Beschlussempfehlung:
Der Kreisausschuss befürwortet die Schaffung einer
Klimaschutzpartnerschaft zwischen dem Rhein-Kreis Neuss und der kolumbianischen
Stadt Solana im Rahmen des Projektes „50 kommunale Klimaschutzpartnerschaften
bis 2015und empfiehlt dem Kreistag die Zustimmung zu diesem Vorhaben.
Sachverhalt:
Grundlagen
Länder und Kommunen tragen
gemeinsam mit dem Bund die Verantwortung für die Entwicklungspolitik
Deutschlands. Dies haben die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der
Länder auf ihrer Konferenz im Oktober 2008 mit ihrem Beschluss zur
Entwicklungspolitik bekräftigt und damit eine neue Architektur der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit formuliert.
Seit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro,
die die Kommunen erstmals als zentrale Akteure bei der Umsetzung einer globalen
Nachhaltigkeitsstrategie herausstellte, haben die Kommunen in der
internationalen Zusammenarbeit zunehmend an Gewicht gewonnen. Ein
herausragendes Beispiel dafür ist die Millenniumserklärung der Staats- und
Regierungschefs aus dem Jahr 2000, aus der die Millenniums-Erklärung der
Kommunen hervorgegangen ist
Immer mehr deutsche Städte und Gemeinden engagieren sich vor diesem
Hintergrund in der Entwicklungspolitik.
Das kommunale Engagement wird sowohl von den Vereinten Nationen und der
Europäischen Union als auch durch die Bundesregierung und die Bundesländer
begrüßt und unterstützt.
Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt und die
Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW (LAG 21 NRW) führen im Auftrag des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gemeinsam
das Projekt "50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015" durch.
Unterstützt wird das Projekt durch einen Präsidiumsbeschluss des Deutschen
Städtetages sowie den Deutschen Städte- und Gemeindebund und den Landkreistag
NRW. Ziel ist es, dass deutsche Kommunen mit Regionen und Kommunen in
Entwicklungs- und Schwellenländern gemeinsame Handlungsprogramme zum
Klimaschutz und zur Klimaanpassung entwickeln.
Stand des Projekts
Nachdem das Projekt 2011
erfolgreich gestartet ist, arbeiten aktuell (Stand: November 2012) neun
Pilotpartnerschaften zwischen deutschen und afrikanischen Kommunen aus Ghana,
Südafrika und Tansania an gemeinsamen Handlungsprogrammen zu Klimaschutz und
Klimaanpassung. Im September 2012 fand für die deutschen Pilotkommunen das
dritte Netzwerktreffen in Bremen. Dort wurde der Austausch über Fortschritte
und Herausforderungen bei der Erstellung der Handlungsprogramme sowie die
Arbeit in den Klimapartnerschaften insgesamt fortgeführt. Daneben wurden die
Themen Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure, wirkungsorientierte Planung
von Entwicklungsprojekten und Fördermöglichkeiten für Kommunen behandelt. Die
afrikanischen Kommunen trafen sich Anfang Oktober zum Erfahrungsaustausch in
Durban. Dabei lernten sie auch einige Beispiele der international bekannten
Klimaschutzprojekte vor Ort kennen.
Kommunale Klimapartnerschaften Deutschland - Afrika
Bremen - Durban, Südafrika
Bonn - Cape Coast, Ghana
Dortmund - Kumasi, Ghana
Enzkreis - Masasi Distrikt, Tansania
Hamburg - Dar es Salaam, Tansania
Kiel - Moshi Distrikt, Tansania
Potsdam - Sansibar, Tansania
Tübingen - Moshi Stadt, Tansania
Würzburg - Mwanza, Tansania
Daneben läuft die zweite Phase des Projektes an, an der sich
Klimapartnerschaften deutscher mit lateinamerikanischen Kommunen beteiligen.
Die deutschen Kommunen trafen sich im Oktober zu einem ersten Netzwerktreffen. Offizieller
Beginn dieser Phase war ein internationaler Auftaktworkshop im November 2012 in
Cost Rica, dem alle teilnehmenden Kommunen vertreten waren.
Kommunale Klimapartnerschaften Deutschland - Lateinamerika
Bielefeld - Estelí, Nicaragua
Jena - San Marcos, Nicaragua
Köln - Corinto, El Realejo, Nicaragua
Nürnberg - San Carlos, Nicaragua
Wuppertal - Matagalpa, Nicaragua
Köln - Rio de Janeiro, Brasilien
Rhein-Sieg-Kreis - Santarém, Brasilien
Hannover - Belén de los Andaquíes, Kolumbien
Bonn - La Paz, Linares, Bolivien/Chile
Lahr - Alajuela, Costa Rica
Berlin - Buenos Aires, Argentinien
Hagen - Portmore, Jamaika
Ausgangslage und Hintergrund
Auf der 11. Bundeskonferenz der Kommunen und Initiativen 2009 in München
haben die kommunalen Akteure ein deutliches Signal für weitere Ziele und
Handlungsempfehlungen im Schwerpunkt "Klima in der
Entwicklungspolitik" erarbeitet. Bis zum Jahr 2015 sollen mindestens 50 deutsche
Kommunen Klimapartnerschaften für eine nachhaltige Entwicklung im Rahmen von
langfristigen kommunalen Partnerschaften aufbauen.
