Beschluss:

Der Kreisjugendhilfeausschuss stimmt der Konzeption der Fachstelle Frühe Hilfen in gemeinsamer Kooperation mit den Jugendämtern der Städte Grevenbroich und Kaarst zu.

Die Verwaltung wird den Jugendhilfeausschuss über den Verlauf des Projektes regelmäßig informieren.

 

Die Finanzierung erfolgt noch in diesem Jahr aus dem Bereich Hilfen zur Erziehung.

 


Protokoll:

Herr Lonnes stellte anhand der Sitzungsvorlage das Projekt „Fachstelle Frühe Hilfen“ vor. Das Modellprojekt, unter Kooperation mit den Jugendämtern der Städte Kaarst und Grevenbroich sei zunächst für ein Jahr geplant. Es soll die bestehenden Angebote und Maßnahmen im Rahmen des Frühwarnsystems erweitern und für Mitarbeiter/innen aus dem Gesundheits- und Bildungswesen sowie für Eltern ab Beginn der Schwangerschaft eine Anlaufstelle zur Beratung und bei Fragen unterschiedlichster Art bieten.

Durch seine Konzeption sei das Angebot besonders niederschwellig und somit in der Lage auch Familien aufzufangen, die Angst haben sich mit ihren Problemen direkt an das Jugendamt zu wenden.

Die Gesamtkosten für den Rhein-Kreis Neuss lägen bei ca. 10.000 €. Diese würden aus dem Bereich der Hilfen für Erziehung im Haushalt des Jahres 2010 finanziert werden. Das bedeutet, dass der Haushalt für 2011 durch das Modellprojekt nicht belastet werde.

Herr Lonnes wies darauf hin, dass der Jugendhilfeausschuss der Stadt Grevenbroich dem Projekt bereits zugestimmt habe.

 

Herr Boland erkundigte sich, ob man durch die Einrichtung eines solchen Angebots nicht doppelte Strukturen schaffen würde. Herr Dierselhuis antwortete, dass gerade der Zeitraum zwischen Schwangerschaft und dem 3. Lebensjahr eines Kindes besonders viele Gefahren berge und es nur von Vorteil sein könne, das bestehende Netzwerk noch enger zu knüpfen.

 

Herr Wappenschmidt wies darauf hin, dass Prävention zwar wichtig sei, aber auf Grund der vorhandenen Strukturen ein weiteres Angebot als wenig sinnvoll erscheine und für die Eltern unter Umständen sogar verwirrend sein könne. Aus diesem Grund habe sich die CDU-Fraktion auch mehrheitlich gegen dieses Projekt ausgesprochen.

 

Herr Dierselhuis erläuterte, dass Verdachtsmomente dem Jugendamt oftmals nicht gemeldet werden. Im Falle einer Meldung stelle sich diese in 99 % aller Fälle, jedoch als falscher Alarm heraus. Das Projekt könne dazu beitragen solche Situationen ohne bürokratische Hürden zu entschärfen. Es handele sich um einen Versuch, in diesem bisher kaum abgedeckten und bekannten Bereich Erfahrungen zu sammeln. Durch die interkommunale Zusammenarbeit sei das Projekt wirtschaftlich moderat und helfe Risiken zu vermeiden.

 

Frau Rosenthal-Aussem ergänzte, dass 5-10 % aller Kinder unter 6 Jahren vernachlässigt werden. Bevor ein gefährdetes Kind durch das Raster falle, sei die mögliche Schaffung einer Doppelstruktur vorzuziehen. Aus Sicht der Kreispolizeibehörde sollte deshalb das Modellprojekt auf alle Fälle durchgeführt werden.

 

Herr Wappenschmidt bemerkte nochmals, dass man aus dieser Zusatzstruktur keinen Gewinn ziehen könne, da ein funktionierendes Netzwerk bereits vorhanden sei.

 

Frau Klein erläuterte, dass sie die Erfahrung gemacht habe, dass bei Kleinkindern die Scheu der Eltern vor dem Jugendamt am größten sei. Besonders bei Eltern von Säuglingen seien oftmals Ängste vorhanden, sich direkt dem Jugendamt anzuvertrauen.

 

Frau Winzen bestätigte die Sicht von Frau Klein. Gerade in Konfliktsituationen werde die Rolle des Jugendamtes negativer wahrgenommen, als dies bei anderen Institutionen und Fachleuten, z.B. bei Erziehungsberatungsstellen der Fall sei. Anders als bei einer neutralen Stelle, müsse das Jugendamt bei einer entsprechenden Meldung sofort tätig werden. Durch die „Fachstelle Frühe Hilfen“ könnten Konfliktsituationen entschärft bzw. vermieden werden, ohne dass den Familien dadurch ein Schaden entstehe.

 

Frau Schöttgen ergänzte, dass man Kinder und deren Eltern nicht früh genug helfen könne.

 

Auch Herr Wehmeyer teilte die Ansicht, dass das Jugendamt, im Gegensatz zu den Beratungsstellen, oftmals negativ wahrgenommen werde. Unter der Prämisse einer 1 jährigen Evaluierung handele es sich um ein gutes Angebot.

 

Herr Paschke wies darauf hin, dass der Beschlussvorschlag hinsichtlich der Fälligkeit der Haushaltsmittel im Jahr 2010 noch geändert werden müsse.

 

In der anschließenden Abstimmung wurde die abgeänderte Fassung des Beschlussvorschlags bei 2 Gegenstimmen und 2 Enthaltungen mehrheitlich angenommen.