Beschluss:

 


Protokoll:

Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein Jürgen Steinmetz und Leiter der Wirtschaftspolitik Gregor Werkle präsentierten die wirtschaftlichen Strukturen und Standortqualitäten im Rhein-Kreis Neuss. Die Präsentation ist dem Protokoll als Anlage beigefügt.

 

 

Landrat Hans Jürgen-Petrauschke merkte an, dass es eine Anfrage im Landtag zum Thema Breitband gegeben habe. Die nun vorliegende Antwort zeige auf, wie die Entwicklung des Ausbaus seit 2015 erfolgt ist. Erfreulich sei, dass kreisweit 73,5 % im Bereich der Möglichkeiten der 50 MBit/s auf 85,4 % gestiegen seien. Der Kreis gehe davon aus, durch die Förderungen des Bundes und des Landes insbesondere Gewerbegebiete, Schulen und die „weißen Flecken“ bis Ende 2019 in diesen Bereich reinbringen zu können und auf 100 % zu kommen. In diesem Bereich solle der Kreis weiterhin eine Spitzenposition einnehmen. Besondere Herausforderungen für die Zukunft stünden an. Nur wenn die Wirtschaft funktioniert, könnten auch Leistungen erbracht werden. Deswegen werde stets über die Entwicklung der Kosten der Unterkunft und der Arbeitslosenquote berichtet. 2009 habe die Arbeitslosenquote bei 6,9% gelegen. Aktuell liege diese lediglich bei 5,5 %. Die Quote sei noch nicht zufriedenstellend, tendiere jedoch in die richtige Richtung. Umgerechnet würden pro Jahr 2.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Kreisgebiet dazu kommen. Die Entwicklung der Braunkohle sei ein wichtiges und belastendes Thema. Unter Beteiligung mehrerer Ministerien solle ein Endzeitpunkt zur Gewinnung von Braunkohle bestimmt werden. Dieses Vorhaben sei mit Sorge zu beobachten. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke erklärte, dass er einen situationsbedingten Ausstieg aus der Braunkohle befürworte, da nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die gesamte Wirtschaft davon abhänge. Der Kreis liege im Vergleich insbesondere mit einer niedrigen Jugendarbeitslosenquote weit vorne und habe insgesamt eine gute Grundlage für die Zukunft.

 

Kreistagsabgeordneter Dieter Welsink führte aus, dass die Standortanalyse zeige, dass der Rhein-Kreis Neuss sozial und gesund sei. Für die kommenden Herausforderungen im Bereich Energie, Bergbau etc. würden Antworten gefunden. Dabei spiele die Wirtschaftsförderungspolitik eine große Rolle. Einige Faktoren in der Analyse würden zeigen, dass die Politik für den Erfolg der Wirtschaft Weichen gestellt habe. Die CDU Kreistagsfraktion wolle über die Analyse beraten und mit entsprechenden Maßnahmen darauf reagieren. Der Vortrag bestätige, dass Wirtschaftsförderung nur gemeinsam mit den Städten und Gemeinden funktionieren könne. Die IHK sei einer der wichtigsten Partner in dem System.

 

Kreistagsabgeordneter Rainer Thiel fragte, ob der Rhein als Standortfaktor im Bereich der Verkehrsanalyse betrachtet worden sei. Weiterhin erkundigte er sich danach, ob es bei Betrieben, in denen der Energiepreis eine Rolle spiele, ein differenziertes Bild hinsichtlich der Zufriedenheit mit den Energiepreisen gebe. Außerdem fragte er, ob die Zufriedenheit mit den Innenstädten aufgrund der vielen kreisangehörigen Städte und Gemeinden differenziert zu den umliegenden größeren Städten betrachtet werden könne. Insgesamt sei die Wirtschaft trotz Politik zufrieden. Die Stadt Neuss habe zudem ein starkes Interesse an der Gewerbeflächenentwicklung, weshalb eine Auflistung von möglichen Flächen wünschenswert sei.

