Beschluss:

Der Kulturausschuss nahm den Bericht zur Kenntnis.


Protokoll:

Vorsitzender Rehse begrüßte Herrn Pfarrer Prof. Dr. Hübner und dankte ihm für die Bereitschaft das Projekt „Ökumenischer Kreuzweg in der Stadt Neuss“ vorzustellen.

 

Pfarrer Prof. Dr. Hübner stellte sich den Mitgliedern des Kulturausschusses vor. Seit 19 Jahren sei er als Gemeindepfarrer in der evangelischen Christuskirchengemeinde der Stadt Neuss tätig und habe einen Lehrauftrag an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum für systematische Theologie und Sozialethik.

 

Er gliederte die Vorstellung des gemeinsamen Projekts des Verbandes der evangelischen Kirchengemeinden in Neuss und der katholischen Pfarreiengemeinschaft Neuss-Mitte in fünf Abschnitte: „Siehe der Mensch!“ das theologische Fundament, die soziale Tiefenschicht des Kreuzweges, die Entwicklung der Idee vom „ökumenischen Kreuzweg in Neuss“, die Besonderheit dieses Projekts und der Kreuzweg als Zeichen für die christlichen Werte unserer Gesellschaft.

 

Der Redebeitrag ist als Anlage 2 der Niederschrift beigefügt.

 

Pfarrer Prof. Dr. Hübner wies in seinen Ausführungen insbesondere darauf hin, dass der Kreuzweg von seiner Entstehung her eine Nachahmung der Via Dolorosa in Jerusalem sei. Da sich im Mittelalter nicht viele Zeitgenossen das Abschreiten dieser Via Dolorosa leisten konnten, kam es zu einem Nachbau des Leidensweges in den Städten und Dörfern. Er trug vor, dass unter dem Einfluss der zeitgleich entstehenden Passionsmystik dieser Weg Jesu zum Kreuz mit den sieben Tageszeiten des Stundengebets der Kirche in Verbindung gebracht wurde. Die Ursprungsform des Kreuzweges sei daher eine Anlage von sieben Stationen gewesen. Erst im 16. Jahrhundert seien daraus 14 Stationen geworden und es änderte sich auch der Ort. Die Kreuzwege seien dann nicht mehr in der Öffentlichkeit, sondern innerhalb der Kirchengebäude geschaffen worden.

 

Erst zu Beginn der 1980-iger Jahre sei die Bedeutung des Kreuzweges in evangelisch-kirchlichen Gruppen wiederentdeckt worden. In einer Tradition, Steinkreuze der Umgebung in der Karwoche gemeinsam mit Fahrrädern anzufahren, die die evangelische Christuskirchengemeinde und die benachbarte Pfarrgemeinde St. Pius pflegen, sei es laut Pfarrer Prof. Dr. Hübner zu der Idee gekommen, einen festen Kreuzweg mit markanten Punkten einzurichten. In einem nächsten Schritt wurde auf Anregung von Frau Ministerialrätin a.D. Ulla Sonderkamp eine künstlerisch wertvolle Gestaltung angedacht. Die ersten Entwürfe des deutschlandweit bekannten Künstlers Prof. Lüpertz lägen nun vor.

 

Pfarrer Prof. Dr. Hübner verwies dazu auf die aushängenden Skizzen. Die Skizzen seien nicht detailgerecht ausgeführt, da das Werk gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern entstehen solle. Das Projekt befinde sich derzeit in der Sondierungsphase, es werde geprüft, ob Menschen hinter dieser Idee stünden und Mäzene, Stiftungen, Stadt und Kreis bereit seien, das Projekt zu fördern. Der Künstler wolle weitgehend auf Honorar verzichten. Die Umsetzung des Projektes sei ihm eine Herzensangelegenheit. Es handele sich um ein deutschlandweit einmaliges Projekt, welches von einer Bürgerschaft getragen werden sollte. Mit diesem Projekt würde ein deutliches christliches Zeichen zur Stärkung der Ökumene gesetzt werden.

 

Herr Lonnes ergänzte, dass der Rhein-Kreis Neuss die Initiatoren bei Stellung von Förderanträgen unterstütze. Das Fundament für dieses Projekt müsse in der Bürgerschaft gelegt werden. Derzeit werde geprüft, ob eine Realisierung des Projekts grundsätzlich möglich sei. Eine realistische Kostenschätzung sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich.

