Beschluss:

Der Naturschutzbeirat erhebt keinen Widerspruch gegen die Gewährung von Befreiung gem. § 67 Abs. 1 BNatSchG für die Versetzung des Zaunes auf der Museumsinsel Hombroich in Neuss.


Protokoll:

Der Vorsitzende Herr Lechner nahm Bezug auf die im Rahmen der Zaunversetzung zur Straße hin erforderlichen Fällungen von Pappeln. Die von der Stiftung Insel Hombroich geplante Nachpflanzung mit Eichen halte er nicht für wünschenswert. Er sprach sich für eine Wiederanpflanzung von Schwarzpappeln aus. Diese seien als erhaltens- und nachzüchtenswert zu betrachten, da an sie einige Schmetterlingsarten gebunden seien. Insbesondere die Hydridpappeln 1. Ordnung, also Schwarzpappeln mit einer anderen Pappelsorte gekreuzt, würden imposante Bäume werden. Bei dem Vormarsch der Pappeleliminierung, die überall um sich greife, sei es mittlerweile an der Zeit, Pappelbestände dort, wo sie noch einigermaßen gut anzutreffen seien, zu erhalten. Es müssten nicht überall Eichen oder Eschen gepflanzt werden. Die Pappel sei lange Zeit sehr dominierend anzutreffen gewesen. Daher hätten sich viele Arten an diese angesiedelt. Diese würden jetzt langsam wieder zurückgehen. Daher plädierte er dafür, dass wenn schon bestehende Pappelbestände abgeholzt werden müssten, diese mit Schwarzpappeln und F1-Hybriden nachgepflanzt werden sollten.

 

Herr Bolz fragte, wie viele Pappeln durch die Zaunversetzung betroffen seien. Herr Schmitz erklärte, dass es sich um eine Waldfläche handle. Die Fällungen lägen im Rahmen der normalen forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Das Regionalforstamt Niederrhein habe bereits keine Bedenken erhoben. Es gehe hier nicht um besondere Einzelbäume, sondern heutige Bestandsbäume, die in einer Waldfläche liegen würden, die in den 80er-Jahren noch gar nicht bestanden habe. Auf alten Luftbildern seien nur einzelne Bäume zu sehen. Die umgebende Waldfläche sei im Grunde erst mit dem Museum Hombroich hinzugekommen. Als mittlerweile klassischer Wald dürfe der Waldbesitzer die Bäume dort im Rahmen der forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung entnehmen.

 

Herr Grimbach wies darauf hin, dass die Pappeln, die bisher da gepflanzt wurden, nur relativ kurzlebige Gehölze seien. Die Schwarzpappel sei kein Bestandsbaum in dem Sinne, sondern eher ein Solitärbaum. Er könne sich nicht vorstellen, einen Wald mit Schwarzpappeln zu bestücken. Zudem sei die Frage der Beschaffung gar nicht so einfach, da es sich dann um genetisch saubere Pappelbestände handeln müsse. Die Schwarzpappel werde deutlich älter als die Hybridpappel und schaffe so um die 300 Jahre. Die Hybridpappel werde so schnell nicht verschwinden, da diese auch z.B. im Auenbereich viel gepflanzt worden sei. Zwar würden Pappeln immer mehr verschwinden, letztendlich bestünden aber noch große Bestände an Pappeln. Hier zwingend Eichen zu pflanzen, könnte seiner Meinung nach übertrieben sein. Es solle jedenfalls kein Ahorn gepflanzt werden. Grundsätzlich nur Schwarzpappeln zu setzen, halte er für nicht machbar. Diese hätten sehr ausladende Äste, die fast im rechten Winkel vom Stamm weggehen würden.

 

Herr Schmitz erinnerte daran, dass die Stiftung Hombruch eine erstklassige forstliche Beratung habe. Er fügte hinzu, dass die Untere Naturschutzbehörde keinen Zugriff auf die Baumartenwahl habe. Dies sei eine Angelegenheit des Regionalforstamtes Niederrhein als Untere Forstbehörde. Es könnten also lediglich Anregungen an den für die Museumsinsel Hombroich zuständigen Landespfleger weitergegeben werden. Er könne sich aber vorstellen, dass man dem auch folgen werde.

 

Herr Bolz stellte in Frage, ob hier im Hinblick auf den Abstand zu Gebäuden überhaupt eine forstwirtschaftliche Bepflanzung bzw. Nutzung sinnvoll sei oder nicht eher die Pflanzung von Solitären. Herr Schmitz erklärte, dass das Museum Insel Hombroich von diesen leicht versteckten Anlagen unter Bäumen lebe. Wenn hier rein nach Sicherheitsaspekten gearbeitet würde, wäre das gar nicht möglich.

 

Herr Schmitz erinnerte noch einmal daran, dass der damalige Zaun vermutlich aufgrund eines damals dort stehenden Kassenhäuschens so gezogen worden sei, das wohl nicht direkt an der Straße stehen sollte. Ansonsten wäre der Zaun vermutlich bereits damals linear zur Straße gezogen worden.

 

Herr Grimbach regte an, es könne vielleicht eine Reih- und Gliedbepflanzung verhindert werden. Herr Schmitz sagte, dass er sich eine solche im Bereich des Kunstmuseums, das mit Kunst parallel zur Natur beworben werde, ohnehin nicht vorstellen könne. Herr Grimbach plädierte dafür, den Förstern zu vertrauen.

 

Der Vorsitzende Herr Lechner stellte kritisch fest, dass die Verhinderung von Insektensterben sehr schnell an Grenzen stoße, wenn ästhetische, planerische oder andere Belange vorgeführt werden. Herr Schmitz entgegnete, dass man dies der Stiftung Hombroich wohl nicht vorwerfen könne, da deren offene Flächen für Insekten sehr attraktiv seien. Der Vorsitzende Herr Lechner erklärte, dass nicht die blühenden Pflanzen entscheidend seien, sondern die Futterpflanzen für die Raupen, damit es Schmetterlinge gebe. Herr Grimbach merkte an, es sei nachgewiesen, dass die einheimische Eiche den meisten Insekten Nahrung und Futter biete, nicht die Pappel. Der Vorsitzende Herr Lechner monierte, dass diese aber auch deutlich verbreiteter sei als die Pappel. Herr Schmitz hielt dem entgegen, dass gerade in der Erftaue, in der Hombroich angesiedelt sei, und in den Nebengewässern noch starke Hybridpappelbestände bis nach Selikum rauf vorzufinden seien.

 

Herr Schütz brachte den Kompromiss vor, eine teilweise Bepflanzung mit Pappeln vorzuschreiben. Herr Schmitz erläuterte, dass die Untere Naturschutzbehörde dies nicht vorschreiben, sondern nur vorschlagen könne. Dies werde die Untere Naturschutzbehörde auch machen. Er denke, dass Herr Damm von der Stiftung Insel Hombroich demgegenüber sehr offen sein wird.

 

Frau Lechner schlug ebenfalls eine Mischung vor. Es sollten einzelne Schwarzpappeln gepflanzt werden, um diese wieder aufleben zu lassen. Allerdings sollten keine Hybriden gepflanzt werden, da diese schnell innen faul und dann umstürzen würden. Herr Schmitz stellte fest, dass der Beirat sich für eine verträgliche Artenvielfalt ausspreche.

 

Der Vorsitzende Herr Lechner ließ schließlich über die Zaunverlegung abstimmen.


Abstimmungsergebnis:

Einstimmig ohne Stimmenthaltungen.