Protokoll:

Der Ausschussvorsitzende Holler begrüßte den Vorstandssprecher, Herrn Lünser, und Herrn Seifert, Abteilungsleiter SPNV Wettbewerb/ Vertragsmanagement/ Planung, des VRR.

 

Herr Lünser bedankte sich für die Einladung, insbesondere bei Ausschussmitglied Cöllen und Landrat Petrauschke. Er hob die positive Entwicklung und den Ausbau der Betriebsleistungen (35% mehr km)und der Beförderungsleistungen (85% mehr Fahrgäste) im SPNV in den vergangenen 25 Jahren hervor. Dabei machte er aber auch deutlich, dass der Zuwachs der Leistungen auf gleicher Infrastruktur wie vor 30 Jahren erfolgt sei und damit das System an die Grenzen stoßen würde. Neben der Überbelastung des Hauptkorridors Düsseldorf-Dortmund-Duisburg, die Vielzahl der Gleisbaumaßnahmen im VRR – pro Jahr etwa 1000 Gleisbaustellen – nannte er als weitere Gründe für die auftretenden Abweichungen vom Regelfahrplan im SPNV auch die komplexen Zusammenhänge durch Störungen in anderen Bundesländern.

 

(Zu Ihrer Information in der Anlage das Schreiben des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr und des Nahverkehr Rheinland an Landrat Petrauschke über die S-Bahn-Machbarkeitsstudie im Rheinischen Revier v. 17.08.2020./Anlage 1)

 

Ausschussvorsitzender Holler bedankte sich für die Ausführungen und kündigte an, dass die Landespolitik im nächsten Jahr verbundübergreifende Tarife erwägen würde. Er teilte mit, dass der Rhein-Kreis Neuss in der kommenden Wahlperiode aufgrund der Einwohnerzahlen mit 3 Vertretern in der Verbandsversammlung des Zweckverbandes VRR vertreten sein werde.

 

Im Anschluss stellte Herr Seifert die Qualitätswerte der Linien S5/S8 und S11, die aktuelle Situation der Linien RE6 sowie die aktuellen Entwicklungen zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 dar. Abschließend gab er einen Überblick über die Planungen in den kommenden Jahren (s. Anlage 2).

Zunächst erläuterte er die Entwicklungen und Hintergründe für die Qualitätswerte der S-Bahn-Linien. Dabei machte er deutlich, dass seit 2019, viele Maßnahmen ergriffen worden und Verbesserungen zu verzeichnen seien. Verursacht würden die Verspätungen nicht allein durch das Verkehrsunternehmen DB-Regio, sondern auch durch Dritte (z.B. Mängel in der Infrastruktur).

 

Bei der Darstellung der aktuellen Situation des RE6 machte Herr Seifert deutlich, dass baustellenbedingt kein normaler Betrieb möglich sei. Außer der Führung der Linie nach Dormagen seien auch keine anderen Betriebsführungen möglich. Kreistagsabgeordneter Cöllen erinnerte daran, dass er wiederholt eine Führung des RE6 über Neuss-Dormagen- mit Halt in Köln-Longerich (S-Bahn-Haltepunkt), über die Südbrücke in Köln zum Flughafen angeregt habe und bat, diesem Vorschlag nachzugehen. Herr Seifert sicherte eine Prüfung zu.

 

Auf detaillierte Nachfragen und Vorschlägen zur Streckenführung des RE6 und zur Dauer der Baustellensituation in Düsseldorf und Köln der Ausschussmitglieder Hugo-Wissemann, Fischer, Dvorak und Banse, gab Herr Seifert die Auskunft, dass die Baustellenphase voraussichtlich bis 2021 dauern werde. Die Problematik fehlender Infrastruktur im Düsseldorfer Hbf erläuterte er und kündigte an, dass es eine Überprüfung der Fahrgastzahlen geben werde, mit dem Ziel die Linienführung von Düsseldorf nach Köln aufzugeben und nach Dormagen umzuschwenken. Herr Seifert stellte die aktuelle Situation der Linie RE4 (RRX-Vorlaufbetrieb) dar, die ebenfalls von der Baustellensituation in Düsseldorf betroffen sei. Derzeit befände man sich noch in der Konzeptionsphase und Überlegungen für Doppeltraktionen stünden im Raum. Er wies darauf hin, dass diese Linie ab dem Fahrplanwechsel im Dezember in der HVZ die Linie S8 mit 2 zusätzlichen Halten in Büttgen unterstützen werde.

