Protokoll:

Vorsitzender Herr Markert teilt mit, dass auf Vorschlag von Frau Hugo-Wissemann die Tagesordnungspunkte 7 und 8 zum Thema Wald zusammen behandelt werden sollen und im Ausschuss dazu niemand widersprochen habe. Vorsitzender Herr Markert informiert, dass in NRW inzwischen 4 von 5 Bäumen sichtbar geschädigt seien. Frau Steiner wünscht sich eine Waldstrategie und fragt, wie viel zusätzlicher Wald der Rhein-Kreis Neuss in den letzten Jahren entwickelt habe. Sie schlägt vor, die Verwaltung solle Rekultivierungsland kaufen und für Aufforstungen an private Investoren verpachten.

Herr Große informiert, dass im Rhein-Kreis Neuss bereits seit 1989 ein Waldvermehrungsprogramm existiere. Seitdem seien 225 ha Kreiswald zusätzlich aufgeforstet worden. Er verweist auf die detaillierten Stellungnahmen der Verwaltung zu den Fragen aus dem Antrag der SPD-Kreistagsfraktion und der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen zum Thema Waldmehrungsprogramm vom 02.12.2020 (ehemals TOP 7 in den Sitzungsunterlagen). Frau Leiermann rechnet vor, dass bis dato ca. 7 ha Wald pro Jahr durch den Rhein-Kreis Neuss neu angepflanzt worden seien. Um das Ziel zu erreichen, im Jahre 2100 insgesamt 12 % der Kreisfläche bewaldet zu haben, müssen allerdings durchschnittlich 23 ha pro Jahr aufgeforstet werden. Frau Leiermann schlägt vor, dass der Rhein-Kreis Neuss sich für diese Zielsetzung ausreichend Flächen sichere. Herr Große verweist auf die enormen Kosten, die mit einem Flächenerwerb verbunden seien.

 

Herr Wappenschmidt betont, dass das Thema Waldvermehrung auch am Runden Tisch des Landschaftsbeirates diskutiert werden könne. Er führt aus, dass nicht zuletzt der Schutz des bereits vorhandenen Waldes mehr in den Fokus gerückt werden müsse. Herr Wappenschmidt spricht sich dafür aus, das Projekt „Ein Herz für Bäume“ so fortzuführen wie begonnen. Den Vorschlag, Bäume zu kaufen und Privatpersonen zur Verfügung zu stellen, lehne er ab.

Frau Hugo-Wissemann plädiert dafür, dass der Kreis beim Flächenerwerb etwas energischer vorgehen solle. Sie merkt an, dass die Verwaltung vielleicht auch von RWE Flächen erwerben könne. Sie betont, dass Spendengelder aus dem Projekt „Ein Herz für Bäume“ in den letzten Jahren nicht gänzlich ausgegeben worden seien. Bevor diese Gelder weiter ungenutzt bleiben, schlage sie vor, Bäume zu kaufen und Privatpersonen zu überlassen.

Landrat Petrauschke erinnert an einen Aufruf des Kreises aus dem vergangenen Jahr. Privatpersonen sollten Grundstücke für Aufforstungen zur Verfügung stellen. Das gemeinsame Ziel aller Anwesenden sei eindeutig, die Waldfläche im Rhein-Kreis Neuss solle zukünftig weiter vergrößert werden. Allerdings sollen dafür nicht nur Flächen der öffentlichen Hand genutzt werden. Er stellt ebenfalls heraus, dass die Flächenkonkurrenz im Kreisgebiet enorm sei. Landrat Petrauschke verweist auf die Rekultivierungen von RWE auf ehemaligen Tagebauflächen und auf die anstehende Renaturierung der Erft, wo in beiden Fällen auch Aufforstungen vorgenommen werden. Er plädiert dafür, katastermäßig zu ermitteln, wie groß die Waldfläche insgesamt zunehme, da in dieser Ausschusssitzung ja nur die Zunahme des Kreiswaldes beraten werde.

 

Graf von Nesselrode verweist darauf, dass die Böden im Kreisgebiet aufgrund ihrer sehr

hohen Fruchtbarkeit schon vor Jahrtausenden gerodet und landwirtschaftlich genutzt worden seien. Dr. Freiherr von Canstein betont, dass bei Umwandlung von Ackerflächen in Wald Nahrungsmittel aus anderen Gebieten zugekauft werden müssen mit dem Risiko, dass dafür dann dort der Wald gerodet werde. Er plädiert für eine Aufforstung mit Augenmaß und nur auf Flächen, die für die Landwirtschaft nicht so gut geeignet seien.

Herr Große berichtet über eine Eingrünungsaktion des Kreises aus den 90er Jahren. Damals seien Bäume auf Kosten des Kreises auf Privatgelände angepflanzt worden. Da sich der personelle Aufwand als erheblich herausstellte, sei die Aktion wieder eingestellt worden.

Analog der Vorgehensweise beim Insektenschutz schlägt Vorsitzender Herr Markert in Sachen Waldvermehrung eine Anhörung von Fachleuten zum Thema vor. So könne der Ausschuss unabhängig von der Tagespolitik weitere wichtige Sachinformationen erhalten. Er fragt, ob Ausschussmitglieder bei einer Abstimmung dagegen stimmen würden. Kein Ausschussmitglied  lehnt diesen Vorschlag ab.

Abschließend fragt Vorsitzender Herr Markert zum Abstimmungsverhalten bei den beiden Anträgen zur Waldvermehrung (ehemals TOP 7 und TOP 8), wenn denn abgestimmt würde. Er stellt entsprechend der verschiedenen Diskussionsbeiträge ein gemischtes Meinungsbild fest.