Betreff
Übergang Schule - Beruf: Maßnahmen im Rhein-Kreis Neuss
Vorlage
40/1584/XV/2012
Art
Beschlussvorlage

Beschlussempfehlung:

Der Schulausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.


Sachverhalt:

A.  Allgemeines

 

Jungen Menschen den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern, ist eine der wichtigsten Aufgaben, die sich den Akteuren des Bildungswesens stellt. Der Schulausschuss hat sich daher in den vergangenen Jahren nahezu in jeder Sitzung mit Maßnahmen befasst, die den Übergang von der Schule in den Beruf gestalten und insbesondere auch für junge Menschen mit Handicaps verbessern sollen.

 

B. Jugendliche ohne Ausbildung im Rhein-Kreis Neuss

 

Eine einheitliche Statistik der Jugendlichen ohne Ausbildung im Rhein-Kreis Neuss gibt es nicht. An den Berufskollegs des Rhein-Kreises Neuss werden in den Klassen für Jugendliche ohne Ausbildung Schülerinnen und Schüler unterrichtet, die jünger als 18 Jahre und damit noch berufsschulpflichtig sind und die sich weder in einer betrieblichen Ausbildung befinden noch für einen vollzeitschulischen Bildungsgang angemeldet haben. Die Zahl dieser Jugendlichen ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen (Stand jeweils zum 15.10. eines Jahres):

 

 

2009

2010

2011

Jugendliche ohne Ausbildungs-

Verhältnis im Rhein-Kreis Neuss

 

610

 

574

 

434

 

Die Bundesagentur für Arbeit erfasst demgegenüber die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, denen von der Bundesagentur keine Ausbildungsstelle vermittelt werden konnte. Die Zahl dieser unversorgten Bewerberinnen und Bewerber (einschließlich der Altbewerber aus Vorjahren) ist im Rhein-Kreis Neuss von 109 im Ausbildungsjahr 2009/2010 (Stand: September 2010) auf 81 im Ausbildungsjahr 2010/2011 (Stand: September 2011) zurückgegangen (-25,7%).

 

Dieser positiven Entwicklung entspricht ein Zuwachs bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Die IHK Mittlerer Niederrhein meldete im Ausbildungsjahr 2010/2011 (Stand September 2011) 4.834 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, über 6% mehr als im Vorjahr. Davon entfällt ein bedeutender Anteil (1.578) auf den Rhein-Kreis Neuss (Krefeld: 1.316, Mönchengladbach: 1.107, Kreis Viersen: 833). Die Kreishandwerkerschaft Niederrhein verzeichnete zum Stichtag 30.09.2011 im Rhein-Kreis Neuss 562 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, rund 16% mehr als im Vorjahr.

 

C.  Programme

 

Auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sowie im Bereich der Wirtschaft gibt es eine kaum überschaubare Vielzahl von Programmen und Initiativen zum Übergang Schule – Beruf. Eine aktuelle Übersicht über zentrale Förderprogramme, erstellt von der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B. NRW), ist als Anlage beigefügt.

 

Sonderprogramm Qualifizierung und Innovation zur Fachkräftesicherung

 

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat im Rahmen ihrer Initiative zur Fachkräftesicherung das „Sonderprogramm Qualifizierung und Innovation zur Fachkräftesicherung“ beschlossen, das auch zur Verbesserung des Übergangs Schule – Beruf beitragen soll. 16 Teilregionen in NRW im Zuschnitt der Kammerbezirke der IHK waren im Zuge dessen mit der Erarbeitung eines regionalen Handlungsplanes „Fachkräftesicherung“ beauftragt. Der von der Standort Niederrhein GmbH beantragte regionale Handlungsplan, der auch den Rhein-Kreis Neuss betrifft, ist noch nicht genehmigt. Der regionale Handlungsplan ist Grundlage für künftige Förderprojektanträge aus dem Sonderprogramm der jeweiligen Regionen. Im Beitrag des Rhein-Kreises Neuss zum regionalen Handlungsplan „Fachkräftesicherung“ sind vielfältige Maßnahmen vorgesehen, die dem in den kommenden Jahren drohenden Fachkräftemangel in der Wirtschaft und in den Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss entgegenwirken sollen. Dabei wurden besonders folgende Handlungsfelder in den Fokus gerückt:

