Sitzung: 25.02.2021 Planungs-, Klimaschutz- und Umweltausschuss
Vorlage: 61/0278/XVII/2021
Protokoll:
Vorsitzender Herr
Markert teilt mit, dass auf Vorschlag von Frau
Hugo-Wissemann die Tagesordnungspunkte 7 und 8 zum Thema Wald zusammen
behandelt werden sollen und im Ausschuss dazu niemand widersprochen habe. Vorsitzender Herr Markert informiert,
dass in NRW inzwischen 4 von 5 Bäumen sichtbar geschädigt seien. Frau Steiner wünscht sich eine
Waldstrategie und fragt, wie viel zusätzlicher Wald der Rhein-Kreis Neuss in
den letzten Jahren entwickelt habe. Sie schlägt vor, die Verwaltung solle
Rekultivierungsland kaufen und für Aufforstungen an private Investoren
verpachten.
Herr Große informiert, dass
im Rhein-Kreis Neuss bereits seit 1989 ein Waldvermehrungsprogramm existiere.
Seitdem seien 225 ha Kreiswald zusätzlich aufgeforstet worden. Er verweist auf
die detaillierten Stellungnahmen der Verwaltung zu den Fragen aus dem Antrag
der SPD-Kreistagsfraktion und der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen zum Thema
Waldmehrungsprogramm vom 02.12.2020 (ehemals TOP 7 in den Sitzungsunterlagen). Frau Leiermann rechnet vor, dass bis
dato ca. 7 ha Wald pro Jahr durch den Rhein-Kreis Neuss neu angepflanzt worden
seien. Um das Ziel zu erreichen, im Jahre 2100 insgesamt 12 % der Kreisfläche
bewaldet zu haben, müssen allerdings durchschnittlich 23 ha pro Jahr aufgeforstet
werden. Frau Leiermann schlägt vor,
dass der Rhein-Kreis Neuss sich für diese Zielsetzung ausreichend Flächen
sichere. Herr Große verweist auf die
enormen Kosten, die mit einem Flächenerwerb verbunden seien.
Herr
Wappenschmidt betont, dass das Thema Waldvermehrung auch am Runden Tisch des
Landschaftsbeirates diskutiert werden könne. Er führt aus, dass nicht zuletzt
der Schutz des bereits vorhandenen Waldes mehr in den Fokus gerückt werden
müsse. Herr Wappenschmidt spricht
sich dafür aus, das Projekt „Ein Herz für Bäume“ so fortzuführen wie begonnen.
Den Vorschlag, Bäume zu kaufen und Privatpersonen zur Verfügung zu stellen,
lehne er ab.
Frau
Hugo-Wissemann plädiert dafür, dass der Kreis beim Flächenerwerb etwas energischer
vorgehen solle. Sie merkt an, dass die Verwaltung vielleicht auch von RWE
Flächen erwerben könne. Sie betont, dass Spendengelder aus dem Projekt „Ein
Herz für Bäume“ in den letzten Jahren nicht gänzlich ausgegeben worden seien.
Bevor diese Gelder weiter ungenutzt bleiben, schlage sie vor, Bäume zu kaufen
und Privatpersonen zu überlassen.
Landrat
Petrauschke erinnert an einen Aufruf des Kreises aus dem vergangenen Jahr.
Privatpersonen sollten Grundstücke für Aufforstungen zur Verfügung stellen. Das
gemeinsame Ziel aller Anwesenden sei eindeutig, die Waldfläche im Rhein-Kreis
Neuss solle zukünftig weiter vergrößert werden. Allerdings sollen dafür nicht
nur Flächen der öffentlichen Hand genutzt werden. Er stellt ebenfalls heraus, dass die Flächenkonkurrenz im
Kreisgebiet enorm sei. Landrat
Petrauschke verweist auf die Rekultivierungen von RWE auf ehemaligen
Tagebauflächen und auf die anstehende Renaturierung der Erft, wo in beiden
Fällen auch Aufforstungen vorgenommen werden. Er plädiert dafür, katastermäßig
zu ermitteln, wie groß die Waldfläche insgesamt zunehme, da in dieser
Ausschusssitzung ja nur die Zunahme des Kreiswaldes beraten werde.
Graf von
Nesselrode verweist darauf, dass die Böden im Kreisgebiet aufgrund ihrer sehr
hohen Fruchtbarkeit schon vor Jahrtausenden gerodet und
landwirtschaftlich genutzt worden seien. Dr.
Freiherr von Canstein betont, dass bei Umwandlung von Ackerflächen in Wald
Nahrungsmittel aus anderen Gebieten zugekauft werden müssen mit dem Risiko,
dass dafür dann dort der Wald gerodet werde. Er plädiert für eine Aufforstung mit Augenmaß und nur auf Flächen,
die für die Landwirtschaft nicht so gut geeignet seien.
Herr Große berichtet über
eine Eingrünungsaktion des Kreises aus den 90er Jahren. Damals seien Bäume auf
Kosten des Kreises auf Privatgelände angepflanzt worden. Da sich der personelle
Aufwand als erheblich herausstellte, sei die Aktion wieder eingestellt worden.
Analog der Vorgehensweise beim Insektenschutz schlägt Vorsitzender Herr Markert in Sachen
Waldvermehrung eine Anhörung von Fachleuten zum Thema vor. So könne der
Ausschuss unabhängig von der Tagespolitik weitere wichtige Sachinformationen
erhalten. Er fragt, ob Ausschussmitglieder bei einer Abstimmung dagegen stimmen
würden. Kein Ausschussmitglied lehnt
diesen Vorschlag ab.
Abschließend fragt Vorsitzender
Herr Markert zum Abstimmungsverhalten
bei den beiden Anträgen zur Waldvermehrung (ehemals TOP 7 und TOP 8), wenn denn
abgestimmt würde. Er stellt entsprechend der verschiedenen Diskussionsbeiträge
ein gemischtes Meinungsbild fest.