Beschluss:

 

Der Beirat bei der Unteren Landschaftsbehörde begrüßt die vorgestellten Konzepte für die Umgestaltung des Rennbahngeländes in der Stadt Neuss. Unter der Voraussetzung, dass hier dauerhaft der Erlebnisbereich für die Bevölkerung und die Funktion als Frischluftschneise erhalten bleiben, bestehen keine Bedenken. Die Entscheidung im Einzelfall wird nach Vorlage der jeweiligen Detailplanungen getroffen.


Protokoll:

 

Herr Galland führte einleitend unter Hinweis auf die der Politik der Stadt Neuss am 20.06.2008 vorgestellten Entwürfe der Planung aus, dass man frühzeitig die Gelegenheit wahrnehme, diese Entwürfe im Landschaftsbeirat vorzustellen. Er erinnerte daran, dass bereits einmal eine Planung für die Rennbahn vorgestellt worden sei, die im Vergleich zu der heutigen Fassung sehr viel deutlichere Eingriffe in die Landschaft beinhaltet habe. Hiervon sei man abgekommen. Heute stelle man eine sehr viel maßstäblichere Planung vor.

 

Herr Amberg stellte als Vertreter des Büros Kipar Landschaftsarchitekten die Planung für das Rennbahngelände unter Hinweis auf den bisherigen Planungsverlauf vor. Er beschrieb den heutigen Zustand des Geländes einschließlich der bebauten Bereiche und die eingebettete Lage der Rennbahn zwischen Innenstadt und Rheinaue.

Grundlegendes Ziel der Überlegungen für den rund 17 ha großen Landschaftsraum sei gewesen, den Charakter nicht zu negieren, sondern zu erhalten. Eine der Forderungen der Stadt sei gewesen, die heute bereits betriebenen Nutzungen wie das Schützenfest und die Equitana zu erhalten. Grundsätzlich sei beabsichtigt gewesen, eine zurückhaltende Planung zu entwerfen.

Er erläuterte das Wegekonzept für den Innenbereich einschließlich der Erschließung von außen, wobei er darauf hinwies, dass ausschließlich weiche Materialien zum Bau verwendet würden, also keine Vollversiegelung geplant sei.

Eine mögliche mobile Gastronomie ohne feste Bauten sei im südlichen Bereich des Raumes, abseits z. B. vom Globe-Theater, denkbar.

Im nördlichen Bereich seien weiche, flache Hügel geplant, die einen ruhigen Erholungsbereich einfassen sollten. Diese würden das bei den Bauarbeiten z. B. für die Wege und die Wasserflächen anfallende Material aufnehmen, um Abtransporte zu vermeiden. Man plane eine ausgeglichene Massenbilanz.

Neben den Möglichkeiten für Joggen und Walken seien an verschiedenen Stellen kleine Flächen für Trendsportarten wie z. B. Beach-Volleyball und -Soccer denkbar.

Herr Amberg stellte verschiedene Gestaltungen an Hand von anderenorts bereits realisierten vergleichbaren Einrichtungen vor.

Eine Bepflanzung des Geländes sei ebenfalls sehr zurückhaltend vorgesehen. Geplant seien etwa 150 Bäume. Wichtig sei, dass die Transparenz gewahrt bleibe und insbesondere die freie Sicht auf die für den Rennsport wichtigen Punkte wie z. B. den Zieleinlauf oder die Zielkurve nicht verstellt werde.

Insgesamt sei nicht geplant, Nutzungen oder Funktionen anzuhäufen, sondern Atmosphäre zu schaffen.

 

Die von Herrn Amberg verwendeten Folien sind als Anlage beigefügt.

 

Vorsitzender Lechner dankte Herrn Amberg für seine Erläuterungen. Den Ansatz für das Konzept bezeichnete er als sehr erfreulich. Er erklärte, dass die Wiesenflächen der Rennbahn im 16. Jahrhundert entstanden seien, als der Rhein noch an der Neusser Stadtmauer geflossen sei und in einer Sturmflutnacht sein Bett in etwa in seine heutige Lage verlagert habe. Die dazwischen liegenden feuchten Wiesenflächen, die zum Herzogtum Berg zählten, seien dann zu Neuss gekommen. In diese Wiesen seien die Dämme der Stresemannallee und der Hammer Landstraße geschüttet worden, um eine Verbindung von der Stadt zum Rhein zu erhalten. Die Wiese des Rennplatzes sei der letzte Rest der damaligen Berg’schen Wiesen. Daher sei es sehr zu begrüßen, dass der Charakter nicht verändert sondern erlebbar erhalten werden solle. Auf die Geschichte dieser Wiesen könne man hinweisen.

Er habe den Eindruck gewonnen, dass das Konzept den Charakter erhalten und erlebbar machen könne.

Weiterhin sei die Rennbahn für das Innenstadtklima sehr wichtig. Eine kühle Luftströmung ziehe von hier aus in die Innenstadt, vor allem bei sehr heißem, windstillem Wetter. Die Rennbahn habe über verschiedene Kanäle noch eine Verbindung zum Rheinvorland, durch die die Luft ziehen könne.

