Beschlussempfehlung:
Der Schul- und Bildungsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.
Sachverhalt:
Am 09.03.2021 haben die Kreistagsfraktionen von CDU, FDP und UWG/Freie Wähler-Zentrum beantragt zu prüfen, wie der Rhein-Kreis Neuss als Hochschulstandort gestärkt werden kann und ein Budget für den Umsetzungs-/Zeit- und Kostenplan in Höhe von 20.000€ in den Haushalt einzustellen (Anlage).
Primäres Ziel im Rheinischen Revier ist die Schaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen. Bereits in den Jahren 2021 und 2022 fallen Arbeitsplätze dem Strukturwandel zum Opfer. Eine Kompensation ist hierfür nicht vorhanden.
Die Themen Innovation und Bildung sind zentrale Ansatzpunkte für das Gelingen des Strukturwandels im Rheinischen Revier. Eine Hochschule zieht weitere Forschungseinrichtungen und innovative, kleinere und mittelständische Unternehmen an, sorgt somit auch für neue Arbeitsplätze.
Das Hochschulprojekt soll daher schnellstmöglich in die Wege geleitet werden.
Die Kreistagsfraktionen Bündnis 90/Die Grünen erweitern den Antrag folgenermaßen:
1.Die Verwaltung erstellt ein Konzept, welche Maßnahmen bis wann zu ergreifen sind, um
vorrangig eine öffentliche Hochschule anzusiedeln.
2. Es wird die Zusammenarbeit mit bestehenden öffentlichen Hochschulen aus der Region
geprüft.
3. Die Gestaltungsverantwortung dieses Prozesses soll beim Schul-und Bildungsausschuss
liegen.
4. Für den Umsetzungs-/Zeit- und Kostenplan sollen 20.000€ in den Haushalt eingestellt werden.
In der Sitzung des Finanzausschusses vom 11.03.2021 wurden
diese Punkte einstimmig beschlossen (FI/20210311/Ö6).
Mit seinen mehr
als 450.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, den insbesondere in der Kreisstadt
Neuss hervorragenden Verkehrsanbindungen und den zahlreichen Unternehmen mit
ihren Europa- und Deutschland-Zentralen bietet der Rhein-Kreis Neuss ideale
Bedingungen als Hochschulstandort.
Dafür sprechen
auch die hochqualifizierten Kräfte, ein gesunder Branchenmix mit zahlreichen
mittelständigen Unternehmen und mit seinem Wirtschaftswachstum.
A.
Initiativen Hochschulstandort
In der
Vergangenheit gab es bereits verschiedene Initiativen, den Rhein-Kreis Neuss
als Hochschulstandort auszubauen. So hat der Rhein-Kreis Neuss im Rahmen der
Landesinitiative zur Errichtung neuer Hochschulstandorte im Jahr 2008 eine
Bewerbung der Hochschule Niederrhein um die Einrichtung von technischen
Studiengängen im Bereich der Energiewirtschaft und der Lebensmitteltechnologie
unterstützt. Die Studiengänge sollten in Neuss angesiedelt werden. Leider wurde
die von der Hochschule Niederrhein mit Unterstützung des Rhein-Kreises Neuss
abgegebene Bewerbung trotz hoher Anerkennung des Konzeptes von der vom Land
eingesetzten Jury nicht berücksichtigt, da andere regionale Schwerpunkte
gesetzt wurden.
Im Jahr 2015 wurde
die damalige Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes
NRW, Frau Svenja Schulze, angeschrieben und ausdrücklich die Bereitschaft des
Rhein-Kreises Neuss betont, der Landesregierung jede Hilfe anzubieten und sie
bei der Suche nach einem Standort sowie bei den erforderlichen
Infrastrukturmaßnahmen für eine staatliche Fachhochschule zu unterstützen und
dabei zu helfen, sowohl die Hochschule als auch ihre Mitglieder in das
gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben im Rhein-Kreis Neuss einzugliedern.
