Betreff
Influenza-Pandemie 2009
Vorlage
53/0777/XV/2010
Art
Bericht

Sachverhalt:

Am 24. April 2009 (17. Kalenderwoche (KW)) wurden erstmals Details zu einer Häufung tödlicher respiratorischer Erkrankungen in Mexiko bekannt, die von einem neuen Influenza-Virus vom Typ A /H1N1 hervorgerufen wurde.

Bereits am folgenden Tag kündigte die WHO an, dass es sich um einen „Notfall für die öffentliche Gesundheit von internationaler Bedeutung“ handelt.

In den folgenden vier Tagen wurden stufenweise die Warnstufen für die Influenza-Pandemie-Warnstufen von 3 auf 5 angehoben. Am 11.06.2010 (24. KW) wurde schließlich die Stufe 6 ausgerufen.

Da aufgrund der Meldung im April zu befürchten war, dass sich das Virus weltweit ausbreiten können, hat das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss frühzeitig mit den ersten Vorbereitungen für den Fall eines Ausbruches in Deutschland begonnen, basierend auf dem in 2006 erstellten Pandemieplan:

  • Rekrutierung von Mitarbeitern für Bereitschaftsdienste, Impfaktion usw.
  • Beschaffung von Materialien, Schutzkleidung etc.  für eine evtl. Impfaktion
  • Sicherstellung der Verfügbarkeiten für die zwei Stammimpfstellen in Grevenbroich und Neuss

 

Verlauf der Neuen Influenza A H1/N1  im Rhein-Kreis Neuss

Im Zeitraum zwischen der 18. und der 22. KW wurden dem Gesundheitsamt nur einzelne Verdachtsfälle gemeldet, die jedoch durch Abstrichuntersuchungen nicht bestätigt werden konnten.

 

Ab der 23. KW traten in Düsseldorf die ersten durch Rachenabstrich bestätigten Fälle in der dortigen Japanischen Schule auf.

Dadurch, dass viele japanische Familien in Meerbusch wohnen, kam es zu den ersten positiven Meldungen im Rhein-Kreis Neuss. Nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes in Berlin wurden die betroffenen Familien (mit Schutzkleidung) aufgesucht und Abstrichuntersuchungen durchgeführt.

 

Kontaktpersonen mussten 7 bis 10 Tage unter häusliche Quarantäne gestellt werden.

 

Zu diesem Zeitpunkt war mit einem Anstieg der Erkrankungshäufigkeiten zu rechnen. Daher wurde im Gesundheitsamt ein Bereitschaftsdienst bestehend aus einem Arzt und einem Hygienekontrolleur bzw. Gesundheitsingenieur eingerichtet.

 

Das Informationsbedürfnis der Bevölkerung führte zu einem immensen Anstieg der Anrufe, so dass es erforderlich war, eine telefonische Hotline einzurichten, die ständig mit 3 bis max. 7 Personen besetzt war.

 

Ab der 28. KW kam es dann vermehrt zu Meldungen aus der übrigen Bevölkerung. Mit dem Beginn der Sommerferien stiegen die Verdacht- bzw. Erkrankungsmeldungen bedingt durch rückkehrende Urlauber, die sich insbesondere in Spanien oder auch in anderen europäischen Ländern infiziert hatten, drastisch an, so dass sämtliche Kapazitäten in der Infektiologischen Abteilung des Gesundheitsamtes für Maßnahmen zur Eindämmung der Schweinegrippe gebunden waren. Um den Arbeitsaufwand bewältigen zu können wurden vom Johanniter & DRK-Unfalldienst Rettungsassistenten zur Verfügung gestellt. Somit konnten auch die Meldungen des Gesundheitsamtes Düsseldorf über Kontaktpersonen, die mit Erkrankten im gleichen Flugzeug gesessen haben, bearbeitet werden.

 

Wegen des weiter starken Anstiegs der Meldungen in ganz Deutschland hatte das Robert-Koch-Institut in Berlin die Vorgaben für die hygienischen Schutzmaßnahmen auf den Schutz empfindlicher Personengruppen wie Kleinstkinder, Kranke und Schwangere reduziert.

Im Zeitraum von der 38. bis zur 43. KW nahmen die Meldungen der Verdachts- und Erkrankungsfälle deutlich ab. Ab der 44. KW stiegen jedoch die Zahlen wieder plötzlich dramatisch an, bis auf das 5 bis 10-fache der vorangegangenen Wochen.

