Sachverhalt:
Die SPD-Fraktion
hat für die Sitzung folgenden Antrag (s. Anlage 2) gestellt:
Bei der Umsetzung des Masterplans zur Förderung des
Leistungssports im Rhein-Kreis Neuss ist ein Schwerpunkt auf die kreisweite
Durchführung von Motoriktests zu setzen. Dabei sollen die Erfahrungen mit
bereits praktizierten Testverfahren einzelner Kommunen berücksichtigt und nach
einer Vereinheitlichung gestrebt werden. Bei der Systematisierung und
Ausweitung der Talentsichtung ist Fachpersonal (z.B. Trainer, externe Tester)
einzusetzen, wobei sich der RKN an der Finanzierung beteiligt.
Der derzeitige Status Quo im Bereich Motoriktests stellt sich wie folgt
dar:
In Düsseldorf wurde im Jahre
2002 das sog. Düsseldorfer Modell der Bewegungs-, Sport- und Talentförderung
entwickelt. Federführend ist hier das städtische Sportamt mit universitärer
Unterstützung und Beteiligung des Stadtsportbundes. Wesentliche Bausteine sind:
Flächendeckende Durchführung eines sportmotorischen
Tests (Check!) aller Zweitklässler. In der 5. Klasse gibt es den ReCheck, um zu prüfen, wie sich die
Kinder entwickelt haben. Alle Kinder müssen eine Einverständniserklärung ihrer
Eltern vorlegen, dass sie mit der Auswertung des Tests einverstanden sind. Die
festgestellten Talente werden dann zu einer Talentiade
eingeladen, auf der sich die Leistungssport orientierten Vereine (Landes- und
Bundesstützpunkt sowie Erstligavereine) den Kinder vorstellen können bzw. die
Stützpunkttrainer die Kinder sportartspezifisch sichten können.
Den Schulen, an denen Kinder mit einem Förderbedarf festgestellt
werden, werden Fördermaßnahmen angeboten. Dies können spezielle Sport AG’s aber
auch Sportangebote in Kombination mit Ernährungskursen (z.B. das Projekt „Sei
schlau. Mach mit. Sei fit“ vom Deutschen Diabetes Zentrum) sein.
Alle Kinder (die eine Einverständniserklärung abgegeben haben) erhalten
eine individuelle Auswertung des Tests. Allen Auswertungen wird ein
„Beipackzettel“ beigefügt, aus dem ersichtlich ist, wo welche Sportarten
angeboten werden und was für das eigene Kind sinnvoll ist.
Alle Zweit- bis Fünftklässler werden zu einer Veranstaltung „Kids in Action“ eingeladen. Hier stellen
sich alle Sportvereine vor und die Kinder können zahlreiche (auch ihnen
unbekannte) Sportarten ausprobieren.
Es werden jährlich rund 9.000 Schüler getestet. Die Tests laufen an
rund 100 Grundschulen und ca. 60 weiterführenden Schulen. Es nehmen alle
Grundschulen teil, von den weiterführenden Schulen ca. 90%. Die Teilnehmerquote
bei den Schülern der 2. und 5. Klasse liegt bei 90%.
Für die Organisation und Auswertung der Tests sowie der
Folgeveranstaltungen werden 1,5 Stellen benötigt. Hinzu kommen noch etwa 25
Honorarkräfte (zuzügl. weiterer Projektkosten).
In Dormagen wurde 2008 das
„PRO-FIT“ Projekt entwickelt. Federführend ist hier ebenfalls das städtische
Sportamt mit universitärer Unterstützung. Es erfolgt eine flächendeckende
Durchführung eines sportmotorischen Checks aller Erstklässler (rund
550). Die Tests werden im Rahmen des Sportunterrichts durch Teams der Uni
Wuppertal durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine abgewandelte Form des
NRW-Motorik-Tests. Der frühere Re-Check in der 4. Klasse wurde wegen mangelnder
Unterstützung durch die Schulen eingestellt. Die frei gewordenen Mittel zu
Gunsten einer verstärkten Schwimmförderung eingesetzt. Zwischenzeitlich wird
allen Grundschulen eine Förderkraft für den Schwimmunterricht zur Verfügung
gestellt.
