Beschlussempfehlung:

Der Kreisausschuss nimmt die euregio-Vision II zur Kenntnis und beauftragt den Landrat, im Rahmen der Ausführungsstrategie die führenden Themen und Interessen des Rhein-Kreis Neuss einzubringen.

Sachverhalt:

Auf ihrer Sitzung am 28.06.2012 hatte die Verbandsversammlung der euregio rhein-maas-nord ihre Zustimmung zu der Erarbeitung einer euregio-Vision II (2014-2020) erteilt; diese soll, vor dem Hintergrund der Lissabon-Strategie und der derzeit laufenden Verhandlungen über die Ausgestaltung der EU-Kohäsionsfondsförderperiode 2014-2020, die strategische Ausrichtung (Themenschwerpunkte und Projekte, Vorgehensweise) der euregio bis 2020 sichern. Als Ergebnis einer Ausschreibung erhielt das Büro Buck Consultants International (Nijmegen) und Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen (Köln) den Auftrag zur Erarbeitung der euregio-Vision II

Die beiden Büros haben am 31.10.2013 die anliegende euregio-Vision 2014-2020+ vorgelegt. Das 20seitige Papier führt unter Einbeziehung der Strategie Europa 2020 Entwicklungsziele für die einzelnen Mitglieder auf und identifiziert für den Rhein-Kreis Neuss die Themen Energieeffizienz, Reduzierung des Fachkräftemangels sowie Attraktivierung der Freizeit,- Tourismus- und Kulturangebote. Für alle euregio-Mitglieder benennt das Papier als gesellschaftliche Herausforderungen den demografischen Wandel und den Klimaschutz; Entwicklungsziele und gesellschaftliche Herausforderungen soll die euregio durch eine enge Kooperation (u.a. in Form von Netzwerken) zukünftig besser meistern.

Die euregio soll durch die Erarbeitung und Umsetzung einer eigenen Wachstumsstrategie als ganzheitliche Wirtschaftsregion gestärkt werden. Dabei bleibt übergeordnetes Ziel die Grenzhindernisse für Leben, Arbeiten, Studieren und unternehmerische Tätigkeit zu vermindern.

Die Schwerpunktziele sollen u.a. sein:

·       Ein intelligentes und nachhaltiges Wachstum durch Stärkung der Netzwerke zwischen Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, die auf Innovationen konzentriert sind

·       Erhalt und Stärkung der Qualität des Wohn- und Lebensumfelds, von Kultur und Natur

·       Gesellschaftliche Integration von Einwohnern, Unternehmern und Studenten und des Arbeitsmarktes

·       Stärkung der Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz

Im Zuge der Abfrage bei allen euregio-Mitgliedern, durch Interviews mit stake holders aus der gesamten euregio und auf Grundlage einer SWOT-Analyse (Stärke-Schwäche-Analyse) wurden fünf Handlungsfelder identifiziert, die die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der euregio in den nächsten sieben Jahren intensivieren soll. Für alle Themen werden die Ist-Situation, die Stärken und die sich daraus ergebenden Entwicklungslinien aufgeführt.

Diese Themen sind:

1. Agrobusiness: Vor dem Hintergrund einer Konzentration von großen Betrieben, werden als Ziele eine quantitativ und qualitativ höhere Produktion durch Verringerung des Ressourcenverbrauchs und Bildung von Netzwerken der regionalen Produktion,  Wissensaustausch  und Erarbeitung neuer Ausbildungsformate aufgeführt
   
   
2. Industrie: Die euregio ist traditionsreicher Industriestandort mit den Branchen Maschinenbau, Metallbearbeitung, Chemie und Textilentwicklung; Ziele sind die Bildung von Netzwerken zwischen Unternehmen, Zulieferern, Abnehmern und Dienstleistern sowie den Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen (Entwicklung neuer Produkte, Übergang zu biobasierter Wirtschaft), die weitere Sicherung qualifizierter Ausbildung und Arbeitskräfte, bezahlbare, nachhaltige und sichere Energieversorgung durch ganzheitliche Ansätze in der Energie- und Umwelttechnologie sowie die Prüfung grenzüberschreitender Gewerbegebiete,
   
   
3. Logistik: Ziel ist, das Wachstum der Branche mit Hilfe eines attraktiven Flächenangebots, eines qualitativ hochwertigen Veredelungsprozesses, innovativen Dienstleistungen und einem umwelteffizienten Transport (durch synchromodale und multimodale Konzepte), einem gut funktionierendem grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt (durch Vernetzung von Logistik und Bildungseinrichtungen) sowie einem gezielten Branding und Marketing in der euregio weiter zu festigen.
   
