Protokoll:

Herr Dr. Cremer, Hydrogeologe beim Erftverband und stellvertretender Leiter der Abteilung Grundwasser, gliedert seinen Powerpoint- Vortrag über die Situation des Grundwassers im Rhein-Kreis Neuss wie folgt:

·         Grundwasserströmungssituation,

·         Bergbaubedingte Grundwasserabsenkungen im Kreisgebiet,

·         Grundwasserüberwachung,

·         Flächennutzung und Grundwasserzustand,

·         Nitrat im Grundwasser

Herr Dr. Cremer dokumentiert anhand einiger Folien, welchen enormen Einfluss die bergbaubedingten Sümpfungsmaßnahmen auf die Grundwassersituation im Kreisgebiet haben. Er informiert über die gesetzlich begründeten Aufgaben des Erftverbandes, insbesondere die Sicherung der Wasserversorgung  und die Überwachung des Grundwassers. Herr Dr. Cremer erklärt, dass sich das Sickerwasser, natürlich in Abhängigkeit von der Bodenart, durchschnittlich ca. 1 m pro Jahr Richtung Grundwasser bewege. Der Erftverband habe bis dato bei über 1.000 seiner Grundwassermessstellen die Herkunft des Nitrates ermittelt, also, ob es aus Waldgebieten, Siedlungsbereichen oder aus landwirtschaftlich genutzten Flächen entstamme.

 

Herr Dr. Cremer betont, dass im Verbandsgebiet durchschnittlich 59 mg Nitrat pro Liter Grundwasser aus dem Einflussbereich der Landwirtschaft entstammen, 83 % des gesamten Nitratgehaltes. Er informiert über Regionen im Kreisgebiet mit niedrigen Nitratwerten. Dies seien primär die Bereiche im Absenkungstrichter mit tiefen Grundwässern aber auch Bereiche mit hohen Grundwasserständen und organikreichen Böden. Stickstoffliebende Bakterien bauen hier das Nitrat ab.

Herr Dr. Cremer stellt fest, dass sich die hohen Nitratgehalte in den vergangenen Jahrzehnten trotz vielerlei Anstrengungen praktisch nicht verändert haben. Er informiert über die Denitrifikationslage im Wasserwerk Broichhof, wo im Rohwasser sehr aufwendig der Nitratgehalt gesenkt werde.

Herr Dr. Cremer informiert über die Ausweisung nitratbelasteter Gebiete gemäß Düngeverordnung und die dortigen verschärften Bedingungen für die Landwirtschaft. Allerdings liegen viele Bereiche mit hohen Nitratwerten außerhalb dieser definierten Gebietskulisse. Dies habe die EU-Kommission erkannt und Deutschland dafür kritisiert. Herr Dr. Cremer fasst zusammen, dass die Nitratsituation im Grundwasser stabil unbefriedigend sei.

 

Herr Wehrhahn verweist darauf, dass in den letzten Jahren deutschlandweit weniger Düngemittel verkauft worden seien. Herr Dr. Cremer informiert, dass aufgrund der trockenen Sommer viele Landwirte oft auf die letzte Stickstoffgabe verzichtet haben. Witterungsbedingt seien aber auch die Erträge zurückgegangen, sodass der Stickstoffentzug durch die Pflanzen ebenfalls geringer ausgefallen sei, für die Nitratbilanz also ein Nullsummenspiel. Herr Wehrhahn fragt zu den Stickstoffeinträgen aus den Kläranlagen. Herr Dr. Cremer sagt, dass im Regelfalle das Grundwasser in die Oberflächengewässer fließe und nicht anders herum, sodass der Einfluss der Kläranlagen für das Grundwasser gering sei. Frau Steiner erkundigt sich zur Eutrophierung der Oberflächengewässer. Graf von Nesselrode erkundigt sich, wie viel Stickstoff aus der Luft in die Böden gelange. Herr Dr. Cremer  antwortet, dass dies insbesondere in Gebieten mit hohem Viehbestand kleinräumig eine Rolle spiele.

Herr Wappenschmidt fragt, was Herr Dr. Cremer vom Modell zur Berechnung der Grundwasserbelastung halte. Er verweist darauf, dass bereits über 50 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Rhein-Kreis Neuss zum roten Grundwasserbereich gehöre. Herr Dr. Cremer betont, dass die roten Grundwasserkörper und die Ausweisung nitratbelasteter Gebiete gemäß Düngeverordnung nicht identisch seien, da wichtige Eingangsdaten aus dem an sich guten Berechnungsmodell herausgenommen worden seien. So werden z. B. auch nur noch wenige Messstellen berücksichtigt. Herr Dr. Cremer hebt hervor, dass geeignete Maßnahmen wie der reduzierte Düngemitteleinsatz auch in den wirklichen Belastungsgebieten angewendet werden sollen und nicht nur auf den kleineren Ausweisungsflächen nach Düngeverordnung.

 

Frau Hugo-Wissemann fragt, wer für die Flächenabgrenzungen nach Düngeverordnung zuständig sei. Sie möchte zudem wissen, ob durch die ökologische Landwirtschaft der Nitratgehalt im Grundwasser reduziert werden könne. Dr. Freiherr von Canstein betont, dass laut Umweltbundesamt lediglich drei Wasserwerke in Deutschland Nitrat entfernen. Dazu gehöre auch das Wasserwerk Broichhof in Neuss. Dr. Freiherr von Canstein wünscht Aussagen zur Kostenseite. Er fragt zu den Mehrkosten durch den Betrieb einer Denitrifikationsanlage, also der Nitratentfernung im Wasserwerk, und den Mindererträgen in der Landwirtschaft durch eine reduzierte Düngung. Herr Packbier erkundigt sich zur Schwankungsbreite bei den Messwerten und zu den Beprobungsintervallen. Herr Dr. Cremer informiert, dass die Pegel einmal pro Jahr beprobt werden, weil jahreszeitliche Einflüsse im Grundwasser unerheblich seien. Allerdings spielen Änderungen bei den Nutzungsformen eine Rolle, z. B. bei der Fruchtfolge oder nach einem Grünlandumbruch. Herr Dr. Cremer betont, dass die meisten Wasserwerke die hohen Kosten für den Betrieb einer Denitrifikationsanlage scheuen. Im Regelfalle werde bei hohen Nitratgehalten einfach tiefer gebohrt, allerdings mit dem Risiko, dass dann durch den neu geschaffenen größeren Absenkungstrichter vermehrt Nitrat auch in tiefere Grundwasserstockwerke gelangen könne. Er informiert, dass für die Ausweisung der nitratbelasteten Flächen das Landesumweltamt zuständig sei. Zur Kostenseite könne er keine Aussagen machen. Bundesweite Untersuchungen zeigen auf, dass der ökologische Landbau tendenziell zu geringeren Nitratbelastungen führe. Herr Dr. Cremer stellt heraus, dass der Zwischenfruchtanbau aus wasserwirtschaftlicher Sicht uneingeschränkt befürwortet werde, also grundsätzlich der richtige Weg sei. Frau Janetta erkundigt sich zum Einfluss hoher Nitratgehalte auf die Artenvielfalt.

 

Nach Rücksprache mit Herrn Mankowsky sagt Vorsitzender Herr Markert, dass die Verwaltung sich dieser Frage annehmen werde.