Sachverhalt:
Der
Rhein-Kreis Neuss beteiligt sich seit Juni 2015 an dem Förderprogramm
„Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und
Menschenfeindlichkeit“ im Programmbereich „Partnerschaften für Demokratie“ des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Im
Jahre 2015 wurden zunächst die erforderlichen Strukturen für die Arbeit im
Bundesprojekt geschaffen. Konkret konnte das federführende Amt im Kommunalen
Integrationszentrum des Rhein-Kreises Neuss angesiedelt werden, während die
Koordinierungs- und Fachstelle zu gleichen Teilen extern bei der Caritas
Sozialdienste GmbH und der Diakonie Neuss eingerichtet wurde (s. Beantwortung
der Frage 4 der Anfrage vom 29.09.2016). Ebenfalls in 2015 erfolgte die
konstituierende Sitzung des Begleitausschusses, der als strategisch handelndes
und regelmäßig tagendes Gremium z.B. für die Entwicklung, Implementierung und
Umsetzung des Programms zuständig ist, die Eckpunkte der Gesamtstrategie
festlegt sowie über Einzelmaßnahmen (Projekte) entscheidet.
Der
Aufbau der notwendigen Strukturen wurde in 2016 konsequent fortgeführt. So
wurde am 26.02.2016 eine erste Demokratiekonferenz mit gutem Erfolg im
Rhein-Kreis Neuss durchgeführt. Im Rahmen dieser Konferenz wurden die
Zielvorstellungen der Akteure erfasst und bereits erste Projektideen für die
spätere Einreichung von Projektanträgen im Begleitausschuss entwickelt.
Der
Begleitausschuss hat in diesem Jahr bisher dreimal getagt und über eingegangene
Projektanträge entschieden. Für die Durchführung im Rahmen des Programms
„Demokratie leben!“ steht dem Begleitausschuss ein sog. Aktions- und
Initiativfond zur Verfügung, der für das Jahr 2016 Mittel in Höhe von 24.000
Euro für Projekte/ Einzelmaßnahmen vorsieht, davon stammen 4.000 Euro aus
Eigenmitteln des Rhein-Kreises Neuss. Bisher wurden sieben Projekte bewilligt,
weiteren drei Projektträgern wurde Gelegenheit gegeben, ihre Projektanträge zu
konkretisieren bzw. diese zu überarbeiten. Vier Projekte wurden vom
Begleitausschuss abgelehnt.
Die
bewilligten Projekte berücksichtigen folgende, für das Jahr 2016 durch den
Begleitausschuss festgelegte Förderschwerpunkte:
·
Demokratie lernen
durch Partizipation,
·
Förderung des
Umgangs mit Vielfalt,
·
Extremismusprävention,
·
Arbeit mit
Flüchtlingen
·
Willkommenskultur
Als
weiteres strukturelles Element des Programms wurde zur Stärkung der Beteiligung
von jungen Menschen in 2016 auch ein Jugendforum eingerichtet. Das Jugendforum
wird von den Jugendlichen selbst organisiert und geleitet, von der
Koordinierungs- und Fachstelle begleitet und ist im Begleitausschuss angemessen
personell vertreten. Es verfügt in 2016 über einen eigenen Fond in Höhe von
6.000 Euro (Eigenmittel RKN: 1.000 Euro), um eigene Beiträge zur Ausgestaltung
der „Partnerschaften für Demokratie“ zu verwirklichen. Das Jugendforum tagte
erstmalig am 05.04.2016, ein zweites Mal im Juni 2016 und führte am 22.08.2016
die Veranstaltung „Picknick der Kulturen“ durch. Ein weiteres Treffen des
Jugendforums ist für den 23.10.2016 vorgesehen.
Die
mit Schreiben vom 29.09.2016 gestellten Fragen werden wie folgt beantwortet:
1. Wie ist die Situations- und Ressourcenanalyse zu den
Themen bei gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, insbesondere bei
islamistischen Bestrebungen, die im Rhein-Kreis Neuss eine Rolle spielen,
ausgefallen?
Die im Februar 2016 durchgeführte Situations- und
Ressourcenanalyse zielte darauf ab, die Sektoren zivilgesellschaftlicher
Aktivität zu erfassen, die inhaltlich für die „Partnerschaft für Demokratie“
relevant sind. Konkret wurden Gruppen und Institutionen in den kreisangehörigen
Städten und Gemeinden über das Förderprogramm informiert und deren Interesse an
einer Teilhabe am Projekt abgefragt, die sich bereits in einem oder mehreren
Förderschwerpunkten des Rhein-Kreises Neuss engagieren. In diesem Zusammenhang
wurde ebenfalls das Stimmungsbild im Kontext der aktuellen politischen
Entwicklungen ermittelt.
Im Rahmen der Erhebung wurden 174 Personen und
Institutionen erfasst.
Die Analyse fand positive Resonanz und konnte
großes Interesse am Förderprogramm generieren.
