Betreff
Digitale Teilhabe - Vor- und Nachteile des Distanzunterrichts
Vorlage
40/0727/XVII/2021
Art
Bericht

Beschlussvorschlag:

Der Schul- und Bildungsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 

 

 

 


Sachverhalt:

 

Im Schul- und Bildungsausschuss vom 14.06.2021 wurde zu der festgestellten nicht optimalen Nutzung der in der Pandemie bereitgestellten Lernmedien durch Schülerinnen und Schüler an kreiseigenen Förderschulen sowie der teilweise fehlenden Unterstützung durch die Eltern eine Verwaltungsrecherche gewünscht.

Die Verwaltung wurde beauftragt, Vor- und Nachteile des Distanzunterrichts gegenüber Präsenzunterrichts zu ermitteln (Anlage).

Der Rhein-Kreis Neuss hat daraufhin alle Schulen im Kreisgebiet angeschrieben.

Herr Lonnes machte bereits in der Sitzung am 14.06.2021 darauf aufmerksam, dass der digitale Schulunterricht eine innere Schulangelegenheit ist.

Aus diesem Grunde kann nur über dem Kreis zugegangenen Rückmeldungen zur Abfrage berichtet werden.

 

Im Übrigen sind den Lehrkräften vielfältige Unterstützungsangebote des Medienzentrums gemacht worden. Auch im Rahmen des Programms „Aufholen nach Corona“ bestehen zusätzliche Fördermöglichkeiten.

 

An der Abfrage haben sich bis zur Erstellung der Sitzungsvorlage insgesamt 6 Grundschulen aus Meerbusch(1), Rommerskirchen (2), Korschenbroich (2) und Grevenbroich (1) beteiligt.

 

Vorteile sehen Schulleiter bei der Digitalisierung der Grundschulen und beim Lernzuwachs der Kinder, aber auch bei Lehrkräften, im Umgang mit digitalen Medien. Genutzt werde die Situation in der Pandemie auch als Chance sich in der Schule  konzeptionell neu aufzustellen. Vorteilhaft war der Distanzunterricht für Kinder mit  häuslicher optimaler digitaler Ausstattung und Hilfestellung durch die Eltern. Die pandemiebedingte Bereitstellung der Fördermittel führte auch zur Ausstattung bedürftiger Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten.

Insbesondere introvertierten Kindern habe die ruhige und selbständige Auseinandersetzung mit dem Lernstoff zu Hause zu einem Lernzuwachs verholfen. Aufgrund der im Wechselunterricht eingerichteten kleineren Lerngruppen sei die Lernatmosphäre ruhiger und störungsfreier gewesen.

 

Nachteile wurden erkannt bei den fehlenden sozialen Kontakten der Schülerinnen und Schüler untereinander als auch zu den Lehrkräften als Ansprechpartner. Dies habe teilweise dazu geführt, dass sich Kinder zu sehr auf ihre individuellen Bedürfnisse eingestellt haben und zum Verlust sozialer Kompetenzen. Einige Kinder haben nach stundenlangem Sitzen vor dem Bildschirm ihre Bewegungsfreude verloren und über die Zeit stark an Gewicht zugenommen.

Ohne die Hilfe der Eltern sei die Bedienbarkeit der digitalen Endgeräte eine Herausforderung für die Kinder, insbesondere für die Erstklässler. Kindern im Grundschulalter falle es schwer, die Lernmanagementsysteme ohne elterliche Hilfe zu bedienen (Einwählen, Hochladen, Ausdrucken, Einscannen). Oft fehle in den Haushalten auch ein Drucker. Bei fehlendem Internetanschluss zu Hause sei in einigen Fällen nicht am Distanzunterricht teilgenommen worden. Die Erreichbarkeit von Eltern und Schülerinnen / Schüler sei nicht immer gegeben. Hausbesuche seien pandemiebedingt schwierig durchzuführen.

Bei Schülerinnen und Schüler, die in ihren Herkunftsfamilien nicht deutsch sprechen, sei ein Rückschritt in der Beherrschung der deutschen Sprache zu erkennen. Kinder aus Zuwanderungsfamilien mit Sprachproblemen haben nicht regelmäßig am Distanzunterricht teilgenommen.

Für Lehrkräfte mache der Wechsel zwischen Präsenz und Distanzunterricht die Planung des Unterrichts komplexer und gehe zu Lasten der Flexibilität und des Verschiebens von Unterrichtsinhalten.

Alle Maßnahmen, die angestrengt wurden um während der Pandemie den Unterricht und das Schulleben aufrechtzuerhalten, haben nach Rückmeldung der Schulen sicherlich ihren guten Sinn und Zweck, ersetzten jedoch nicht den regulären Präsenzunterricht.

 

Die von den Schulleitungen der Grundschulen festgestellten Vor- und Nachteile des Distanzunterrichts decken sich zum größten Teil mit den Erfahrungen der Schulleitungen an den Förderschulen. Hierüber wurde im Schul- und Bildungsausschuss vom 14.06.2021 berichtet. (Anlage)

 

Lösungsvorschläge durch die Schulleitungen an Grundschulen:

 

Bei fehlendem WLAN im häuslichen Bereich könnte die Einrichtung von study-hall-Plätzen in den Schulen den entsprechenden Kindern von Nutzen sein.

 

Die Übernahme der Kosten der Einrichtung eines Internetanschlusses durch staatliche Stelle für Kinder aus bedürftigen Haushalten sei wünschenswert, damit diese Kinder nicht vom Distanzunterricht ausgeschlossen seien.

 

Zusammenschlüsse von Eltern könnten das Problem beim Ausdrucken von Unterlagen lösen.

 

Die Schule könnte Kopien der Lernmaterialien zum Abholen zur Verfügung stellen.

 

In den Präsenzphasen solle an den Geräten mit den Schülerinnen und Schülern trainiert werden.

 

Bei fehlender digitaler Erreichbarkeit der Eltern und Kinder sei  mehr Unterstützung erwünscht durch das Jugendamt oder andere Institutionen.

 

Wünschenswert seien Überlegungen, welche Maßnahmen ergriffen werden könnten, um Distanzunterricht zu vermeiden, ggfls. die Installation von Luftfilteranlagen.

 

Der Einsatz von Dokumentenkameras sei hilfreich.

 

Sofern noch weiter Berichte von Schulleitungen eingehen, wird die Verwaltung in der Sitzung berichten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Digitalisierungs-TÜV
(   ) Digitalisierungspotential vorhanden.

(   ) Digitalisierungspotential muss geprüft werden.

(x ) Kein Digitalisierungspotential (derzeit) erkennbar.