Beschlussvorschlag:
Der Kulturausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.
Sachverhalt:
Ende der 1960er
und den darauffolgenden Jahren entwickelte sich die sogenannte Dialektwelle die
sowohl im musikalischen wie auch literarischen Bereich viele Früchte trug.
Dialektlieder, die es in die Hitlisten schafften und moderne Dialektautoren,
die internationale Beachtung fanden, beeinflussten nachhaltig die Kulturlandschaft
im deutschsprachigen Raum. Es ist zugleich auch die Geburtsstunde des
Internationalen Mundartarchivs „Ludwig Soumagne" (IMA). Städte wie Bern,
Wien oder Köln entwickelten sich zu Hochburgen dieser Bewegung. Der Neusser
Autor Ludwig Soumagne erlangte ungeahnte Popularität und schaffte es als einer
von wenigen Autoren in den PEN International, einem der bekanntesten internationalen
Autorenverbände.
Mit der Wiederentdeckung
des Heimatgedankens in Politik und Gesellschaft bahnt sich eine erneute
Renaissance und besondere Wertschätzung der Mundart an. Die in über 30 Jahren
nunmehr entstandene Sammlung des Internationalen Mundartarchivs ist eine
exzellente Ausgangsposition, um diese kulturelle Entwicklung eindrucksvoll zu
präsentieren. Eine Ausstellung kommt damit der steigenden Nachfrage und der
aktuellen Interessenslage bestens entgegen. Mit einer solchen Ausstellung
könnte ein weiteres Kapitel Kulturgeschichte geschrieben werden.
Mit dem Umzug
des Archivs im Rhein-Kreis Neuss wird das Mundartarchiv im heutigen
Archivgebäude über ausreichende räumliche Kapazitäten verfügen, um eine
Ausstellung zu realisieren. Die Umbaukosten werden sich dabei in einem
akzeptablen Rahmen bewegen, da die Planung sich auf die vorhandene
Infrastruktur stützt.
Das Projekt
gliedert sich in mehrere Stationen, die in ihrer Gesamtheit einen guten und
umfassenden Überblick über die Deutschsprachige Dialektliteratur geben sollen.
1. Station: Deutschsprachige Dialekte in der
Welt (Erdgeschoss)
Mit einer
Weltkarte respektive einem Globus wird dem Ausstellungsbesucher angezeigt, wo
auf der Welt deutsche Dialekte gesprochen werden. Video-Beispiele sind Über Touchscreen-Infosäulen
abrufbar.
2. Station: Dialektvielfalt im Rhein-Kreis
Neuss (Erdgeschoss)
Das
Mundartarchiv verfügt über die für die Dialektologie des Rheinlandes als
Meilen-Steine bekannten Wenker-Sätze des 19. Jahrhunderts der Kommunen des
heutigen Rhein-Kreises Neuss. Durch die Untersuchung wurde eine
dialektgeographische Beschreibung des Rheinlandes mit seinem berühmten
„Rheinischen Fächer" möglich.
3. Station: Übertragungen der Litanei von
Ludwig Soumagne in mehr als 300 Dialekte und Sprachen.
4. Station: Moderne deutschsprachige
Dialektliteratur nach 1945.
Hier werden die
Besuchenden eingeladen, sich auf dialektliterarische Texte und
Hörspielbeispiele einzulassen. Eine Leseecke mit einer Auswahl hervorragender
deutschsprachiger Dialektliteratur stiftet einen literarischen Rückzugsort,
Vitrinen mit raren Exponaten, Handschriften, wie auch den äußeren Zeichen der
vom IMA vergebenen Preise, führen die Besuchenden zur nächsten Station.
5. Station: Preise, Auszeichnungen und
Ausgezeichnete des IMA
Die Preiskultur
des IMA mit der Franz-Peter-Kürten-Auszeichnung, dem Friedestrompreis und dem
Zonser Hörspiel- und Zonser Darstellerpreis wird mit Portraits und
biographischen Informationen an den Wänden des Flurbereichs, der zu den
Kabinetten führt, dokumentiert.
6. Station/Kabinett A: „Ludwig Soumagne“
Im ersten
Kabinett wird das literarische Leben des Namensgebers des IMA gewürdigt und
anhand von Zeitzeugnissen dokumentiert. (Flachware)
7. Station/Kabinett B: Originale aus den
Nachlässen deutschsprachiger Dialektdichter
Im zweiten
Kabinett wird eine Auswahl von Zeugnissen aus den vielen Nachlässen des IMA
gezeigt. Dabei kommen auch dreidimensionale Objekte zur Schau; wie die
Totenmaske von Franz-Peter Kürten und andere interessante und zum Teil originelle
besondere Objekte.
8. Station/Kabinett C: Lesungen,
Veranstaltungen, Audiovision
Im dritten
Kabinett werden auf einer Videowand Auszüge aus Lesungen und Veranstaltungen
gezeigt, die im Laufe der Jahre in Zons aufgezeichnet wurden. Fotographien
ergänzen das Angebot. Dieses Kabinett zeigt nicht nur bekannte Größen dieser
Szene, sondern ist auch Werbung in eigener Sache, wenn das IMA damit indirekt
auf seine überregionale Bedeutung innerhalb des dialektliterarischen
Kulturbetriebs verweist.
Das IMA hat für das Projekt Ende 2019 einen
Bescheid vom Landschaftsverband Rheinland über eine Förderung in Höhe von
50.000,00 € als Fehlbedarfsfinanzierung erhalten. Der Rhein-Kreis Neuss steuert
dazu Eigenmittel in gleicher Höhe bei, die im Haushalt 2020 und als
Ermächtigungsübertragung aus 2019 vorgesehen sind.
Ein weiterer Förderantrag über insgesamt 25.000,00
€ ist vom Verein zur Pflege und Förderung der
Mundart im Rhein-Kreis Neuss für das Projekt gestellt worden.
Unter Beteiligung des Rechnungsprüfungsamtes sollen
nach Erarbeitung des Leistungsverzeichnisses die Verhandlungsvergabe für die
Planungsleistungen und später die Umsetzungsmaßnamen über eine Vergabeplattform
mit vorheriger Ex-Ante Bekanntmachung abgewickelt werden.