Nachtrag: 15.06.2009

 

Protokoll:

 

Herr Dr. Dörr referiert über die medizinischen Auswirkungen der Feinstaubbelastung. In Abhängigkeit der Größe der Partikel seien vor allem Nase und Rachenraum, Luftröhre, Bronchien, Lungenbläschen und das Blut betroffen. Herr Dr. Dörr betont, dass durch Feinstaubbelastungen Asthma ausgelöst werden könne, des Weiteren Lungenkrebs, Herzinfarkte und Thrombosen. Neueste Studien belegen auch Intelligenzminderungen und Entwicklungsanomalien bei Kindern. Herr Dr. Dörr verweist darauf, dass laut Umweltbundesamt die Feinstaubbelastung von 2006 bis 2008 stetig zurückgegangen sei. In diesem Jahre allerdings deute einiges auf einen Wiederanstieg hin. So seien in Grevenbroich bis Mitte Juni insgesamt bereits 26 Überschreitungen der Tageswerte festgestellt worden.

Herr Dr. Dörr stellt heraus, dass viele Studien in den verschiedensten Ländern eindeutig Korrelationen zwischen der Lebenserwartung und der Feinstaubbelastung belegen. Einfaches Ergebnis sei, und dieses könne als ein Faktum gewertet werden: Je geringer die Feinstaubbelastungen desto höher die Lebenserwartung.

(Der Vortrag von Herrn Dr. Dörr ist der Niederschrift als Anlage 4 beigefügt.)

 

Herr Hauswirth fasst den aktuellen Sachstand bei den Luftreinhalteplänen in Grevenbroich und in Neuss zusammen. Er betont, dass in Grevenbroich der regionale Hintergrundwert 69% der Gesamtbelastung betrage. Dabei könne es sich etwa um Stäube aus industriellen Anlagen aus benachbarten Ländern handeln wie um Feinpartikel aus der Sahara oder gar um aufgewirbelte feine Meeressalze aus der Nordsee. Herr Hauswirth stellt fest, dass an diesem Hintergrundwert durch lokale Maßnahmen nichts verändert werden könne. Allerdings sei in Grevenbroich der Tagebau mit ca. 25 % beteiligt. Aus diesem Grunde seien im Luftreinhalteplan diverse Maßnahmen wie Beregnung, Nassreinigung und Abdeckungen  festgeschrieben worden. Der Luftreinhalteplan für Grevenbroich sei bereits in Kraft getreten und werde durch fortlaufende Erfolgs- und Wirkungskontrollen begleitet.

 

Herr Hauswirth informiert über den Luftreinhalteplan „Stadtkern Neuss“, wo die Anreicherung von Stickoxiden aus Verbrennungsprozessen vorrangig das Problem darstelle. Potentielle Maßnahmen seien in vier Stufen aufgeteilt worden, von der Verbesserung des Parkleitsystems über Modernisierung der Busflotte bis hin zu Durchfahrverboten. Herr Hauswirth führt aus, dass sich der Luftreinhalteplan Neuss zurzeit noch in der behördlichen Abstimmung befinde.

(Der Vortrag von Herrn Hauswirth ist der Niederschrift als Anlage 5 beigefügt.)

 

Herr Köhler erkundigt sich, ob aktuelle Messdaten, die die Stadt Neuss mit Passivsammlern ermittelt habe, in den Luftreinhalteplan eingeflossen seien. Herr Hauswirth sagt zu, dieses zu recherchieren.

Herr Dr. Kalthoff fragt, ob im menschlichen Körper angereicherte Feinstäube wieder entfernt werden können. Herr Dr. Dörr antwortet, dass diese Stäube aus Gehirn und Leber nicht zu entfernen seien, aus der Lunge jedoch im Laufe der Zeit ausgewaschen würden.

Herr Fischer erkundigt sich, wie man Feinstäube aus den unterschiedlichen Herkunftsbereichen bestimmen könne. Herr Hauswirth verweist unter anderem auf die Auswertung der Windrichtungsabhängigkeit der Feinstaubwerte und auf durchgeführte Bestimmungen der Partikelinhaltsstoffe. Herr Dorok erklärt, dass auch die Kraftwerke vor Ort größerer Mengen an Feinstäuben emittieren. Herr Suppes und Graf von Nesselrode diskutieren gesundheitliche Aspekte. Herr Igné sagt, dass eine effiziente Senkung der Feinstaubbelastung hauptsächlich durch Reduzierung des Hintergrundwertes zu erzielen sei. Herr Wappenschmidt betont, dass selbstverständlich auch vor Ort das jeweils Machbare ermittelt und umgesetzt werden müsse.