Betreff
Bericht Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung/ Europa Stand: Oktober 2010
Vorlage
ZS5/0672/XV/2010
Art
Bericht

1. Konjunkturentwicklung / Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt zieht immer stärker an. Im September waren im Rhein-Kreis Neuss noch 14.053 Menschen Arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies eine Abnahme um 1.335 Arbeitslosen (-8,7 %), gegenüber August 2010 um 718 (-4,9 %).

 

Die Arbeitslosenquote lag im September 2010 bei 6,3 %. Im August waren noch 6,6 % der Erwerbspersonen arbeitslos, im Vorjahresmonat 6,9 %.

 

Der Rückgang der Arbeitslosenzahlen zieht sich dabei ausnahmslos durch alle Alterklassen. Besonders stark betroffen ist aber die Gruppe der 15 – 25-jährigen. Hier ist die Zahl der Arbeitslosen auf 1.243 gesunken. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies ein Rückgang von 153 Arbeitslosen (- 11,0 %), gegenüber August 2010 ist die Zahl um 310 (- 20,0 %) zurückgegangen. Dies ist ein Indiz dafür, dass zahlreiche junge Menschen nach dem Abschluss ihrer Ausbildung einen Arbeitsplatz gefunden haben und die Unternehmen auf der Suche nach gut qualifizierten Arbeitskräften sind.

 

Im Rechtskreis SGB II ist die Arbeitslosenzahl im Rhein-Kreis Neuss im September 2010 auf 9.380 zurückgegangen. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahresmonat eine Abnahme um 6,2 %, gegenüber August 2010 um 4,0 %. Auch hier zieht sich der Rückgang durch alle Altersklassen. Rückgängig ist auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die um 2,6 % im Vergleich zum Vorjahresmonat bzw. um 1,8 % im Vergleich zu August 2010 auf nun insgesamt 4.421 Personen im Rechtskreis SGB II sank.

 

Von einer weiteren positiven Entwicklung der Wirtschaft und Arbeitsmarktzahlen geht auch die Industrie- und Handelskammer in ihrem aktuell veröffentlichten Konjunkturbericht Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein aus, für den 900 Unternehmen aus der Region befragt wurden.

 

Im Weiteren wird auf den anliegenden Arbeitsmarktreport wird verwiesen.

2. Außenwirtschaft

 

Auf Nachfrage im letzten Kreisausschuss nachfolgend die Importkennzahlen für das Jahr 2009 aus dem Außenwirtschaftsbericht der Landesgesellschaft NRW.International:

Im Rahmen der Außenhandelsbilanz des Landes Nordrhein-Westfalen betrug das Importvolumen des Jahres 2009 insgesamt 147,8 Milliarden Euro. Hiermit einher geht ein Rückgang gegenüber 2008 um 20,7 % - zurückzuführen auf die im 3. Quartal 2008 begonnenen wirtschaftlichen Turbulenzen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.

Der Anteil Nordrhein-Westfalens am gesamtdeutschen Importvolumen 2009 betrug 21,9 %.

Die wichtigsten Importländer des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes sind die Niederlande (23,5 Mrd. EUR).

In der weiteren Reihenfolge: China (12,9 Mrd. EUR), Frankreich (10,9 Mrd. EUR), Belgien (10,5 Mrd. EUR), UK (9,9 Mrd. EUR), Italien (8,3 Mrd. EUR), Polen (5,6 Mrd. EUR) USA (4,8 Mrd. EUR) und Spanien (4,6 Mrd. EUR).

Die sog. Länder der aufstrebenden Volkswirtschaften sind wie folgt am NRW Importvolumen beteiligt: China (12,9 Mrd. EUR), Russische Föderation (3,7 Mrd. EUR), Türkei (2,6 Mrd. EUR), Indien (2,0 Mrd. EUR), Brasilien (1,6 Mrd. EUR).

 

Die Haupteinfuhrgüter am Import Nordrhein-Westfalens sind Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Erzeugnisse (14,1 Mrd. EUR), Kraftwagen und Kraftwagenteile (13,1 Mrd. EUR) und Metalle (12,5 Mrd. EUR).

 

 

3. Mittelstandsbarometer

 

Zusammen mit der Sparkasse Neuss und der Creditreform Düsseldorf / Neuss hat der Rhein-Kreis Neuss mit dem Mittelstandsbarometer 2010 zum dritten Mal die regionalen Ergebnisse einer Unternehmensumfrage zur konjunkturellen Lage des Mittelstandes im Rhein-Kreis Neuss vorgelegt. Über 500 Unternehmen im gesamten Kreisgebiet nahmen an der Umfrage teil.

