Betreff
Ausbau des Fachhochschulstandortes Rhein-Kreis Neuss
Vorlage
V/172/2008
Art
Beschlussvorlage

Beschlussempfehlung:

1.                  Der Kreisausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.

2.                  Der Kreisausschuss befürwortet die Bewerbung der Hochschule Niederrhein mit dem Ziel, Studieneinrichtungen am Standort Rhein-Kreis Neuss zu schaffen, um eine Erweiterung am Standort Rhein-Kreis Neuss sowie die Vorhaben der FOM zur Ergänzung ihrer Studienangebote in Neuss und Dormagen.

3.                  Soweit Haushaltsmittel erforderlich werden, erfolgt die Beschlussfassung vorbehaltlich der Etatisierung der erforderlichen Mittel.

 


A. Allgemeines

Der Rhein-Kreis Neuss beabsichtigt, seinen Fachhochschulstandort auszubauen. Neben des betriebswirtschaftlichen Angebotes der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) im BBZ Hammfeld sollen im Interesse der Unternehmen und der Fachhochschulberechtigten vor Ort folgende zusätzliche Angebote entstehen:

·         Bachelorstudiengang mit Schwerpunkt Maschinenbau, Energie, Mechatronik, BBZ Neuss-Hammfeld

·         Bachelorstudiengang mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft, Logistik, BBZ Dormagen

Über den Ausbau wurde im Schulausschuss am 19.05.2008 beraten.

Darüber hinaus bietet der Ende Mai 2008 initiierte Wettbewerb der Landesregierung zusätzlich die Chance, dass der Rhein-Kreis Neuss-Standort einer öffentlichen Hochschule mit dem Schwerpunkt Energieverfahrenstechnik und Lebensmitteltechnologie werden kann. Hierzu möchte der Rhein-Kreis Neuss mit der Hochschule Niederrhein (HN) kooperieren.

B. Landeswettbewerb zum Ausbau der öffentlichen Fachhochschule

Vor dem Hintergrund des Mangels an hochqualifizierten Ingenieurinnen und Ingenieuren und der insgesamt weiter steigenden Nachfrage nach Studienplätzen hat die Landesregierung NRW beschlossen, das Studienangebot der öffentlichen Fachhochschulen im Land deutlich auszubauen.

 

Vorgesehen ist

 

·         die Gründung von drei neuen Fachhochschulen im Umfang von jeweils 2.500 Studienplätzen und

·         der Ausbau bestehender Fachhochschulen in der Größenordnung von insgesamt 2.500 Studienplätzen an bis zu fünf Standorten.

 

Die Landesregierung nennt folgende Kriterien für eine zielführende Umsetzung der Initiative:

 

·         Den fachlichen Schwerpunkt des Ausbauvorhabens bilden die Ingenieurwissenschaften.

·         Die Anbindung der Studienangebote an das regionale Entwicklungspotenzial ist unabdingbar. Die angemessene Einbeziehung des aktuellen und künftigen Bedarfs der regionalen Wirtschaft nach akademisch ausgebildeten Fachkräften ist daher für die Standortentscheidung von großer Bedeutung.

·         Die duale Ingenieurausbildung (Studium + Lehrberuf) gilt als ein wesentlicher Baustein nachhaltiger Zukunftsvorsorge zur Sicherung des Ingenieurnachwuchses. Dem sollen die neuen Studienangebote Rechnung tragen. Voraussetzung dafür ist die Verpflichtung der regionalen Wirtschaft, ausreichende Ausbildungskapazitäten bereit zu stellen.

 

Bis zum 15.08.2008 hatten die Städte, Kreise und Fachhochschulen des Landes Gelegenheit, entsprechend abgestimmte Vorschläge zum Ausbau von Fachhochschulen in ihrer Region beim  Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW einzureichen.

 

Der Rhein-Kreis Neuss hat sich mit dem Rektorat der Hochschule Niederrhein - HN, aber auch wichtigen Unternehmen und Verbänden, wie die Unternehmen RWE, Currenta, 3 M sowie die IHK Mittlerer Niederrhein, zusammengesetzt und gemeinsam überlegt, wie einerseits die Erfolgsaussichten der Bewerbung der HN weiter gesteigert und dadurch auch die Chancen für den Rhein-Kreis Neuss gesteigert werden können, in absehbarer Zeit selbst Einrichtungen der HN im Kreisgebiet eröffnen zu können. Die Unterstützung der HN erfolgt mit dem konkreten Ziel, technische Studiengänge im Bereich Energiewirtschaft und der Food-Industrie im Rhein-Kreis Neuss anbieten zu können.