 

Kreistagsabgeordneter Rolf Kluthausen fragte, wie die Mitgliedsbetriebe der IHK Mittlerer Niederrhein zur Abbruchquote von Lehrlingen stehen würden.

 

Eine bundesweite Berichterstattung habe festgestellt, dass die bundesweite Abbruchquote bei einer dualen Ausbildung bei 25% liege, so IHK Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Im IHK Bezirk Mittlerer Niederrhein liege diese lediglich bei 10%. Diese Quote sei immer noch zu hoch. Im Vergleich zur bundesweiten Quote jedoch niedrig. Die nachträgliche Absage für eine zunächst zugesagte Ausbildungsstelle werde von dieser Quote auch erfasst, daher sei die Quote unabhängig vom Bund ebenfalls als niedrig zu bewerten. Die Abbruchquote bei den Hochschulen in der Region liege bei 30%. Weiterhin führte er aus, dass der Rhein als Standortfaktor nicht ausdrücklich bei den Unternehmen abgefragt worden sei. Bezogen auf die Struktur der Region sei dieser als wichtiger Faktor unumstritten. Die Häfen seien Wachstums- und Beschäftigungsmotoren. Er erklärte darüber hinaus, dass in der Auswertung die Städte und Gemeinden nicht einzeln betrachtet werden könnten und eine Bewertung der Innenstadtfaktoren im Vergleich zu Mönchengladbach und Krefeld nicht möglich machen. In der IHK-Schriftreihe (s. Anhang zum Protokoll) seien als Flächenpotenziale für Neuss auf die Standorte Allerheiligen (Kuckhofer Straße - Ost), den Bereich Morgensternsheide und Hoisten Süd hingewiesen worden.

 

Leiter der Wirtschaftspolitik Gregor Werkler ergänzte, dass die positive Bewertung der Energiekosten nicht unbedingt auf die energieintensiven Unternehmen in der Region zurückzuführen sei, sondern durch den Rückgang der Erdölkosten begünstigt worden sei.

 

Kreistagsabgeordneter Udo Bartsch fragte, ob es ein besonderes Engagement seitens der IHK im Bereich der Pflegeberufe gebe, da besonders dort der Fachkräftemangel von Bedeutung sei.

 

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke antwortete, dass Pflegeberufe nicht in den Bereich der IHK Tätigkeit fallen würden.

 

Kreistagsabgeordneter Carsten Thiel zeigte sich erfreut darüber, dass IHK zu dem Ergebnis komme, dass die Politik einen Einfluss auf den Erfolg der Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss habe. Er merkte an, dass die Stadt Neuss im Bereich der Bedarfsermittlung für Wohnungen sowohl vom Kreis als auch von der IHK darauf hingewiesen worden sei, dass mehr Wohnflächen benötigt werden. Die Analyse zeige, dass der Standort sehr gefragt sei.

 

Kreistagsabgeordnete Kirsten Eickler erkundigte sich, ob bei der Wertermittlung der Bruttowertschöpfung ermittelt worden sei, ob diese aus einer Preis- oder Produktionserhöhung resultieren. Zudem stelle sich die Frage, ob bei den Beschäftigungsverhältnissen nach Einkommensverhältnissen gegliedert worden sei. Im Bereich der Flächenanalyse wäre es interessant zu erfahren, ob in den Gebieten zwischen ortsansässigen Unternehmen oder Neuansiedlungen unterschieden worden sei und wie hoch der Flächenanteil im Rhein-Kreis Neuss sei. Weiterhin wäre es wünschenswert die Ergebnisse der Standortliste zu bekommen.

 

Kreistagsabgeordneter Dr. Will betonte, dass er es begrüßen würde, wenn die IHK bezüglich der Verlängerung der Regiobahnstrecke nach Viersen auf die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mönchengladbach Druck ausüben würde.

