Betreff
Erfahrungsberich zum Neugeborenenbegrüßungspaket
Vorlage
51/0684/XV/2010
Art
Bericht

Beschlussvorschlag:

Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zustimmend zur Kenntnis


Sachverhalt:

Erfahrungsbericht zum Neugeborenenbegrüßungspaket

 

Seit Juli 2008 begrüßt das Kreisjugendamt Neuss in der Stadt Korschenbroich sowie den Gemeinden Jüchen und Rommerskirchen jedes Neugeborene.

 

Die Begrüßung findet etwa 6 Wochen nach der Geburt des Kindes statt. Die Familie wird vom JA schriftlich darüber informiert, dass zu einem bestimmten Termin das Paket vorbeigebracht wird. Selbstverständlich kann das Paket wahlweise selbst abgeholt, oder der Termin abgesagt werden, da das Angebot freiwillig ist.

 

Hintergrund:

 

Die Neugeborenenbegrüßung ist Teil des Frühwarnsystems, d.h., das Angebot dient sowohl der Kontrolle, als auch der Herstellung eines Kontaktes zum Jugendamt im Rahmen eines positiven Kontextes. So soll auch sichergestellt werden, dass frühzeitig Angebote gemacht werden können oder frühzeitig Hilfen in Anspruch genommen werden. Hierzu gehört vor Allem zunächst die Information über vorhandene Möglichkeiten und deren Voraussetzungen.

 

Zahlen-Daten-Fakten:

 

 

 

Jüchen

01.08.08 – 30.09.10

 

Korschenbroich

01.07.08 – 30.09.10

Rommerskirchen

01.07.08 – 30.09.10

Abgeschlossene Begrüßungen

341

561

184

 

 

 

 

Hausbesuche

253

472

157

Paket selbst abgeholt

20

26

3

Besuch unerwünscht

30

34

8

Nicht angetroffen

38

29

16

 

 

 

 

Abgeschlossene Begrüßungen gesamt: 1086

Hausbesuche gesamt: 882 = 81,22%

 

 

 

Reaktionen:

 

Grundsätzlich wird der Besuch von Familien gut angenommen. Vor allem aufgrund der tragischen Todesfälle und Misshandlungen von Kindern bundesweit in den letzten Jahren gibt es eine hohe Toleranz und Verständnis dafür, dass Hausbesuche stattfinden.

 

 

Fragen:

 

Da die Besuche in den ersten Wochen nach der Geburt stattfinden, haben Familien vor allem Fragen bezüglich Krabbelgruppen, Babyschwimmen usw. Das im Paket enthaltene Material kann auf die meisten Fragen dieser Art Antwort geben. Für den Fall das Fragen in diesem Bereich offen bleiben, werden entsprechende Kontakte hergestellt oder es erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt ein Rückruf.

Manchmal ergeben sich im Laufe des Gesprächs Fragen, die sich auf weitere Fachbereiche des Jugendamtes Beziehen. Es wird nach Unterhalt, nach Regelung von Umgangskontakten, nach Elterlicher Sorge oder Möglichkeiten der Unterstützung gefragt. Einige Familien nutzen „die Gelegenheit“ um über andere Familien zu berichten, die ihrer Ansicht nach Hilfe bräuchten.

 

Dauer:

 

Die Dauer des Besuches ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es ist immer abzuwägen, wie die Familie den Besuch wahrnimmt, da das Ziel der Abbau von Hemmschwellen ist. Nur wenige Familien empfinden den Besuch als übergriffig und fühlen sich in ihrer Privatsphäre verletzt, obwohl den Meisten klar ist, dass es auch um Kontrolle geht.

Andere wiederum haben bereits 4 Kinder und keine weiteren Fragen usw…dann kann ein Besuch bereits nach 10-15 Minuten beendet sein.

Oder die Familien haben sich extra Zeit genommen und sich vorbereitet. Dann können Besuche bis zu einer Stunde dauern.

 

Besondere Ereignisse/Inanspruchnahme/Angebote:

 

Zwei Besuche haben stattgefunden, obwohl das Kind zwischenzeitlich verstorben war. Diese Information lag dem Jugendamt jedoch nicht vor, da bis zu diesem Zeitpunkt zwar die Geburten, aber keine Todesfälle gemeldet wurden. Mittlerweile werden auch Todesfälle gemeldet. Die Absprache mit den jeweiligen Standes- bzw. Einwohnermeldeämtern verlief reibungslos.

 

Bei einem Besuch war die Mutter zwischenzeitlich verstorben. Hier konnte umgehend Hilfe geleistet werden. Der Vater war mit der Situation vollkommen überfordert, aber nicht in der Lage sich eigenständig zu melden.

 

Akute Kindeswohlgefährdungen konnten –zum Glück- bisher nicht festgestellt werden.

Bei 7 Familien wurde ein Kontakt zur Beratungsstelle hergestellt und in 5 Familien wurde eine Sozialpädagogische Familienhilfe installiert.

Einer Familie wurde eine Kinderkrankenschwester zur Unterstützung an die Seite gestellt, da die Familie mit der Versorgung des Kindes überfordert war.

 

Die hier genannten Fälle wären ohne die Neugeborenenbegrüßung vermutlich nicht, oder zumindest nicht so zeitnah zustande gekommen.

 

Zusammenarbeit mit den Gemeinden und der Stadt:

 

Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gemeinden Jüchen und Rommerskirchen sowie der Stadt Korschenbroich ist besonders hervorzuheben. Geburtenmitteilungen werden zuverlässig und zeitnah an das Jugendamt weitergeleitet.

 

Veränderungsvorschläge seitens des Jugendamtes oder Rückfragen werden zeitnah umgesetzt bzw. beantwortet.