 

Die Kernbotschaft des Berichtes lautet: Die Zeichen der Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss stehen auf Aufschwung. So macht der regionale Geschäftsklima-Index einen deutlichen „Sprung nach oben“ und gleicht die im Vorjahr infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise  entstandenen Verluste bei den Teilindikatoren Geschäfts-, Umsatz-, Ertrags- und Personalklima aus. Ausschlaggebend für den erfreulichen Aufschwung sind unter anderem die von den Unternehmen festgestellte verbesserte Geschäftslage und der positive Blick in die Zukunft.

 

Das Geschäfts- und Konjunkturklima hat sich im Frühsommer in allen Kommunen des Kreises deutlich verbessert. Auch aufgrund dessen beschäftigt sich jedes zweite Unternehmen wieder mit Investitionen und 15 % der regionalen Unternehmen planen binnen der kommenden 12 Monate stärker in FuE zu investieren.

 

Eine Konsequenz der guten Konjunkturlage im Rhein-Kreis Neuss ist die Festigkeit am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote hat mit 6,6 % (Stand: 08/2010) wieder das gleiche niedrige Niveau wie vor der Finanz- und Wirtschaftskrise erreicht.

 

Positiv auch die Weiterempfehlungsquote der hiesigen Unternehmen.

93 % der Unternehmen würden ihren Unternehmensstandort und damit den  Wirtschaftsstandort Rhein-Kreis Neuss anderen Unternehmen weiterempfehlen.

 

Erfreulich: Die Bekanntheit der Beratungs- und Dienstleistungsangebote der Wirtschaftsförderungen im Rhein-Kreis Neuss wird von den Firmen positiv eingeschätzt. 55 % der befragten Unternehmen bewerten die Beratungs- und Dienstleistungsangebote der Wirtschaftsförderungen im Rhein-Kreis Neuss mit sehr gut oder gut (Vorjahr 46 %).

 

Die Ergebnisse der Befragung zum Mittelstandsbarometer 2010 sind unter http://www.konjunkturforschung-regional.de/download/MiBaro-RKN-2010-DRUCK.pdf abrufbar.

 

 

4. Unternehmerreise nach Südafrika

 

Gemeinsam mit der IHK Mittlerer Niederrhein und NRW.International hat der Rhein-Kreis Neuss vom 06. – 14. September 2010 anlässlich der Messe Interbuild Africa eine Unternehmerreise nach Südafrika durchgeführt.

Neben Besuchen auf der Messe Interbuild Africa standen für die acht teilnehmenden Unternehmen unter anderem individuelle - mit der Außenhandelskammer organisierte - Kooperationsgespräche sowie Besuche bei der Außenhandelskammer, eine Besichtigung des für Südafrika wegweisenden Infrastrukturprojektes „Gautrain“, Unternehmensbesuche bei KWIKOT und AUNDE sowie Präsentationen und Besichtigungen des Durbaner Hafens sowie des „EnerKey“-Projektes auf dem Reiseprogramm. Die Teilnehmer zeigten sich überzeugt von den Möglichkeiten des südafrikanischen Marktes und konnten zahlreiche, für zukünftige Geschäftsabschlüsse wichtige Kontakte knüpfen und Informationen sammeln.

 

Die Teilnehmer bewerteten die Reise als ausgesprochen gut, ebenso wie die jeweiligen individuellen Ergebnisse.

 

Die südafrikanische Wirtschaft verzeichnet starke Wachstumsraten und ist einer der bedeutsamsten Märkte des afrikanischen Kontinents. Angeschoben durch die Fußballweltmeisterschaft 2010 treibt die südafrikanische Regierung die Modernisierung der Infrastruktur des Landes voran. In den kommenden Jahren sollen etwa 70 Milliarden € in die Bereiche Wasser, Telekommunikation, Energie, Transport und Medizin fließen. Hier ergeben sich für deutsche Unternehmen zahlreiche mögliche Auftragsfelder.

 

 

5. Gewerbe- Immobilienmesse Expo Real

 

Die Expo Real, 13. Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien, fand vom 04. – 06. Oktober 2010 in München statt. Seit ihrer Premiere 1998 hat sich die Expo Real zu einer führenden Fachmesse in Europa entwickelt. Die Veranstaltung ist Plattform für Branchen und länderübergreifende Immobilienprojekte, Networking und Investments und Finanzierung. Alle wichtigen Immobilienmärkte und –standorte wie die internationalen Keyplayer der Immobilenwirtschaft sind präsent. Das umfangreiche Konferenzprogramm bietet einen Überblick über aktuelle Trends und Innovationen des Immobilienmarktes.

