Betreff
European Energy Award
Vorlage
61/0545/XV/2010
Art
Beschlussvorlage

Beschlussempfehlung:

Der Kreisausschuss beschließt aufgrund der allgemeinen Haushaltslage auf eine Teilnahme des Rhein-Kreises Neuss am European Energy Award zu verzichten.

 


Sachverhalt:

European Energy Award

 

Eine potentielle Teilnahme des Rhein-Kreises Neuss am „European Energy Award“ wurde bereits mehrfach im Kreisausschuss diskutiert. In der Sitzung des Kreisausschusses am 19.05.2010 wurde die Entscheidung über die Teilnahme am „European Energy Award“ mit der Maßgabe vertagt, von Seiten der Verwaltung ergänzende Informationen zu den bereits durch den Rhein-Kreises Neuss unternommenen Anstrengungen in Sachen Energieeinsparung sowie zu den Auswirkungen einer Teilnahme am European Energy Award vorzulegen.

 

Der Rhein-Kreis Neuss betreibt bereits seit Jahren ein Energiemanagement, das auf drei Säulen steht und folgende Komponenten beinhaltet:

 

A. Kaufmännisches Energiemanagement (Versorgung der Dienstgebäude mit

     Energie)

 

Zur Feststellung und Reduzierung des Energieverbrauchs sämtlicher Energieträger und des Wasserverbrauchs wurden folgende Projekte aufgelegt:

 

1.)   Teilnahme seit 1999 am Vergleichring "Gebäudewirtschaft Kreisverwaltungen" der KGSt

 

Hierin erfolgt der Vergleich der Verbrauchskennzahlen der einzelnen Gebäude unter Berücksichtigung vergleichender Parameter wie Nutzung, Baujahr, Gebäudestruktur, etc.

In den jährlichen Sitzungen werden Ergebnisse und Abweichungen diskutiert und analysiert und Lösungen anschließend soweit möglich und vertretbar umgesetzt.

 

 

 

2.)   Einführung des sog. "Energiekontors" im Jahr 1999

 

Dies bedeutet Energieeinsparung durch nicht-investive Maßnahmen, also Sparen durch ein bestimmtes Handeln (z. B. stoßlüften statt dauerlüften, Licht aus etc.). Hierbei wurden in der Vergangenheit 30 % (25% Schule, 5% Hausmeister) der Einsparungen an Prämien ausgezahlt. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass derartiges Sparen an seine natürlichen Grenzen stößt. (Wenn es kalt ist, muss geheizt werden, wenn es dunkel ist, muss Licht brennen). Irgendwann ist in diesem Umfang ein Ende der möglichen Einsparungen erreicht.

Hierin werden die Schulen in der Trägerschaft des Rhein-Kreises Neuss (die 3 Berufsbildungszentren und die Förderschule Michael-Ende Schule) hinsichtlich einer ökologischen Handlungsweise durch fachliche Hinweise und im Rahmen der Betreuung von Projekte unterstützt.

 

3.)   Energiemonitoring

 

Das RWE konnte aufgrund des Kreisausschussbeschlusses vom 03.09.2008 im Rahmen eines Vertrages gewonnen werden, die Ermittlung von energetischen Einsparpotentialen aufzuzeigen und die regelmäßige Erfolgskontrolle der umgesetzten Maßnahmen durchzuführen. Hierzu wurden im Jahr 2009 die erforderlichen technischen Voraussetzungen (Einbau notwendiger technischer Komponenten zwecks Feststellung differenzierter Verbrauchsverläufe einschließlich Fernabfrage) geschaffen.  Die ersten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen aus den Messungen 2009 bis heute liegen zwischenzeitlich im Rahmen eines Berichtes vor. Die aufgeführten Empfehlungen, wie die Erneuerung der Flurbeleuchtung mit energiesparenden Leuchtmitteln im BBZ Grevenbroich,  bedürfen jedoch noch einer Analyse und einer entsprechenden Umsetzung.

 

4.)   Routinemäßige laufende Kontrolle der Verbrauchswerte und somit der Kosten aller Energiearten und Wasser

 

Auch hieraus werden, wie schon in Punkt 1 und 3, aus den Aufzeichnungen die nötigen Schlüsse gezogen, Auswertungen und Berichte verfasst sowie ggf. erforderliche Maßnahmen getroffen. Z. B. die Feststellung eines unangemessen hohen Wasserverbrauchs wegen eines verdeckten Rohrbruchs oder ein erhöhter Energieverbrauch wegen defekter Heizkörperthermostate oder Heizungssteuerung. Die Beseitigung derartiger Auffälligkeiten erfolgt durch umgehende Reparatur.

 

B. Technisches Energiemanagement (Austausch der Gebäudetechnik durch ener-

     gieeffizientere Heizungen, Lüftungen, etc.) sowie

     Bautechnisches Energiemanagement (Austausch Fenster, Fassadendämmung

     etc.)