 

Umweltdezernent Mankowsky ergänzte, dass das Rennbahngelände der Rest eines früher zusammenhängenden, viel größeren geschützten Landschaftsraumes sei. Es unterliege der Landschaftsschutzverordnung der Bezirksregierung von 1971. Dies untersage eine Vielzahl von Nutzungen oder Veränderungen, ausgenommen, diese seien historisch. Neue Nutzungen oder Änderungen bedürften der Befreiung von diesen Verboten durch die Untere Landschaftsbehörde. Diese teile die Auffassung des Beiratsvorsitzenden. Die jetzt vorgelegte Planung sei maßstäblich und entwickle sich in Richtung eines extensiven Bürgerparks. Die Grundphilosophie sei mit der des Central Parks in New York vergleichbar, auch wenn dieser ungleich größer sei. Ziel der Unteren Landschaftsbehörde sei es, dauerhafte Nutzungen durch entsprechende dauerhafte Bescheide zu befreien, soweit sie im Maßstab das vorgetragene Konzept einhielten.

 

Auf die Frage von Beiratsmitglied Dr. Thywissen nach Perspektiven für eine Zeit nach der eventuellen Aufgabe des Galopprennsports erläuterte Herr Amberg, dass die Rennsportaktivitäten erkennbar rückläufig gegenüber früher seien. Das flexible Konzept berücksichtige auch dies durch die Möglichkeit für andere Nutzungen.

 

Herr Galland ergänzte, dass die Grundanforderungen aus der Politik eine Planung mit einer Chance für den Rennsport gewesen seien, aber auch für die Zeit über den Rennsport hinaus. Die vorgestellte Planung schaffe die Voraussetzungen dafür, dass der Grünbereich als Bürgerpark auch nach einem denkbaren Ende des Galopprennsports, was man nicht wünsche, erhalten bleibe.

 

Im Anschluss erläuterte Herr Prof. Stahl die Konzeption für die geplanten Gebäude im Rennbahnbereich. Er zeigte verschiedene historische Fotos des Rennbahnareals. Das Gebäude des so genannten Totalisators zeige seiner Ansicht nach einen gewissen Charme und solle bewahrt werden. Verschiedene der jüngeren Bauten und Umbauten zeigten ein Bild unorganischer Substanz und seien nicht zu erhalten. Die Tribüne hätte letztlich generalsaniert werden müssen, wenn eine Erhaltung vorgesehen gewesen sei.

Die Planung sehe ein neues Gebäude vor, das die unterschiedlichen Nutzungen, die heute auf mehrere Gebäude verteilt seien, in sich vereine. Die Konstruktion stehe unter einem Metalldach, welches auf einem Ständerwerk die Terrasse auf der oberen Etage schütze und den Ausblick auf das Rennbahngelände aber auch in die Stadt ermögliche.

Herr Prof. Stahl erläuterte die geplante Konzeption des zentralen Gebäudes. Auf die Vorlage 68/125/2007 in der Einladung wird verwiesen.

 

In einer anschließenden kurzen Diskussion über die notwendigen freien Sichtbereiche für die Verfolgung des Renngeschehens wurde seitens der Planer verdeutlicht, dass dies auch unter Berücksichtigung der zurückhaltenden Bepflanzungen auch weiterhin möglich sei. Bestimmte Bereiche seien zu diesem Zweck bewusst offen gehalten worden.

Prof. Stahl wies darauf hin, dass der bedeutsamsten Bereiche die Zieleinlaufkurve und die Strecke zum Ziel seien. Zu dem werde heute das Renngeschehen immer mehr durch Kameras festgehalten und verfolgt. Die in dieser Planung vorgesehenen Bäume seien keine Sichthindernisse.

 

Beiratsvorsitzender Lechner fasste seinen Eindruck dahin gehend zusammen, dass er über die heute vorgestellte Konzeption sehr erfreut sei, weil sie einen guten Weg beschreibe. Sie entspreche weitgehend den Vorstellungen des Landschaftsbeirates aus vergangenen Verfahren. Wenn dauerhaft gewährleistet werde, dass der Erlebniseindruck der Berg’schen Wiesen für die Bevölkerung und die Frischluftschneisenfunktion erhalten blieben, so sei diese Planung sehr zu begrüßen. Über die Einzelheiten werde man sich im konkreten Fall in Gesprächen mit der Unteren Landschaftsbehörde und im Beirat abstimmen. Hierfür sei es noch zu früh. Er rate der Stadt Neuss und den Planern, mit dieser Planung den beschrittenen Weg weiterzugehen. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung gehe ihm derzeit noch zu weit.

 

Vorsitzender Lechner stellte daraufhin seinen dem entsprechenden Beschlussvorschlag zur Abstimmung.


Abstimmungsergebnis:

 

Einstimmig ohne Stimmenthaltungen.