 

Erstmals seit 2008 signalisiert die EXPO REAL wieder eine Erholung der Branche. Zur 13. Internationalen Fachmesse für Gewerbeimmobilien und Investitionen kamen rund 21.000 Fachbesucher wie im Vorjahr. Die Top Ten- Besucherländer waren neben Deutschland – in dieser Reihenfolge – Großbritannien, Österreich, Niederlande, Schweiz, Frankreich, Polen, Tschechische Republik, Russland, USA und Luxemburg. 

 

Das Investitionsklima hat sich im Zuge der globalen wirtschaftlichen Erholung spürbar verbessert; die Erholung kommt im Zuge des Aufschwungs zeitversetzt im Immobilienmarkt an.  Und: Der deutsche Markt bietet günstige Bedingungen.

 

Diese Erholungstendenzen waren auf der Expo Real deutlich sichtbar. So zog die Zahl der Aussteller um vier Prozent auf 1.645 Aussteller wieder an. Besonders auffällig das wieder gestiegene ausländische Interesse. Hier nahm die Ausstellerzahl um 18 % auf 367 zu. Dies besonders durch die gewachsene Beteiligung aus den osteuropäischen Ländern Russland, Polen und Tschechien sowie aus den benachbarten Ländern Österreich, Schweiz und Luxemburg. Die Ausstellerzahl aus Deutschland blieb konstant bei 1.278 (+1 %).

 

 

Zahlreiche Städte und Regionen, aber auch privatwirtschaftliche Markteilnehmer treten an Gemeinschaftsständen auf. Gemeinschaftliche Auftritte haben viele Vorteile und Synergien: Von größerer Außenwirkung bis hin zu einer – für den Besucher praktischen – Bündelung des Marktes an einem Ort.

 

In einem neuen Standkonzept informierte der Standort Niederrhein auf der diesjährigen Expo Real wieder über die aktuellen Immobilienprojekte in der Region. Die beiden Städte Krefeld und Mönchengladbach, die vier Kreise Kleve, Viersen, Wesel und Rhein-Kreis Neuss sowie 8 Unternehmensstandpartner standen den Besuchern mit kompetenter Mannschaft als Gesprächspartner zur Verfügung

 

In dieser Gemeinschaftskonstellation war der Rhein-Kreis Neuss in diesem Jahr zum 10. Mal in Folge auf der Messe mit seinen Städten und Gemeinden vertreten.

 

Folgende 8 gewerbliche Projekte aus dem Rhein-Kreis Neuss wurden vorgestellt:

 

- CHEMPARK Dormagen Industrieflächen im CHEMPARK Dormagen
- Coens Galerie Einfach schöner einkaufen in Grevenbroich!
- Fachmarktzentrum Dormagen 36.000 m2 Nutzfläche in zentraler
  Innenstadtlage
- Gewerbepark Glehner Heide Korschenbroich - Glehner Heide: 66.000 m² mit
  idealer Anbindung
- Gewerbepark Kapellen Wohnen und Arbeiten in Grevenbroich-Kapellen
- Gewerbegebiet Jüchen-Ost 43.000 m² Gewerbefläche direkt an der A 46
- Interkommunales Gewerbegebiet Ein Projekt der Zukunft direkt neben
  Europas größter Baustelle
- Neuss-Düsseldorfer Häfen Starker Partner für Wirtschaft und Region

 

In den vergangenen Jahren war es immer wieder gelungen, wichtige Investitionen am Standort Rhein-Kreis Neuss auf dieser Messe zu initiieren. Hierzu gehörten unter anderem die Vorbereitungen zu der Ansielung wichtiger Firmen wie Epson, Kyocera, Fiege, Polo und Esprit (für den Regiopark MG/Jüchen). Auch in diesem Jahr konnten zahlreiche wichtige Gespräche geführt werden. Neben diesen führten aber auch die Bürgermeister und deren Wirtschaftsförderer der Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss Gespräche mit denen für sie wichtigen Partnern.

 

Zudem wurden unter dem Gesichtspunkt der regionalen Zusammenarbeit Themen mit dem Kreis Mettmann, der Stadt Düsseldorf und der Stadt Köln sowie weiteren Städten und Kreisen in Nordrhein-Westfalen geführt.