 

a)     Schulabgang ohne Abschluss reduzieren

b)     Ausbildungs- und Studienabbruch reduzieren

c)      Ausbildung und Qualifizierung vorantreiben

d)     die Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen

 

Folgende Projekte sollen durchgeführt werden:

 

-          Begleitung von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I durch sogenannte ehrenamtliche Lotsen

-          Patenschaften für jugendliche Auszubildende, um begleitende Unterstützung, aber auch kurzfristige und wirksame Kontrolle für Auszubildende, deren Ausbildungsverhältnis bedroht sein könnte, zu erreichen

-          Professionelle Berufsfindungsseminare für Schüler

-          Wettbewerb um Exzellenzpraktika

-          Fachkräftemonitoring
kontinuierliche, systematische und umfassende Erfassung von Bildungsdaten und damit verlässliche Beurteilung der Situation der Perspektiven im Bildungswesen

 

Die vorgenannten Maßnahmen bieten die Basis für zukünftige Projekte im Rahmen des regionalen Handlungsplans.

 

Darüber hinaus fördert der Rhein-Kreis Neuss seit Jahren eine Reihe von Aktivitäten, die den Übergang – Schule Beruf optimieren sollen.

 

Initiative „Zukunft durch Innovation“ (zdi)

 

Vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels insbesondere in technischen Berufen sollen mit dieser Landesinitiative Kinder und Jugendliche für Naturwissenschaft und Technik begeistert werden. Das Innovationsministerium NRW hat den Rhein-Kreis Neuss 2009 als zdi-Zentrum anerkannt. Nach einer Anschubfinanzierung des Landes von 30.000 € in den Jahren 2009 und 2010 wird das Projekt seit 2011 mit einer halben Stelle vom Rhein-Kreis Neuss allein finanziert. Die Stelleninhaberin koordiniert kreisweit Projekte zur Förderung des Interesses an Naturwissenschaft und Technik und sorgt dafür, dass diese Projekte in den Schulen bekannt werden. Zu den Angeboten des zdi-Zentrums zählen u. a.:

  • SchulPOOL Physik (zentraler Pool mit Physik-Experimenten im Kreis-Medienzentrum)
  • Kurse im zdi-Schülerlabor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Chemie, Physik)
  • Kurse des Pascal Technikums Grevenbroich – PasteG – (Kurse des Pascal-Gymnasiums Grevenbroich, u. a. zur Robotik)
  • Chemie-Ferienkurse des Unternehmens Currenta im Chempark Dormagen
  • Experimientieren mit Grundschülern am Gymnasium Norf
  • Naturwissenschaftliches Kolloquium am Gymnasium Norf
  • Workshops der BA Hessischen Berufsakademie in Kooperation mit regionalen Unternehmen
  • Lehrerarbeitskreise (Chemie und Physik) sowie Lehrerfortbildungen.

 

 

Wirtschaft pro Schule

 

„Wirtschaft pro Schule“ ist ein Berufsorientierungsprojekt, das 2005 im Rhein-Kreis Neuss initiiert wurde, um Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl zu unterstützen. Auf der Grundlage verbindlicher Vereinbarungen zwischen Schulen und Unternehmen informieren Unternehmer und Ausbilder in den Schulen über die Anforderungen in den Berufen, die das Unternehmen anbietet. Die Schülerinnen und Schüler erhalten praxisnahe Tipps für die Bewerbung und die Vorstellungsgespräche. Darüber hinaus bieten die Unternehmen den Schülerinnen und Schüler Praktika und Hospitationen an. Einmal jährlich findet ein Bewerbertag statt, der den Jugendlichen die Möglichkeit bietet, Vorstellungsgespräche mit Personalentscheidern zu üben.

 

Zurzeit nehmen rund 35 Unternehmen und 18 Schulen an dem Projekt teil, das von einer Mitarbeiterin des Rhein-Kreises Neuss koordiniert wird (halbe Stelle).