Gleichzeitig wurde
Frau Schulze angefragt, ob sich für den Standort Rhein-Kreis Neuss Chancen für
die Errichtung einer staatlichen Fachhochschule oder den Ausbau eines
Hochschulverbundes zwischenzeitlich ergeben haben. In ihrer Antwort wies Frau
Ministerin Schulze darauf hin, dass sie die wirtschaftliche Bedeutung, die
besondere Standortqualität und die hervorragende Verkehrsanbindung des
Rhein-Kreises Neuss nicht in Frage stelle. Der Rhein-Kreis Neuss profitiere
jedoch davon, dass er in direkter Nachbarschaft an seinen Kreisgrenzen von
vielen exzellenten Universitäten und Fachhochschulen umgeben sei. Es sei kein
weiterer Ausbau der Hochschullandschaft in Nordrhein-Westfalen geplant, da das
Land über die dichteste
Hochschullandschaft Europas verfüge und zuletzt 2009 vier neue Fachhochschulen
und acht neue Standorte und Studienorte an bestehenden Fachhochschulen
geschaffen habe.
Leider haben die
bisherigen Initiativen nicht dazu geführt, den Rhein-Kreis Neuss als
Hochschulstandort zu etablieren.
B.
Studienangebote und Kooperationen
Zurzeit gibt es im
Rhein-Kreis Neuss folgende Studienangebote:
1.
FOM
– Hochschule für Oekonomie und Management
2.
Europäische
Fachhochschule – EUFH Studienort Neuss
3.
Rheinische
Fachhochschule Köln – Standort Neuss
4.
Fernuniversität
in Hagen mit dem Regionalzentrum in Neuss
5.
Bildungsinstitut
für Gesundheitsberufe im Rhein-Kreis Neuss
Das
Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe im Rhein-Kreis Neuss bietet in
Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein ein Duales Studium zum „Bachelor
of Science Pflege“ an.
6.
medicoreha/Dr.
Welsink Akademie
Die medicoreha bietet in Zusammenarbeit mit der Rheinischen Fachhochschule
Köln den Studiengang Physiotherapie
Bachelor of Science an.
Daneben gibt es
verschiedenste Kooperationen der Berufskollegs.
Das Berufskolleg
Weingartstraße kooperiert für die Absolventen der Fachschule für Wirtschaft mit
der EUFH in Neuss, Studiengang General Management mit dem Abschluss Bachelor of
Arts, außerdem mit der Wilhelm-Büchner-Hochschule, Pfungstadt bei Darmstadt für
ein Fernstudium im Studiengang technische Betriebswirtschaft mit dem Abschluss
Bachelor of Science.
Für die Studenten
mit Fachhochschulreife bzw. Allgemeiner Hochschulreife kooperiert das BBZ
Weingartstraße mit der Hochschule Fontys
– Fontys Internationale Hochschool-Econemy- in Venlo, mit der FOM – Hochschule für Oekonomie
und Management - sowie mit der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Das
BBZ Hammfeld kooperiert mit der Fachhochschule Jülich der RWTH Aachen im Rahmen
des Energielabors, mit der FOM, der EUFH und der Hochschule Düsseldorf im
Rahmen der informationstechnischen Assistenten – Fachrichtung Informatik.
Das BBZ Dormagen
hat eine Kooperation mit der privaten Hochschule Göttingen im Rahmen der
Abschlüsse BWL und Wirtschaftspsychologie sowie mit der FOM – Hochschule für
Oekonomie und Management. Außerdem arbeitet das BBZ Dormagen im Bereich des
Dualen Studiums ohne offiziellen Kooperationsvertrag mit der EUFH im Bereich
Kaufleute für Spedition und Logistik Dienstleistung zusammen.
Das BBZ
Grevenbroich hat eine Kooperation mit der Hochschule Niederrhein, der Rheinischen
Fachhochschule Neuss, der Fontys Venlo University of Applied Sciences und der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
C.
Aktuelle Initiativen
1.