 

Vorsitzender Rehse wies darauf hin, dass der Kulturausschuss bei diesem Projekt die kulturellen Aspekte zu betrachten habe, über die finanziellen Aspekte müsse im Rahmen der Haushaltsberatungen entschieden werden.

 

Herr Kress merkte an, die Gesamtkosten des Projektes müssten bereits bekannt sein, da diese bei Antragstellung dem Landschaftsverband Rheinland mitgeteilt werden müssten. Er bat um Mitteilung, ob es schon Zusagen für eine Beteiligung am Projekt gebe.

 

Pfarrer Prof. Dr. Hübner wies darauf hin, dass die Gesamtkosten des Projekts noch nicht feststünden. Bislang gebe es noch keine Zusagen. Man befinde sich im Gespräch mit verschiedenen Stiftungen, der Stadt Neuss, dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und der Jubiläumsstiftung der Sparkasse. Die Kirche selbst habe nur ein kleines Budget, sie werde deshalb die Mitglieder in den Kirchengemeinden um Unterstützung bitten.

 

Herr Radmacher trug vor, dass zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sehr auf die Kosten des Projekts abgestellt werden sollte, sondern das Projekt an sich zu bewerten sei. Ein solch mutiges Projekt, welches zum Nachdenken und zu Diskussionen anrege, sei schon ein Erfolg.

 

Frau Dr. Flick merkte an, dass als Gesamtkosten 1,5 Millionen Euro im Gespräch seien und sie bat um Auskunft, wie die Antragsteller mit der Frage umgehen werden, dass das Geld besser in Sozial- und Jugendarbeit angelegt werden solle. Zudem bat sie um Klärung, wie der Rhein-Kreis Neuss in das Projekt eingebunden sei bzw. was vom Rhein-Kreis Neuss erwartet werde.

 

Pfarrer Prof. Dr. Hübner entgegnete, dass das Projekt keine sozialen Projekte konterkariere, so investiere die evangelische Kirche alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel in soziale Aufgaben. Die Mittel für das Projekt sollten aus Spenden und Zuschüssen akquiriert werden.

 

Herr Lonnes legte dar, der Kreishaushalt umfasse fast 400 Millionen Euro, wovon 300 Millionen Euro für die Jugendarbeit und soziale Zwecke zur Verfügung gestellt würden. Für den kulturellen Bereich würden ca. 2,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die kulturelle Arbeit verleihe dem Rhein-Kreis Neuss ein Gesicht und dürfe daher nicht vernachlässigt werden. Sollte das Projekt Unterstützung in der Bürgerschaft und eine Bereitschaft zur Unterstützung durch viele Institutionen finden, wäre eine Umsetzung möglich.

 

Die Nachfrage von Frau Dr. Flick, ob eine finanzielle Beteiligung durch den Rhein-Kreis Neuss erwartet werde, bejahte Herr Lonnes.

 

Herr Schmitz führt aus, dass er die Idee des Projektes sehr begrüße, aber die Frage zu stellen sei, ob sich eine Gebietskörperschaft in der jetzigen Zeit eine Beteiligung finanziell leisten könne, wenn gleichzeitig soziale Einrichtungen geschlossen werden müssten.

 

Herr Radmacher wies darauf hin, dass die Mitglieder des Kulturausschusses den Leistungen im Bereich der Kultur keine Sozialleistungen gegenüberstellen sollten. Auch Ausgaben für Kultur müssten in der heutigen Zeit möglich sein. Für eine abschließende Stellungnahme zu dem Projekt sei es noch zu früh.

 

Herr Geroneit stimmte zu, dass das Vorhaben zunächst in den Haushaltsberatungen erörtert werden sollte.

 

Vorsitzender Rehse erklärte, dass die Informationen, Anregungen und Bedenken nun mit in die Fraktionen zur Beratung genommen würden. Er bedankte sich bei Pfarrer Prof. Dr. Hübner für die Vorstellung des Projektes und wünschte ihm viel Erfolg bei den weiteren Sondierungsgesprächen.