Betreff
Infektionsbericht 2016
Vorlage
53/1829/XVI/2017
Art
Bericht

Beschlussvorschlag:

Der Sozial- und Gesundheitsausschuss nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.


 

 

 

Wie üblich berichtet das Gesundheitsamt zu Beginn des neuen Jahres über das Vorkommen von meldepflichtigen Infektionskrankheiten im Rhein-Kreis Neuss.

Die gesamte Situation war Anfang 2016 geprägt von einer Grippewelle während gegen Ende eine Vielzahl von Norovirusinfektionen auftrat. Erfreulicherweise führte die Flüchtlingssituation zu keiner nennenswerten epidemiologischen Zunahme einer übertragbaren Erkrankung in der Region. Allenfalls zu erwähnen sind diesbezüglich einige zusätzliche Fälle der Erkrankungen Krätze und Tuberkulose.

 

 

 

Meldungen aus Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Senioren Pflegeeinrichtungen

Wie das unten aufgeführte Stabdiagramm zeigt, war in allen aufgeführten Krankheitssegmenten eine Zunahme der gemeldeten Fälle evident. Auffällig ist vor allem die Steigerung bei den Brech-Durchfallerkrankungen (Gastroenteritiden). Auch wenn diesbezüglich kein Erregernachweis geführt werden konnte, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es sich um Norovirusinfektionen handelte. Trotz des hohen Bekanntheitsgrades dieser Infektion in der Bevölkerung, richtet sich das Augenmerk des Gesundheitsamtes nach wie vor auf eine intensive Informationsvermittlung in den Einrichtungen und der Bevölkerung. Dennoch ließ sich eine Reihe von Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen nicht verhindern. In Einzelfällen wurden zusätzlich weiterführende Maßnahmen wie eine Schließung der Einrichtung oder aber auch ein Aufnahmeverbot umgesetzt. So musste beispielsweise eine Schule, in der zeitgleich 70 Kinder erkrankten, passager geschlossen werden.

 

Ärztliche Meldungen über betroffene PatientInnen

Auch in diesem Bereich nahm die Anzahl der übermittelten Infektionen zu. Während 2015 noch insgesamt 1974 Fälle gemeldet wurden, waren es im letzten Jahr 2187.

Besonders auffällig war der bundesweite und auch im Rhein-Kreis Neuss zu beobachtende Umstand, dass die Hepatitis E, eine infektiöse Lebererkrankung, fallzahlenmäßig deutlich zunahm (45 %). Diese Erkrankung wird primär auf den Verzehr von Schweinefleisch zurückgeführt, ist also eigentlich eine lebensmittelassoziierte Erkrankung. In den hier nachgewiesenen 16 (2015: 11) Fällen konnte allerdings auch in Zusammenarbeit mit der Lebensmittelüberwachung kein ursächliches Agens ausfindig gemacht werden.

Aktuelle Fallzahlen können jederzeit der Internetseite www.rhein-kreis-neuss.de/infektionen entnommen werden.

 

Multiresistente Keime

Dem Komplex „Multiresistente Keime in Krankenhäusern“ widmet sich das Gesundheitsamt seit 01.07.2016 im Rahmen eines neu aufgelegten Projektes namens „Eur Health / 1 Health“. Hauptindikator für die epidemiologische Situation von Problemkeimen in Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen ist der Methicillin-resistente Staphylokokkus aureus (MRSA).

 

51 gemeldete Fälle aus dem letzten Jahr stehen 61 Fälle aus 2015 gegenüber. Somit ist eine leichte Abnahme der Meldungen zu verzeichnen. Dies spiegelt auch die Situation in NRW wider. Nach wie vor liegt der Rhein-Kreis Neuss aber in NRW vor Duisburg, Bottrop und Krefeld auf dem viertletzten Platz (Inzidenzen: Fälle auf 100.000 Einwohner in 2016: RKN 11,58, Krefeld: 12,61,Bottrop 12,92, Duisburg 13,35).

Letztlich ist dieser Umstand nicht ausreichend erklärbar. Das Gesundheitsamt hat gerade im letzten Jahr über eine Informationsoffensive mit einem Infomobil auf Marktplätzen des Rhein-Kreises Neuss Bürgerinnen und Bürger für die Thematik sensibilisiert. Darüber hinaus wurde bei den Klinikbegehungen auf den Umstand hingewiesen. Möglicherweise trägt die örtliche Antibiotikaverordnung zu der erhöhte Nachweisrate bei. Diesbezüglich zieht das Gesundheitsamt momentan ein evaluierbares System des quantitativen Antibiotikaverbrauches im Rhein-Kreis Neuss in Betracht, um einen möglichen Zusammenhang mit den MRSA-Zahlen in einer Zeitreihe nachweisen zu können.