Sitzung: 18.06.2013 Kreistag
Vorlage: 010/2624/XV/2013
Beschluss:
Der Kreistag
beschließt folgende Resolution:
Die Städte und
Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss und auch der Rhein-Kreis Neuss selbst können
ihre Aufgaben nur mit Hilfe einer angemessenen Finanzausstattung wahrnehmen.
Hierfür hat das Land nach der Verfassung zu sorgen. Die über das
Gemeindefinanzierungsgesetz den Städten und Gemeinden sowie dem Kreis zur
Verfügung zu stellenden Finanzmittel sind nach wie vor nicht angemessen und der
Grund für deren Finanzprobleme. Das haben in der Vergangenheit bereits mehrere
Gutachten festgestellt. Das vom Land Nordrhein-Westfalen im Jahr 2012 in
Auftrag gegebene FiFo-Gutachten zum Finanzausgleich kommt nun ebenfalls zum
Ergebnis, dass das Gemeindefinanzierungsgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen
zu reformieren ist und notwendige Datenanpassungen vorzunehmen sind.
Diese Datenanpassungen
und Reformvorschläge müssen jetzt sofort umgesetzt werden. Die sofortige
Umsetzung der Vorschläge der Gutachter ist bereits deshalb angezeigt, weil der
Anteil der Städte und Gemeinden und Umlageverbände am Volumen der
Finanzausgleichsmasse bereits seit 1982 von 28 % auf 23,5 % abgesenkt worden
ist. Ohne diese Verminderung des kommunalen Anteils an der Verbundmasse des
Gemeindefinanzierungsgesetzes wäre die finanzielle Lage der Kommunen bei weitem
nicht so besorgniserregend, wie sie sich zurzeit darstellt.
Nach Berechnungen
des Landkreistages entspricht die Gesamtmasse der seit 1982 einbehaltenen
Verbundmittel in etwa der Summe der heutigen kommunalen Kassenkredit-Schulden
in NRW. Ein erheblicher Teil der Städte und Gemeinden kann nur mit Hilfe der
Stärkungspaktmittel wieder in die Nähe ausgeglichener Haushalte geführt werden.
Unverständlicherweise
hat die Landesregierung nicht insgesamt die Frage einer angemessenen und
verfassungsgemäßen Ausstattung an der Finanzausgleichsmasse in Auftrag gegeben,
sondern den Untersuchungsauftrag des Gutachtens von vornherein auf einige
Fragestellungen beschränkt. Gleichwohl ist festzuhalten, dass bereits einige
von den Gutachtern festgestellten Ergebnisse den kreisangehörigen Raum sowie
die Kreise und Landschaftsverbände gegenüber dem kreisfreien Raum unangemessen
benachteiligen. Es ist deshalb dringend erforderlich, die vom Gutachter
empfohlenen Anpassungen der Teilschlüsselmasse sowie des Soziallastenansatzes
zu Gunsten des kreisangehörigen Raumes jetzt sofort umzusetzen. Sie führen zu
mehr Gerechtigkeit im kommunalen Finanzausgleich und enthalten vor allem
objektive Aktualisierungen von völlig veralteten Daten, die einseitig den
kreisangehörigen Raum belasten. Bezogen auf den Rhein-Kreis Neuss sollen sich
bei einer Umsetzung im Jahr 2013 bereits Verbesserungen zugunsten des
kreisangehörigen Raumes von rd. 23,2 Mio. € ergeben und führen bei allen
Städten und Gemeinden zu finanziellen Entlastungen:
Dormagen 194.427 €
Grevenbroich 170.388 €
Jüchen 50.103 €
Kaarst 1.825.717
€
Korschenbroich 1.696.172 €
Meerbusch 2.920.321 €
Neuss 7.750.581
€
Rommerskirchen 29.412
Dadurch kann vor
allem die Situation der Kommunen in der Haushaltssicherung oder drohender
Haushaltssicherung entscheidend verbessert werden. Werden die Ergebnisse des
FiFo-Gutachtens jetzt nicht kurzfristig umgesetzt – wie Innenminister Jaeger
angedeutet hat – führt dies zu einer weiteren und nicht mehr hinnehmbaren
Verfestigung der ungerechten Mittelverteilung.
Es ist im Übrigen
sachfremd, eine Umsetzung des FiFo-Gutachtes mit dem Stärkungspaktgesetz zu
vermengen. Der Stärkungspakt und dessen Finanzierung hat mit der angemessenen
Finanzausstattung der Kommunen nichts zu tun und muss vom Land in anderer Weise
sichergestellt werden, ohne den Kommunen hieraus weitere Belastungen
aufzuhalsen.
Das Land
Nordrhein-Westfalen muss den Städten und Gemeinden endlich die ihnen von
Verfassungswegen zustehende finanzielle Ausstattung im Gemeindefinanzgesetz
zukommen lassen.
Der Kreistag des
Rhein-Kreises Neuss fordert eine sofortige Umsetzung der im FiFo-
Gutachten
aufgeworfenen Fragestellungen, zumindest aber die sofortige Anpassung
der
Teilschlüsselmassen sowie der Anpassung des Soziallastenansatzes.
Protokoll:
Kreistagsabgeordneter Dr. Gert Ammermann erläuterte den Antrag seiner Fraktion zum FiFo-Gutachten, das vom Land selbst in Auftrag gegeben worden sei.
Kreistagsabgeordneter Rainer Thiel kritisierte den Antrag aufs Schärfste. Dieser sei sachlich nicht richtig und führe in die falsche Richtung. Der Antrag greife einer Gesamtbetrachtung vorweg, da die Daten noch erarbeitet werden müssen. Der Landkreistag habe eine eigene Rechnung aufgemacht. Der Kreis werde nicht mehr Mittel bekommen.
Das Gutachten sollte so umgesetzt werden, dass möglichst alle zufrieden sind.
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke erklärte, dass es um eine gerechtere Verteilung der Steuermittel auf der Ebene des kreisangehörigen Raumes und der kreisfreien Städte gehe. Das Zahlenmaterial sei vom Landkreistag in Abstimmung mit dem Städte- und Gemeindebund berechnet.
Man müsse nicht nur horizontal sondern auch vertikal diskutieren, so Kreistagsabgeordneter Erhard Demmer. Das pseudo-wissenschaftliche FiFo-Gutachten habe erhebliche Mängel und gehöre seiner Ansicht nach in die Tonne. Die fiktive Berechnung sei Kaffeesatzleserei.
Kreistagsabgeordneter Carsten Thiel unterstützte den Antrag ausdrücklich. Seine Fraktion weise schon lange auf die zu geringen Schlüsselzuweisungen im kreisangehörigen Raum hin.
Bei dem FiFo-Gutachten gehe es konkret um die Interessen der Kommunen, so 3. stv. Landrat Bijan Djir-Sarai. Eine Nichtumsetzung, oder Vermischung mit dem Stärkungspakt, könne nicht hingenommen werden.
Kreistagsabgeordneter Dieter Jüngerkes wies darauf hin, dass das Thema zu komplex sei, um eine kurzfristige Umsetzung zu fordern. Die Landesregierung müsse sich in Ruhe damit auseinandersetzen.
Abstimmungsergebnis:
42 Ja-Stimmen (CDU, FDP, UWG/Die Aktive, Die Linke, Zentrum, LR)
17 Gegenstimmen (SPD, Bündnis 90/Die Grünen)