Betreff
Masterplan Leistungssport - Motoriktests
Vorlage
52/2733/XVI/2018
Art
Beschlussvorlage

Sachverhalt:

Die SPD-Fraktion hat für die Sitzung folgenden Antrag (s. Anlage 2) gestellt:

Bei der Umsetzung des Masterplans zur Förderung des Leistungssports im Rhein-Kreis Neuss ist ein Schwerpunkt auf die kreisweite Durchführung von Motoriktests zu setzen. Dabei sollen die Erfahrungen mit bereits praktizierten Testverfahren einzelner Kommunen berücksichtigt und nach einer Vereinheitlichung gestrebt werden. Bei der Systematisierung und Ausweitung der Talentsichtung ist Fachpersonal (z.B. Trainer, externe Tester) einzusetzen, wobei sich der RKN an der Finanzierung beteiligt.

Der derzeitige Status Quo im Bereich Motoriktests stellt sich wie folgt dar:

In Düsseldorf wurde im Jahre 2002 das sog. Düsseldorfer Modell der Bewegungs-, Sport- und Talentförderung entwickelt. Federführend ist hier das städtische Sportamt mit universitärer Unterstützung und Beteiligung des Stadtsportbundes. Wesentliche Bausteine sind:

Flächendeckende Durchführung eines sportmotorischen Tests (Check!) aller Zweitklässler. In der 5. Klasse gibt es den ReCheck, um zu prüfen, wie sich die Kinder entwickelt haben. Alle Kinder müssen eine Einverständniserklärung ihrer Eltern vorlegen, dass sie mit der Auswertung des Tests einverstanden sind. Die festgestellten Talente werden dann zu einer Talentiade eingeladen, auf der sich die Leistungssport orientierten Vereine (Landes- und Bundesstützpunkt sowie Erstligavereine) den Kinder vorstellen können bzw. die Stützpunkttrainer die Kinder sportartspezifisch sichten können.

Den Schulen, an denen Kinder mit einem Förderbedarf festgestellt werden, werden Fördermaßnahmen angeboten. Dies können spezielle Sport AG’s aber auch Sportangebote in Kombination mit Ernährungskursen (z.B. das Projekt „Sei schlau. Mach mit. Sei fit“ vom Deutschen Diabetes Zentrum) sein.

Alle Kinder (die eine Einverständniserklärung abgegeben haben) erhalten eine individuelle Auswertung des Tests. Allen Auswertungen wird ein „Beipackzettel“ beigefügt, aus dem ersichtlich ist, wo welche Sportarten angeboten werden und was für das eigene Kind sinnvoll ist.

Alle Zweit- bis Fünftklässler werden zu einer Veranstaltung „Kids in Action“ eingeladen. Hier stellen sich alle Sportvereine vor und die Kinder können zahlreiche (auch ihnen unbekannte) Sportarten ausprobieren.

Es werden jährlich rund 9.000 Schüler getestet. Die Tests laufen an rund 100 Grundschulen und ca. 60 weiterführenden Schulen. Es nehmen alle Grundschulen teil, von den weiterführenden Schulen ca. 90%. Die Teilnehmerquote bei den Schülern der 2. und 5. Klasse liegt bei 90%.

Für die Organisation und Auswertung der Tests sowie der Folgeveranstaltungen werden 1,5 Stellen benötigt. Hinzu kommen noch etwa 25 Honorarkräfte (zuzügl. weiterer Projektkosten).

 

In Dormagen wurde 2008 das „PRO-FIT“ Projekt entwickelt. Federführend ist hier ebenfalls das städtische Sportamt mit universitärer Unterstützung. Es erfolgt eine flächendeckende Durchführung eines sportmotorischen Checks aller Erstklässler (rund 550). Die Tests werden im Rahmen des Sportunterrichts durch Teams der Uni Wuppertal durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine abgewandelte Form des NRW-Motorik-Tests. Der frühere Re-Check in der 4. Klasse wurde wegen mangelnder Unterstützung durch die Schulen eingestellt. Die frei gewordenen Mittel zu Gunsten einer verstärkten Schwimmförderung eingesetzt. Zwischenzeitlich wird allen Grundschulen eine Förderkraft für den Schwimmunterricht zur Verfügung gestellt.
Alle Kinder (die eine Einverständniserklärung abgegeben haben) erhalten eine Auswertung des Tests. Hierin werden besondere Talente aber auch Defizite aufgeführt.