 

Auch trafen sich auf der Expo Real die Spitzenrepräsentanten der rheinischen Großstädte und Kreise sowie der Industrie- und Handelskammern um themenbezogen eine engere Kopperation anzustreben, um das Rheinland als eigenständige und selbstbewusste Marke zu etablieren. Hierzu wird es in der Folge nach der Expo weitere Aktivitäten geben.

 

 

 

 

6. Gründertag im Rhein-Kreis Neuss

 

Unter der Headline „Alle Informationen für einen erfolgreichen Start“ hat die Wirtschaftsförderung gemeinsam mit allen 8 Städten und Gemeinden sowie der IHK Mittlerer Niederrhein am 16. Oktober 2010 wiederum einen Gründertag mit über 200 interessierten Besuchern veranstaltet. Neben einer moderierten Gesprächsrunde, in der Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer über die Erfahrung bei Existenzgründungen berichteten, gab es Gelegenheit zu vielfältigen Kontaktgesprächen an zahlreichen Informationsständen sowie die Möglichkeit zur Teilnahme an sechs verschiedenen Workshops.

 

 

7. Start-Messe in Essen

 

Am 24. und 25. September 2010 fand in Essen die Start-Messe für Existenzgründer und junge Unternehmer statt.

 

Auch das Startercenter des Rhein-Kreises Neuss, war an diesen beiden Tagen am Gemeinschaftsstand der Startercenter NRW vertreten und stand für Beratungsgespräche zur Verfügung. Zum großen Teil kamen die 4.500 Besucher aus Nordrhein-Westfalen und nutzten sowohl die Beratungsmöglichkeiten bei den Ausstellern als auch die START-Beraterlounge.

 

 

8. „EUROPA und WIRTSCHAFT“ – Gemeinsame Netzwerkveranstaltung des Rhein-Kreises Neuss und des Kreises Wesel mit NRW.Europa am 16.11.2010 in Wesel

 

Der Europäische Binnenmarkt eröffnet gerade auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU´s) Chancen und Möglichkeiten für eine europäische und internationale Ausrichtung der Geschäftstätigkeit. Fast 99 % aller Unternehmen in der EU sind KMU´s und haben in den letzten Jahren 80 % der neuen Arbeitsplätze geschaffen und 60 % der Wertschöpfung erwirtschaftet. Dennoch sind nach neuesten Erkenntnissen nur 8 % von ihnen im Binnenmarkt tätig. Die Europäische Kommission ergreift daher kontinuierlich politische Initiativen und legt Fördermaßnahmen auf, die auf die Belange der KMU´s zugeschnitten sind und diese in ihrer Tätigkeit im Europäischen Binnenmarkt unterstützen sollen. Dazu gehören u.a. besondere Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie spezielle Förderprogramme der EU.

 

Auf einer Gemeinschaftsveranstaltung des Rhein-Kreises Neuss mit seinem EUROPE DIRECT Informationszentrum Mittlerer Niederrhein und des Kreises Wesel (Mitglied im EUROPE DIRECT Informationszentrum seit dem 01. Januar 2010) mit NRW.Europa (Konsortium aus Zenit GmbH und NRW.BANK, Mitglied im Netzwerk „Enterprise Europe Network“ der Europäischen Kommission) am 16.11. d.J. im Kreishaus Wesel erhalten interessierte KMU´s Informationen über für sie passende EU-Förderprogramme aus den Bereichen Wachstum und Innovation und Antworten auf die entscheidenden Fragen rund um die Anbahnung und Festigung europäischer Geschäftskontakte.

 

Die Veranstaltung wird seitens der Europäischen Kommission mit einem Betrag in Höhe von € 2.000,- unterstützt.

 

 

9. Informationsfahrt des EUROPE DIRECT Informationszentrums Mittlerer Niederrhein nach Brüssel am 18./19.11.2010

 

Der Kreis Wesel ist zum 01. Januar d.J. neues Mitglied im EUROPE DIRECT Informationszentrum Mittlerer Niederrhein geworden und hat den Wunsch geäußert, mit dem Arbeitskreis der Wirtschaftsförderer (Kreis Wesel und kreisangehörige Städte und Gemeinden) eine erste  Informations- und Orientierungsfahrt nach Brüssel zu unternehmen.