   
4. Tourismus, Erholung, Natur und Landschaft, Kultur und Sport: Ist für die euregio ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sie verfügt über eine vielseitige „grüne Infrastruktur“. Ziele sind die Stadtzentren zu neuen Publikumsmagneten zu machen im Wechselspiel von städtebaulichen Maßnahmen und kulturellen Aktivitäten, die Förderung eines naturnahen Tourismus durch Einrichtung von Routen für E-Biker und Geo-Coaching, die Verbindung von Tourismus mit wirtschaftlichen Kompetenzfeldern (wie z.B. Agrobusiness mit der Besichtigung von Gartenbau- und Pflanzenzuchtbetrieben) und mit neuen Kulturinitiativen und Sportkooperationen, die Stärkung der grenzüberschreitenden Kultur- und Kreativwirtschaft und der Einsatz neuer Vermarktungsstrategien
   
   
5. Arbeitsmarkt, Bildung und Sprache; Ziele sind eine frühe bilinguale Sprachförderung und Bildung mit regelmäßigem Austausch von Schülern, Lehrern, Studenten, Auszubildenden, Arbeitskräften, eine größere Transparenz des regionalen Studien- und Ausbildungsmarktes (durch Jobmessen, Präsentationen), eine sukzessive Harmonisierung von Ausbildungswegen, eine Optimierung des grenzüberschreitenden öffentlichen Nahverkehrs sowie eine Vergrößerung der Informationsmöglichkeiten über den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt und die sozialen Sicherungssysteme.

Umsetzung der Ziele: Für die Nutzung und Umsetzung der aufgeführten Themen und Ziele sehen die beiden Büros die verbesserte Vernetzung, eine bessere Kommunikation und einen optimierten Wissenstransfer für die kommenden Jahre als herausragende Aufgabe der euregio-Geschäftsstelle und der Mitglieder. Dies soll vornehmlich durch anwendungsbezogene und praktische Projekte realisiert werden, außerdem sollen Netzwerke etabliert werden, die nachhaltig über den jeweiligen Projektzeitraum hinaus wirken, dafür gilt es vorhandene bürokratische Hürden abzubauen. Hierzu bedarf es der ständigen Kooperation aller Mitglieder und der Mitglieder mit der euregio-Geschäftsstelle. Die euregio-Geschäftsstelle soll in diesem Zusammenhang alle Akteure in ihrer Kooperation unterstützen durch Initiierung von gemeinsamen Projekten, der Pflege von Netzwerken und ein effektives Marketing.

Über die Vision soll auf der Sitzung der Verbandsversammlung der euregio rhein-maas-nord am 19.12.2013 in Niederkrüchten entschieden werden; bis zu diesem Zeitpunkt können Ergänzungen und Veränderungen seitens der Mitglieder der euregio rhein-maas-nord eingebracht werden.

Nach der Beschlussfassung durch die Verbandsversammlung soll ein(e) sog. „Implementierungsteil“/“Ausführungsstrategie“ erarbeitet werden (im 1. Halbjahr 2014), in dem die identifizierten 5 Kernthemen nach innovativen Ansätzen und Umsetzungsmöglichkeiten untersucht werden; geplant ist anhand der 5 Kernthemen eine sog. „Groslist“ zu erstellen, die mögliche Aktionen und Projekte im Rahmen der 5 Kernthemen identifiziert und ausarbeitet, eine sog. „Shortlist“.

Die Ausführungsstrategie soll durch eine sog. „Kerngruppe“ (die sich aus zwei externen Schlüsselpersonen aus dem deutschen und dem niederländischen Teil der euregio und zwei euregio-Vertretern zusammensetzen soll) begleitet werden.