Die festgestellten Talente werden zu einem Talenteabend eingeladen, wo die örtlichen Vereine ihre Leistungsgruppen vorstellen. Für Kinder, die motorische Defizite haben, werden Förderkurse angeboten. Diese werden durch den TSV Bayer Dormagen und Honorarkräfte angeboten.
Mit den organisatorischen Arbeiten ist eine Mitarbeiterin des Sportamtes beschäftigt. Übers Jahr gesehen dürfte dies 20% ihrer Arbeitskraft beanspruchen.

 

In Grevenbroich wird der NRW Motorik-Test in allen weiterführenden Schulen in den 5. Klassen über das von Herrn Zanders initiierte Projekt „Bildung und Sport“ mit Unterstützung des Rhein-Kreises Neuss durchgeführt. Erkannte Bewegungstalente werden an die Elephants und weitere Leistungssport orientierte Vereine herangeführt. Kindern mit Bewegungsdefiziten werden gesondert Angebote unterbreitet.

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung ist jetzt eine erhebliche Ausweitung des Projektes geplant. Es wird eine Bewerbung bei dem rehapro - Modellvorhaben zur Stärkung der Rehabilitation des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vorbereitet. Es sind folgende Maßnahmen geplant:

-       Durchführung von Motoriktests

-       Schulkurse für Kinder mit motorischen Defiziten

-       Anschaffung entsprechender Sportgeräte für Sportkurse und ambulante Reha

-       Durchführung von stationären und ambulanten Reha-Maßnahmen

-       Durchführung von verhaltenspräventiven Maßnahmen in den Schulen

-       Professionelle Ernährungsberatung

 

Im Falle einer Anerkennung ist mit (erheblichen) Fördermitteln zu rechnen. Eine flächenmäßige Ausdehnung des Projektes ist denkbar.

Unter Federführung der SG Kaarst wird ein Motoriktest im Rahmen eines Pilotprojektes an der Kaarster Grundschule Stakerseite durchgeführt. Eine Ausweitung ist angedacht, eine Ansprache der übrigen Grundschulleiter mit der Bitte um Unterstützung soll über das städtische Schulamt und ggfls. über den zuständigen Schulrat erfolgen.

 

In der Stadt Neuss wird diskutiert, ab 2019 ein Motoriktest angelehnt an das Düsseldorfer Modell flächendeckend an allen 26 Grundschulen durchzuführen. Das städtische Sportamt und der Stadtsportverband erarbeiten hierzu ein Konzept. Derzeit werden Gespräche mit Düsseldorf, Dormagen und Hilden geführt, wie dort die Testungen durchgeführt werden. Angedacht scheint die Schaffung einer ½ Stelle beim SSV Neuss, die Auswertung der Ergebnisse soll in Düsseldorf erfolgen.

Nach Auffassung der Verwaltung, die sich auf ausführliche Beratungen mit den Bundes- und Landesleistungsstützpunkten sowie dem Sportinternat und dem Teilinternat gründet, sind Motoriktests für die Identifikation von Kindern und Jugendlichen für den Leistungssport wenig effektiv. Vielmehr schlägt die Verwaltung daher die Implementierung von Sichtungsmaßnahmen an Grundschulen vor. Diesbezüglich wird auf die Vorlage „Masterplan Leistungssport“ verwiesen.
Anders vermag sich dies im Rahmen der Gesundheitsförderung beurteilen. Die Verwaltung unterstützt daher das oben dargestellte Projekt „Bildung und Sport“ gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung. Die Ergebnisse des Modellvorhabens sind abzuwarten.