Vorlage
50/0285/XV/2010
Art
Bericht

Beschlussvorschlag:

Der Sozial- und Gesundheitsausschuss befürwortet die Umsetzung des EurSafetyHealth-Projektes in der Euregio Rhein-Maas-Nord, bei welcher das Kreisgesundheitsamt bis zum Jahr 2014 die zentrale Koordination wahrnimmt.

 

 


Sachverhalt:

Das Bakterium Staphyloccus aureus kommt fast überall in der Natur und auch auf der Haut und in den oberen Atemwegen vieler Menschen vor. Bei 25 bis 30 % aller Menschen findet man es in der Nase. Meist löst es keine Krankheitssymptome aus. Man spricht in diesem Falle von einer Besiedlung oder Kolonisation der Person mit dem Keim (Kolonisationskeim). Bekommt der Keim durch günstige Bedingungen oder ein schwaches Immunsystem die Gelegenheit, sich auszubreiten, kommt es beim Menschen zu Hautinfektionen (Furunkel, Karbunkel) und Muskelerkrankungen (Myositis) oder sogar zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Lungenentzündung, Endokarditis, Toxisches Schock-Syndrom (TSS) und Sepsis.

 

Durch den weltweit häufigen Einsatz von Antibiotika haben sich bei bestimmten Stämmen dieses Bakteriums Resistenzen entwickelt. MRSA ist die Abkürzung für Methicillin-Resistenter Staphylococcus Aureus, einen Bakterienstamm, gegen den die meisten Antibiotika inzwischen wirkungslos sind.

 

Weltweit nehmen die Infektionen mit MRSA zu. Besondere Bedeutungen hat der Keim in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Entsprechende Infektionen bewirken aufwändige und kostenintensive Behandlungs- und Hygienemaßnahmen.

 

Das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss hat daher bereits 2007 ein MRSA-Netzwerk zusammen mit den Hygienebeauftragten und Hygienefachkräften der Krankenhäuser gegründet und seitdem verschiedene Informationsveranstaltungen z. B. für Krankentransportdienste, Altenpflegepersonal und ambulante Pflegedienste durchgeführt. Ziel ist es, langfristig durch adäquates Handeln die Anzahl der Infektionen zu senken.

 

Auch auf europäischer Ebene gibt es entsprechende Bestrebungen. So hat sich die europäische Union zum Ziel gesetzt, die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu verbessern.

Tatsache ist beispielsweise, dass der Anteil der Träger multiresistenter Staphylokokken in Deutschland rund 20 x höher liegt als in den Niederlanden, was u. a. auf die unterschiedliche Vorgehensweise der Untersuchung und der Behandlung von MRSA zurückzuführen ist. Das hat zur Folge, dass z. B. betroffene Patienten aus Deutschland, die sich in einem niederländischen Krankenhaus behandeln lassen wollen, als infektiös gelten, während niederländische Patienten, die sich in Deutschland behandeln lassen wollen, Angst davor haben, sich in einem deutschen Krankenhaus zu infizieren. Die unterschiedliche Vorgehensweise der Bekämpfung von MRSA ist eins der bisherigen Hindernisse für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen an der belgisch-niederländisch-deutschen Grenze.

 

So ist es nachvollziehbar, dass entlang der gesamten niederländischen/deutschen Grenzeuregios Rhein-Maas-Nord, Rhein-Wal, Gronau-Enschede, Ems-Dollart und Maas-Rhein nunmehr der Schutz der Patienten vor Infektionen und Antibiotikaresistenzen durch die Schaffung eines grenzüberschreitenden Netzwerkes der Teilnehmer des Gesundheitswesens in den Vordergrund gestellt werden soll. Das Projekt mit der Bezeichnung EurSafetyHealth-Net umspannt damit den gesamten Grenzbereich. Die Erfahrungen aus dem bestehenden Euregio MRSA-Netzprojekt Twente-Münsterland haben gezeigt, dass Patientensicherheit und Infektionsschutz nicht regional begrenzt sein können und daher eine einheitliche Strategie grenzweit umgesetzt werden muss. EurSafteyHealth-Net kann direkt auf Erkenntnissen, Ergebnissen und dem gebildeten Netzwerk von Euregio MRSA-Net aufbauen.

 

Die Ausweitung über den gesamten Grenzverlauf stärkt die Patientensicherheit und die Qualität der Gesundheitsversorgung auf beiden Seiten der Grenze nachhaltig und soll den Zugang zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung im Nachbarland einfacher und sicherer machen.

Das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss hat sich somit bereit erklärt, die Rolle des „work-package-leaders“ für die Euregio Rhein-Maas-Nord zu übernehmen.

Diese Euregio besteht aus den Städten Mönchengladbach und Krefeld , dem Kreis Viersen, dem südlichen Teil des Kreises Kleve, dem Rhein-Kreis Neuss sowie Teilen der Provinz Limburg.

 

Es ist geplant, ein professionelles, valides diagnostisch-epidemiologisches Management im Kreisgebiet und den Nachbarkommunen einschließlich der niederländischen Gebiete der Euregio Rhein-Maas-Nord zu schaffen, um ein standardisiertes Vorgehen gegen die Ausbreitung von MRSA im überregionalen Kontext umzusetzen.

 

In der Region soll nach dem Muster der Euregio Münster/ Enschede und ergänzt um Neuerkenntnisse auf der Basis aktueller Zahlenmaterialien ein Verbund kompetenter engagierter Fachkräfte ausfindig gemacht werden, welche wiederum als Multiplikator in den jeweiligen Regionen dienen. Das Projekt wird ergänzt durch Screeninguntersuchungen im ambulanten und stationären Bereich.

 

Die Projektkoordination wird im Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss als zentrale hygienische Medizinalaufsichtsbehörde für die Krankenhäuser, die Einrichtungen für das ambulante Operieren, Praxen, Altenheime, Rettungsdienste und ambulante Pflegedienste installiert werden. Die Laufzeit des Projektes beträgt 66 Monate. Offizieller Beginn war bereits der 25.11.2008, vorläufiger Endpunkt ist der 24.05.2014.

 

Im Haushaltsentwurf 2010 sind die erforderlichen Haushaltsmittel vorgesehen.