Beschluss:

Der Schul- und Bildungsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.


Protokoll:

Herr Lonnes verwies auf die Vorlage. Ergänzend teilte er mit, dass aktuell 609 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine den Schulen im Rhein-Kreis Neuss zugewiesen worden seien, davon 19 mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Hiervon besuchen 18 Schülerinnen und Schüler Schulen des Landschaftsverbandes Rheinland und des Gemeinsamen Lernens sowie ein Schüler eine Förderschule im Rhein-Kreis Neuss.

 

Frau Jansen erkundigte sich, ob die Schülerinnen und Schüler auch den direkten Weg an die Schulen wählen könnten oder sich über das Kommunale Integrationszentrum (KI) anmelden müssten sowie nach den jeweiligen Anmeldezahlen. Herr Lonnes antwortete, die direkte Schulanmeldung sei möglich. Die jeweiligen Aufnahmezahlen über die beiden Wege der Kontaktaufnahme würden die Schulen dem Schulamt und dem KI melden.

 

In Beantwortung der Frage von Frau Jansen zu den Formen der Differenzierung des Unterrichts an den Schulen führte Herr Lonnes aus, die Beschulung erfolge sowohl in innerer aber auch in teilweiser und vollständiger äußerer Differenzierung. Wichtigstes Ziel sei hierbei die schnelle Deutschförderung.

 

Frau Stein-Ulrich appellierte, eine vollständige Integration sei möglicherweise der bessere Weg als die beschriebenen Formen der Differenzierung. Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine sollten zumindest in Fächern wie beispielsweise Sport und Chemie, in denen die deutsche Sprache nicht entscheidend sei, in den bestehenden Klassen untergebracht werden.

 

Herr Lonnes erläuterte, dass die Bildung der Klassen eine innere Schulangelegenheit sei. Außerdem sei die Integration der Geflüchteten nicht nur von dem Erlernen der Sprache abhängig, sondern von jedem Einzelnen und auch von der Offenheit der Gesellschaft.

 

Herr Dr. Kazmierczak berichtete in diesem Zusammenhang über erste Erfahrungen am Berufsbildungszentrum Grevenbroich. Die Gruppen seien sehr differenziert. Man könne bei einer internationalen Klasse mit 20 Schülerinnen und Schüler von ebenso vielen unterschiedlichen Biografien und Zukunftsplänen ausgehen. Daher sei kein normales „Unterrichtsprogramm“ möglich. Zwar sei zurzeit die ukrainische Gruppe anzahlmäßig die Größte, jedoch gebe es auch noch andere Nationalitäten. Es gelte, die Einzelfälle zu betrachten. Aktuell wird u. a. das Selbstlernzentrum genutzt, das lateinische Alphabet vermittelt und Deutsch für alle angeboten.

Für das neue Schuljahr müsse man sich darüber hinaus neue Lehrpläne überlegen, um Jedem gerecht zu werden und weiterzuhelfen.

 

Herr Rainer Schmitz begrüßte die Leiterin des Schulpsychologischen Dienstes des Rhein-Kreises Neuss, Frau Jutta Bellen, die von Unterstützungsprojekten sowie Beratungs- und Fortbildungsangeboten zum Thema „Integration: Migration/Flucht“ des Schulpsychologischen Dienstes (SpD) wie folgt referierte:

 

 

Schulunterstützende Maßnahmen des Schulpsychologischen Dienstes (SpD)

·         Was brauchen geflüchtete Kinder und Jugendliche in der Schule?

Auf diese Frage werden in der schulpsychologischen Fortbildungsveranstaltung mit Lehrkräften und weiteren pädagogischen Fachkräften an Schulen Antworten gesucht und Gestaltungsmöglichkeiten gefunden, um den Eingewöhnungsprozess und die schulische Integration der neuen Schülerinnen und Schüler zu unterstützen.

Andere Fortbildungsangebote (Broschüre/Tischvorlage) umfassen bereits im laufenden Schuljahr Themen wie

·         „Interkulturelle Elterngespräche gestalten,

·         Interkulturelle Kommunikation im Kontext Schule,

·         Stärkung der eigenen interkulturellen Kompetenz und

·         Umgang mit traumatisierten geflüchteten Kindern im Kontext Schule“.