Vor diesem Hintergrund, der Kompetenz des Rhein-Kreises Neuss in Energie-
und Klimaschutzfragen und der langjährigen Zusammenarbeit mit der Republik
Kolumbien ist der Rhein-Kreis Neuss nun gebeten worden, sich an diesem Projekt
mit der kolumbianischen Stadt Solano zu beteiligen.
Die Gemeinde Solano in der Provinz Caqueta ist mit einer Fläche von
41.653 km² die flächenmäßig zweitgrößte Kommune in kolumbien. Sie liegt im
Einzugsgebiet von Nationalparken mit globaler Bedeutung.wie Serrania del
Chibiriquete, Alto Fragua Indi Wasi und La Paya. Das Gebiet der Gemeinde
umfasst etwa 10 Prozent der gesamten Amazonasregion Kolumbiens, in der nur etwa
20.000 Menschen vorwiegend indigener Abstammung leben.
Zielstellung
Das Projekt zielt darauf ab, die schon bestehenden Partnerschaften zu erweitern
und neue Klima-Partnerschaften aufzubauen. Die Ausgangslage der Entwicklungs-
und Schwellenländer und ihren Kommunen ist, dass sie ihren CO2-Ausstoß gemäß
der internationalen Klimaschutzziele um 15 bis 30 Prozent reduzieren wollen und
gleichzeitig erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, um den Folgen des
Klimawandels zu begegnen. Strategische und integrierte Klimaschutz- und
Klimaanpassungskonzepte, die sich auf Regionen oder einzelne Kommunen beziehen,
sind jedoch bisher kaum bekannt. Insbesondere wird noch keine Integration der
Sektoren Industrie, Gewerbe-Handel-Dienstleistungen, Verkehr, öffentliche und
private Haushalte vollzogen. Ferner fehlt es an Mechanismen zur
CO2-Bilanzierung und zur Entscheidungsfindung darüber, welche Entwicklungsprojekte
mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels zukünftig prioritär umgesetzt
werden sollen und können. Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen werden bisher
eher auf der Projektebene 2 durchgeführt, ohne dass es eine prinzipielle
Auseinandersetzung und eine strategische Maßnahmenplanung gibt.
Maßnahmen
Im Projekt sollen die kommunalen Akteure aus Deutschland gemeinsam mit
ihren Partnerkommunen ein bilaterales, wissenschaftlich fundiertes Klimaschutz-
und Klimaanpassungskonzept als Handlungsmatrix erarbeiten. Diese
Handlungsmatrix soll unterschiedliche Ziele und Maßnahmen zu Klimaschutz und
-anpassung über die Handlungssektoren Industrie,
Gewerbe-Handel-Dienstleistungen, Verkehr, öffentliche und private Haushalte
beschreiben können und idealerweise in die kommunalen
Partnerschaftskonzeptionen einfließen. Die Kompetenzen deutscher Kommunen und
Nichtregierungsorganisationen in den Bereichen Politikberatung,
Wissenstransfer, Capacity Building und dem Einsatz von Methoden zur Erreichung
von Good Governance werden dabei gewinnbringend für die Partner im Süden bzw.
Osten angeboten. Gleichzeitig werden auch die deutschen Kommunen von den
Erfahrungen ihrer Partnerstädte profitieren. Für eine kontinuierliche
Unterstützung wird ein Fachbeirat eingerichtet, der die Vernetzungsarbeit durch
sein breit gefächertes Know-how unterstützt.
Zur Intensivierung des Erfahrungsaustauschs zwischen den beteiligten Kommunen
sollen regelmäßig nationale und internationale Workshops und Konferenzen
durchgeführt werden. Darüber hinaus sind wechselseitige Entsendungen kommunaler
Experten für Kurzzeiteinsätze in ihren jeweiligen Partnerkommunen geplant.
Zielgruppe des Projekts sind insbesondere Akteure aus Politik und Verwaltung
sowie ausgewählte zivilgesellschaftliche Akteure in den jeweiligen
Partnerstädten.
Kosten und Finanzierung
Kosten entstehen dem Rhein-Kreis
Neuss lediglich für die Bereitstellung des entsprechenden Personals. Alle
Sachkosten incl. Reise- und Materialkosten werden vom Projektträger übernommen.
Auf die anliegenden Informationen wird verwiesen.
Quelle: www.service-eine-welt.de