Beschlussvorschlag:
Der Sozial- und Gesundheitsausschuss nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.
Wie
üblich berichtet das Gesundheitsamt zu Beginn des neuen Jahres über das
Vorkommen von meldepflichtigen Infektionskrankheiten im Rhein-Kreis Neuss.
Die
gesamte Situation war Anfang 2016 geprägt von einer Grippewelle während gegen
Ende eine Vielzahl von Norovirusinfektionen auftrat. Erfreulicherweise führte
die Flüchtlingssituation zu keiner nennenswerten epidemiologischen Zunahme
einer übertragbaren Erkrankung in der Region. Allenfalls zu erwähnen sind
diesbezüglich einige zusätzliche Fälle der Erkrankungen Krätze und Tuberkulose.
Meldungen aus Gemeinschaftseinrichtungen
wie Kindergärten, Schulen und Senioren Pflegeeinrichtungen
Wie
das unten aufgeführte Stabdiagramm zeigt, war in allen aufgeführten
Krankheitssegmenten eine Zunahme der gemeldeten Fälle evident. Auffällig ist
vor allem die Steigerung bei den Brech-Durchfallerkrankungen
(Gastroenteritiden). Auch wenn diesbezüglich kein Erregernachweis geführt
werden konnte, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es sich um
Norovirusinfektionen handelte. Trotz des hohen Bekanntheitsgrades dieser
Infektion in der Bevölkerung, richtet sich das Augenmerk des Gesundheitsamtes
nach wie vor auf eine intensive Informationsvermittlung in den Einrichtungen
und der Bevölkerung. Dennoch ließ sich eine Reihe von Ausbrüchen in
Gemeinschaftseinrichtungen nicht verhindern. In Einzelfällen wurden zusätzlich
weiterführende Maßnahmen wie eine Schließung der Einrichtung oder aber auch ein
Aufnahmeverbot umgesetzt. So musste beispielsweise eine Schule, in der
zeitgleich 70 Kinder erkrankten, passager geschlossen werden.
Ärztliche Meldungen über betroffene
PatientInnen
Auch
in diesem Bereich nahm die Anzahl der übermittelten Infektionen zu. Während
2015 noch insgesamt 1974 Fälle gemeldet wurden, waren es im letzten Jahr 2187.
Besonders
auffällig war der bundesweite und auch im Rhein-Kreis Neuss zu beobachtende
Umstand, dass die Hepatitis E, eine infektiöse Lebererkrankung, fallzahlenmäßig
deutlich zunahm (45 %). Diese Erkrankung wird primär auf den Verzehr von
Schweinefleisch zurückgeführt, ist also eigentlich eine lebensmittelassoziierte
Erkrankung. In den hier nachgewiesenen 16 (2015: 11) Fällen konnte allerdings
auch in Zusammenarbeit mit der Lebensmittelüberwachung kein ursächliches Agens
ausfindig gemacht werden.
Aktuelle
Fallzahlen können jederzeit der Internetseite
www.rhein-kreis-neuss.de/infektionen entnommen werden.
Multiresistente Keime
Dem
Komplex „Multiresistente Keime in Krankenhäusern“ widmet sich das Gesundheitsamt
seit 01.07.2016 im Rahmen eines neu aufgelegten Projektes namens „Eur Health / 1
Health“. Hauptindikator für die epidemiologische Situation von Problemkeimen in
Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen ist der Methicillin-resistente
Staphylokokkus aureus (MRSA).
51
gemeldete Fälle aus dem letzten Jahr stehen 61 Fälle aus 2015 gegenüber. Somit
ist eine leichte Abnahme der Meldungen zu verzeichnen. Dies spiegelt auch die
Situation in NRW wider. Nach wie vor liegt der Rhein-Kreis Neuss aber in NRW
vor Duisburg, Bottrop und Krefeld auf dem viertletzten Platz (Inzidenzen: Fälle
auf 100.000 Einwohner in 2016: RKN 11,58, Krefeld: 12,61,Bottrop 12,92,
Duisburg 13,35).
Letztlich
ist dieser Umstand nicht ausreichend erklärbar. Das Gesundheitsamt hat gerade
im letzten Jahr über eine Informationsoffensive mit einem Infomobil auf
Marktplätzen des Rhein-Kreises Neuss Bürgerinnen und Bürger für die Thematik
sensibilisiert. Darüber hinaus wurde bei den Klinikbegehungen auf den Umstand
hingewiesen. Möglicherweise trägt die örtliche Antibiotikaverordnung zu der
erhöhte Nachweisrate bei. Diesbezüglich zieht das Gesundheitsamt momentan ein
evaluierbares System des quantitativen Antibiotikaverbrauches im Rhein-Kreis
Neuss in Betracht, um einen möglichen Zusammenhang mit den MRSA-Zahlen in einer
Zeitreihe nachweisen zu können.