Betreff
Bürgerantrag des Herrn Libertus zum Aufstellen einer Skulptur oder eines Gedenksteins für Königin Richeza im Burghof Zons
Vorlage
40/1515/XVII/2022
Art
Antrag

Beschlussempfehlung:

Der Kreisausschuss beschließt, dem Bürgerantrag von Herrn Heinz Libertus nicht zu entsprechen.


Sachverhalt:

Mit Bürgerantrag von Herrn Libertus vom 01.08.2022, welcher als Anlage beigefügt ist, beantragte dieser, für Königin Richeza im Hof der Burg Friedestrom eine weitere Gedenkstätte aufzustellen. Er begründet dies damit, dass Königin Richeza seinerzeit das Hofgut (Königsgut) Zons verwaltete, welches auch in ihrem Besitz war und dies an das Erzbistum Köln vermachte und auf Lebzeiten von Erzbischof Anno II. 100 Reichsmark jährlich zugesprochen bekam.

 

Eine Recherche des Archivs im Rhein-Kreis Neuss ergab dazu folgendes:

 

Richeza (geb. um 1000, gest. 1063) war die Tochter des Pfalzgrafen Ezzo von Lothringen und eine Enkeltochter des römisch-deutschen Kaisers Otto II. Im Jahre 1013 heiratete sie Mieszko, den Sohn des Polenfürsten und (spätestens seit 1025) ersten polnischen Königs Boleslaw Chrobry. Aus der Verbindung gingen zwei Töchter und der Sohn Kasimir hervor, der später als „Erneuerer Polens“ in die Geschichte einging. Nach dem Tod von Boleslaw Chrobry 1025 wurden Mieszko zum polnischen König und Richeza zur polnischen Königin gekrönt. Mieszkos Herrschaft wurde jedoch von seinem Bruder angefochten. Nach seinem Tod 1034 brachen die internen Streitigkeiten wieder aus und Richeza floh ins Reichsgebiet, wo sie, die später Gesamterbin des Familienbesitzes wurde, u.a. als mächtige Förderin des Klosters Brauweiler hervortrat. So leitete sie beispielsweise den Neubau von Kloster und Kirche ein, der 1061 vollendet werden konnte. Richeza starb am 21. März 1063 in Saalfeld. Ihr Leichnam ruht heute in der Johanneskapelle im Kölner Dom.

Ein Bezug zu Zons ergibt sich durch eine Urkunde Erzbischofs Anno II. zu Köln vom 25. Juni 1057 (Lac. UB Nr. I 192). Demnach hat Richeza – anders als im Bürgerantrag dargestellt – der Kirche zu Köln ihr Gut Saalfeld und ihre Besitzungen in Orla geschenkt und bekam dafür vom Erzbischof die Nutznießung verschiedener rheinischer Güter, u. a. des Fronhofs zu Zons („villa dominicatus nostri“), auf Lebenszeit verliehen. Weitergehende Informationen über Richezas Wirken in und für Zons lassen sich zumindest der im Archiv im Rhein-Kreis Neuss vorhandenen (und bezüglich Richezas sowie der Zonser Ortsgeschichte gut sortierten) Literatur nicht entnehmen.

Um die örtlichen Bezüge zur polnischen Königin und die mit ihr verbundenen deutsch-polnischen Bande ins allgemeine Bewusstsein zu rücken, haben die Kultur- und Heimatfreunde Stadt Zons e. V. bereits im Herbst 2021 eine in inhaltlicher Abstimmung mit dem Archiv im Rhein-Kreis Neuss erarbeitete „Erinnerungstafel“ für Richeza entworfen und im Garten hinter dem neuen Archivgebäude im Beisein von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und einer Delegation aus dem polnischen Partnerkreis Mikolów enthüllt. Seit dem 10. August 2022 hängt die Tafel an ihrem lange vorgesehenen Bestimmungsort an der Außenwand des Treppenhausabgangs zur Tiefgarage Zons in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Archivgebäude und zur Burganlage Friedestrom.

Vor dem Hintergrund dieser Sachlage wird das Aufstellen einer Skulptur oder eines Gedenksteins in Burg Friedestrom nicht empfohlen.

 

 

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