Dazu komme im nächsten Schuljahr das Projekt

·         „Healing Classrooms – Resilienzförderung und psychosoziale Unterstützung im Unterricht (nicht nur) für zugewanderte Kinder und Jugendliche“,

das sich zur Anwendung in gemischten Regelklassen und damit nicht nur für zugewanderte, sondern für alle Kinder und Jugendliche eignet – gerade in dieser Corona-Zeit.

Das Ministerium für Schule und Bildung habe die Belastungen des Ukraine Krieges sowohl für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen als auch die anderen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen aus der Schulgemeinschaft thematisiert und die Empfehlungen für Eltern und Lehrkräfte im Umgang mit Kindern und Jugendlichen in Zeiten von Sorge um Bedrohung durch Krieg erarbeitet: www.schulpsychologie.nrw.de/themen/krieg/index.html

Mit einem darauf folgenden Schulschreiben habe der SpD des Rhein-Kreises Neuss auf seine Unterstützungsangebote zum Thema „Krieg in der Ukraine“ hingewiesen und allen Schulbeteiligten sowohl Beratung zu den Themen „Trauma, Krise und Willkommenskultur“ als auch individuelle Beratung angeboten.

Mit dem Kommunalen Integrationszentrum (KI) bestehen vielfältige Absprachen und Kooperationen, was gemeinsame Fortbildungen und Unterstützung in Form von Arbeitskreisen (z.B. der Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache, Beratungslehrkräfte und sozialpädagogischen Fachkräfte an Schulen) angehe.

Das KI sehe die einzuschulenden Kinder und Jugendlichen ja bei der Schulberatung und –zuweisung (durch das Schulamt) zuerst. Hier bestehe das Angebot des SpD zur

·         Schullaufbahnberatung bis hin zur

·         Krisenintervention

bei erkennbar kritischen Fällen, und darüber hinaus auch während des Schulbesuchs, dann für die angekommenen Familien und deren Kinder.

Der SpD des Rhein-Kreises Neuss unterstütze die Schulen bereits bei der schulischen Integration durch Bildung (IdB) der ab 2015 zugewanderten Schülerinnen und Schüler und dabei, Schulen zu einer stabilisierenden Säule im Leben dieser Kinder und Jugendlichen zu machen. Möglich sei dies durch die Einrichtung einer landesschulpsychologischen Stelle für den Bereich Integration durch Bildung (IdB) (Vorstellung im Schulausschuss am 06.10.2016).

So könne das Beratungs- und Fortbildungsangebot zum Thema „Integration: Migration/Flucht“ ausgeweitet und die Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Schulen intensiviert werden, was jetzt und im kommenden Schuljahr auch der Beschulung von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine zugutekäme.

Anschließend bedankte sich Frau Runge für diese Informationen und erkundigte sich, ob alle Programme umgesetzt werden konnten. Frau Bellen teilte mit, dass selbst im Lock down alle Fragestellungen beantwortet werden konnten.

 

Herr Langer stellte die Vielzahl der Projekte, die in den normalen Unterricht hineingetragen werden und vorrangig zu behandeln seien, in Frage. Für jedes Projekt müsse die einzelne Lehrkraft sich informieren, das Projekt durchführen und evaluieren. Das sei fast nicht zu schaffen und belastend für die Lehrer. Daher bat er um wohlüberlegte Eingaben solcher grundsätzlich gut gemeinten Projekte.

 

Frau Bellen erwiderte, die Themen seine lediglich als Angebote rund um den Unterricht zu verstehen.

 

Auf Frau Wienands Nachfrage nach der Funktion von Herrn Langer, erklärte Herr Lonnes, Herr Langer sei beratendes Mitglied der katholischen Kirche und habe aus seiner Sicht als Lehrer eines Berufskollegs berichtet.

 

Der Schul- und Bildungsausschuss fasste einstimmig den folgenden