Die zweitägige Fahrt führt die Gruppe u.a. ins Europäische Parlament nach Brüssel, wo sie von dem für die Region Niederrhein zuständigen Europaabgeordneten Karl-Heinz Florenz zu einem Gespräch über die aktuelle Klima- und Energiepolitik empfangen wird und in die Europäische Kommission, wo die Gruppe sich über die Pläne und den Diskussionsstand zur Kohäsionspolitik nach 2013 und die EU-Mittelstandspolitik informieren lassen wird.

Des Weiteren ist ein Besuch in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen zur Europäischen Union fest verabredet, um u.a. über die mögliche Kooperationsmöglichkeiten mit den Kommunen in NRW zu beraten; abschließend wird die Gruppe dem Europabüro des Deutschen Städte- und Gemeindebundes einen Besuch abstatten und sich über Einflussmöglichkeiten kommunaler Spitzenverbände auf die EU-Politik und über die EU-Beihilfenpolitik am Beispiel der Breitbandförderung orientieren lassen.

 

Die Brüsselreise wird seitens der Europäischen Kommission mit einem Betrag in Höhe von € 3.000,- unterstützt.

 

 

10. Bericht von den OPEN DAYS (Regionalpolitisches Forum) in Brüssel zum Diskussionsstand EU-Kohäsionspolitik nach 2013

 

Bereits zum 8. Mal fanden vom 04. bis 07.10.2010 in Brüssel die OPEN DAYS statt, das seit 2003 jährlich stattfindende „europäische Familienfest der Städte und Regionen“. Die OPEN DAYS sind die größte Jahresveranstaltung zur Regionalpolitik in der Europäischen Union und werden gemeinsam von der Europäischen Kommission, Generaldirektion Regionalpolitik, dem Ausschuss der Regionen und zahlreichen Regionen organisiert, die im Rahmen der Themenschwerpunkte zu workshops, Seminaren und Veranstaltungen einladen. Dieses Jahr standen die OPEN DAYS unter dem Motto „Competitiveness, co-operation and cohesion for all regions“. In diesem Jahr trafen sich ca. 6000 TeilnehmerInnen in über 130 Seminaren aus allen 27 EU-Mitgliedstaaten, den EU-Organen und -Institutionen, den Regionen, Städten, Unternehmen und den verschiedensten Lobbyverbänden, um über die Schwerpunkte und Finanzausstattung der EU-Kohäsionspolitik nach 2013 zu diskutieren. Die Veranstaltungen hatten thematisch drei Schwerpunkte:

Wettbewerbsfähigkeit: Fragen der Innovation, der regionalen Entwicklung und grünes Wirtschaftswachstum sowie Ergebnisse im Rahmen des Ziels „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ (NRW-EU-Ziel 2-Programm)

Kooperation: Territoriale und grenzüberschreitende Kooperation; sog. Makroregionen tauschen Erfahrungen aus

Kohäsion: Fragen der Konvergenz (Angleichung) zwischen den Regionen in der EU, der territorialen und sozialen Kohäsion und integrierte Ansätze für die lokale Ebene

 

Das EUROPE DIRECT Informationszentrum hat vom 04. bis 06.10. d.J. an den OPEN DAYS teilgenommen. Zur künftigen Ausgestaltung der EU-Kohäsionspolitik nach 2013 können zusammenfassend folgende Hinweise gemacht werden:

 