 

Ein persönliches Gespräch, das Landrat Dieter Patt am 04.08.2008 mit Forschungsminister Andreas Pinkwart geführt hat, ergab die Chance, dass der Rhein-Kreis Neuss mit der Hochschule Niederrhein bei der Antragstellung kooperiert. Im Kreisausschuss am 13.08.2008 hat die Verwaltung berichtet, dass sich der Rhein-Kreis Neuss an dem Wettbewerb beteiligen wird.

 

Vor diesem Hintergrund unterstützt der Rhein-Kreis Neuss die Bewerbung der Hochschule Niederrhein mit dem Ziel, technische Studiengänge im Bereich der Energiewirtschaft und der Food-Industrie im Rhein-Kreis Neuss anbieten zu können. Entsprechende Schreiben des Landrates an das Forschungsministerium und an die Hochschule Niederrhein sowie eine begleitende Broschüre zur Begründung und Erläuterung der Initiative sind als Anlagen 1 - 3 beigefügt.


 

Um die Bewerbung der Hochschule Niederrhein zu unterstützen, bietet der Rhein-Kreis Neuss drei konkrete Beiträge an:

 

  1. Zwei Stiftungsprofessuren in den Bereichen Lebensmitteltechnologie bzw. Lebensmittelchemie einerseits und Verfahrenstechnik (Bergbau/Kraftwerke) oder Mechatronik andererseits: Diese Stiftungsprofessuren sollen gemeinsam mit Unternehmen aus der Region getragen werden.
  2. Die kostenlose Bereitstellung eines Grundstückes im Bereich des Berufsbildungszentrums Neuss-Hammfeld: Dort soll ein Kompetenzzentrum der Hochschule für die Bereiche Energietechnik, Mechatronik und Lebensmitteltechnologie/Lebensmittelchemie entstehen. Darüber hinaus wird überlegt, die Werkstatträume großer Unternehmen in Dormagen und Grevenbroich sowie die Laborräume im BBZ Dormagen und BBZ Grevenbroich mit zu nutzen.
  3. Gewinnung von Unternehmen aus dem Rhein-Kreis Neuss als Partner für Lehre, Forschung und Transfer der Hochschule Niederrhein: Hier wird sich insbesondere die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss engagieren.

 

Die Herstellung des regionalen Konsenses für die Schwerpunkte Energie (Rhein-Kreis Neuss) und Ernährung/Agrobusiness (Stadt Neuss) erfolgte in der 8. Gesellschafterversammlung der Standort Niederrhein GmbH am 30.08.2007. Darüber hinaus haben führende Unternehmen aus dem Rhein-Kreis Neuss die Bewerbung der HN begrüßt (siehe Anlage 3).

 

C. Bewerbung FOM im Rahmen des Hochschulpaktes

 

Über die Bewerbung der Hochschule Niederrhein hinaus unterstützt der Rhein-Kreis Neuss das Vorhaben der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM), ihre Studienangebote im Rhein-Kreis Neuss zu erweitern.

 

a) Ingenieurwissenschaften am BBZ Neuss-Hammfeld

Die FOM beabsichtigt, an ihrem Studienzentrum Neuss (Berufsbildungszentrum Neuss-Hammfeld) ab 2009 ihr wirtschaftswissenschaftliches Studienangebot um einen technischen Studiengang zu ergänzen. Konkret will die FOM in Neuss einen Ingenieurstudiengang Maschinenbau, Energie und Mechatronik (Abschluss: Bachelor of Science) für zunächst 75 Studierende einrichten. Dieses Angebot wendet sich an Auszubildende und Mitarbeiter mittelständischer Betriebe, die berufsbegleitend eine höhere Qualifikation anstreben. Ein entsprechendes Bewerberpotenzial ist bei den Auszubildenden in den technischen Berufen sowie bei den Absolventen der Fachschule für Technik vorhanden.

Die FOM hat im Rahmen des Hochschulpaktes einen Förderantrag über 759.000 € an das Forschungsministerium NRW gestellt. Der Rhein-Kreis Neuss bietet an, durch das Bereitstellen weiterer Räume sowie Labor- und Werkstattausstattung im Berufsbildungszentrum Neuss-Hammfeld seinen Beitrag zur Realisierung des neuen Studienangebotes leisten.

 

b) Studium der Logistik am BBZ Dormagen

Darüber hinaus wird die FOM am Berufsbildungszentrum Dormagen ab dem Sommersemester 2009 einen Bachelorstudiengang mit dem Schwerpunkt Logistik anbieten. Der Bildungsgang ergänzt die bestehende Fachschule für Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Logistik um ein akademisches Angebot. Bewerberinnen und Bewerber sollen sowohl über diese Fachschule als auch durch die gezielte Ansprache von Absolventen vergleichbarer Bildungsgänge an anderen Berufskollegs sowie über die Fortbildungsveranstaltungen der IHK gewonnen werden. Am 25.09.2008 soll das neue Angebot bei einer Auftaktveranstaltung am Berufsbildungszentrum Dormagen präsentiert werden.