Alle Kinder (die eine Einverständniserklärung abgegeben haben) erhalten eine
Auswertung des Tests. Hierin werden besondere Talente aber auch Defizite
aufgeführt.
Die festgestellten Talente werden zu einem Talenteabend eingeladen, wo
die örtlichen Vereine ihre Leistungsgruppen vorstellen. Für Kinder, die
motorische Defizite haben, werden Förderkurse angeboten. Diese werden durch den
TSV Bayer Dormagen und Honorarkräfte angeboten.
Mit den organisatorischen Arbeiten ist eine Mitarbeiterin des Sportamtes
beschäftigt. Übers Jahr gesehen dürfte dies 20% ihrer Arbeitskraft
beanspruchen.
In Grevenbroich wird der NRW
Motorik-Test in allen weiterführenden Schulen in den 5. Klassen über das
von Herrn Zanders initiierte Projekt „Bildung und Sport“ mit Unterstützung des
Rhein-Kreises Neuss durchgeführt. Erkannte Bewegungstalente werden an die
Elephants und weitere Leistungssport orientierte Vereine herangeführt. Kindern
mit Bewegungsdefiziten werden gesondert Angebote unterbreitet.
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung ist jetzt eine
erhebliche Ausweitung des Projektes geplant. Es wird eine Bewerbung bei dem
rehapro - Modellvorhaben zur Stärkung der Rehabilitation des Bundesministeriums
für Arbeit und Soziales vorbereitet. Es sind folgende Maßnahmen geplant:
-
Durchführung von Motoriktests
-
Schulkurse für Kinder mit motorischen Defiziten
-
Anschaffung entsprechender Sportgeräte für Sportkurse
und ambulante Reha
-
Durchführung von stationären und ambulanten
Reha-Maßnahmen
-
Durchführung von verhaltenspräventiven Maßnahmen
in den Schulen
-
Professionelle Ernährungsberatung
Im Falle einer Anerkennung ist mit (erheblichen) Fördermitteln zu rechnen.
Eine flächenmäßige Ausdehnung des Projektes ist denkbar.
Unter Federführung der SG Kaarst
wird ein Motoriktest im Rahmen eines Pilotprojektes an der Kaarster Grundschule
Stakerseite durchgeführt. Eine Ausweitung ist angedacht, eine Ansprache der übrigen
Grundschulleiter mit der Bitte um Unterstützung soll über das städtische
Schulamt und ggfls. über den zuständigen Schulrat erfolgen.
In der Stadt Neuss wird diskutiert, ab 2019 ein Motoriktest angelehnt an das
Düsseldorfer Modell flächendeckend an allen 26 Grundschulen durchzuführen. Das
städtische Sportamt und der Stadtsportverband erarbeiten hierzu ein Konzept.
Derzeit werden Gespräche mit Düsseldorf, Dormagen und Hilden geführt, wie dort
die Testungen durchgeführt werden. Angedacht scheint die Schaffung einer ½
Stelle beim SSV Neuss, die Auswertung der Ergebnisse soll in Düsseldorf
erfolgen.
Nach Auffassung der Verwaltung, die sich
auf ausführliche Beratungen mit den Bundes- und Landesleistungsstützpunkten
sowie dem Sportinternat und dem Teilinternat gründet, sind Motoriktests für die
Identifikation von Kindern und Jugendlichen für den Leistungssport wenig
effektiv. Vielmehr schlägt die Verwaltung daher die Implementierung von
Sichtungsmaßnahmen an Grundschulen vor. Diesbezüglich wird auf die Vorlage
„Masterplan Leistungssport“ verwiesen.
Anders vermag sich dies im Rahmen der Gesundheitsförderung beurteilen. Die
Verwaltung unterstützt daher das oben dargestellte Projekt „Bildung und Sport“
gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung. Die Ergebnisse des
Modellvorhabens sind abzuwarten.