Insbesondere konnten zahlreiche Teilnehmer für die
am 26.02.2016 durchgeführte Demokratiekonferenz gewonnen werden. Die
akquirierten Daten wurden dazu genutzt, die Programmarbeit der gebildeten
Gremien (Demokratiekonferenz, Begleitausschuss, Jugendforum) zu unterstützen
und einen Newsletter für alle Interessierten zu erstellen.
Zum Themengebiet der gruppenbezogenen
Menschenfeindlichkeit wurden im Rahmen dieser Analyse keine Aussagen
getroffen. Eine dahingehende Abfrage erfolgte aber bei der Kreispolizeibehörde.
Zum Zeitpunkt der Abfrage war nur der Zeitraum 2012 – 2014 ausgewertet. Danach
wiesen die vorliegenden Zahlen für die Kreispolizeibehörde Neuss ein insgesamt
niedriges Fallzahlenniveau politisch motivierter Kriminalität aus. Im Rahmen
der Schwerpunktsetzung für das Jahr 2017, welches auch das Thema „Aktiv gegen
Extremismus“ behandelt, wird eine erneute Abfrage erfolgen.
2. Mit welchen Initiativen arbeitet der Rhein-Kreis Neuss
bisher im Themenfeld Rechtsextremismus/ Rassismus/ Demokratieförderung
zusammen?
Bisher konnten Vertreter folgender Organisationen
für den Begleitausschuss gewonnen werden:
·
Bündnis gegen
Rechts, Meerbusch
·
Informations- und
Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V., Düsseldorf
·
Schule ohne
Rassismus – Schule mit Courage
Die Koordination für das Themenfeld „Schule ohne
Rassismus – Schule mit Courage“ erfolgt für das gesamte Kreisgebiet im
Kommunalen Integrationszentrum. Mittlerweile konnten bereits 21 Schulen im
Kreisgebiet für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
gewonnen werden. Der entsprechende Mitarbeiter des Kommunalen
Integrationszentrums hat einen festen Sitz im Begleitausschuss.
Die Antidiskriminierungsarbeit ist eine
wesentliche Aufgabe der Integrationsagenturen Caritas Sozialdienste Rhein-Kreis
Neuss GmbH und Diakonie Neuss, welche die Koordinierungs- und Fachstelle
stellen. Dieser Themenbereich findet daher bereits im Rahmen der täglichen
Arbeit der Koordinierungs- und Fachstelle Berücksichtigung.
Dem Kommunalen Integrationszentrum ist sehr daran
gelegen, weitere Akteure im Themenfeld Rechtsextremismus/ Rassismus/
Demokratieförderung zu gewinnen, um die Arbeit in den Gremien zu stärken.
Weitere Meldungen interessierter Akteure sind daher jederzeit willkommen.
3. Wurde die 0,5-Stelle des federführenden Amtes
inzwischen qualifiziert besetzt?
Die Stelle des federführenden Amtes wurde
hausintern qualifiziert durch Beamtinnen des gehobenen Dienstes besetzt. In der
Zeit vom 01.09.2015 bis zum 30.09.2016 oblag die Projektleitung Frau Julia
Meisel, neue Stelleninhaberin seit dem 01.10.2016 ist Frau Christiane Klose.
4. Wo wurde die Koordinierungs- und Fachstelle
angesiedelt?
Als Koordinierungs- und Fachstelle konnten der FIM
Fachdienst für Integration und Migration der Caritas Sozialdienste sowie die
Jugendberatungsstelle der Diakonie Neuss gewonnen werden. Diese Stellen sind
bereits involviert und sehr erfahren in den Themenfeldern der
Aktionsschwerpunkte. Im Bereich der Erwachsenenbildung liegt die Zuständigkeit
bei der Caritas Sozialdienste RKN GmbH, während die Jugendberatungsstelle der
Diakonie Neuss für die Jugendpartizipation verantwortlich zeichnet.
Eine gute und kontinuierliche Zusammenarbeit -
-auch mit dem federführenden Amt - ist gewährleistet.
5. Welche Akteure besetzen den dazugehörigen
Begleitausschuss?
Der Begleitausschuss setzt sich zusammen aus
Vertretern der folgenden Organisationen sowie einigen Einzelpersonen:
- Integrationsräte der Städte Neuss, Kaarst, Meerbusch,
Grevenbroich und Dormagen
- Jugendhilfeausschuss der Stadt Grevenbroich
- Kreispolizeibehörde Rhein-Kreis Neuss
- Jugendforum
- Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände
- Alevitischer Verein
- Gesundheits- und Sozialausschuss des Rhein-Kreises
Neuss
- Sportbund Rhein-Kreis Neuss
- Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten im
Rhein-Kreis Neuss
- Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage
- „Bündnis gegen Rechts“, „Meerbusch hilft“
- Informations- und Dokumentationszentrum für
Antirassismusarbeit e. V.
- Lotus e. V.
- Puzzle e. V.
- kath. und ev. Kirche
Weitere Gruppierungen und Institutionen wurden
gebeten Teilnehmer für den Begleitausschuss zu stellen, sind dieser Bitte aber
leider bisher nicht nachgekommen.