Betreff
Einrichtung einer Dauerausstellung zum Thema "Deutschsprachige Dialektliteratur"
Vorlage
40/3938/XVI/2020
Art
Bericht

Beschlussvorschlag:

Der Kulturausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.


Sachverhalt:

Ende der 1960er und den darauffolgenden Jahren entwickelte sich die sogenannte Dialektwelle die sowohl im musikalischen wie auch literarischen Bereich viele Früchte trug. Dialektlieder, die es in die Hitlisten schafften und moderne Dialektautoren, die internationale Beachtung fanden, beeinflussten nachhaltig die Kulturlandschaft im deutschsprachigen Raum. Es ist zugleich auch die Geburtsstunde des Internationalen Mundartarchivs „Ludwig Soumagne" (IMA). Städte wie Bern, Wien oder Köln entwickelten sich zu Hochburgen dieser Bewegung. Der Neusser Autor Ludwig Soumagne erlangte ungeahnte Popularität und schaffte es als einer von wenigen Autoren in den PEN International, einem der bekanntesten internationalen Autorenverbände.

 

Mit der Wiederentdeckung des Heimatgedankens in Politik und Gesellschaft bahnt sich eine erneute Renaissance und besondere Wertschätzung der Mundart an. Die in über 30 Jahren nunmehr entstandene Sammlung des Internationalen Mundartarchivs ist eine exzellente Ausgangsposition, um diese kulturelle Entwicklung eindrucksvoll zu präsentieren. Eine Ausstellung kommt damit der steigenden Nachfrage und der aktuellen Interessenslage bestens entgegen. Mit einer solchen Ausstellung könnte ein weiteres Kapitel Kulturgeschichte geschrieben werden.

 

Mit dem Umzug des Archivs im Rhein-Kreis Neuss wird das Mundartarchiv im heutigen Archivgebäude über ausreichende räumliche Kapazitäten verfügen, um eine Ausstellung zu realisieren. Die Umbaukosten werden sich dabei in einem akzeptablen Rahmen bewegen, da die Planung sich auf die vorhandene Infrastruktur stützt.

 

Das Projekt gliedert sich in mehrere Stationen, die in ihrer Gesamtheit einen guten und umfassenden Überblick über die Deutschsprachige Dialektliteratur geben sollen.

 

1. Station: Deutschsprachige Dialekte in der Welt (Erdgeschoss)

Mit einer Weltkarte respektive einem Globus wird dem Ausstellungsbesucher angezeigt, wo auf der Welt deutsche Dialekte gesprochen werden. Video-Beispiele sind Über Touchscreen-Infosäulen abrufbar.

 

2. Station: Dialektvielfalt im Rhein-Kreis Neuss (Erdgeschoss)

Das Mundartarchiv verfügt über die für die Dialektologie des Rheinlandes als Meilen-Steine bekannten Wenker-Sätze des 19. Jahrhunderts der Kommunen des heutigen Rhein-Kreises Neuss. Durch die Untersuchung wurde eine dialektgeographische Beschreibung des Rheinlandes mit seinem berühmten „Rheinischen Fächer" möglich.

 

3. Station: Übertragungen der Litanei von Ludwig Soumagne in mehr als 300 Dialekte und Sprachen.

 

4. Station: Moderne deutschsprachige Dialektliteratur nach 1945.

Hier werden die Besuchenden eingeladen, sich auf dialektliterarische Texte und Hörspielbeispiele einzulassen. Eine Leseecke mit einer Auswahl hervorragender deutschsprachiger Dialektliteratur stiftet einen literarischen Rückzugsort, Vitrinen mit raren Exponaten, Handschriften, wie auch den äußeren Zeichen der vom IMA vergebenen Preise, führen die Besuchenden zur nächsten Station.

 

5. Station: Preise, Auszeichnungen und Ausgezeichnete des IMA

Die Preiskultur des IMA mit der Franz-Peter-Kürten-Auszeichnung, dem Friedestrompreis und dem Zonser Hörspiel- und Zonser Darstellerpreis wird mit Portraits und biographischen Informationen an den Wänden des Flurbereichs, der zu den Kabinetten führt, dokumentiert.

 

6. Station/Kabinett A: „Ludwig Soumagne“

Im ersten Kabinett wird das literarische Leben des Namensgebers des IMA gewürdigt und anhand von Zeitzeugnissen dokumentiert. (Flachware)

 

7. Station/Kabinett B: Originale aus den Nachlässen deutschsprachiger Dialektdichter

Im zweiten Kabinett wird eine Auswahl von Zeugnissen aus den vielen Nachlässen des IMA gezeigt. Dabei kommen auch dreidimensionale Objekte zur Schau; wie die Totenmaske von Franz-Peter Kürten und andere interessante und zum Teil originelle besondere Objekte.

 

8. Station/Kabinett C: Lesungen, Veranstaltungen, Audiovision

Im dritten Kabinett werden auf einer Videowand Auszüge aus Lesungen und Veranstaltungen gezeigt, die im Laufe der Jahre in Zons aufgezeichnet wurden. Fotographien ergänzen das Angebot. Dieses Kabinett zeigt nicht nur bekannte Größen dieser Szene, sondern ist auch Werbung in eigener Sache, wenn das IMA damit indirekt auf seine überregionale Bedeutung innerhalb des dialektliterarischen Kulturbetriebs verweist.

 

 

Das IMA hat für das Projekt Ende 2019 einen Bescheid vom Landschaftsverband Rheinland über eine Förderung in Höhe von 50.000,00 € als Fehlbedarfsfinanzierung erhalten. Der Rhein-Kreis Neuss steuert dazu Eigenmittel in gleicher Höhe bei, die im Haushalt 2020 und als Ermächtigungsübertragung aus 2019 vorgesehen sind.

 

Ein weiterer Förderantrag über insgesamt 25.000,00 € ist vom Verein zur Pflege und Förderung der Mundart im Rhein-Kreis Neuss für das Projekt gestellt worden.

 

Unter Beteiligung des Rechnungsprüfungsamtes sollen nach Erarbeitung des Leistungsverzeichnisses die Verhandlungsvergabe für die Planungsleistungen und später die Umsetzungsmaßnamen über eine Vergabeplattform mit vorheriger Ex-Ante Bekanntmachung abgewickelt werden.