 

Ausschussvorsitzender Holler bedankte sich für den Vortrag und gab den Ausschussmitglieder Gelegenheit Fragen zu stellen. Ausschussmitglied Peters regte eine Verbesserung des Angebotes zwischen Krefeld und Köln (RE10) an und erkundigte sich nach Alternativen zum Dieselbetrieb. Ausschussmitglied Dorok befürwortete den Ausbau der Strecke zwischen Düsseldorf und Neuss. Ausschussmitglied Fischer kritisierte die Kapazitätsmängel auf der Linie S8. Darüber hinaus erkundigte er sich nach einer Angleichung der Fahrpreisstufen zwischen Düsseldorf und Neuss. Herr Seifert beantwortete die gestellten Fragen. Er teilte mit, dass der VRR sich bereits seit längerer Zeit in einer Herstellerausschreibung für Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien - hier auch Batteriezüge, für Strecken mit oberleitungsfreien Bereichen - befände und die Inbetriebnahme von 7 Linien (50 Fahrzeuge) für das Jahr 2027 geplant sei. Für die Linie S8 führte er aus, dass die Größe der Triebwagen auf Basis einer Zählung erfolgt sei, die Festlegung aus heutiger Sicht aufgrund der Entstehung neuer Wohnsiedlungen verkehrt war. Er kündigte an, bei den Folgefahrzeugen die veränderte Situation zu beachten. Die Tarifungerechtigkeit werde zukünftig durch das NextTicket behoben. Die Beschwerden von Ausschussmitglied Hugo-Wissemann über den Rückbau der Kassenautomaten am Haltepunkt Nievenheim werde er an die Verantwortlichen weitergeben.

In einer weiteren Fragerunde erkundigte sich Ausschussmitglied Nesselrode nach der Möglichkeit der Einrichtung eines weiteren Haltepunktes in Grevenbroich. Ausschussmitglied Cöllen richtetet seine Frage an Herrn Lünser hinsichtlich der Auswirkungen eines 365-Euro Tickets auf die finanzielle Architektur des VRR. Ob bei den Überlegungen für alternative Antriebsformen auch der Wasserstoffantrieb Berücksichtigung fände, wollte das Ausschussmitglied Wolf wissen. Die Anregung für ein Ticket-Modell für Homeoffice-Nutzer kam von Ausschussmitglied Fischer.

Herr Lünser teilte mit, dass der VRR sich mit dem 365-Euro Ticket beschäftige. Er wies darauf hin, dass Wien mittlerweile davon abrate. Vor der Einführung eines solchen Tickets müssten die Übernahme der Kosten und der Kosten für den Leistungsaufwuchs geregelt werden. Als Bespiel für kostenlosen ÖPNV führte er Luxemburg an und erläuterte, dass der Staat vorher bereits 94% der Kosten getragen hatte. In Verbundraum dagegen läge der Deckungsbeitrag zwischen 50 – 70%.

Herr Seifert legte dar, dass die Ausschreibung für alternative Fahrzeuge technologieoffen sei, die Projekte seien allein linien- und netzbezogen. Die Teilelektrifizierung der Strecken sei prädestiniert für eine Batterietechnologie. Er erklärte, dass beim Ausbau der Strecke Neuss-Düsseldorf der neuralgische Punkt nicht so sehr die Trasse, sondern der Knoten Düsseldorf selber sei. Die Betrachtung eines zusätzlichen Haltepunktes in Grevenbroich-Süd sei innerhalb der Planung zur S6 vorgesehen.