 

1. stellvertretender Landrat Dr. Hans Ulrich Klose hob hervor, dass das berufsbildende Schulwesen im Rhein-Kreis Neuss einen hohen stand habe. Der kürzlich erschienene Berufsbildungsbericht habe nach wie vor ein vernichtendes Urteil über das Berufsbildungswesen in Deutschland geäußert. Er fragte, ob bei der Analyse ähnliche Kriterien wie beim Berufsbildungsbericht zur Bewertung herangezogen worden seien.

 

IHK Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz antwortete, dass der Fachkräftemangel ein großes Konjunkturrisiko für die Region darstelle. Der Rhein-Kreis Neuss biete mit der IHK eine Vielzahl von Aktivitäten im Bereich der dualen Ausbildung an. Die IHK werde in diesem Jahr das erste Mal bei Sportvereinen für die duale Ausbildung werben. Im Kreis würden pro Jahr etwa 4.500 Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen. Es bedarf dabei von Jahr zu Jahr immer mehr Anstrengung um diese Zahlen hinzubekommen. Gründe dafür liegen im Demografischen Wandel und der steigenden Akademisierung. Bei den Unternehmen sei lediglich eine Bewertungsabfrage zu den Angeboten der Berufsschulen erfolgt, weshalb es keine Korrespondenz zum Berufsbildungsbericht gebe. Die IHK würde mit der Unterstützung des Kreises gerne die Qualität der Berufskollegs im IHK Bezirk untersuchen. Dabei würden von den kommunalen Trägern bis hin zum Lehrpersonal alle Faktoren betrachtet werden.

Er ergänzte zu der Frage von Kreistagsabgeordneten Kirsten Eickler, dass der Gewerbeflächenanteil im Rhein-Kreis Neuss bei 3,8% liege und nicht zwischen ortsansässigen oder Neuansiedlungen unterschieden worden sei.

 

Leiter der Wirtschaftspolitik Gregor Werkle fügte hinzu, dass die Bruttowertschätzung auf den Sekundärstatistiken von IT.NRW basieren. Es handele sich dabei um den Produktionswert abzüglich der Vorleistung und Bereinigung von Gütersteuern. Bei den Beschäftigtendaten sie nicht nach Einkommensklassen unterschieden worden. Er betonte, dass es sich bei den Beschäftigten ausschließlich um sozialversicherungspflichtig Beschäftigte handele.

 

2. stellvertretender Landrat Horst Fischer hob hervor, dass die Fernverkehrsanbindung nach Venlo bzw. in die Niederlande ein wichtiger zu realisierender Aspekt sei. Weiterhin sie der mögliche Knotenpunkt in Grevenbroich als S-Bahnanbindung ein langfristig wichtiger Faktor für den Strukturwandel im Kreisgebiet.

 

Kreistagsabgeordneter Rainer Thiel stellte fest, dass die Mehrheit von Schulabgängern studieren möchte. Die Abbruchquote im Studium sei jedoch relativ hoch. Er fragte, inwieweit die Betriebe darauf vorbereitet werden, dass sich die Ansprüche erhöht haben. Insbesondere im Handwerk bestehe ein Fachkräftemangel. Er erkundigte sich, ob die guten Karrierechancen über eine duale Ausbildung bereits verstärkt beworben werden.

 

IHK Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz berichtete, dass zu der Studienabbruchquote ein Projekt mit der Hochschule Niederrhein bestehe. Es müsse stärker darauf aufmerksam gemacht werden, dass gute Karrierechancen mit einer dualen Ausbildung bestehen. Nach der Statistik sind 2,4% der Hochschulabsolventen nach dem Studium, 1,7% nach einer Ausbildung mit anschließender Fortbildung, 4,2% nach einer Ausbildung und 19% ohne Berufsabschluss arbeitslos. Am 20.06.2018 werde eine Veranstaltung im UCI Neuss zu dem Thema stattfinden.

 

Kreistagsabgeordneter Johann-Andreas Werhahn schlug vor, dass die IHK Unternehmen darauf aufmerksam machen solle, dass für die Aufnahme einer Ausbildung kein Schulabschluss nötig sei.