Beschlussempfehlung:
Der Kreisausschuss beschließt, dem Bürgerantrag von Herrn Heinz Libertus nicht zu entsprechen.
Sachverhalt:
Mit Bürgerantrag von Herrn Libertus vom 01.08.2022, welcher als Anlage beigefügt ist, beantragte dieser, für Königin Richeza im Hof der Burg Friedestrom eine weitere Gedenkstätte aufzustellen. Er begründet dies damit, dass Königin Richeza seinerzeit das Hofgut (Königsgut) Zons verwaltete, welches auch in ihrem Besitz war und dies an das Erzbistum Köln vermachte und auf Lebzeiten von Erzbischof Anno II. 100 Reichsmark jährlich zugesprochen bekam.
Eine Recherche des Archivs im Rhein-Kreis Neuss ergab dazu folgendes:
Richeza (geb. um 1000, gest. 1063) war die Tochter
des Pfalzgrafen Ezzo von Lothringen und eine Enkeltochter des römisch-deutschen
Kaisers Otto II. Im Jahre 1013 heiratete sie Mieszko, den Sohn des Polenfürsten
und (spätestens seit 1025) ersten polnischen Königs Boleslaw Chrobry. Aus der
Verbindung gingen zwei Töchter und der Sohn Kasimir hervor, der später als
„Erneuerer Polens“ in die Geschichte einging. Nach dem Tod von Boleslaw Chrobry
1025 wurden Mieszko zum polnischen König und Richeza zur polnischen Königin
gekrönt. Mieszkos Herrschaft wurde jedoch von seinem Bruder angefochten. Nach
seinem Tod 1034 brachen die internen Streitigkeiten wieder aus und Richeza floh
ins Reichsgebiet, wo sie, die später Gesamterbin des Familienbesitzes wurde,
u.a. als mächtige Förderin des Klosters Brauweiler hervortrat. So leitete sie
beispielsweise den Neubau von Kloster und Kirche ein, der 1061 vollendet werden
konnte. Richeza starb am 21. März 1063 in Saalfeld. Ihr Leichnam ruht heute in
der Johanneskapelle im Kölner Dom.
Ein Bezug zu Zons ergibt sich durch eine Urkunde
Erzbischofs Anno II. zu Köln vom 25. Juni 1057 (Lac. UB Nr. I 192). Demnach hat
Richeza – anders als im Bürgerantrag
dargestellt – der Kirche zu Köln ihr Gut Saalfeld und ihre Besitzungen in
Orla geschenkt und bekam dafür vom Erzbischof die Nutznießung verschiedener
rheinischer Güter, u. a. des Fronhofs zu Zons („villa dominicatus nostri“), auf
Lebenszeit verliehen. Weitergehende Informationen über Richezas Wirken in und
für Zons lassen sich zumindest der im Archiv im Rhein-Kreis Neuss vorhandenen
(und bezüglich Richezas sowie der Zonser Ortsgeschichte gut sortierten)
Literatur nicht entnehmen.
Um die örtlichen Bezüge zur polnischen Königin und
die mit ihr verbundenen deutsch-polnischen Bande ins allgemeine Bewusstsein zu
rücken, haben die Kultur- und Heimatfreunde Stadt Zons e. V. bereits im Herbst
2021 eine in inhaltlicher Abstimmung mit dem Archiv im Rhein-Kreis Neuss
erarbeitete „Erinnerungstafel“ für Richeza entworfen und im Garten hinter dem
neuen Archivgebäude im Beisein von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und einer
Delegation aus dem polnischen Partnerkreis Mikolów enthüllt. Seit dem 10.
August 2022 hängt die Tafel an ihrem lange vorgesehenen Bestimmungsort an der
Außenwand des Treppenhausabgangs zur Tiefgarage Zons in unmittelbarer
Nachbarschaft zum neuen Archivgebäude und zur Burganlage Friedestrom.
Vor dem Hintergrund dieser Sachlage wird das
Aufstellen einer Skulptur oder eines Gedenksteins in Burg Friedestrom nicht empfohlen.
Digitalisierungs-TÜV
( ) Digitalisierungspotential vorhanden.
( ) Digitalisierungspotential
muss geprüft werden.
( x ) Kein Digitalisierungspotential (derzeit) erkennbar.