Betreff
Kolumbienreise
Vorlage
010/0400/XVI/2015
Art
Tischvorlage

Sachverhalt:

Für die Vertreter des Rhein-Kreises Neuss - Allgemeiner Vertreter Jürgen Steinmetz,

Umweltdezernent Karsten Mankowsky und Planungsamtsleiter Marcus Temburg -  stand die Klimapartnerschaft mit der Gemeinde Solano im kolumbianischen Amazonasgebiet im Fokus der Reise.

Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziell geförderte Klimaprojekt mit der Gemeinde Solano sieht eine jährliche Projektbetreuungsreise in die Partnerkommune vor. Die letzte Projektbetreuungsreise fand im August 2013 statt. Die entstandenen Reisekosten für die Vertreter des Rhein-Kreises Neuss werden vollständig aus Projektmitteln gedeckt.

 

Im Hinblick auf die Klimapartnerschaft der Gemeinde Solano konnten folgende Erkenntnisse gewonnen bzw. Ergebnisse erzielt werden:

 

        Das kolumbianische Umweltministerium sagte in einem Gespräch in Bogota die grundsätzliche Unterstützung des Projektes zu. Die gilt insbesondere für die erneuerbaren Energien und den Bereich der Abfallwirtschaft. Beide Themenbereiche sind für die kolumbianische Nationalregierung ein wichtiges Kriterium für den geplanten Beitritt zur OECD.

        Die deutsche Botschaft sagte die Unterstützung bei der Abstimmung zwischen der Klimapartnerschaft mit der Gemeinde Solano und anderen Projekten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in der Region zu.

        Die nationale Bergbau- und Energiebehörde Kolumbiens (IPSE – Instituto de Planificación y Promoción de Soluciones Energéticas para las Zonas No Interconectadas) erklärte sich im Gespräch mit Vertretern des Rhein-Kreises Neuss bereit, das defekte Kleinwasserkraftwerk in Araracuara (Ortsteil der Gemeinde Solano) für einen Betrag von rd. 400 000 € auf eigene Kosten zu erneuern.

        In einem Gespräch in Solano mit Vertretern der deutschen Caritas, die in der Region Caquetá ebenfalls ein Entwicklungsprojekt durchführt, wurde eine grundsätzliche Zusammenarbeit der Projekte vereinbart. Zur Koordination der Zusammenarbeit wird ein regelmäßiger Arbeitskreis der Projektvertreter vor Ort installiert.

        Die Klimapartnerschaft erfährt vor Ort in Solano eine hohe Akzeptanz und breites Interesse in der Bevölkerung.

        Die im Rahmen des Projektes eingerichteten Arbeitsstrukturen vor Ort (Corporacion Solano als Ausführungsinstitution der Gemeinde) arbeiten zielgerichtet und erfolgsorientiert.

        Mittlerweile nehmen rd. 100 Kleinbauernfamilien mit vorwiegend indigenem Hintergrund am Teilprojekt Kakao teil.

        Die Anzucht von hochwertigen einheimischen Kakaosorten im Regenwald (Agroforstsystem) verläuft bisher planmäßig.

        Auch die Stromversorgung mittels Anlagen erneuerbarer Energien wird sukzessive verbessert. Im Zuge des Besuchs konnten 48 Pico-Solaranlagen zur Erzeugung von Licht und zum Aufladen von Mobiltelefonen, die in den entlegenen Teilen Solanos die einzige Kommunikationsmöglichkeit darstellen, an am Projekt teilnehmende Kleinbauernfamilien übergeben werden.

        Mit der Inbetriebnahme eines Elektrobootes mit Solar-Aufladestation, einer absoluten Neuerung im Amazonasgebiet, konnte auch ein erster Beitrag zur Verbesserung der Transportsituation, die insbesondere für das Teilprojekt Kakao hohe Bedeutung hat, erreicht werden.

        Die Gemeinde Solano hat auch besonderes Interesse an dem Thema Abfallwirtschaft. Die Abfälle werden in Solano lediglich zwei Mal pro Woche eingesammelt und auf eine ungeordnete und nicht abgedichtete Deponie am Rande des Regenwaldes verfrachtet. Es wurde vereinbart, die Gemeinde Solano mit beim Rhein-Kreis Neuss vorhandenem Know-how für die Minimierung der von der Deponie ausgehenden Gesundheits- und Umweltgefahren zu unterstützen.

Darüber hinaus ergeben sich über die in der benachbarten Luftwaffenbasis vorhandene Müllverbrennungsanlage erste Ansatzpunkte für den möglichen Aufbau eines Abfallwirtschaftssystems in Solano.

-       Im Rahmen des Austauschs mit den kolumbianischen Partnern in Solano konnten darüber hinaus administrative Fragen zur weiteren Umsetzung des Förderprojekts geklärt werden.

 

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Projekt vor Ort in Solano positiv verläuft, eine hohe Akzeptanz erfährt und darüber hinaus als „Modellprojekt“ in der Amazonasregion breites Interesse vor Ort aber auch bei regionalen und nationalen Behörden und Akteuren der Zivilgesellschaft erregt. Die Gemeinde Solano rückt zunehmend auch in den Fokus der kolumbianischen Nationalregierung in Bogotá, die ihrerseits umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Stromversorgung vor Ort vorbereitet.

 

Die begleitende Unternehmerreise mit 20 Wirtschaftsvertretern nach Bogota, Solano und Cartagena hatte zum Ziel, den Reiseteilnehmern vor Ort Einblicke in die Potenziale und Rahmenbedingungen des kolumbianischen Marktes zu geben.

 

Kolumbien ist eine der größten Volkswirtschaften und nach Brasilien der am schnellsten wachsende Markt Südamerikas mit einem Wachstum von zuletzt jährlich immer etwa 5%. Als wichtiges Bindeglied zwischen den Märkten Süd- und Lateinamerikas weist das Land ein enormes Wachstumspotenzial auf. Geschäftschancen ergeben sich aufgrund der zahlreichen Infrastrukturvorhaben sowie weiterer Großprojekte in den Bereichen Ernährungswirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Logistik, Energie und Umwelt. Das mit 45 Millionen Einwohnern zweitgrößte Land Südamerikas ist dabei nicht nur als Export- und Beschaffungsmarkt interessant. Seine zentrale Lage und sein Zugang zum Pazifischen Ozean wie zum Nordatlantik machen es auch zu einem attraktiven Produktionsstandort. Weitere positive Effekte werden durch die sich positiv entwickelnden Friedensverhandlungen erwartet.

 

Die Delegation nahm über den Aufenthalt in Solano hinaus unter anderem Termine beim Deutschen Botschafter, im Umweltministerium der Republik Kolumbien, mit einem Deutsch-Kolumbianischen Unternehmensberater und dem Industriehafen Cartagena, dem größten Hafen Kolumbiens, wahr. Darüber hinaus kam es zu einem Zusammentreffen mit der Neusser Ordensschwester Johann Baptist Umberg, der ein Spendenbetrag und Medikamente für die engagierte und wertvolle Arbeit in den Armutsvierteln Bogotas übergeben wurde.

 

Die Teilnehmer haben alle im Rahmen der Reise anfallenden Kosten selber getragen und ein positives Fazit dieser Reise gezogen.