Diese zweite Welle dauerte bis zur 50. KW. Es konnten zwei weitere Mitarbeiter aus dem Malteser Hilfsdienst abgestellt werden, um das Gesundheitsamt zu unterstützen. Die Anzahl der Anrufe stieg auf bis zu 800 pro Tag an.

Die Woche mit der höchsten Anzahl der Meldungen war die 46. KW mit 316 Verdachtsmeldungen und 431 Erkrankten. Nach den Empfehlungen des Robert Koch Institutes wurden nur noch in Ausnahmefällen Quarantänemaßnahmen verhängt.

Abstrichuntersuchungen wurden nicht mehr durchgeführt, da davon auszugehen war, dass jede Influenza durch den Virus A H1/N1 hervorgerufen worden war.

Zusammenfassend wurden dem Gesundheitsamt 1.007 Verdachtsfälle und 1286 Erkrankungsfälle gemeldet.

 

Impfaktion

Im September zeichnete sich ab, dass eine Impfaktion, wie nach dem Pandemieplan aus dem Jahre 2006 vorgesehen, nicht durchführbar wäre, da die Produktion des Impfstoffes sich über ein halbes Jahr hinziehen würde.

Das Gesundheitsamt hatte sich daher entschieden, unter den niedergelassenen Ärzten Impfärzte zu rekrutieren, die in ihren Praxen die Impfung der Allgemeinbevölkerung durchführen. Damit war für die Bevölkerung eine ortsnahe Versorgung gewährleistet.

Insgesamt haben sich rund 160 Ärzte bereit erklärt, die Impfung durchzuführen. Aufgrund der Vorgaben des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW war das Gesundheitsamt verpflichtet, die Verteilung des Impfstoffes zu organisieren.

Wöchentlich wurden rund 8000 Impfstoffdosen für den Rhein-Kreis Neuss zur  Verfügung gestellt, die über 10 Apotheken an 160 Impfärzte, sowie an 20 Betriebsärzte verteilt werden mussten. In der letzten Oktoberwoche begann die Impfaktion. Schon nach 2 bis 3 Wochen zeichneten sich die ersten Engpässe ab, da die Nachfrage stetig anstieg.

Mit dem Abebben der Erkrankungszahlen ab der 50. KW ließ aber auch das Interesse der Bevölkerung an der Impfung stark nach, so dass Mitte Dezember die Telefonhotline als auch die Unterstützung durch den Johanniter bzw. Malteser Hilfsdienst eingestellt werden konnte.

 

Kosten

Zusammenfassend fielen folgende Kosten an:

 

Materialkosten für Schutzkleidung, Impfmaterial,

Material für die Impfstellen

 

    31.289,28 €

Laboruntersuchungen

    10.745,22 €

Personalkosten für zusätzliche Mitarbeiter

    30.093,10 €

Hinzu kommen die Kosten für die Mitarbeiter des Amtes 53

Überstunden, Bereitschaftsdienste, Telefonkosten, Fahrtkosten                                                              ca.

 

 

    50.000,00 €

Gesamt:                                                                   ca.

  120.000,00 €

 

Zusammenfassung:

 

Die Ausbreitung der Influenza A H1/N1 war für das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss eine besondere Herausforderung, die nur mit hohem Personalaufwand und Einsatz Externer zu bewältigen war.

Nur durch die hohe Bereitschaft der Mitarbeiter aus dem Gesundheitsamt, Überstunden und Bereitschaftsdienste zu leisten, sowie die Bereitschaft weiterer Mitarbeiter, die Hotline zu besetzen, sowie durch die Unterstützung durch die Hilfsdienste konnte eine adäquate Bearbeitung der Meldungen nach den entsprechenden Vorgaben des Robert- Koch-Institutes gewährleistet werden.

Der besondere Dank gilt allen beteiligten Ärzten bzw. Arbeitsmedizinern, die mit hohem organisatorischem Aufwand in ihren Praxen die Impfungen vorgenommen, sowie den involvierten Apotheken, die die Impfstofflagerung und -verteilung sichergestellt haben.

 

 

Städte

Verdacht

Erkrankung

Dormagen

76

58

Grevenbroich

134

188

Jüchen

58

35

Kaarst

33

76

Korschenbroich

90

93

Meerbusch

113

420

Neuss

306

377

Rommerskirchen

64

37

Summe RKN

874

1284

sonstige/unbekannt

133

2