 

Im Rahmen dieser Bereiche vertritt der Rhein-Kreis Neuss im Rahmen von energetischen Maßnahmen das Leitbild: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Das bedeutet einen etwas anderen Ansatz, wie er derzeit von vielen propagiert wird, nach dem Motto "Energieeinsparung, koste es was es wolle". Nicht jede Gebäudesanierung ist energetisch sinnvoll. Hierbei wird soweit möglich die ökologische Bilanz in seiner Gesamtheit, also unter Berücksichtigung des Herstellungsprozesses, des Einbaus, zukünftiger Entwicklungen, etc. betrachtet. So kann sich z.B. der Austausch von Fenstern und Dachteilen sowohl aus ökologischer Sicht als auch im Sinne von Amortisationszeiten als unwirtschaftlich darstellen. Hier ist es besser den Status quo zunächst beizubehalten und eine spätere Gesamtsanierung in Erwägung zu ziehen.

 

In diesem Zusammenhang muss auf das Konjunkturpaket II hingewiesen werden, in dem zahlreiche energetische Maßnahmen (z. B Michael Ende Schule - Wärmedämmfassade, Fenster, Dachdämmung, Mosaik-Schule Hemmerden - energiesparende  neue Lüftung, BBZ Neuss Hammfelddamm - Wärmedämmfassade mit Sonnenschutz, BBZ Weingartstraße - Austausch Fenster Heizung, BBZ Grevenbroich - Austausch Fenster, Heizung, Dachdämmung) umgesetzt werden. Hier ganz besonders wurde auf die sinnvolle, wirtschaftliche und ökologische Umsetzung der Maßnahmen wert gelegt, mit dem Ziel die Umweltbilanz insgesamt weiter zu verbessern.

 

C.        Auswirkungen einer Teilnahme am European Energy Award

 

Ziel des European Energy Award ist es ebenfalls, die Qualität der Energieerzeugung und –nutzung zu bewerten, regelmäßig zu überprüfen und Potentiale zur Steigerung der Energieeffizienz aufzuzeigen.

 

Gemäß Energieagentur NRW sind mit der Teilnahme am European Energy Award folgende Besonderheiten verbunden.

 

·       Einführung eines erprobten Verfahrens zur Strukturierung der Energiearbeit

·       Öffentlichkeitswirksame Auszeichnung mit dem „European Energy Award“

·       Effektive Organisation der Energiearbeit durch ein kommunales Energie-Team

·       Fachliche Unterstützung durch einen vom Teilnehmer ausgewählten Energie-Experten

·       Nutzung eines umfassenden Katalogs mit effizienzsteigernden Maßnahmen (Maßnahmenkatalog) aus dem Energiebereich

·       70 %-ige finanzielle Förderung durch das Land NRW für die Durchführung des European Energy Award

 

Durch das Teilnahmeverfahren im Sinne eine Qualitätsmanagement soll eine prozessorientierte Energiepolitik im Kreis ermöglicht und ein regelmäßiges Controlling eingeführt werden

 

Die Durchführung des European Energy Award-Programms umfasst folgende Schritte:

 

1.   Ist-Analyse: Anhand eines Katalogs effizienzsteigernder Maßnahmen werden alle bisherigen und geplanten Aktivitäten des Kreises recherchiert, erfasst und anschließend einer Bewertung unterzogen.

2.   Energiepolitisches Arbeitsprogramm: Auf Grundlage der Ergebnisse der Ist-Analyse wird ein verbindlicher Maßnahmenplan für das kommende Jahr erarbeitet und die Umsetzung der Aktivitäten in einem energiepolitischen Arbeitsprogramm festgehalten.

3.   Umsetzung von Maßnahmen nach dem Beschluss des energiepolitischen Arbeitsprogramms werden die als prioritär identifizierten Maßnahmen realisiert.

4.   Internes Audit: Im Rahmen eines internen Controllings erfolgt jährlich ein Abgleich der Ist-Analyse und eine Anpassung des energiepolitischen Arbeitsprogramms.

5.   Externes Audit/Zertifizierung: Hat der Kreis die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt, kann er die Zertifizierung durch den externen Auditor beantragen.

6.   Auszeichnung mit dem „European Energy Award“.

 

Hierzu ist in der Verwaltung ein sogenanntes „Energie-Team“ mit Vertretern aus allen energierelevanten Fachbereichen zu bilden. Diese „Energie-Team“ wird durch einen kompetenten, akkreditierten Energie-Fachexperten unterstützt.

 

In den Modellkreisen Warendorf und Gütersloh ist die Ist-Analyse, die Mitte 2008 begonnen wurde, mittlerweile abgeschlossen. Hieraus wurden im Kreis Warendorf 53 Maßnahmenvorschläge und der Kreis Gütersloh 80 Maßnahmenvorschläge und Prüfaufträge, die von Schulungen zum Energie sparenden Fahren für Kreismitarbeiter, der Bereitstellung von Dachflächen für Photovoltaik-Anlagen bis hin zu größeren Bauprojekten zur energetischen Sanierung reichen.

Das Energie-Team in Gütersloh umfasste 13 Mitarbeiter aus verschiedenen Fachbereichen, das im Kreis Warendorf 10 Mitarbeiter.

 

Die Teilnahme am European Energy Award wurde von den beteiligten Modell-Kreisen durchweg als positiv bewertet.

Die Energieagentur NRW erklärt sich bereit – im Falle einer Teilnahme – den Rhein-Kreis Neuss noch als „Pilotkreis“ aufzunehmen.

Voraussetzung für die Teilnahme ist jedoch ein jährlicher finanzieller Eigenanteil von rund 4.000,00 €, der über vier Jahre zu entrichten ist.