Ausschussmitglied Peters äußerte sich zu den Tarifstrukturen des VRR und befand, dass eine Umstellung auf ein 365-Euro Ticket eine entsprechende Finanzierungspolitik des Bundes voraussetze. Als problematisch bezeichnete er, dass der VRR im Verhältnis zu anderen Verbünden ein teurer Verkehrsverbund sei und forderte auf, diese Situation zu ändern.

Auf die Bitte von Ausschussmitglied Fischer, für die Zukunft eine Flügelung des RRX in Düsseldorf Hbf umzusetzen, versprach Herr Lünser den Vorschlag in die Gespräche mit der DB-Netze mitzunehmen, erinnerte aber an seine Ausführungen zu Beginn des Vortrages.im Hinblick auf die derzeitige Infrastrukturproblematik

Auf die erneute Kritik von Ausschussmitglied Peters über die hohen Einzelticketpreise wies Landrat Petrauschke auf die geplante streckenabhängige Berechnung der Fahrpreise hin und erläuterte die Verbesserungen durch das künftige E-Ticket (CIBO). Ausschussvorsitzender Holler bedankte sich bei Landrat Petrauschke für die Unterstützung in der vergangenen Wahlperiode. Herr Lünser kündigte an, dass er die Ergebnisse der Prüfaufträge über die Vertreter des VRR in den Rhein-Kreis zurückgeben werde.

Ausschussvorsitzender Holler bedankte sich bei allen Ausschussmitgliedern sowie den Vertretern und Mitarbeitern der Verwaltung für die in der rückliegenden Wahlperiode geleistete Unterstützung und erklärte, dass eine Zusammenfassung der Schwerpunkte des Nahverkehrs- und Straßenbauausschusses der Niederschrift beigefügt werde. (s. Anlage xx)

Ausschussmitglied Cöllen berichtete kurz über aktuelle Themen aus den Gremiensitzungen des VRR und der KMN. Er teilte mit – wie auch bereits in der Sitzung der Verkehrsgesellschaft – dass für genehmigte Förderprojekte 2019 die Mittel teilweise nicht abgerufen worden seien. Er wies auf die Gefahr hin, dass nicht abgerufene Mittel zum 30.6.2021 zurückgezahlt werden müssten, es sei denn, die Betroffenen würden einen Verlängerungsantrag stellen. Der neue Förderkatalog für 2020/2021 vom VRR sei bereits abrufbar. Er führte aus, dass über den Corona-Rettungsschirm zahlreiche Ticketausfälle geltend gemacht worden seien, die in diesem Jahr zu 100% ausgeglichen werden würden. Nicht erstattungsfähig seien laut Beschluss der Verbandsversammlung die erhöhten Reinigungskosten.

In seinen weiteren Mitteilungen stellte er kurz die Planung von 3 Schnellbuslinien im Rhein-Kreis Neuss nach Düsseldorf, ausgehend von Krefeld, von Viersen sowie von Mönchengladbach, vor (Schnellbuskonzeptes des VRR). Er kündigt an über die aktuelle Forderung der SPNV-Unternehmen Abellio, Keolis sowie Nordwestbahn auf eine Öffnung der Verkehrsverträge wegen der erhöhten Personalkosten, für die es derzeit keine Vertragsgrundlage gäbe, weiter zu berichten.

Seinem Antrag, den Bericht über die Regiobahn in den nicht öffentlichen Teil zu verlegen, wurde zugestimmt.

Ausschussmitglied Cöllen informierte abschließend aus der Sitzung der KMN, über die erfolgreiche Testphase des on-demand-Verkehrs in Krefeld und riet, dieses Modell für einige „Querpangen“ im Rhein-Kreis Neuss zu überdenken.

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