 

 

Berufswahl-SIEGEL

 

Das Berufswahl-SIEGEL ist ein Projekt der BertelsmannStiftung. Ziel ist die Zertifizierung von Schulen, die über das vom Land verbindlich vorgeschriebene Grundprogramm hinaus besondere Konzepte und Maßnahmen im Bereich der Berufsorientierung und Berufswahl entwickeln. Das Zertifikat wird für jeweils drei Jahre von einer Jury vergeben. Danach ist eine Rezertifizierung erforderlich. Zurzeit sind 22 Schulen im Rhein-Kreis Neuss berechtigt, das Berufswahl-SIEGEL zu führen. Im Rhein-Kreis Neuss steht das Projekt unter der Schirmherrschaft des Landrates.

 

 

Hochschultag

 

Seit 2006 richtet der Rhein-Kreis Neuss in Kooperation mit der Sparkasse Neuss jährlich einen Hochschultag aus, an dem die Hochschulen der Region (und zum Teil auch aus den Niederlanden) den Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufen ihre Studiengänge präsentieren. Zum Hochschultag am 18.01.2012 haben sich 21 Hochschulen angemeldet.

 

 

Berufsinformationsbörse

 

Seit 2009 veranstaltet der Rhein-Kreis Neuss eine Berufsinformationsbörse über die Ausbildungsangebote für besonders benachteiligte Jugendliche aus Förderschulen, Hauptschulen, Gesamtschulen und Berufskollegs. Im Rahmen der Informationsbörse stellen sich zahlreiche Einrichtungen, Organisationen und Firmen mit Infoständen und Vorträgen vor. Die Veranstaltung richtet sich an die Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, sozialpädagogische Fachkräfte sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen und Firmen.

 

 

Kooperation des BBZ Neuss-Hammfeld mit Bildungsträgern

 

Das BBZ Neuss-Hammfeld arbeitet seit vielen Jahren eng mit den regionalen Bildungsträgern zusammen, die berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen für noch nicht ausbildungsreife Jugendliche durchführen. Zu diesen Einrichtungen zählen das Berufsbildungswerk Neuss, das Kolping-Bildungswerk, das Berufsförderungszentrum Schlicherum und die Wirtschaftsschule Welling. Die Jugendlichen, die bei diesen Einrichtungen berufsvorbereitende Maßnahmen  (Werkstattjahr oder Maßnahmen im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit) absolvieren, besuchen am BBZ Neuss-Hammfeld an ein bis zwei Wochentagen die Berufsschule. Zurzeit unterrichtet das BBZ 284 Jugendliche aus Maßnahmen der o. g. Bildungsträger.

 

Eine dieser Einrichtungen, das Berufsbildungswerk Neuss (bbw), hat am BBZ Neuss-Hammfeld seinen Sitz und nutzt die Werkstätten des Berufskollegs. Das bbw führt neben dem Werkstattjahr überbetriebliche Lehrgänge im Auftrag der Kreishandwerkerschaft durch. Darüber hinaus bildet das bbw zurzeit 42 junge Menschen im Rahmen einer „Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen“ zu Teilezurichtern, Metallbauern sowie Malern und Lackierern aus. Erfolgsrezept dieser Ausbildung ist das Zusammenwirken vor Lehrwerkstatt, sozialpädagogischer Begleitung, Berufsschule und Stützunterricht – alles unter einem Dach am BBZ Neuss-Hammfeld. Im Januar 2011 haben alle 12 Metallbauer die Gesellenprüfung bestanden.

 

 

Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss

 

Das Berufsförderungszentrum Schlicherum (BFZ) bietet Jugendlichen, die am BFZ ihr Werkstattjahr absolvieren, die Möglichkeit, sich auf den Hauptschulabschluss vorzubereiten. Da die Kosten des zusätzlichen Unterrichts von der Landesförderung für das Werkstattjahr nicht vollständig abgedeckt sind, hat der Schulausschuss in seiner Sitzung am 21.11.2011 dem BFZ für diesen Zweck einen Zuschuss in Höhe von bis zu 10.000 € bewilligt.

 

Ein weiteres Projekt des BFZ wird unter TOP 5.2 vorgestellt.