Launch-Center
Der Rhein-Kreis
Neuss ist außerdem Kooperationspartner eines Antrags der Hochschule Niederrhein
an das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des
Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Zukunftsagentur Rheinisches Revier ein
Launch- Center für die Lebensmittelwirtschaft zu errichten.
Das Launch Center
ist konzipiert für die gemeinsame Entwicklungsforschung, sowie Technologie- und
Wissenstransfer zwischen angewandter Wissenschaft und Wirtschaft unter einem
Dach. Das Launch-Center für die Lebensmittelwirtschaft bildet einen
Innovationskern im Rheinischen Revier, lokal verordnet im Rhein-Kreis Neuss,
für gemeinsame Entwicklungsforschung von Wissenschaft und Wirtschaft unter
einem Dach in unmittelbarer Nähe zu den Lebensmittelbetrieben insbesondere im
nördlichen Revier. Es deckt den gesamten Bereich der Verarbeitung
schwerpunktmäßig pflanzlicher Rohstoffe und alternativer Proteine entlang der
Lebensmittelproduktionskette bis hin zur qualitäts-, sicherheits– und
lebensmittelrechtlichen sowie gesundheitlichen Bewertung ab.
Es soll sich
beschäftigen mit der Produkt- und Prozessentwicklung der
Lebensmittelbiotechnologie, der Lebensmittellogistik, sowie der begleitenden
Analytik. Akteure im Launch-Center für die Lebensmittelwirtschaft sind die
Hochschule Niederrhein als Hochschule für angewandte Wissenschaft in
Kooperation mit dem kommunalen Projekt Partner Rhein-Kreis Neuss, unterstützt
von einer leistungsstarken und breit gefächerten Lebensmittelindustrie im
Rheinischen Revier weiterer Akteure wie der Wirtschaftsfördergemeinschaft
Mönchengladbach, der IHK-Mittlerer Niederrhein und der Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen.
Das Projekt hat
den 3. Stern vom Aufsichtsrat der Zukunftsagentur Rheinisches Revier als
„Zukunftsprojekt des Strukturwandels im Rheinischen Revier“ erhalten. Der
Förderantrag im Rahmen des STARK-Programms ist beim BAFA eingereicht.
2.
Anschreiben an Frau Pfeiffer-Poensgen
Bezugnehmend auf
die Initiative im Jahr 2015 wurde Frau Ministerin Pfeiffer-Poensgen angeschrieben
und um Auskunft gebeten, welche Chance der Rhein-Kreis Neuss aktuell als
Standort einer staatlichen Fachhochschule oder einer Hochschule habe.
3.
Initiative der Stadt Grevenbroich
Der Presse war zu entnehmen, dass die
Stadt Grevenbroich sich am Förderaufruf der Zukunftsregion Rheinisches Revier
beteiligt hat. Eine Projektidee war auf dem Kraftwerksgelände in Frimmersdorf
eine Hochschule aus dem Bereich „Cyber- und Software – Sicherheit anzusiedeln.
Eine Aufnahme des Lehrbetriebs sollte im Wintersemester 2020/21 zunächst auf
der Stadtparkinsel erfolgen. Im ersten Anlauf gab es keine Empfehlung der
Zukunftsagentur Rheinisches Revier. Die Stadt Grevenbroich wurde gebeten, den
aktuellen Sachstand mitzuteilen.
4. Initiative des SPD-Kreisvorsitzenden
Daniel Rinkert
Außerdem gab es
eine Pressemitteilung, dass der SPD-Kreisvorsitzende, Daniel Rinkert, die Top-
Universitäten Harvard und Yale abhängen und eine Hochschule im Rhein-Kreis
Neuss bauen wolle, die neue Maßstäbe setzt. Nach seinen Vorstellungen solle die
Bundesregierung hierfür jährlich 8 Milliarden zur Verfügung stellen.
Der Rhein-Kreis
Neuss verfüge mit dem 120 ha großen ehemaligen Kraftwerkstandort Frimmersdorf
über den notwendigen Platz für einen Ausbau dieser Größenordnung.
Auch hier wurde
Herr Rinkert nach dem Sachstand gefragt.