Betreff
UNESCO-Welterbe - Niedergermanischer Limes
Vorlage
40/1052/XVII/2022
Art
Bericht

Sachverhalt:

Der Niedergermanische Limes wurde am 27. Juli von der UNESCO als Welterbe anerkannt. Über die Hälfte der Fundplätze der länderübergreifenden Welterbestätte liegen in Nordrhein-Westfalen. Am 08.11.2021 überreichte Dr. Birgitta Ringbeck vom Auswärtigen Amt zusammen mit Ministerin Ina Scharrenbach den zugehörigen 19 Kommunen und den sechs Kreisen sowie dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBG) in Bonn offiziell die Urkunden der UNESCO.

 

Anschließend unterzeichneten die Kommunen und Kreise sowie der LVR und die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege eine Kooperationsvereinbarung zum zukünftigen Umgang mit dem Welterbe.

 

Der Rhein-Kreis Neuss hatte in diesem Zusammenhang beim LVR angefragt, ob es möglich ist, dass bei der Ausarbeitung und Kartierung des Rad- und Wanderweges entlang des Niedergermanischen Limes auch auf verschiedene „Point of Interests“ hingewiesen werden könnte, die nicht direkt auf der Route liegen. „Points of Interests“ können miteinbezogen werden, wenn diese die vorgeschlagene Welterbestätte weiter erklären und verstehen helfen. Hintergrund der Anfrage ist das Kulturzentrum Sinsteden mit seiner archäologischen Sammlung, denn auch hier finden Besucher unterschiedliche und weiterführende Informationen zur römischen Zeit, die die militärische Ausrichtung des Niedergermanischen Limes um viele weitere Aspekte des antiken römischen Lebens bereichern. Die Ausgrabungen römischer Gutshöfe, die villlae rusticae in Rommerskirchen, die von pensionierten römischen Soldaten geleitet wurde, zeigen, wie auf den sehr fruchtbaren Böden der Rommerskirchener Börde landwirtschaftlich gearbeitet wurde, welche Nahrungsmittel angebaut wurden und sicherten somit auch die konstante Verpflegung des römischen Militärs.

 

Mit E-Mail vom 07.01.2022 wurde seitens des LVR die Aufnahme der archäologischen Sammlung des Kulturzentrums Sinsteden als „Point of Interests“ abgelehnt, da die gezeigten Objekte überwiegend aus Ausgrabungen der villae rusticae in der näheren Umgebung von Rommerskirchen stammen. Der Schwerpunkt der Präsentation liegt dabei allgemein auf der Darstellung des Lebens auf einem römischen Gutshof. Vergleichbare ländliche Einzelsiedlungen sind nach Ansicht des LVR nicht nur im Gemeindegebiet Rommerskirchen kein Einzelfall, sondern finden sich mit ähnlich zusammengesetzten Fundinventaren zahlreich auch in anderen Regionen, wie z.B. im restlichen südlichen Teil der Provinz Niedergermanien oder in der Gallia Belgica.

 

Das im Zuge unserer Anfrage als Beispiel angeführte LVR-LandesMuseum Bonn besitzt hingegen eine zentrale Funktion in der Vermittlung und Präsentation archäologischer Funde aus dem Rheinland. Ein inhaltlicher Schwerpunkt der dortigen Dauerausstellung liegt in der Darstellung des Niedergermanischen Limes. In diesem Rahmen werden nicht zuletzt einige der für die Geschichte und das Verständnis der römischen Grenze am Rhein zentrale Orte gezeigt, so u.a der Grabstein des Marcus Caelius.

 

Ähnlich gelagert ist auch die Situation bei den musealen Präsentationen in Dormagen, Haus Bürgel oder Neuss. Der inhaltliche Fokus liegt dort jeweils auf den in unmittelbarer Nähe gelegenen Fundplätzen der Welterbestätte, von denen auch die gezeigten Objekte mehrheitlich herrühren.

 

Der LVR kommt daher zu dem Schluss, dass sich in der archäologischen Ausstellung des Kulturzentrum Sinsteden aktuell kein unmittelbarer Bezug zum römischen Militär oder dem Niedergermanischen Limes zeigt und es daher nicht erkennbar ist, wie diese dazu beitragen könnte, die UNESCO-Welterbestätte weiter zu erklären und verstehen zu helfen. Eine Einbindung in das Vermittlungs- und Präsentationskonzept für das Welterbe Niedergermanischer Limes erscheint dem LVR daher nicht sinnvoll.