  1. Die Kohäsionspolitik nach 2013 soll vornehmlich Hilfe für die bedürftigsten Regionen bereitstellen, daneben sollen auch weiterhin alle Regionen in den Genuss einer EU-Förderung kommen, d.h. Fortführung des jetzigen Ziels 2 (Rhein-Kreis Neuss), weil es ermöglicht, regionale Besonderheiten zu berücksichtigen; nur so können alle Regionen in der EU von der positiven Gesamtentwicklung profitieren.
  2. Alle Parteien waren sich einig, dass bei der Ausgestaltung der EU-Kohäsions- und Strukturpolitik die regionale und lokale Ebene stärker (als noch unter der Lissabon-Strategie) miteinbezogen werden muss. Es wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Kompetenz und die Erfahrung vor Ort vorhanden ist und die örtliche Ebene am ehesten beurteilen kann, welche Projekte sinnvoll sind und zu den erwarteten Ergebnissen führen. Im Übrigen wurde an dieser Stelle betont, dass es auch nur so gelingen kann, die Bevölkerung von Europa zu überzeugen und mitzunehmen, indem EU-Projekte vor Ort konzipiert und durchgeführt werden („Europa muss vor Ort erlebbar sein“). Daher wird dem Ansatz der territorialen Kohäsion die größte Bedeutung beigemessen.
  3. Daher muss die zukünftige EU-Strukturpolitik eine gewisse Flexibilität aufweisen, um den Regionen gemäß ihrer Bedürfnisse helfen zu können.
  4. Dennoch wird es, wie von verschiedenen Akteuren gefordert, keine „Regionalbudgets“ (d.h. in Deutschland unterhalb der Bundesländerebene) für Regionen oder regionale Zusammenschlüsse geben, da dies den europäische Zielsetzungen widerspricht und das Abwicklungsverfahren zu komplex machen würde. Die Europäische Kommission hat an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Operationellen Programme (nationale/regionale Durchführungsprogramme von den europäischen Zielen aus gesehen und ausgestaltet werden müssen (nicht von den nationalen oder regionalen Zielsetzungen).
  5. Die Regelungen zur Durchführung und Kontrolle der EU-Projekte sollen vereinfacht und effektiver werden, um unnötige Bürokratie zu vermeiden und bessere Ergebnisse erzielen zu können.
  6. Die Europäische Kommission misst den Regionen und Städten eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Strategie Europa 2020 und der EU-Kohäsionspolitik nach 2013 zu; sie betont ausdrücklich, dass keine Ebene von der Mitgestaltung und Durchführung der kommenden EU-Strukturfondsförderperiode ausgeschlossen wird. Für die Zukunft sieht die Europäische Kommission selbst die Notwendigkeit der Verbesserung der „Kommunikation“ zwischen allen Ebenen, der EU-Ebene, den Mitgliedstaaten und den regionalen/lokalen Akteuren, da eine gut funktionierende und vertrauensvolle Zusammenarbeit der verschiedenen Ebenen als wesentlich („crucial“) für die erfolgreiche Umsetzung der Ziele der Strategie Europa 2020 und der zukünftigen EU-Kohäsionspolitik angesehen wird.
  7. Laut Europäischer Kommission sollen die grundlegenden Regeln für die Kohäsionspolitik nicht verändert werden, jedoch hat sich die Kommission das Ziel gesetzt die Finanzmittel effektiver einzusetzen, den sog. „europäischen Mehrwert“ (Wirkung eines EU-Projektes über nationale Grenzen hinaus) zu vergrößern und die Durchführungsregelungen zu  vereinfachen (Konzentration, Konditionalität und Ergebnisse). Die Ergebnisse sollen im Vorhinein definiert und verstärkt auf die Nutznießer und die gewünschten Resultate ausgerichtet werden; es soll hierzu ein entsprechendes Monitoring stattfinden und die Transparenz über Projekte und Finanzmittel vergrößert werden, so dass die Maßnahmen für jedermann sichtbar werden. Dagegen soll es ein Weniger an Kontrollen und ein Mehr an Anreizen zur Erreichung der Ziele geben.
  8. Die Strategie Europa 2020 mit ihren Kernzielen und Leitiniativen wird ganzheitlich in die EU-Strukturfonds einfließen, d.h. die einzelnen Ziele werden ausreichend mit Finanzmitteln ausgestattet.

 

Fazit:

Die Diskussionen um die Ausgestaltung der zukünftigen EU-Kohäsionspolitik befinden sich jetzt in der entscheidenden Phase. Die OPEN DAYS haben deutlich gemacht, dass die Europäische Kommission keine Ebene und keinen Akteur von den kommenden Diskussionen ausschließen wird. Der häufig vorgetragenen Bitte, die regionale und lokale Ebene in die Gestaltung und Umsetzung der EU-Strukturfondsförderperiode nach 2013 einzubinden, steht die Europäische Kommission offen und positiv gegenüber („wird ein Auge darauf halten“).

Daher wird auch der Rhein-Kreis Neuss seine Einflussmöglichkeiten in NRW und Brüssel nutzen, um sich für zwei Anliegen einzusetzen:

  1. Fortführung des Ziels 2 „Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“
  2. Fortführung der dezentral verwalteten und durchgeführten EU-Programme (z.B. NRW-EU-Ziel 2-Programm).

 

Eine erste Gelegenheit bietet sich auf Einladung des Landkreistages NRW am 08. November d.J. mit dem „Brüsseler Gespräch“ mit Vertretern der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, des Wirtschaftsministeriums des Landes NRW und der Staatskanzlei des Landes NRW zu dem Thema „Bilanz und Perspektiven der EU-Kohäsionspolitik“