Protokoll:

Herr Dr. Görgen stellte anhand einer Präsentation (s. Anlage 2) das Konzept „ALU-Valley 4.0 im Rheinischen Revier“.

 

Ziel dieses Projektes sei das frühzeitige Aufzeigen und gemeinsame Erarbeiten neuer Zukunftsperspektiven unter Aktivierung möglichst aller gesellschaftlichen Akteure zur Stärkung des Rheinischen Reviers als Zukunftsstandort für die innovative Anwendung und Nutzung von Aluminium als wichtigem Werkstoff auch in der Zukunft. 4.0 bedeutet in dem Kontext, dass im Valley neue (digitalisierte) Wertschöpfungsmodelle mit neuen Produkten insb. aus Kunden- und Anwendersicht entstehen sollen.

 

Mit dem jetzigen Projektantrag solle der Startschuss für die dauerhafte Vernetzung von Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen gegeben werden, um langfristig ein neues Innovations- und Anwendungszentrum für den energieeffizienten Einsatz des Werkstoffes Aluminium im Rheinischen Revier aufzubauen.

 

Der Antrag wurde für die

 

Phase 1 „Netzwerkbildung und Schaffung einer festen Struktur für das ALU-Valley 4.0 Rheinisches Revier“

 

gestellt.

 

Die Phase solle bis Ende 2019 abgeschlossen werden. Anschließend würden die weiteren 3 Phasen eingeleitet werden:

 

Phase 2: Aufbau Büro/Geschäftsstelle des ALU-Valley 4.0 Rheinisches Revier (e.V.) (Ziel: Start 2020)

 

Phase 3: Aufbau Campus und Gründerzentrum als Start-Investition (Ziel: Start 2023)

 

Phase 4: Ausbau des Campus zum Valley (Ziel: Start 202X).

 

 

Kreistagsabgeordneter Dr. Gert Ammermann dankte Herrn Dr. Görgen für die Präsentation. Der Ansatz der Bündelung sei sehr gut, da das Knowhow nicht verloren gehen dürfe.

 

Die Aluminiumproduktion bzw. der Schmelzprozess sei auf preisgünstige Stromzufuhr angewiesen, so Kreistagsabgeordneter Dr. Gert Ammermann weiter. Die damaligen Standortentscheidungen seien oft, aufgrund der Nähe zur Braunkohleverstromung getroffen worden. In dem Zusammenhang sei es wichtig, woher preiswerter wettbewerbsfähiger Strom angeboten werden könne, wenn die Braunkohle wegfalle.

 

Kreisdirektor Dirk Brügge führte aus, dass der Ansatz des Projektes sei, dass Kompetenzen und Anwender aus der Aluminiumindustrie an einem Standort gebündelt werden, dass Neuentwicklungen stärker in den Vordergrund rücken. Im Bereich Aluminium sei der Faktor einer 100 % Recyclingmöglichkeit gegeben, dies sei bei anderen Stoffen, wie bsp. Metall anders.

 

Herr Dr. Görgen antwortete, dass es noch unklar sei, aus welcher Quelle der preiswerte wettbewerbsfähige Strom in Zukunft zur Verfügung gestellt werde. Dies sei auch nicht das Ziel des Projektes. Durch den Aufbau von Recyclingketten würde die Wiederverwendbarkeit erhöht und dies führe zu einer Steigerung der Energie. Das Ziel sei aber das fachliche Wissen, um das Kernmaterial des Aluminiums zu verbessern.

 

Kreistagsabgeordneter Erhard Demmer gab zu bedenken, dass nach seiner Meinung die Aluminiumindustrie, nicht wie von den Vorrednern dargestellt, stark von der Braunkohle abhänge. Hydro habe einen Vertrag für die Jahre 2018-2025 geschlossen, bei dem Strom aus Wasserkraftwerken geliefert werde. Zudem kaufe Norsk Hydro auf dem gesamten Markt Strom ein, auch aus der Schweiz. Auch habe sich Norsk Hydro bis zum Jahr 2020 verpflichtet, das Unternehmen klimaneutral zu machen. Würden die Recyclingketten zu 100% umgesetzt, so gebe es eine nachhaltige Industrie, was sehr wünschenswert sei.

 

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke erklärte, dass der Strom, der jetzt aus der Braunkohle zur Verfügung gestellt werde auch hier verbraucht werde. Strom nehme immer den kürzesten Weg. Die andere Frage sei, wohin die Bezahlung erfolge.

 

Kreistagsabgeordneter Rainer Thiel zeigte sich darüber erfreut, dass das Thema Aluminium in den Fokus rücke, da im Rhein-Kreis Neuss drei Aluminiumwerke ansässig seien. Diese Werke hätten sich, laut eines Gutachtes, im Kreisgebiet angesiedelt, da dort die Braunkohleregion sei und der Strompreis dadurch wettbewerbsfähig sei. Würde die Braunkohle wegfallen, müsse eine andere Versorgungsquelle (bsp. Gas) in Anspruch genommen werden.

 

1. stellvertretender Landrat Dr. Hans-Ulrich Klose bestätigte, dass mit dem Projekt „ALU Valley 4.0“ neue Chancen für die Aluminiumindustrie geschaffen werden sollten. Er erkundigte sich, ob das Projekt von der Aluminiumindustrie mitgetragen werde.

 

Kreisdirektor Dirk Brügge führte aus, dass die Firma RWE, die zwar nicht mit der Aluminiumindustrie aber mit der Stromerzeugung in Verbindung gebracht werde, Partner des Projektes sei. Die Fa. Hydro habe signalisiert, dass sie sich ebenfalls an dem Projekt beteiligen werde. Die Aufgabe der ersten Phase dieses Projektes sei es, ein umfassendes Netzwerk aufzubauen. Das Projekt werde allgemein als sehr positiv und fortschrittlich bewertet.

 

Herr Dr. Görgen erklärte, dass mehr Einsatzpunkte im Rahmen der Aluminiumindustrie auch zu mehr Erzeugnissen führen und dadurch die eigenen Wertschöpfungsketten gestärkt würden. Aus diesem Grund stünde die Aluminiumindustrie vollumfänglich hinter dem Projekt. Es solle in der Forschung schon darum gehen, die Dinge anwendungsorientiert zu erzeugen. Dazu gebe es weitere Forschungszentren, z.B. Auch ein Anwenderzentrum. Diese seien aber unter dem Namen „Leichtbau“ nicht „Aluminium“ bekannt. 

 

Kreistagsabgeordneter Horst Fischer erkundigte sich, welche Bedeutung ein Anstieg des Strompreises für die Aluminiumindustrie habe. Zudem merkte er an, dass der Stromweg nicht der kürzeste, sondern der des geringsten Widerstandes sei.

 

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke erklärte, dass eine parallele weltweite Steigerung der Strompreise keine Veränderung und Probleme in dem Sinne mit sich bringe. Im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit, spiele eine regionale Preissteigerung aber eine bedeutende Rolle. Die Möglichkeit der Reduzierung der Kosten für die energieintensive Industrie sei der Strompreis bei der europäischen Kommission für Deutschland nahezu ausgeschöpft. Daher sei jede Erhöhung der Kosten für Strom ein Faktor, der die Wettbewerbsfähigkeit der Aluminiumindustrie bzw. aller energieintensiven Unternehmen beinträchtigen würde.