechsel biennal durchgeführt werden solle.

 

Vorsitzender Rehse fragte nach, wie es mit der Zugänglichkeit des Geländes für Menschen mit Behinderungen aussehe.

 

Herr Boehm führte aus, dass gemeinsam mit Frau Servos und Herrn Lonnes eine Begehung stattgefunden habe. Die Herstellung der Barrierefreiheit sei schwierig, da sich das Museum an einer Geländekante befinde. Diese werde mit einer Treppe überwunden, die jedoch eine enorme Schwelle für Menschen mit Behinderungen darstelle. Für sie bestehe die Möglichkeit, einen rückwärtigen Eingang zu benutzen. Die Wege seien mit Kies befestigt, was einen Zugang mit Rollstuhl oder Rollator erschwere. Da das Museum naturnah entwickelt worden sei, widerspreche eine Befestigung der Wege dem Konzept. Die Stiftung überlege jedoch, zu bestimmten Terminen Führungen mit Assistenz anzubieten.

 

Herr Kindermann bekräftigte, dass ein barrierefreier Zugang allen Besuchern zu Gute käme.

 

Vorsitzender Rehse fragte nach, ob das beliebte Café auf der Raketenstation wieder geöffnet werde. Hierzu legte Herr Boehm dar, dass beide Cafés sowohl im Museum Insel Hombroich als auch auf der Raketenstation zunächst von der Stiftung betrieben worden seien. Später sei das Café auf der Raketenstation von einem Künstler gepachtet worden. Da die Anzahl der Plätze im Café sehr beschränkt sei, sei eine Neuentwicklung und Verlegung des Cafes in das gegenüberliegende Gebäude geplant. Hier seien zunächst noch Umbauten erforderlich.

 

Vorsitzender Rehse erklärte, dass die Stiftung selbständig sei, der Landrat und Herr Lohkamp sowie er selbst Stellvertreter für Herrn Lohkamp Mitglieder im Kuratorium seien, so dass über diesen Weg Anregungen an die Stiftung herangetragen werden könnten.

 

Herr Radmacher fragte nach den aktuellen Besucherzahlen der Stiftung, insbesondere auch nach den besuchenden Schülern.

 

Herr Boehm legte dar, dass die Besucherzahlen seit Jahren konstant bei knapp unter 80.000 Besuchern lägen, diese verteilen sich auf ca. 70.000 Besucher des Museums und ca. 7.000 – 8.000 Besucher von Veranstaltungen. Schülerzahlen würden nicht separat ausgewiesen. Es sei seiner Einschätzung nach schwierig, Schüler für den Besuch der Einrichtung zu gewinnen, da das Museum nicht einfach zu erreichen und die Zeitfenster während des Unterrichts beschränkt seien. Besucherzahlen auf der Raketenstation würden nicht erhoben, der Zugang erfolgt eintrittsfrei.

 

Herr Boehm wies darauf hin, dass der Besuch der Insel Hombroich lediglich zu 25 – 30 % mit Mitteln der öffentlichen Hand bezuschusst werde, was vergleichsweise zu anderen Häusern sehr gering sei.

 

Herr Beyen wies darauf hin, dass bereits bei der letzten Vorstellung im Kulturausschuss angeregt worden sei, das Marketing auszubauen, um das Museum gerade auch im näheren Umfeld bekannter zu machen, die Besucherzahlen zu steigern und die Nutzungen der Gebäude zu erweitern.

 

Herr Boehm erläuterte nochmals das Bestreben des Museums, die Kunst im Museum Insel Hombroich ohne Bewachung zu präsentieren und den Charakter der Einrichtung zu erhalten. Die Besucherzahlen könnten daher nicht um jeden Preis gesteigert werden.

 

Herr Kindermann schlug vor, eine Bewachung der Kunstgegenstände durch Ehrenamtler vornehmen zu lassen.

 

Herr Boehm versicherte, dass das Museum bereits viele Ehrenamtler in der Parkpflege und bei der Apfelernte beschäftige. Bei einer konsequenten Aufsicht in jedem Ausstellungsraum wären mindestens 20 Personen zeitgleich erforderlich. Die Stiftung habe ferner die Erfahrung gemacht, dass eine ehrenamtliche Aufsicht ohne entsprechende Schulung schwer funktioniere und eine solche Dienstleistung nicht verlässlich von Ehrenamtlern geleistet werden könne. Zudem war es gerade der Wunsch von Herrn Karl-Heinrich Müller, die Kunst ohne Aufsicht zu präsentieren.

 

Abschließend erklärte Herr Lonnes, dass die Stiftung Insel Hombroich nach wie vor ein außergewöhnlicher Ort sei, um Kunst und Kultur zu erfahren und der Kreis auch in der Verantwortung gegenüber Karl-Heinrich Müller stehe, sein Werk zu erhalten. Hierfür trage auch der Rhein-Kreis Neuss eine besondere Verantwortung. So sollte der Beschluss des Kreistages vom Dezember 2016, einen Zuschuss von insgesamt 900.000,- € zur Einbringung des kommunalen Eigenanteils für die Sanierung des Labyrinths auch für die kommenden Haushaltsjahre aufrechterhalten werden.

 

Vorsitzender Rehse dankte dem Gastgeber für seine Ausführungen und das Angebot einer Führung durch die Ausstellung Volker Kahmens, was der Kulturausschuss gerne wahrnehmen werde.

 

Der Artikel der Luxemburgischen Tageszeitung vom 6.9.2017 „Wo Kunst eine eigene Insel hat“ ist der Niederschrift als Anlage 2 beigefügt.